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"Killerspiele" sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Sollten Killerspiele verboten werden?

  • Ja, auf jeden Fall.

    Stimmen: 77 3,8%
  • Vielleicht wär es besser.

    Stimmen: 37 1,8%
  • Nein, es sollte nur besser kontrolliert werden.

    Stimmen: 802 39,5%
  • Nein, auf keinen Fall.

    Stimmen: 1.114 54,9%

  • Umfrageteilnehmer
    2.030
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

@marxx und Leon
Tolle Beiträge. Das sehe ich ähnlich.

Ich sage nicht, dass ein Lehrer einen Schüler mit Absicht in irgendeiner Art und Weise "abgrenzt".
Es hat sich wie von Leon in unserer Gesellschaft "eingeschlichen" das irgendwie nur der Sieger Beachtung findet.
Gerade Kinder können da sehr grausam sein. Das geht im Kindergarten bei meinem Sohn (4 Jahre) schon los.
Und wenn man mal die Eltern dazu erlebt. Es scheint denen ein Greuel zu sein, wenn ein anderes Kind besser malen kann, oder schneller laufen. Dann haben die schlechte Laune.
Das Kleinkind bekommt bei einigen Eltern sehr schnell mit, was Neid, Mißgunst oder sogar Hass bedeutet. Traurig.

Da wird von Kindesbeinen bei so manchen Eltern schon der Druck aufgebaut, gegenüber den "Schützlingen". Wohlgemerkt unbewußt.
Nun findet dieses Kind mit eh schon mangelndem Selbstbewußtsein schwer Anschluß in der Schule und schon baut sich so ein Kind eine eigene Welt auf.
 
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Ich sage nicht, dass ein Lehrer einen Schüler mit Absicht in irgendeiner Art und Weise "abgrenzt".

Dem würde ich nicht immer zustimmen. Oft werden Schüler während Referaten nur weil sie aufgeregt sind und vielleicht noch ein bischen zittern dumm angeredet und es wird keinerlei Verständniss dafür aufgebracht. Und hier rede ich nicht von Reaktionen der Schüler sondern auch von Reaktionen der Lehrer, die genau in diese Kerbe schlagen.
 
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

das kann ich sogar aus eigener erfahrung bestätigen.
musste (damals(gott wie das klingt, dabei isses noch gar nich sooo lange her)) mein erstes referat über ein buch halten, war aufgrund dessen übernervös, weil ich einfach nicht der typ mensch bin der sich vor alle stellen konnte um frei von der leber weg irgendwas zu erzählen. und wurde daraufhin so mit unnötigen hinweisen und fangfragen bombadiert bis ich nicht mehr weiter wusste und rumstand wie n häufchen elend. resultat: 5 im referat, ein sichtbar geknickter schüler (ich) und ein kleiner schüler aufstand in der klasse, das das verhalten unter aller sau war und man gesehen hätte, wie ich mir dabei mühe gab.
ob das ein einzelfall ist, weiss ich nicht. ob es die regel ist, ebenso wenig. aber das sind dinge auf die man in seiner entwicklung gern verzichten würde.
 
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

@KL0k
Bei guten und hinterhältigen/gemeinen Lehrern bzw. 16-jährigen nicht amoklaufenden und 16-jährigen amoklaufenden Computerspielern verhält sich wie beim Rest der Menschheit:

Die Menschheit war schon immer was sie ist.
Durchgeknallte und/oder übele Personen gabs schon immer. Wirds wohl auch immer geben.
Auch bei Lehrern.

@marxx
Sehr gute Argumentation! :daumen:

Gruß @all
sunzi
 
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Sehr gutes Statement zu der "Killerspiel-Problematik":

Christoph Gerlinger (CEO Frogster Interactive Pictures AG), der sich besorgt um die Urteilsfindung und die Vorwürfe diverser Politiker zeigt (Ausschnitt):

