Alefthau schrieb:
Ein mir aus einem anderen Forum bekannter Arzt, der in einem großen Klinikum in NRW arbeitet hat einen eindringlichen Post verpasst den ich weiter verbreiten darf und soll:
Danke für den Post!
Ich selbst habe heute Nacht mal die Zahlen nachgerechnet, unter Berücksichtigung aller Umstände, was man in den Medien aktuell nicht findet. Hier mal ein paar Daten:
Eine Studie von Anfang Februar besagt folgendes:
- Die Zeit zwischen dem Einsetzen der ersten Krankheitszeichen und der Diagnosestellung beträgt etwa 5,1 Tage.
- Die Zeit zwischen dem Einsetzen der ersten Krankheitszeichen und dem Tod etwa 15,2 Tage.
Die
Differenz zwischen der
Erfassung der Infektion und dem
Tod sind folglich
10,1 Tage.
Vom
06.03. bis zum 13.03. ist die Zahl an Infizierten in Deutschland von
639 auf
3675 gewachsen, dies entspricht Faktor
5,75. Ziehen wir davon die 7. Wurzel (da 7 Tage vergangen sind), erhalten wir ein
Tageswachstum von
28,39%.
In der Folgewoche, also vom
13.03. bis zum 20.03, ist die Zahl der Infizierten auf
19848 gewachsen, dies entspricht Faktor
5,4. Analog erhalten wir nun also ein
Tageswachstum von
27,24%.
Wollen wir nun also eine Prognose geben, wie hoch die
tatsächliche Letalität ist, müssen wir die oben ermittelte Zeitdifferenz zwischen der Erfassung der Infektion und dem Tod sowie das durchschnittliche Tageswachstum berücksichtigen.
Gestern, also am
20.03., hatten wir
68 Todesopfer. Multipliziert mit
1,2724^10 erhalten wir insgesamt etwa
756 Todesopfer, die wir bis zum
30.03. erwarten können. Dies entspricht folglich der statistischen Anzahl an Todesopfern, die es unter den 19848 Infizierten vom 20.03. geben wird.
Als Quotient erhalten wir folglich 756/19848 = 0,0381, also eine
Letalität von etwa
3,8%. Die von den Medien genannten ca. 0,3 bis 0,7% sind also schlicht falsch, da sie lediglich die aktuellen Zahlen miteinander vergleichen, ohne die Zeitdifferenz und das Wachstum zu berücksichtigen.
Das deckt sich zudem ziemlich genau mit den Zahlen aus China, die aktuell am akkuratesten sind, da dort das exponentielle Wachstum längst vorbei ist. Italien hat es weitaus härter getroffen, man sieht also, dass das Gesundheitssystem dort zusammengebrochen ist und eine Behandlung nicht mehr möglich war.
Anzumerken sei jedoch, dass die zugrunde liegenden Zahlen aus der Studie lokalen Schwankungen unterliegen und für Deutschland nicht zutreffend sein müssen. Sofern die oben berechnete Zeitdifferenz von etwa 10 Tagen nicht stimmt, ergeben sich vollkommen andere Zahlen, die jedoch in in der gleichen Größenordnung liegen sollten.
Nun widmen wir uns nochmal den aktuellen Zahlen:
Laut
Harald Lesch stehen uns in Deutschland etwa
28k Intensivbetten mit Beatmungsstation zur Verfügung, von denen etwa
die Hälfte für COVID-19 genutzt werden können soll, also
14k.
Intensivbedürftig sind etwa
5% der Infizierten. Da im Schnitt
10,1 Tage zwischen der
Diagnose und dem
Tod vergehen, wäre dies die durchschnittliche maximale Zeit, die die Patienten beatmungsbedürftig sind. Für realistischer halte ich die ebenfalls von Lesch genannten
7 Tage. Die aktuelle Kapazität liegt folglich bei
2k intensivbedürftigen Neuinfektionen pro Tag. Dies entspräche somit etwa
40k Neuinfektionen insgesamt pro Tag, die unser Gesundheitssystem aktuell stemmen kann.
Mit unserem oben ermittelten Wachstum von rund
27% pro Tag wäre diese Zahl bereits am
30.03. erreicht.
ABER:
Und hier geht es sehr erfreulich weiter: Vor rund einer Woche sind die ersten drastischen Maßnahmen gegen das Virus inkraftgetreten. Zur Erinnerung, die Inkubationszeit beträgt etwa
5 bis 7 Tage, teilweise länger. Heute und morgen wäre also mit den ersten Ergebnissen dieser Maßnahmen zu rechnen gewesen. Und tatsächlich:
Heute hatten wir
22364 Infizierte, das sind lediglich
2516 mehr als am Vortag. Das Wachstum heute beträgt damit lediglich
12,68% statt der erwarteten 27%. Sofern die Daten akkurat und nicht dem Wochenende geschuldet sind, scheinen die Maßnahmen also erste Erfolge zu liefern. Das werden aber erst die nächsten Tage und Wochen zeigen.
Und nochmal der Hinweis: Sämtliche Rechnungen oben können sehr ungenau sein, da die verwendeten Zahlen lokalen Schwankungen unterliegen und für Deutschland ganz andere Zahlen für die Inkubationszeit und die Zeit bis zum Tod etc. gelten könnten. Dennoch bekommt man hier hoffentlich eine Tendenz, wo die Reise aktuell hingeht.
In diesem Sinne: Alle schön zuhause bleiben und die Zeit mit euren Familien genießen!
PS: Offenbar habe ich auch viel zu viel Zeit zuhause, sonst wäre ich nie auf die Idee gekommen, das alles selbst nachzurechnen.