Julian Assange - (Ekelhafte) Doppelmoral des Westens?

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Es lässt sich wohl kaum leugnen das diese Entwicklung mit den bevorstehenden Wahlen zusammenhängt, was auch nicht ungewöhnlich ist. Ob das allerdings wirklich nützt bleibt abzuwarten, inwiefern hier eigenes Wählerpotential mobilisiert wird und ob das die Gegenseite dadurch Kapital schlagen könnte, imo schwer bis unmöglich einzuschätzen.

So gesehen kann das aber Assange egal sein, ob Biden oder dessen Administration nun ihre neue Humanität entdeckt haben, es Teil der Wahlkampfstrategie ist oder gewürfelt wurde - es könnte seine Chance sein nach vielen Jahren wieder ein Leben zu haben und vermutlich ist es ihm auch scheiss egal warum, hauptsache es passiert.
 
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@mo schrieb:
Hast du das nicht schon mal gefragt....!? ;)
Nein hab ich nicht. ^^

Als Wahlkampf Amnestie für Assange? In den USA? Dem Land der Patrioten?
 
Bei dem was durch meine Filterblase von Amerika rüberschwappt würde ich den Anteil an Patrioten wie du meinst etwa auf 40% schätzen…
Kann natürlich an lautstarken Minderheiten liegen, aber da wird nicht mehr in jedem Garten morgens “the good ol’ red white and blue” gehisst.
 
Da bin ich zu weit weg von. Mir ging es eher darum, das die US Amerikaner (mal abseits von den Städtern) sich mit dem Ausland so gut wie gar nicht beschäftigen und ein Assange im Wahlkampf so ja nicht vor kommt. Eine mögliche Amnestie von Assange is da doch nicht wirklich ein Thema, oder?

Zumindest liest man davon nichts.
 
Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass ein Großteil der Amis (selbst die in den größeren Städten) gar nicht groß was zum Fall Assange sagen können oder eventuell nicht mal wissen, wer das sein soll.

Als ich mal ein Jahr Studienaustausch in den USA gemacht habe, war ich erschrocken, wie USA-zentriert die Medien und Nachrichten dort sind - ganz im Gegensatz zu europäischen oder speziell deutschen Medien, wo jede umgefallene Kuh in einem Maisfeld in Nebraska hier direkt Schlagzeilen macht.

Wirklich nur die ganz großen Breaking News aus Übersee wie irgendein Terroranschlag oder eine große Umweltkatastrophe finden in den USA Eingang in deren News... Die Flutkatastrophe vor 3 Jahren in Deutschland war glaub auch nur sehr spärlich mal irgendwo erwähnt, wenn ich mich recht erinnere.

Sehr gut möglich, dass der überwältigende Großteil der Bevölkerung dort Assange überhaupt nicht kennt und falls doch, dann eben das eingeimpfte Bild irgendeines mittelmäßig wichtigen "Staatsverräters" haben und damit ist die Sache dann abgehakt.
 
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Medienkompetenz ist auch in den USA wichtig. Es kommt immer drauf an, wo man seine Neuigkeiten herbekommt. Bei den großen Tageszeitungen waren in den letzten Tagen mit schöner Regelmäßigkeit Israel, China, Russland und Ukraine auf der Titelseite. Ich lese selbst Washington Post, New York Times und Boston Globe. Bei der Washington Post kam sogar Deutschland vor, nicht auf der Titelseite, aber ziemlich weit vorne. Ein Angestellter eines Museums in München, der für das Aufhängen eines eigenen Bildes gekündigt wurde, fand dort Beachtung.

Assange war in dieser Woche tatsächlich kein großes Thema. Aber ehrlicherweise gab es da auch nicht viel zu berichten. Die Regierung Biden denkt halt nach, was sie tun könnte oder nicht. Was so ziemlich alles und nichts bedeuten kann. Sollte aber eine Entscheidung fallen, bin ich mir sicher, dass es auch in den USA Beachtung finden wird. Nur eben eher nicht bei FOX oder in der Klatschpresse. Die beschäftigen sich tatsächlich eher mit anderen Themen und sind sehr fokussiert aufs eigene Land. Und natürlich verfügen sie auch über eine breite Anhängerschaft, aus irgendwelchen Gründen. Wahrscheinlich, weil man sich über die sensationslüsterne Berichterstattung besser aufregen kann. Aber da kann ich nur spekulieren.