"Die öffentliche Diskussion um sog. Killerspiele geht total an der Sache vorbei. Verblassende Politiker versuchen offenbar auf diesem Nebenschauplatz durch Populismus billig zu punkten. Leider zeigt die Ahnungslosigkeit ihrer reflexartigen Verbotsforderung auch, wie sehr sie sich mit den Themen vor der Urteilsfindung auseinandersetzen: wohl gar nicht. [...] Dass junge männliche Erwachsene, die gewalttätig werden, auch Spiele mit Schusswaffengebrauch spielen, ist etwa so überraschend, wie dass sie Auto fahren und fernsehen. Denn sie tun es fast alle. Der Zusammenhang zur Gewalttätigkeit ist für alle drei Gewohnheiten ähnlich nachweisbar – nämlich gar nicht. [...] "Problem, dass fehlgeleitete Computerspieler sich Waffenbesitz verschaffen können, nicht dass fehlgeleitete Waffenbesitzer in den Besitz von Computerspielen kommen können. Wenn die Herren Stoiber und Beckstein den Zugang zu missliebigen Medienprodukten wirksam vermeiden wollen, da wären sicherlich auch einige Bücher und Filme betroffen, müssen sie wohl wie China das Internet insgesamt zensieren."

Quelle: http://mmog.onlinewelten.com/news,2...tiker_versuchen_durch_populismus_punkten.html

Und hier ein wunderbar blumig geschriebener Bericht einer Mutter, die Herr Beckstein wohl als "Metzelde Mutter" vorverurteilen würde. Ein Ausschnitt...


"Ich aber, und so geht es den meisten "Gothic"-Spielern, ich liebe es, meinen Helden moralisch halbwegs unbeschadet durch die Spielwelt zu führen. Es ist eine ganz besondere Art von Hochgefühl, der Verführung standzuhalten, eine bessere Waffe nicht etwa durch "Umhauen" eines arglosen Gegenübers zu ergattern, sondern zu warten, bis ich sie mir verdient habe, oder einen besiegten Gegner nicht zu töten, obwohl ich dadurch auf die so wichtigen "Erfahrungspunkte" verzichte. Ich denke dann an Zauberer Gandalf und wie er zu Frodo sagt: "Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen zu leben. Kannst du ihnen das Leben zurückgeben?"

Besonders schön fand ich diesen Kommentar von ihr - ich unterstelle, dass gewisse Politiker auch Rollenspiele wie Gothic verbieten wollen würden, wenn man Ihnen wie üblich nur einen Ausschnitt vorlegt, in dem man z.B. einen Söldner am Abschluss des Kampfes mit einem Schwerthieb tötet:

"Kann man jemandem die Liebe beschreiben, der noch nie geliebt hat? Jemandem, der höchstens mal das Kartenspiel "Solitär" oder die "Moorhuhn"-Jagd am PC spielte, begreiflich machen, dass man ganze Nächte hindurch abtaucht in ein melancholisches, gefährliches Land der Fantasie?"

http://www.taz.de/pt/2006/11/27/a0119.1/text

Liebe Grüße
marxx

PS: Ich persönlich würde ja sehr gern die Medienauftritte der Herren Stoiber und Beckstein zensieren. Durch ihren schäbigen Populismus, mit dem sie mich jetzt schon seit Jahrzehnten belästigen, machen die mich agressiv. Das ist nicht gut für meine Psychohygiene. :rolleyes: ;)
 
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AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Leon schrieb:
... Computerspiele sind keine Auslöser, aber Sie verstärken bestimmte Neigungen, dass kann man leider nicht abstreiten....
Ich streite das solange ab, bis mir diese Phrase mal von irgendjemandem wirklich bewiesen wird, dasfindet aber nicht statt. Wir können den Fakt, dass viele Amokläufer eben auf verschiedene Weisen betrachten, eineseits deine Phrase das verstärke, andererseits auch die Phrase das bremse, weil die sonst auch hätten sofort Amoklaufen können. Ich glaube nicht, dass sie bei Amokläufern eines von beiden tun, ich glaube sie können zur verstärkten, von einem Behandler (muss nicht ausgebildet sein) durchgeführten Abrichtung von Selbstmordattentätern benutzt werden (wie alle Medien die irgendetwas grausames enthalten - was jetzt nicht nur körperliche Gewalt ist), aber mit Amok haben meiner Meinung sie nicht viel zu tun - siehe meine Erläurterung zum Unterschied zwischen Selbstmordattentätern und Amokläufern.

