Hussein zum Tode verurteilt

Ich finde es absolut unpassend, in vielen Diskussionen immer wieder "alte" Beispiele herbeizuführen.
Was haben die "Nürnberger Prozesse" z.B mit der heutigen Zeit zu tun?:(
Das war eine andere Zeit. Da schienen Hinrichtungen was "normales" zu sein, macht es aber in meinen Augen nicht "richtiger".
Dann kann ich doch auch Beispiele aus dem Mittelalter nehmen, dort war das Töten an der Tagesordnung. Es war einfach eine andere Zeit und mit der heutigen nicht mehr zu vergleichen.

Frauen dürfen wählen, Kinder müssen nicht mehr arbeiten, es gibt keine Sklaven mehr etc. und ein Staat sollte nicht mehr über ein Leben entscheiden dürfen (zumindst nicht, wenn es um Tod oder Leben geht). Also lassen wir doch bitte die alten Gesetze ruhn.:rolleyes:

In der heutigen Zeit finde ich es völlig unangebracht, eine Todesstrafe zu verhängen.
Ein Glück sieht das unser Vater Staat schon seit langem genauso! ;)
 
Was haben die "Nürnberger Prozesse" z.B mit der heutigen Zeit zu tun?

Geschichtlich gesehen war das quasi gestern.
Ferner sollte man vielleicht beachten, dass wir ein Land wie den Irak nicht nach unserer Vorstellung von Recht und Unrecht beurteilen können, das Land ist quasi in einer Art technisierten Mittelalter.
Aber dies nur am Rande.

Ich denke man kann sehr wohl das geschichtlich gesehen jüngste Beispiel für einen Prozess wie den gegen Saddam als Vergleich in einer Diskussion heran ziehen. Die Menschenrechte galten damals im Grunde auch schon und die "westliche Zivilistation" handelte im Groben schon nach den selben Werten und Normen wie heute.

@MacII

Das Menschrecht wird auf Dauer nur bestehen können, wenn es als absolutes Recht aller Menschen jeglicher Disposition entzogen ist.

Nun was ist "das Menschenrecht"?
Für mich sind es viele Dinge die dazu gehören. Das Recht auf eine freie Persönlichkeitsentfaltung, das Recht auf ein Leben in Freiheit, das Recht zu Leben, ...
Ich sehe nicht ein, dass man auf der einen Seite sagt, dies und dies Recht darf man einem Menschen entziehen, aber genau jenes nicht.
Sprich: Ich darf inhaftiert werden, ich darf Strafen zahlen, der Staat darf mir im gewissen Rahmen vorschreiben wie ich meine Persönlichkeit eben nicht ausleben darf, ...
Aber hingerichtet werden darf ich nicht!

Nun ich sehe nicht ein, dass man die unterschiedlichen Rechte gegeneinander abwägen sollte.
Für den einen ist es das wichtigste, dass er sich frei entfalten darf, für den anderen ist es die körperliche Freiheit und ein dritter hängt am meisten an seinem Leben.
Du triffst vielleicht jemanden viel schlimmer wenn du ihn gefangen nimmst als wenn du ihm das Leben nimmst. Vielleicht auch umgekehrt.

Für mich ist und bleibt das einzige festlegbare Kriterium die Unaufhebbarkeit der Todesstrafe. Ist sie vollstreckt ist sie entgültig und genau hier liegt für mich das Problem bei der Todesstrafe und deswegen möchte ich nicht, dass sie im alltäglichen Gerichtswesen eines zivilisierten Landes angewendet wird.
Doch der Fall Hussein ist ein konkreter Fall, der eben anders liegt.
Du brachtest dass Argument, dass er ja vielleicht aus Notwehr gehandelt habe. Nun Notwehr ist eine Tat zur Abwendung einer konkreten Bedrohung. Hier nicht gegeben, da die Morde ja erst lange nach der Flucht Husseins geschahen. Ferner ist es wohl nicht als Notwehr zu bezeichnen Säuglinge zu ermorden.
Was mich im Fall Hussein zu dem Schluss bringt, dass er ein Massenmörder ist, welcher bestraft gehört ist folgendes:
Er stand seinen Opfern meist niemals gegenüber. Kannte weder ihre Namen, noch ihre Gesinnung. Er ließ ermorden (für mich ist ein Auftragsmord fast noch schlimmer als wenn jemand selbst zur Waffe greift) und verfolgte damit nur das Ziel seine Macht zu erhalten (sein Leben hätte er anders schützen können). Das wiederrum ist sehr wohl objektiv greifbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wäre ein Aussetzen der Todesstrafe um andere Leben zu retten (durch Aufstände, Randale) ein akzeptabler Grund? Sollte man deshalb von der Vollstreckung absehen?
 