Dass der "überwältigende Großteil der Bevölkerung" Assange nicht kennt, möchte ich aber stark bezweifeln. Vielleicht der überwältigende Großteil der FOX-Zuschauer, das mag sein. =P
 
Marvolo schrieb:
Sehr gut möglich, dass der überwältigende Großteil der Bevölkerung dort Assange überhaupt nicht kennt

Wird er in den USA nicht als Verräter ersten Ranges gehandelt? Die Amis sind ja schon seeehr patriotisch unterwegs. Da kann ich mir gut vorstellen dass sein Name damals durch alle Medien geprügelt wurde. Immerhin hat er der Regierung einen erheblichen Rufschaden zugefügt.
 
OdinHades schrieb:
Dass der "überwältigende Großteil der Bevölkerung" Assange nicht kennt, möchte ich aber stark bezweifeln. Vielleicht der überwältigende Großteil der FOX-Zuschauer, das mag sein. =P

Ich habe, als ich dort war, keinesfalls irgendwelche rechtspopulistischen Springer-Verlag-Abklatsch-Zeitungen konsumiert. Eher die gängigsten und gut bekannten. Aber nette(s) Insinuierung bzw. Framing.

Es fällt dennoch auf, dass sich der Journalismus in den USA, wie eigentlich alles andere dort auch, sehr stark vom europäischen bzw. deutschen Journalismus unterscheidet und sehr stark USA-bezogen ist. Das kann man nicht schönreden und auch nicht wegdiskutieren, ist ja aber auch nicht illegitim. Was die da drüben journalistisch berichten und was nicht, ist ja deren Sache.
Ich hatte, als ich drüben war, den direkten Vergleich, als auf meinem Handy in der Tagesschau-App und sonst wo allerlei gefühlte "Breaking News" reinkamen, die ich von nicht unbedeutender Tragweite hielt, während gleichzeitig in den gängigen USA-Medien gar nix kam.

Dass über Ukraine, China, Israel und co berichtet wird, ist logisch: da hängen die USA indirekt wie auch direkt mit drin mit Unterstützung, Waffenlieferungen etc PP. Alles andere, was jetzt aber nicht unmittelbar mit denen zu tun hat, suchst du da drüben als Schlagzeilen vergebens, während das hier in Deutschland diametral entgegengesetzt ist.

Wie gesagt: Ahrtal-Flutkatastrophe: deutsche/europäische Berichterstattung vs. USA... Kannste an einer Hand abzählen, wo das vielleicht irgendwo mal in einem Nebensatz auf Seite 49 von 50 irgendwo unten rechts reingequetscht wurde.

Es wird drüben nur das berichtet, was die USA in irgendeiner Weise indirekt oder direkt betrifft.

Während hierzulande medial jeder Hurricane und jedes etwas stärkere Windchen in Oklahoma Beachtung findet.
 
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Ob das ganze ein Wahlkampfthema wird hängt halt wieder stark von der Reaktion Trumps hab. Wenn er sich einen Vorteil davon verspricht, aus einer Amnestie für Assange Biden vorzuwerfen "Verräter am Vaterland" zu schonen, wird er es öffentlichkeitswirksam tun. Aber eigentlich hat er andere Sorgen und seine Anhänger benehmen sich ja bekanntlich auch nicht unbedingt gesetzeskonform.
Auch gut möglich, dass man das vorher "abgestimmt" hat bzw. Bidens Berater sich sehr genau überlegt haben, ob das schadet oder nicht.