Da Selbstmordattentäterausbilder auf sehr viel eindrucksvolleres Material zugreiffen können als erkennbar fiktive Spiele (nämlich auf Snuff-Videos), ist ein Verbot wegen Selbstmordattentätern zwecklos - zumal wir alle wissen, dass aktuell die meisten Selbstmordattentäter kaum Computerspiele gespielt haben - in einem Fall mal eine Flugsimulation fürs Anflugtraining. ;)

Und wie gesagt nochmal der Vergleich: Norwegen 1988-1991, innerhalb der Black-Metal-Szene extrem radikale Auswüchse, die es so im Rest Europas nicht gibt und Norwegen hatte damals sogar Gewalt in Disney-Comics zensiert - was für ein Erfolg.
 
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AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

MountWalker schrieb:
Ich streite das solange ab, bis mir diese Phrase mal von irgend jemandem wirklich bewiesen wird.
Das sehe ich ganz genauso. Gewaltbereite Menschen neigen zum Konsum Gewalt beinhaltender Medieninhalte. Andere Actionfans aber auch. :D

Wie es mit "Überdosierungen" aussieht, steht aber auf einem anderen Blatt. 12 Stunden CSS pro Tag zu daddeln und sich zu isolieren macht zumindest ganz sicher nicht schlauer im Kopf. :rolleyes: Und selbst da muss man dann auch schauen, was derjenige mit den täglich verbleibenden anderen 12 Stunden anfängt.

Einstellungsmuster werden jedenfalls nicht kausal von EINER Sache determiniert (wie uns das manch unbedarfter Politiker glauben machen will), die man so treibt - die wachsen polyvalent. Die Sozialisation startet bevor man weiß, dass man an einem Computer auch spielen kann. ;)

Es ist mir übrigens verdammt viel lieber wenn sich Hobby-Kickboxer Rudi und Waffennarr Kalle mit Tekken und Counterstrike die Zeit vertreiben, als das sie auf der Straße rumgammeln.
 
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AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Jupp, "alle Jahre wieder" da kann ich mich wirklich anschließen!;)
Es ist doch wirklich immer das gleiche:

Ein junger Mensch läuft Amok und tötet bzw. verletzt Menschen schwer..
Tage später rollen die Medien ihre Propaganda, um das Volk davon zu überzeugen, dass der Hauptgrund dieser Gewalttat den sogenannten "Killerspielen" zuzuschreibne wären, wieder aus und Ahnungslose (besonders diejenigen, die keinen auch nur kleinsten Schimmer von Computerspielen haben) geraten in hellster Aufregung! :freak:



Hier habe ich einen Artikel der Süddeutschen Zeitung im Netz gefunden(aber davon gibt es ja tausende..):



27.11.2006 16:25 Uhr

Killerspiele - Wie Pornos

Ballerspiele machen Spaß und es geht dabei weniger um das Töten, als um das Überleben. Trotzdem muss man sie als das behandeln, was sie sind: Spiele nur für Erwachsene.
Von Markus C. Schulte von Drach

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Hitman, der Mann mit der Klaviersaite.
Screenshot: Eidos


Blitzschnell richtet der Spieler die Waffe auf den Gegner, drückt ab – und beobachtet zufrieden und erleichtert, wie sein Gegenüber blutend zusammenbricht.

Wer dabei zusieht, fragt sich, was in einem Menschen vorgehen muss, der sich freiwillig solchen Handlungen und Bildern ausliefert - den Handlungen und Bildern sogenannter Killerspiele.

Tatsächlich fehlt diese Frage in der Diskussion, die nach Emsdetten neu entbrannt ist: Warum spielen Millionen Menschen – junge und auch alte - weltweit überhaupt diese Spiele?

Wenn Politiker von Killerspielen reden, dann sind wohl vor allem Ego-Shooter gemeint. Also 3D-Spiele, bei denen man sich quasi in der ersten Person durch virtuelle Welten bewegt und seine Gegner tötet.

