Khaos-Thanathan schrieb:
Dass sich das nicht von heute auf morgen ändern lässt, sollte verständlich sein. Darüber hinaus sollte man den Kindern wohl kaum die Sünden der Eltern anlasten, oder? Ich weiß nicht, wie alt eingie der Leute hier in dem Thread sind, aber die jüngeren Generationen sind in der Regel deutlich überwiegend weltoffen und inklusiv.
Natürlich nicht, aber so wie du es beschreibst, klingt das für mich, als wäre die identitätspolitische Strömung aus dem Nichts gekommen, um eine erbitterte Schlammschlacht gegen den Rest der Welt zu starten. In meinen Augen darf man aber die Jahrhunderte von systematischer Diskriminierung nicht einfach ausklammern, nur weil wir jetzt auf dem Papier in unserer westlichen Welt alle gleichberechtigt sind. In den Köpfen ist dieses Denken noch lange nicht flächendeckend ankommen und da platzt einem als Betroffener wahrscheinlich früher oder später die Hutschnur. Die Wut, die sich da teilweise entläd, ist für mich absolut nachvollziehbar. Die Gegenwehr dagegen... naja, da hält sich mein Verständnis eher in Grenzen.
Es gibt außerdem nicht DIE identitätspolitische Bewegung, sondern das ist immernoch ein Sammelsurium aus unterschiedlichen sozialen Bewegungen, die erstmal nur die kollektive Ablehnung von Diskriminierung verbindet. Auch da gibt es differenzierte Ansichten und verschiedene Standpunkte zu bestimmten Sachverhalten. Anderseits gibt es natürlich auch Elemente, die über das Ziel hinausschießen und den Diskurs vergiften. Ich würde sogar sagen, dass Konzerne oder auch Leute, die persönlich gar nicht betroffen sind, weite Teile davon mittlerweile in einer Form für sich beansprucht haben, die die Bewegung ad absurdum führt.
In meinen Augen hat diese Strömung aber keine Räume, wie jetzt zum Beispiel den Videospiel-Bereich, für sich vereinnahmt, sondern ist innerhalb dieser Räume natürlich gewachsen. Kunstschaffende und Hochschulabsolventen tendieren überwiegend zu progressiven Einstellungen und die prägen dann natürlich auch das jeweilige Schaffen. Ich würde Videospiele auch eher als eine Branche mit geringen Altersdurchschnitt und hohen Bildungsniveau einschätzen, vor diesen Hintergrund finde ich die Anknüpfungspunkte mit der identitätspolitische Bewegung nicht sonderlich überraschend.
Khaos-Thanathan schrieb:
Findest du? Ich zumindest nicht. Ich halte Gleichberechtigung für völlig normal. Natürlich sollten Frauen wählen sollen. Das war vielleicht vor hundert Jahren kontrovers, aber sicherlich nicht mehr heute. Ich persönlich finde das nicht belehrend, sondern eher als gute Darstellung der ersten Feminismus-Welle.
Es ist jetzt kein besonders gutes Beispiel, da hast du wohl recht. Kam mir nur in den Sinn, weil ich es gerade wieder gespielt habe und weil es heute wahrscheinlich für seine Wokeness auf die mittlerweile übliche Kritik gestoßen wäre. Ich fand die Umsetzung war plump und oberflächig, belehrend ist hier vielleicht der falsche Begriff.
Es war damals genau wie du sagst sehr kontrovers, aber das wird im Spiel nicht dargestellt. Ein paar Hinterwäldler setzen sich erfolglos zur Wehr und alle anderen sind offenbar an Bord. Da hätte ich mir eine realistischere Darstellung gewünscht mit etwas mehr Tiefe und den Mut, auch mal den Finger in die Wunde zu legen. Oder es eben einfach sein lassen, wenn man eh nichts Interessantes dazu beitragen kann.