Dass der Durchschnittsamerikaner über den Rest der Welt ungefähr so viel weiß wie ich von Synchronschwimmen ist definitiv so. Entsprechend die Medien.
Unterscheidet sich aber auch nicht viel von anderen Nationen. Wir Mitteleuropäer sind halt durch unsere Geographie und Geschichte da etwas "sensibler" für alles was um uns rum passiert. Die riesigen USA haben genau eine politisch relevante Außengrenze und die ist natürlich Dauerbrenner. Rest der Welt......so what!
 
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Trotzdem bleibt er in Haft. 5 Jahre schon. Beschämend, wie ich finde. Die Amerikaner werden das bis zum bitteren Ende durchziehen. Und ich wette beinahe, dass Assange am Ende doch noch an die USA ausgeliefert wird, oder die Amis kommen ihn sich holen.
 
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Assange wird wohl frei kommen.

Nach übereinstimmenden Meldungen wird Wikileaks-Gründer Julian Assange offenbar einen Deal mit den US-Behörden eingehen. Das berichten die Nachrichtenagenturen AP und Reuters unter Berufung auf US-Gerichtsunterlagen.

Der Whistleblower will sich im Rahmen einer Vereinbarung mit dem US-Justizministerium schuldig bekennen. Im Anschluss an sein Schuldbekenntnis und eine Verurteilung wegen Spionagevorwürfen solle er in seine Heimat Australien zurückkehren. Das geht aus am Montagabend veröffentlichten Gerichtsdokumenten hervor. Ein Gericht muss die Einigung allerdings noch absegnen.
Quelle: https://www.tagesschau.de/ausland/assange-306.html

Die Strafe hat er schon in Großbritannien abgesessen.
 
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Naja, "Strafe". Wenn man sich den gesamten Fall anschaut und auch warum er überhaupt sitzt, dann scheint die Beweislage für den ursprünglichen Grund der Verhaftung relativ dünn zu sein.

Wenn ich mich recht erinnere wurde er ja damals wegen der Anschuldigungen durch Schweden festgesetzt. Die haben sich (in meinen Augen) mittlerweile als unwahr herausgestellt. Dann haben die USA den Finger draufgehalten und zusammen mit GB so lange Druck ausgeübt, bis man ihn im aktuellen Prozess anklagen konnte. Mit Rechtsstaatlichkeit hat das mMn wenig zu tun.

Ist hier bestimmt schon verlinkt worden, ich finde aber das dieses Interview mit Nils Melzer (UN Sonderberichtserstaller für Folter) durch Republik.ch wirklich lesenswert ist, um die Hintergründe man aufzudröseln. Mittlerweile auch schon über 4 Jahre alt...

https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange
 
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Discovery_1 schrieb:
Und ich wette beinahe, dass Assange am Ende doch noch an die USA ausgeliefert wird, oder die Amis kommen ihn sich holen.
Wette verloren!

So unerfreulich die ganze Geschichte auch war, am Ende bleibt festzuhalten, dass Assange erstens nicht ganz unschuldig an seiner prekären Situation war und zweitens die rechtsstaatlichen Prinzipien ihm dann doch noch zur Freiheit verholfen haben.

In anderen Staaten wäre er still und leise heimlich verschwunden und nie wieder aufgetaucht und es hätte nie eine öffentliche Diskussion um sein Schicksal gegeben.

So viel abschließend zum Thema "ekelhafte Doppelmoral des Westens"!
 
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Ich habe heute Morgen im Radio wiederspruechliche Aussagen gehoert, aber ein Bericht sagte, das er noch innerhalb der naechsten 24 Stunden vor Gericht auf US Gebiet erscheinen muss, und er deswegen aktuell zu einer kleinen US Insel fliegt.
Wenn das so stimmt ist das ja durchaus riskant. Wenn dieses Gericht ihn dann doch wieder erwarten zu einer Haftstrafe verurteilt die laenger ist als das was er schon abgesessen hat, dann ist er erstmal weg...
 
Nach jahrelanger Folter einen Deal zum Schuldbekenntnis abzuzwingen, sehe ich jetzt nicht als Sieg der rechtsstaatlichen Prinzipien.
 