Vermutlich dürften auch Third-Person-Shooter wie Lara Croft betroffen sein, bei denen man eine Spielfigur durch die Räume steuert, die ebenfalls Feinde ausschalten muss. (Ganz sicher darf man sich hier allerdings nicht sein. Die wenigsten Politiker kennen vermutlich den Unterschied zwischen World of Warcraft und Doom 3.)


Es geht um Adrenalin

Wer wirklich an einer Antwort auf diese Frage interessiert ist, der sollte sich an seine Gefühle im Kino erinnern. An Sigorney Weaver im Film Alien als Astronautin Ripley, die durch die engen Gänge der Nostromo hetzt, auf der Flucht vor dem außerirdischen Monster. An das Ziehen im Bauch, als Harrison Ford sich als Blade Runner Rick Deckert hoch über den Straßen von L.A. an die Strebe eines Hochhauses klammert. Oder – für die ältere Generation – an John Wayne als Davy Crockett in Alamo.


Es geht um Adrenalin, um Spannung, um Thrill. Es geht um Todesgefahr und ums Überleben.

Und anders als im Film, wo man sich nur mit den Figuren identifiziert und mitfiebert, wird man im Spiel die Figur. Man selbst handelt, reagiert, siegt oder versagt und muss dann von vorn beginnen.

Alle damit verbundenen Gefühle sind dem objektiven Zuschauer nahezu komplett verwehrt. Er spürt den Erfolg nicht, der damit verbunden ist, selbst einen Bunker erobert zu haben.

Er sieht lediglich, wie Gegner niedergemäht werden – und hat den Eindruck, als bestünde der ganze Spiel-Spaß nur darin, die brutale Handlung möglichst häufig zu wiederholen.

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Doom (indiziert) bis Doom 3 (nicht indiziert) wird das Grauen immer intensiver.
Screenshot: id software/sueddeutsche.de



Dem ist nicht so. Es mag Spieler geben, die Freude dabei empfinden, virtuell zu morden. Spieler, denen es bei den Killerspielen tatsächlich um das Killen geht. Aber die sind gestört – und sie waren es bereits, bevor sie begonnen haben, Maus und Joystick als Waffe einzusetzen.

Doch sind die Spiele, die heute auf dem Markt sind, und die häufig bereits ab 16 Jahre freigegeben werden, deshalb harmlos? Ist das alles nur ein großer Spaß, den Politiker, Pädagogen, Psychologen und Eltern den Jugendlichen zu unrecht verbieten wollen?

Wo doch die Spielwarenabteilungen sonst auch voll sind mit martialischen Kampfrobotern aus Legosteinen, bis an die Zähne bewaffneten Playmobil-Piraten und Airfix-Modellen und -Soldaten – dem modernen Äquivalent des Zinnsoldaten? (Über die man übrigens durchaus auch einmal nachdenken sollte.)

Bei allem Verständnis für die eigentliche Motivation der Spieler: Zu behaupten, die Spiele seien harmlos und ein Verbot überflüssig, ist genauso kurzsichtig und ignorant wie die Behauptung der Politiker, gewalthaltige Videospiele trügen einen großen – wenn nicht den größten - Teil der Verantwortung für Amokläufe wie die von Emsdetten, Erfurt und anderswo.

Blicken wir zurück: Der erste Ego-Shooter kam 1992 auf den Markt. In Wolfenstein 3D spielte man einen GI, der sich durch die Reihen böser deutscher Soldaten kämpfte, um schließlich den Finalen Gegner, Adolf Hitler selbst, zu besiegen. Das Spiel und sein Nachfolger Doom ein Jahr später waren für die Spielergemeinde ein Quantensprung hinein in eine virtuelle Welt mit der völlig neuartigen Erfahrung, wirklich selbst der Held zu sein.


Fataler Prozess der Vermenschlichung

Seitdem ist viel passiert. Die Spiele, die Anfang und Mitte der 90er auf den Markt kamen, wirkten wie grotesk überzogene Comics. Inzwischen ist die Grafik soweit entwickelt, dass die Ballerspiele fast fotorealistische Qualität haben. Die Gegner, Monster und Soldaten feindlicher Armeen, besitzen inzwischen eine hohe künstliche Intelligenz, was den Realismus der Spiele weiter erheblich fördert. Und: In den meisten Ego-Shootern wird konsequent die Gnadenlosigkeit des Spielers gefordert.

