just_fre@kin schrieb:
Gerne erkläre ich das. Sony hat drei große Standbeine:
- FIFA (+entsprechende Monetarisierung)
- Call of Duty (+entsprechende Monetarisierung)
- hauseigene Exklusivtitel
Madden NFL ist im US-Markt auch noch sehr relevant auf den Konsolen (und damit auf der PlayStation umso mehr, da diese gewöhnlich die größere Hardware-Basis stellt).
Die hauseigenen Titel sind übrigens mit Abstand das kleinste Standbein der genannten, denn aus jeder Reihe kann höchstens alle drei bis vier Jahre ein Spiel erscheinen, das dann trotzdem nur einen Bruchteil der Verkäufe eines CoD-Titels schafft.
just_fre@kin schrieb:
[...]
Call of Duty kann Microsoft sehr wohl Microsoft-only machen, d.h. PC (Steam) sowie Xbox Series S/X exklusiv machen und die Playstation komplett rausnehmen als Releaseplattform. Die CoD-Marke ist derart stark, dass sie über "Sieg" oder "Niederlage" einer ganzen Konsolengeneration entscheiden könnte. Wenn Microsoft sich entscheidet, die Serie künftig nur noch auf PC und Xbox zu releasen, würde ich mich an Sonys Stelle nicht an die Treue der Community verlassen, gerade die ganzen CoD-Kiddies würden 1000% emotionslos die Plattform wechseln. Playstation hat hier aktuell nur das Glück der (Kauf-)Gewohnheit.
Das stimmt, Microsoft könnte das tun und die Konsequenzen wären enorm. Nur dass sie es wirklich tun, ist unwahrscheinlich. Mindestens mittelfristig würde man nämlich so auch den Umsatz der CoD-Titel beschneiden. Warum sollte man das tun, wenn man sich stattdessen die Umsätze der Konkurrenzplattform teilweise zu eigen machen kann? Ich halte es eher für wahrscheinlich, dass die exklusiven Vorteile, die Sony zuweilen eingekauft hat, nun auf der Xbox landen werden.
just_fre@kin schrieb:
Die hauseigenen Exklusivtitel auf Steam zu releasen ist für mich der Anfang vom Ende von Playstation. Mag sein, dass die Spiele erst Jahre später releast werden, aber es gibt jetzt schon etliche Leute, die vom Kauf einer Playstation absehen, weil sie wissen, dass die paar AAA-Exclusives ohnehin in zwei, drei Jahren auf PC kommen, wo sie die Spiele im Zweifel sogar in deutlich besserer Qualität genießen können.
Wie oben erwähnt verkaufen sich diese Titel relativ wenig. Klar, Titel wie God of War oder Spider-Man waren keine Flops, zudem sind die IPs dahinter sehr stark. Nichtsdestoweniger steigen die Preise für die Entwicklung solcher AAA-Titel immer weiter. Die PlayStation-Verkäufe halten da nicht mit, der potenzielle Kundenkreis allein auf dieser Konsole wächst also nicht schnell genug mit, um diese Kosten weiter decken zu können. Also monetarisiert man die zweitgrößte Spieleplattform des Planeten (die größte ist - zu meinem großen Bedauern - das Smartphone) - den PC - einfach mit. Die beiden vorgenannten Titel haben sich auf Steam auch gleich vorzüglich verkauft. Sony wird in Zukunft nicht mehr jahrelang auf diese zusätzlichen Verkäufe warten, die Ports werden den Original-Releases
mindestens näherrücken.
just_fre@kin schrieb:
Meine These hier: Die "Werbung", die Sony für Playstation macht, indem man die Spiele auf Steam für PC bringt, wird den Hardware-Absatzzahlen der Playstation langfristig mehr schaden als nutzen.
Diese sogenannte Werbung ist ohnehin nicht das primäre Ziel, auch wenn das dem Ganzen gern so angedichtet wird. Letztlich geht es einfach um mehr Profit - und an der Playstation-Hardware verdient man nun einmal gar nichts. Zudem muss Sony immer mehr erkennen, dass viele Leute, die ihre Spiele auf dem PC kaufen und spielen wollen, sich so oder so nie eine PlayStation kaufen würden, diese Leute sind zum großen Teil nicht an Konsolen interessiert. Also erreicht man sie nur mit Releases auf dem PC und vergrößert so die Gewinne, die die eigenen Spiele machen können sehr deutlich - mit vergleichsweise minimalem Mehraufwand.
just_fre@kin schrieb:
Sony wird nur erfolgreich bleiben, wenn man - wie Nintendo - die Exklusivität mit allen Mitteln beibehält und das eigene Ökosystem äußeren Einflüssen abschirmt
In einer Position, die ihnen das ermöglicht, ist Sony schon lange nicht mehr - und das erkennen sie eben zunehmend. Wie gesagt: Die eigenen Exklusivtitel sind im Vergleich zu den wirklich relevanten Crossplattform-Riesen, die den Löwenanteil des Umsatzes generieren, einfach zu klein. Die PlayStation ist einfach keine First-Party-Konsole, die Leute kaufen sie in der Mehrheit, um Titel wie CoD darauf zu spielen. Nintendos Switch dagegen ist praktisch eine reine First-Party-Plattform. Nintendo ist hier bisher noch in einer komplett einzigartigen Position.
just_fre@kin schrieb:
oder wenn man - wie Microsoft - das Ökosystem komplett öffnet und nur noch den Service-Gedanken im Kopf hat.
Darauf wird es wohl hinauslaufen.
just_fre@kin schrieb:
Eine Mischung aus Beidem - und das strebt Sony gerade an - wird nicht funktionieren.
Ich glaube eher, dass man sich langsam in Microsofts Richtung bewegt. Nur läuft man hier in ein Dilemma: Man hat nicht annähernd den finanziellen Spielraum, den MS seiner Gaming-Division mittlerweile zur Verfügung stellt. Die Größe der beiden Konzerne ist einfach längst nicht mehr vergleichbar. Es ist gut möglich, dass man letztendlich nur noch ein Spielepublisher sein wird, der keine Hardware mehr auf den Markt bringt.
just_fre@kin schrieb:
Darfst dir diesen Post gerne abspeichern und mich in 10, 15 Jahren nochmal fragen, wie es um die Playstation steht.
Persönlich denke ich allerdings schon, dass mindestens noch in der nächsten Generation die Nachfrage nach klassischen Konsolen vorhanden sein wird. Gut möglich allerdings, dass die Hardware mehr in den Mittelpunkt gerückt werden muss. Das sollte aber möglich sein - dann muss man eben einfach mal ein Gerät entwickeln, das für sich genommen ein attraktives Featureset bietet und nicht Exklusivität als primäres Kaufargument einzusetzen versucht. Und seien wir ehrlich - für den Verbraucher wäre das gar nicht mal schlecht, denn Exklusivität ist am Ende alles, nur nicht kundenfreundlich. Gute Hardware zu einem attraktiven Preis und das Geld dann mit Services verdienen, das wäre ein möglicher Ansatzpunkt für die PlayStation 6. Microsoft fährt diesen Ansatz eben schon heute, während Sony erstmal Jahre gebraucht hat, um selbst so etwas simples wie nativen 1440p-Support für seine Konsole umzusetzen. Da muss sich definitiv etwas ändern.
Und was nach einer solchen hypothetischen Generation passieren wird ... naja, ich würde vermuten, dass Streaming über immer leistungsfähigere Fernsehgeräte den Konsolenmarkt auffressen wird. Spielen auf dedizierter Hardware könnte dann ein PC-Ding werden. Aber da können wir alle letztlich nur abwarten und Tee trinken