Der Ausblick auf Q1 ist schlecht, obwohl Intel am Beginn des Quartals mit großen Fanfaren den Launch von Sapphire Rapids verkündet hat.
Besser bewerten kann man das ganze wenn AMD die Zahlen für Q4 und Gesamtjahr 2022 veröffentlicht und den Ausblick auf Q1 2023 gibt.
Erst dann wird man die Aussagen von Intel bewerten können. Und erst dann wird man die Margen von CCG und DCAI einschätzen können. Ich erwarte dass bei AMD bei Client keine guten Zahlen liefern wird und auch eine sehr schlechte Marge haben wird. Bei Data Center und Embedded erwarte ich ordentliche Zahlen.
AMD gab einen Ausblick für Q4 von (5,2 ... 5,8) Mrd USD. Da AMD keine Umsatzwarnung herausgegeben hat wird es IMO keinen größeren Ausreißer nach unten geben.
Bei der ganzen Diskussion darf man Nvidia nicht aus den Augen verlieren. Die machen einen großen Umsatz im DataCenter und haben einigen Anteil an der Situation von Intel. Auch wenn Nvidia nicht direkt mit den Server-CPUs von Intel konkuriert.
Nolag schrieb:
Intel hat die Bruttomarge im Verlauf der letzten beiden Jahre von 60% auf unter 40% gesenkt. AMD hat dagegen im gleichen Zeitraum seine Bruttomarge bei über 50% halten können.
Man muss immer beachten das Intel weitgehend in den eigenen Halbleiterfabriken fertigt und dass AMD fremdfertigen lässt.
- In den Kosten für die Herstellung der Produkte bei AMD ist der Gewinn der Fremdfertiger mit drin. Also auch die hohen Gewinne von TSMC.
- Vereinfacht dargestellt: Wenn die Halbleiterfertigung von Intel ähnliche Kosten wie die von TSMC hätte, sollte Intel erheblich bessere Brutto-Margen erwirtschaften als AMD.
- Bei den Margen muss man bei AMD jedoch die Non-GAAP-Margen anschauen, wenn man die tatsächlichen Kosten vergleichen will.
AMD hat für Xilinx 48 Mrd USD in Aktien bezahlt. Der Wert von Cash, Geldanlagen, Inventar und Ausrüstung den Xilinx mitgebracht hat, ist aber erheblich geringer als diese Summe. Auch bei Pesando sind diese Werte geringer die gezahlte Summe von 1,9 Mrd USD. Diese Differenz hat AMD als Goodwill (Geschäftswert) und Acquisition-related intangibles (immaterialle Vermögenswerte) in der Bilanz abgebildet. Davon unterliegen 26,472 Mrd USD der Abschreibung und bis Q3 2022 hat AMD bereits 2,504 Mrd abgeschrieben. Für Q4 sind weitere 1,044 Mrd USD geplant. Im 3. Quartal hat AMD 412 Mio USD Abschreibungen bei den Cost of Sales und 590 Mio USD Abschreibungen bei den OpEx verbucht.
Diese Abschreibungen sind rein buchhalterisch und schlagen sich nur auf GAAP-Ergebnis nieder. Diese Abschreibungen sind auch der Grund warum sich Gross Margin und Operation Margin bei GAAP und Non-GAAP unterscheiden. D. h. die Non-GAAP-Margen spiegeln das aktuelle Geschehen wieder.
Nolag schrieb:
Eine Senkung der Bruttomarge von 60% auf 40% klingt vielleicht nicht nach viel, bedeutet aber, dass man statt 150% Aufschlag auf die Herstellungskosten nun lediglich ca. 60% aufschlägt. Das ist schon dramatisch und kann bedeuten, dass man praktisch keine Nettomarge mehr erzielt.
Richtig. Das Problem sind die OpEx (Verwaltung, Marketing, Forschung&Entwicklung) Diese Kosten sind weitgehend konstant, somit steigt ihr Anteil. Das heißt das Betriebsergebnis schrumpft weil der Umsatz schrumpft die Fertigungskosten nicht m selben Maße schrumpfen und die OpEx weitgehend konstant bleiben. So hat Intel im Jahr 2022 ein Betriebsergebnis von 2,334 Mrd USD erwirtschaftet. 2021 waren es noch 19,456 Mrd USD.
Und dann kommt es auf das Finanzergebnis an. Ein Unternehmen mit ausgeglichenem Finanzergebnis kann schlechte Quartale oder schlechte Jahre aussitzen. Und Intel hat ein hat sogar ein gutes Finanzergebnis mit 4,268 Mrd Gewinn aus den Finanzanlagen und 1,166 Mrd USD Überschüsse bei den Zinsen.
Ein hoch verschuldetes Unternehmen mit hohen Kapitalkosten kann in einer solchen Situation auch mit einem positiven Betriebsergebnis ausbluten. Denn wenn nach dem Finanzergebnis ein Fehlbetrag stehen bleibt, muss dieser ausgeglichen werden.
Den Geldfluss eines Unternehmens sieht man eben nicht in der Gewinn und Verlustrechnung. Hier muss man die Berechnung des Cashflows anschauen. Hier sieht man wohin die Gewinne fließen oder wie die Verluste finanziert werden. Neue Anleihen und Kredite bekommt ein Unternehmen nicht unbegrenzt. Irgendwann sind die Ratings so schlecht, dass die Zinsen viel zu hoch werden. Bei einem schlechten Aktienkurs kann man auch keine neue Aktien ausgeben.
