Ich finde es schon ausgesprochen peinlich, wenn das Handelsblatt den Piraten einfach fälschlicherweise unterstellt, sie würden das Urheberrecht abschaffen und Urheber enteignen wollen, dann groß und breit erklärt, warum das der Untergang der abendländischen Kultur wäre und dann 100 illustre Leute aufmarschieren lässt, die sich darüber empören.
Hallo?
Was für eine Art politischer Auseinandersetzung ist denn das?
Da könnte man ja jeder beliebigen Partei einfach etwas völlig falsches udn absurdes unterstellen, z.B. dass die Union dafür ist, Folter einzuführen (wobei es da ja sogar einen gewissen ehemaligen innenminister gibt... aber lassen wir das) oder die FDP Brandstiftung legalisieren will usw. und dann darüber herziehen und willkürlich Leute dazu befragen, wie schlimm sie sowas finden.
Wie wundervoll wäre es, wenn sich die Massenmedien, die Politik, die ganze Öffentlichkeit und vor allem auch die Urheber und Rechteverwerter mal sachlich und konstruktiv mit dem auseinandersetzen würden, was die Piraten wirklich vorschlagen und dabei auch mal gründlich hinterfragen, was denn die Alterantiven dazu sind, statt einfach etwas total falsches zu unterstellen und darauf herumzureiten.
Die Piraten wollen das Urheberrecht nicht abschaffen, sondern nur reformieren und dabei einen sinnvollen, ausgewogegen Kompromiss zwischen den inetressen der Urheber udn der Konsumenten/Bürger finden.
Dabei geht es primär um einen einzigen strittigen Punkt, nämlich ob ein Urheber oder lizensierter Verwerter das Recht darauf haben soll, auch rein privaten, nicht-kommerziellen Austausch zu kontrollieren. (Also Privatkopien im weiterrem Sinne.)
Dass der Urheber darüber bestimmen darf, ob und wie sein veröffentlichtes Werk kommerziell verwertet wird und dass er einen Anspruch auf eine gerechte Beteiligung an den daraus erzielten Einnahmen hat, dass niemand das Werke eines anderen als sein eigenes ausgeben darf usw., stellt niemand in Frage.
Aber da, wo sowieso kein Cent fließt, an dem Urheber beteiligt werden könnten, kann man sehr wohl hinterfragen, ob der Anspruch der Urheber auf Kontrole über ihr Werk wirklich elementare Menschenrechte auf Meinungs- und Informationsfreiheit, das Telekommunikationsgeheimnis usw. überwiegt.
Selbstverständlich ist der Austausch der neusten Lady-Gaga-Songs oder Hollywood-Blockbuster nicht wirklich durch die Meinungsfreiheit gedeckt, aber um diesen heute trotz aller Verbote schon milliardenfach stattfindenden freien Austausch zu unterbinden, müsste zwangsläufig auf massivste Weise in die Meinungsfreiheit eingegriffen werden.
Wie sonst soll man die illegalen Urheberrechtsverletzungen von den legalen Meinungsäußerungen trennen?
Das heutige Urheberrecht wirlich konsequent durchzusetzen, bedeutet nichts anderes, als die weltweite Einführung von Totalüberwachung und Zensur (und darüber hinaus noch andere Schweinereien wie Aufhebung der Gewaltenteilung und der Unschulddsvermutung, Einführung von Sippenhaft und Selbstjustiz usw.). Anders geht es gar nicht und genau daran arbeitet die Verwertungsindustrie seit ca. 10 Jahren so fieberhaft.
Das zu verhindern ist das Anliegen der Piraten.
Um die Abwägung dieses einen kritischen Aspektes des Urheberrechts mit der Alternative deines weltweiten Polizeistaates.
Der eigentliche Kerngedanke des Urheberrechts, dass die Urheber das Recht haben sollen, über die kommerzielle/gewerbliche Nutzung ihrer Werke zu bestimmen und daran mitzuverdienen, ist wie gesagt gar nicht Teil dieser Überlegungen. Daran will niemand etwas ändern. Zumindest nicht bei den Piraten.