Nun das haben wir hier schon erörtert.
Ich denke, dass eine nicht Vollstreckung und lebenslange Inhaftierung vielleicht sogar noch mehr Todesopfer zur folge haben könnte.
Außerdem scheinst du zu vergessen, dass die Shiiten, Kurden und auch all die anderen Volksgruppen die unter Hussein leiden mussten sicher nicht die Finger still halten werden wenn das Urteil nicht vollstreckt wird.
 
Eine Alternative wäre den Prozess so lange zu strecken und zu dehnen, bis er an Alter im Gefängnis stirbt. So muss kein Urteil vollstreckt werden (weil das Gericht tagt ja noch) und man kann alles aufrollen was passiert ist. So schützt man weitere Leben (niemand solle sich beklagen können, des es dauert halt etwas und das entgültige Urteil gibt es ja schon).

Und wenn man diesen Staat in die Staatengemeinschaft einführen will und den Staat und seine Menschen in "Menschenrechtskunde" einführen will wäre hier der perfekte Moment um zu starten.
 
Hältst du das Volk des Irak für so dumm?
Das Urteil wurde bereits gesprochen. Die Revision jetzt so weit hinaus zu zögern bis Hussein eines natürlichen Todes stirbt würde beim Volk sicher nicht gut ankommen.
 
Der Daedalus schrieb:
Hältst du das Volk des Irak für so dumm?
....

Wer sich quasi in einer Art technisierten Mittelalter aufhält ist evtl dafür empfänglich. Und du sagst ja, das wir sie nicht nach unseren Maßstäben beurteilen sollen, also, warum nicht weitere Urteile abwarten, was unabhängig von bereits gefällten Urteilen gemacht werden kann, vielleicht wird er ja mehrmals zum Tode verurteilt, das freut die einen und die anderen sehen ihn trotzdem nicht sterben. :D

Der Daedalus schrieb:
...Ferner sollte man vielleicht beachten, dass wir ein Land wie den Irak nicht nach unserer Vorstellung von Recht und Unrecht beurteilen können, das Land ist quasi in einer Art technisierten Mittelalter.....
 
Der Daedalus schrieb:
Die Menschenrechte galten damals im Grunde auch schon und die "westliche Zivilistation" handelte im Groben schon nach den selben Werten und Normen wie heute.
Und trotzdem gab es die Todesstrafe. Ist es deswegen richtig?
Und wie wir sehen, hat unsere "zivilisierte" Welt zum Glück dazu gelernt (bis auf wenige Ausnahmen) und die Todesstrafe abgeschafft.


Ich fasse mal zusammen. Du kommst mit dem Beispiel des Nürnberger Prozesses.
Waren die Hinrichtungen in deinen Augen richtig? Vermittelt das die Werte einer freien demokratischen Gesellschaft?
In meinen Augen nicht.
Du vergleichst es mit heute. Wieder wird ein Mensch aufgrund seiner Taten hingerichtet.
Möchtest du auch das gutheissen? Keine Provokation, sondern lediglich eine ernstgemeinte Frage.

Egal wie verärgert wir über Menschen wie Saddam Hussein sind. Egal wie schlimm seine Taten waren.
Aber wir müssen zeigen (und das tut Deutschland ja zum Glück), das man in einer Demokratie niemals das Recht hat, jemand anderem das Leben zu nehmen.
Ich verurteile Saddam und seine Taten aufs Schärfste. Dennoch bin ich gegen jede Art von Todesstrafe. Die gehört ins Mittelalter!
Für mich persönlich gibt es da auch keine zwei Meinungen.

Off Topic:
Da ist es doch reinste Ironie zu sagen "Spritze ist humaner". Wie kann eine Spritze, die zum Tod führt, Human sein?
(am Rande gesagt, habt ihr euch schonmal einen Arzt angehört, der den Prozess einer Todesspritze vom Zeitpunkt der Inkjektion bis zum Herzstillstand beschreibt? Da kann wohl kaum von Humanität die Rede sein.)
 