Bei Intel darf man nicht vergessen das 6 Milliarden USD Dividende in 2022 ausbezahlt wurden. Neben den Dividendenzahlungen hat Intel immer wieder Aktien zurückgekauft. Intel sitzt nicht auf mehreren 100 Milliarden Dollar Cash. es sind 11,144 Mrd USD Cash (Cash and cash equivalents) und 17,194 Mrdkurzfristige Anlagen. Also genug um ein schlechtes Jahr 2023 locker durchzustehen.
feidl74 schrieb:
ist nun aber aquch kein welktuntergang, da intel in den USA, den verlust, wie auch firmen in D ja steuerlich geltend machen können. und es ist nunmal so, das es nicht immer bergauf geht, maqnchmal muss man halt richtung tal, damit es wieder aufwärts geht.
Natürlich ist es kein Weltuntergang. Natürlich wird Intel nicht Pleite gehen, und schon gar nicht schnell Pleite gehen. Intel hat im Gesamtjahr Gewinn gemacht und Intel hat eine gute Finanzstruktur. Intel kann noch einiges an Mobileye-Aktien verkaufen ohne die Beherrschung über Mobileye zu verlieren.
Aber was in den letzen beiden Jahren in den Quartalsberichten Peanuts waren, entwickelt sich langsam zu Schwierigkeiten.
Pat Gelsinger hat ein riskantes Projekt gestartet um TSMC zu überholen und Foundry Kunden zu gewinnen. Dazu benötigt Intel sehr viel Geld. Dann passt es überhaupt nicht, wenn im Tagesgeschäft die Margen wegbrechen. Die Margen für Q1 2023 basieren auf einer deutlichen niedrigeren Abschreibung. Mit der aktuellen Abschreibung wären die Margen schlechter. Aber die schlechten Margen machen die Umsetzung von Pat Gelsingers Plan schwieriger.
Das Risiko bei Intel sehe ich nicht so sehr bei CPUs und GPUs. Das eigentliche Risiko sind die Halbleiterfabriken. Intel hat im Vergleich zu TSMC und Samsung ein kleines Wafervolumen. Intel konnte sich die teuren Fabriken und die teure Prozessentwicklung die ganzen Jahre aufgrund der hohen Margen aus dem CPU-Geschäft leisten. Vom Umsatz war Intel immer deutlich größer als TSMC und hatte auch die höhere Finanzkraft. Das hat sich in den letzten 2 Jahren geändert.
Auslöser für diese Entwicklung waren
- Probleme von Intel bei der Prozessentwicklung,
- Bedeutungsverlust der Server CPUs im DataCenter, neue Beschleuniger wie z. B. für AI von Nvidia verändern die Strukturen in den Rechenzentren
- Eigenentwicklung von CPUs der Cloudanbieter, hier geht es um die Anpassung der Hardware an die eignen Anforderungen
- neue Anbieter von CPUs im Datacenter, Arm ist schon da und RISC-V wird bald aufschlagen
- Apple wurde vom Kunden zum Konkurrenten. Es ist nicht nur dass Apple als Kunde ausfällt, Apple gewinnt Marktanteile hinzu. Beim grotesken Wettlauf von Intel mit AMD wer den besten Heizlüfter baut, könnte Apple der lachende Dritte werden.
- Wiedererstarken von AMD, die ausgerechnet auf Intels Cashcow DAIC losgingen.
Alle Versuche von Intel zu reagieren wurden durch Fertigungsprobleme behindert.
Der Plan von Pat Gelsinger ist nun als Foundry ein erheblich höheres Wafervolumen anzubieten und darüber Fabriken und Prozessentwicklung zu finanzieren. Also die Finanzierung der Halbleiterfertigung von den Margen der CPUs abzukoppeln. Der Plan hat die Chance eines Befreiungsschlags für Intel. Selbst wen er nicht komplett aufgeht, hat Intel die Chance die Halbleiterfertigung als eigenständiges Unternehmen zu etablieren.
Im Extremfall (beinhaltet Dummheit) kann dies jedoch selbst ein Unternehmen wie Intel in den Abgrund reißen. Nicht ausgelastete Halbleiterwerke generieren enorme Fehlbeträge. Und mit hohen Subventionen gebaute Halbleiterwerke kann man nicht so ohne weiteres schließen. Ein komplettes Scheitern der Foundry-Pläne können CPUs und GPUs von Intel nicht kompensieren. Denn in diesen Märkten wird Intel nur ein Wettbewerber sein, was es schwer macht die alten Margen von fast 60 % wieder zu erreichen. Und außerdem ist das verfügbare Wafervolumen dann erheblich höher.
Leitwolf22 schrieb:
Zum ersten mal in der Geschichte liegt die Marktkapitalisierung von Intel (116 Mrd) hinter AMD (122 Mrd). Vor ein paar Jahren war das Verhältnis noch ca. 100:1.
Seit der Übernahme von Xilinx ist bei der Marktkapitalisierung Mal AMD und Mal Intel vorne.
Man darf nicht vergessen, dass auch der Aktienkurs von AMD im letzten Jahr eingebrochen ist.
Maike23 schrieb:
Stell dir nur mal einen Moment vor morgen stünde in der Zeitung:
Intel macht dicht. Es wird auch nichts verkauft, keine Patente und nicht die Fabriken.
- Intel macht nicht dicht.
- Wenn eine Firma insolvent wird, gibt es Insolvenzverwalter die alles verkaufen was man verkaufen kann.
- Die Patente werden verkauft
- Die Fabriken werden verkauft
Patente und Fabriken kann ein Unternehmen nur verkaufen, wenn es diese selbst nicht mehr benötigt. Vom Sonderfall "Sale and Lease back" Mal abgesehen.
Die Fabriken stehen mit 80 Mrd. USD in der Bilanz. Niemand würde so viel bezahlen.