Da robben zum Beispiel verletzte deutsche Landser in Call of Duty 2 vor Schmerz schreiend über den Boden. Doch sie hören nicht auf, zu feuern. Möchte der Spieler weiterkommen, muss er den Gegner umbringen. Es gibt keinen Weg vorbei am Töten. Ein anderes Spiel rühmt sich sogar eines Headshot Driven Gameplays, bei dem Spieler mit Zusatzpunkten belohnt werden, wenn sie ihre Gegner mit Kopfschüssen umbringen.

Und für den Klassiker Hitman, bei dem der Spieler die Rolle eines Auftragsmörders übernimmt, wirbt der Vertreiber mit dem Spruch „Der Mann mit der Klaviersaite ist wieder da.“

Offenbar zeichnet sich in seinen Augen das Spiel gerade dadurch aus, dass man hier unter vielen anderen Mord-Varianten zu einer besonders blutigen greifen kann: dem Opfer mit einem dünnen Draht den Hals zu durchschneiden.


Der Prozess der immer menschlich-realeren Darstellung der virtuellen Gegner, eine Art Vermenschlichung, wirkt inzwischen fast wie eine Parallel-Entwicklung der Dehumanisierungs-Strategie, mit der zum Beispiel Soldaten gezielt darauf vorbereitet werden, menschliche Gegner zu töten.

Während hier der Feind zum Unmenschen degradiert wird, übt man dort, einen menschlichen Gegner möglichst gnadenlos zu töten.


Zielgruppe: pubertierende Möchtegern-Kriegshelden

Zwar werden viele dieser Spiele erst ab 18 Jahren freigegeben, von Indizierung (also auch von einem Werbeverbot) ist jedoch schon lange keine Rede mehr. Im Gegenteil. Die Regale der Geschäfte sind voll mit solchen Produkten, die von der martialischen Aufmachung her ganz offensichtlich auf pubertierende Möchtegern-Kriegshelden zielen.

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Call of Duty: Die Gegner werden immer menschlicher.
Screenshot: Actavision


Dabei hielten die Gutachter vor 13 Jahren selbst das pixelige – und ehrlich gesagt ziemlich dämliche - Doom noch für so jugendgefährdend, dass es auf dem Index landete.

Diese Entwicklung hängt, so muss man vermuten, damit zusammen, dass die schädliche Wirksamkeit von Ballerspielen bei Kindern und Jugendlichen bislang nicht bewiesen wurde.

Andererseits besteht der Verdacht, dass auch die "Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle" (USK), die für die Alterskennzeichnung der Spiele verantwortlich ist, nicht zufriedenstellend funktioniert – unabhängig davon übrigens, wie viel schlechter vergleichbare Institutionen im Ausland arbeiten mögen.

Tatsächlich gibt es massenhaft Studien zur Wirkung von Computerspielen, von denen viele auf einen gewissen Einfluss hindeuten, viele aber auch nicht. Spieler und Hersteller weisen hier gern darauf hin, dass gerade die bedeutendsten Untersuchungen, die vor negativen Folgen warnen, angeblich statistisch unsauber sind.

Oder sie zitieren immer und immer wieder Forscher wie zum Beispiel den Medienwissenschaftler Jürgen Fritz von der Fachhochschule Köln, die auf das fehlende Wissen hinweisen. Empirische Forschung zur Medienwirksamkeit von Gewalt betreibt Fritz eigenen Angaben zufolge selbst allerdings nicht.

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Das nächste Opfer: Brothers in Arms
Screenshot: Ubisoft



Auf der anderen Seite gibt es Wissenschaftler wie Christian Pfeiffer, den Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, der die Medienwirkung für eindeutig bewiesen hält. In seinen Schlussfolgerungen allerdings geht er weit über das hinaus, was die von ihm erstellten Daten tatsächlich belegen – und direkte Gewalt-Wirkungsforschung betreibt er ebenfalls nicht.


