DOS mochte ich nicht sonderlich. DOS ist ein leidlich getarnter, komplett linearer Kampfparcours. Deshalb gibt es auch regelrechte Stufen-Karten seiner Maps. Wer auch nur 2 Stufen vom Level der platzierten Gegner abweicht, kriegt volles Pfund aufs Maul, weil Gegner und Waffen extrem mit Stufen skalieren. Überhaupt stehen auf jedem Weg durch seine Maps gegner als Gatekeeper. Die Wege sind komplett vorgegeben.
BG3 enthält offensichtlich viele DOS-Elemente. Es ist aber trotzdem ein anderes Spielerlebnis. Es gibt mehrere Wege durch seine Karten, nicht alle bewacht. Alleine das Unterreich im Startgebiet hat eine knappe Handvoll Eingänge. Selbst der Low-Int-Barbar hat hier reichlich Möglichkeiten, Gegner einfach im Dialog einzuschüchtern. Dazu kommen noch die Immersive-Sim-Like-Möglichkeiten, mit der Umgebung zu interagieren -- so habe ich einen ganz großen Kampf einfach geskippt, indem ich ihn wortwörtlich "überflogen" habe. Überhaupt zielt das Spiel längst nicht so auf Kämpfe ab. Je nach Spielweise, versteht sich. Gerade DOS1 wirkt im Rückblick fast wie eine Demo von Larians Rundentaktik. BG3 ist ein "ausgewachsenes" RPG.
The_Void schrieb:
hallo abenteurer.
ich bin eigentlich rollenspieler mit leib und seele. aber BG3 kommt mir irgendwie flach und substanzlos vor. 90% der kisten enthalten mist.
Willkommen in Ultima (eines von Larians Vorbildern), wo Kisten (wie in der echten Welt) auch mal nur Kisten sind. Statt nur in der Welt platziert zu werden, um Belohnungskarotten zu enthalten. Belohnungskarotten in Form von allerhand magischen Gerümpel hats hier trotzdem weit mehr als genug. Moderne Spieleentwicklung kommt wohl nicht ohne sie aus...
Zum Thema: Lass es mich so ausdrücken:
Zu den Über-Wertungen, die das Spiele erhält, stehe ich nach wie vor so: Die sind absolut folgerichtig, selbst wenn ich persönlich nicht so enthusiastisch werten würde. Auch wenn ich damit womöglich einigen und ihren Spiele-Geschmäckern zu nahe trete: Kein großes Genre des Westens wurde von seinen führenden Studios in den letzten zwei Jahrzehnten so hart gef*ckt wie RPGs. Keines kam so stramm vom Weg ab, auf dem es mal war. Wir befinden uns in einem Spiele-Zeitalter, in dem folgerichtig selbst Nullkommanull-RPGs wie die Horizon-Spiele als RPG gezählt werden. Weil es in der Speerspitze des Genres vor allem Hollywood-Actionfilme zum halbwegs mitspielen gab, meist mit rudimentärsten Charakter- und/oder Progressionsoptionen. Spiele, die als RPG vermarketet wurden -- aber ALLES taten, um das möglichst krass zu verbergen. Aus Angst, Jimmy GTA, Hans Assassin's Creed sowie Renate Gears Of War zu vergraulen. Angst entwickelt keine Meisterwerke. Sondern Bremsstreifen in der Unterhose. Dabei war schon Baldur's Gate 1 alles andere als ein Hardcore-RPG...
Wer danach erstmals auf Baldur's Gate 3 trifft, dem eröffnet sich plötzlich buchstäblich eine neue Welt. Und die Macken sind ihm dann auch erst mal schnurz, zu baff ist er. Als da wären: Die fummelige Kamera. Das Larian-Inventarmanagement. Die suboptimale Gruppensteuerung, die schon vor Jahrzehnten in besser ging. Die Partymitglieder, die immer mal wieder einzeln dazu ermuntert werden müssen, über Abgründe zu springen, weil das immer noch nicht richtig funktioniert. Um mal nur die Schönheitsfehler zu benennen, die weniger subjektiv sind, ihr wisst schon, Plot, Charaktere, Begleiter und so.