Ich muss meine Meinung komplett revidieren!

Nachdem ich ie Fotostrecke von Spiegel gesehen habe, und den letzten Artikel in der FAZ gelesen, muss ich sagen, dass ein solch wiederwärtiges Verhalten wie das der Henker Husseins wohl das beste Argument gegen eben diese Strafe ist.

Was dort mit Hussein geschehen ist, ist ein verbrechen! Nicht weil ich Hussein keine harte Strafe gewünscht habe, und nicht aus Mitleid.
Aber was dort gesehen ist, zeigt wie unmenschlich sich doch die Verhalten haben, die ihn bestraften.
 
nee Daedalus da geht s nur um die niedrigsten Instinkte der Menschen, nämlich um Habgier.
Ich möchte nicht wissen was die Bilder gebracht haben, aber unsere Sensationspresse macht ja alles mit, unter dem Deckmantel der Pressefreiheit.

Eine Exikution ist letztlich immer unmenschlich, an anderer Stelle wurde auch schon darüber diskutiert welche Tötungsart die humanste sein, wenn das nicht genauso abstoßend ist weiss ich nicht mehr weiter.

OMaOle
 
Tja, ich finde es gut, dass nun das Video der Exekution zu sehen ist.
Nun sollen sich alle Befürworter bitte auch dieses Video anschauen.

Wer für die Todesstrafe eintritt aber jetzt empört über die Bilder ist, ist ein Heuchler. Macht euch mit allen Einzelheiten vertraut, auch visuell! Vielleicht ändert das ja einige Meinungen wenn sie die letzten Zuckungen eines Sterbenden sehn.

Dann wird hoffentlich klar: Es gibt keine humane, cleane Tötung und auch keine Rechtfertigung.
Ob durch den Strick, eine Spritze,mit einer Kugel oder durch Strom - es bleibt ein barbarischer Akt.


MFG
 
Nun ich denke, ich würde anders denken wenn die Hinrichtung "würdevoll" (mir ist klar, dass dieser Begriff hier fehl am Platze wirkt) abgelaufen wäre.
 
Es war ja von vornerein klar, das Hussein zum Tode verurteilt würde, der Prozess war nur noch ein Represäntation der Siegermacht über den Besiegten.
Ich denke nählich, das kein Land das Recht hat, einfach in ein anderes Land einzufallen, und einfach bestimmen kann, was Recht und was unrecht ist.
Ich sehe den Irak Krieg, der für mich noch nicht vorbei ist, als einen Versuch der Kapitalisten, mehr Profite uns Absatzmärkte zu schaffen.
Auch die Biologischwen Waffen sind ja auch nicht gefunden worden.... Reine Profitgier....
 
die frage ist eben, was den einen tod gerechtfertigt.
das todesurteil wird eben aus gründen der rache oder nicht vergleichbarer strafe durchgeführt. aber wenn man jemanden tötet, dann begeht man rache. es ist nicht wirklich eine strafe. denn der tod macht eindach schluss und viel hatte er auch nicht von seinem leben. den grössten teil hatte er ja hinter sich. gut, er hätte vielleicht noch 20-30 jahre, aber das sind nicht einmal die hälfte.
begeht man rache, dient es nur den opfern. aber ich denke das ist nicht der sinn. die aussenstehenden betrifft es nicht und die rache, naja. ausserdem können todesurteile den glauben mit sich bringen, sie seien für eine "gute" sache gestorben, was natürlich nicht stimmt, aber trotzdem anhänger mit sich bringt.
von dem her bin ich der meinung, dass das todesurteil nicht unbedingt das richtige war.
und wie schon oben erwähnt mit der machtdemonstration. machtdemonstration hat nichts mit frieden zu tun, sondern nur damit, dass man zeigen will, dass man der löwe ist.
 
Tja, alles fing schon mit dem alten Rom an und genügend Nachahmer hat es ja immer zu gegebener Zeit gegeben.:(
 
Heute wurde meine Ablehnung zur Todesstrafe wieder einmal bekräftigt.

Der Spiegel berichtet...

Neue Exekutionspanne 1 und 2.


Wenn man die Zeilen so liesst... :rolleyes:
 

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