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@mo schrieb:
In anderen Staaten wäre er still und leise heimlich verschwunden und nie wieder aufgetaucht und es hätte nie eine öffentliche Diskussion um sein Schicksal gegeben.

Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass dieser ganze Fall von Anfang an medial sehr stark und hoch begleitet wurde aufgrund der Veröffentlichungen.. Wäre das medial nie in dieser Form abgebildet worden, wäre auch er still und leise verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Er hat sich durch die Veröffentlichungen sozusagen selbst einen gewissen "Schutz" geliefert, da er nun fortan medial weltweit große Beachtung hatte. Jemand, auf den konstant die Weltaugen gerichtet sind, verschwindet dann leider nicht einfach mal so, ohne dass es direkt unangenehme Fragen geben wird - es sei denn, man heißt Russland. Die hatten ja selbst mit Nawalny keine Skrupel & Scheu, obwohl auch er die Weltöffentlichkeit auf sich hatte.

Die Insassen von Guantanamo sind ja dementsprechend genauso still und leise aus ihren Heimatländern verschwunden, nur um dann 10.000de Kilomenter weiter auf einer entlegenen Insel im juristischen Niemandsland wieder aufzutauchen.
 
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@mo schrieb:
(…)rechtsstaatlichen Prinzipien ihm dann doch noch zur Freiheit verholfen haben.
Einerseits würde ich dir klar zustimmen, andererseits muss auch der Umgang mit ihm speziell und Whistlerblowing durch die involvierten Rechtssysteme (weiterhin) diskutiert werden.
Die Aussicht für Journalist:innen möglicherweise jahrelang zu solchen oder ähnlichen Bedingungen festzuhängen ist keine gute oder akzeptable Lösung.
 
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Ranayna schrieb:
Ich habe heute Morgen im Radio wiederspruechliche Aussagen gehoert, aber ein Bericht sagte, das er noch innerhalb der naechsten 24 Stunden vor Gericht auf US Gebiet erscheinen muss, und er deswegen aktuell zu einer kleinen US Insel fliegt.

Er wird auf die Marianneninseln - nördlich von seiner Heimat Australien, im Westpazifik - gebracht, weil er das Betreten von US-Festland-Gebiet ablehnt. Da die Marianneninseln unter US-Jurisdiktion stehen, soll er dort vor einem Gericht sich schuldig bekennen und dann weiter nach Australien reisen, da er angeblich seine Strafe bereits abgesessen habe.

Was natürlich auf dieser unscheinbaren Insel im US-Außengebiet noch so passieren wird, sobald er dort ankommt, bleibt erstmal abzuwarten.
Ergänzung ()

Ranayna schrieb:
Wenn dieses Gericht ihn dann doch wieder erwarten zu einer Haftstrafe verurteilt die laenger ist als das was er schon abgesessen hat, dann ist er erstmal weg...

Und ganz bequemer- und passenderweise ja bereits auf US-Staatsgebiet, wenn auch Außenposten... Warum man das Schuldeingeständnis auch partout nur auf US-Gebiet bzw. vor einem US-Gericht und nicht etwa auch in einer US-Botschaft in Australien oder überhaupt auch völlig remote per Skype o.Ä. abgeben könnte, erschließt sich mir nicht.

Hat während Corona ja auch zig Video-Gerichtssitzungen via Zoom gegeben. Vor allen Dingen auch in den USA.
Ergänzung ()

sedot schrieb:
Die Aussicht für Journalist:innen möglicherweise jahrelang zu solchen oder ähnlichen Bedingungen festzuhängen ist keine gute oder akzeptable Lösung.

Auch dieser Ausgang dieses Falls hinterlässt einen ganz fahlen Beigeschmack bezüglich Presse- und Informationsfreiheit journalistischen Arbeitens. Die Einschüchterung bzw. Warnung wurde anhand des statuierten Exempels Assange definitiv mehr als deutlich auf den Tisch gelegt für künftiges, journalistisches Arbeiten.
 
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