Zeit, das etwas passiert

Doch müssen wir wirklich warten, bis die Wirkungsforscher tatsächlich den endgültigen Beweis dafür gefunden haben, dass die Spiele eine schädliche Wirkung auf Kinder und Jugendliche und vielleicht auch auf Erwachsene haben?

Und sollte man es nach den bisherigen Erfahrungen weiterhin der "Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle" überlassen, die Eignung von Spielen für bestimmte Altersklassen zu prüfen?

Die Software-Industrie will Spiele verkaufen – nicht Kindern und Jugendlichen die Fähigkeit vermitteln, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. Diese Aufgabe müssen in erster Linie Eltern und Pädagogen schultern.

Doch wenn schon Spiele, bei denen die Gegner mit Laserschwertern zerbröselt werden, bereits ab sechs Jahre freigegeben werden, und wenn in jeder gewöhnlichen Spielwarenabteilung auf eine Art für Erwachsenen-Spiele geworben wird, die ganz offensichtlich nicht auf mündige Bürger zielt, dann ist etwas schiefgelaufen.

Dann ist es Zeit, dass etwas passiert – und sei es, dass Politiker aus den falschen Gründen über Verbote von Killerspielen diskutieren.


Kein Verbot, aber ein anderer Umgang

Statt sie zu verbieten sollte man mit Spielen, die nicht für Kinder und Jugendliche geeignet sind, angemessen umgehen. Was man ja zum Beispiel auch mit Pornos tut. Das, verehrte Spieler und Hersteller, ist kein inhaltlicher Vergleich. Es geht schlicht und einfach um den vernünftigen Umgang mit Medien, die Personen ab 18 Jahren vorbehalten sein sollen.

Konkret würde dies zum Beispiel bedeuten: Eigene Software-Abteilungen für Erwachsene in den Geschäften, Verbot von Demoversionen, die sich aus dem Internet herunterladen lassen, eingeschränkte Werbung. Dass sich Jüngere dann vielleicht ausländische Demos oder ganze Spiele aus dem Netz ziehen werden, darf kein Argument dafür sein, nichts zu tun.

Verantwortungsbewusste Eltern verzichten auch nicht deshalb darauf, Kindern das Gucken von Gewaltfilmen zu verbieten, bloß weil die sonst eben beim Spielkameraden schauen.

Außerdem wäre ein solcher Umgang zugleich ein gesellschaftliches Statement: Wir überlassen unsere Kinder nicht den Gewaltmedien. Und wir überlassen es dem mündigen Bürger, mit diesen Medien umzugehen.

Vielleicht werden die Spiele-Hersteller dann feststellen, dass es weniger die Erwachsenen sind, die auf Ego-Shooter wie Doom abfahren. Denn im Vergleich zu den oben erwähnten Filmen fehlt in fast jedem Killerspiel eine halbwegs ordentliche Story. Damit mag vielleicht Kindern genügen.

Viele, die auf den Thrill der Killerspiele nicht verzichten möchten, wünschen sich zugleich intelligente Spiele, bei denen es um mehr geht als darum, in einer immer realistischer wirkenden Welt gnadenlos einen Bunker nach dem anderen zu stürmen.

Wie in einem guten Action-Film ist in diesen Spielen durchaus Platz für Menschlichkeit, vielleicht sogar für Mitleid und – man wagt es kaum zu sagen – für Moral.

(sueddeutsche.de)


Meiner Meinug nach sollte man anstatt auf Computerspielen herumzukacken und so viel Tam, Tam zu machen, wichtigere moralische Themen, wie Hungersnot, AIDS, Krieg und dergleichen ins Auge fassen, da dieses viel mehr Menschen in dieser Welt betrifft.

Mal ehrlich! Was ist eine Person pro Jahr die Amok läuft und 20-30Menschen tötet im Vergleich zu den täglich hunderten Toten wegen Unterernährung & Erschöpfung?!
Ich habe wirklich kein Verständnis für solch ein arrogantes Verhalten. Es steckt ja ganzer Wirtschaftszweig hinter "Killerspielen", der dem Staat auch Gelder einbringt!


Naja, wenn es keine Menschen gäbe, würde man sich auch nicht täglich über irgendwelche Dinge aufregen bzw. den Kopf zerbrechen..

Gruß an alle


Harry

edit: das nächste Mal bitte einen link anstatt c&p
 
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AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Da du gerade Aids erwähnst.
Vielleicht sollte man den Menschen in der dritten Welt Nahrungsgrundlagen UND Kondome schicken. Ja, das meine ich ernst. Aber was sollen die Menschen auch sonst machen...
Dann würde sich die Krankheit sicher nicht so schnell verbreiten, in weiterer Zukunft vielleicht richtig unter Kontrolle bringen, wie z.B. in Deutschland.
Aber nun wieder Back to Topic
 
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Leutz, Eure Vergleiche sind teilweise schon arg bescheuert, bleibt doch mal auf dem Teppich. Hier mit Hunger und Unterernährung zu kommen, oder mit Aids, wegen ein paar bescheuerten Computerspielen ist absolut Geschmacklos. Echt.

Mir ist es absolut egal ob die Computerspiele verbieten oder nicht, ich habe genug andere Hobbys.
 
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

ich finde die vergleiche auch etwas geschmacklos. aber sie zeigen eben auch das es deutlich wichtigere themen gibt um die sich "die leute da oben" mal kümmern könnten, statt wegen ein paar einzelnen, der masse ein liebgewonnenes hobby kaputt zu machen, das keinerlei wirkliche und bewiesene relevanz zur sachlage hat.

und ich möchte mir dieses hobby nicht nehmen lassen. obgleich ich noch irgendwelche anderen hobbys habe oder suchen könnte. ich bin seit knapp 20 jahren spieler von videospielen und will mir das nicht kaputt reden lassen von so ein paar hirnamputierten säcken die die propaganga-glocke läuten.
 
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Wir können aber nicht sagen:
"Es gibt schlimmere Dinge auf der Welt, also ist es doch egal, ob hier einmal im Jahr 20-30 Menschen verletzt oder gar getötet werden."

Jedem sind seine Probleme stets die Schlimmsten. Wenn ich deiner obigen Aussage folgen sollte, dann haben wir doch in Deutschland keine Sorgen.
Woanders ist es ja eh immer schlimmer.
Man darf sich doch wohl noch um seine eigenen Probleme kümmern im Land?
 
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

ich bin keiner derer der mit dem finger auf andere zeigt. ich meinte mit dem satz das _wir_ _hier_ genug wichtigere probleme haben. was anderswo passiert interessiert mich herzlich wenig, wenns im eigenen hof nich stimmt mecker ich nich über nachbars garten.
 
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Die Sendung habe ich gottseidank verpasst - aber beim Lesen eines Artikels über die letzte Sendung von Sabine Christiansen ist mir vor Wut gerade fast der A****h geplatzt. :eek: Der Ausschnitt, der mich am meisten aufregt:

"Frau Christiansen lud zu einer entspannten Runde ein, um über die Frage „Randale, prügeln, 'ballern' - was tun gegen Gewalt?“ zu debattieren. Zu Gast war auch Schauspieler Ralf Möller, der gerade in Amerika die Kinofilm-Umsetzung von „Postal“ dreht – ein PC-Spiel, in dem das Töten aus der Ego-Perspektive der Sinn des ganzen Unternehmens ist. Möller kritisierte Spiele wie „Counter Strike“, ist für ein Verbot von „Killerspielen“ und traf damit den Nerv der Spieler, die ihm das Bauen auf zwei Baustellen vorwerfen."

http://www.gameports.net/cms/Kommen...illerspiele-und-Sabine-Christiansen_1551.html

Das kann doch wohl nicht wahr sein. Da spielt dieser Ochsennacken in der Filmumsetzung eines Drecks-Games, das meines Erachtens zu Recht in der Kloake des Index verschwunden ist. Ein Spiel in dem sinnloses Töten einziger Inhalt ist und Widerlichkeiten passieren, dass mir jede Worte fehlen. Er spielt in der Filmumsetzung dieses verbotenen Drecks und beschwert sich über Counterstrike? Hat der sich das letzte Stückchen Hirn rausgepumpt?

Meine Fresse - da sieht man, wohin das imperative Mandat führen würde. Es reißen immer die am meisten die Schnauze auf, die am wenigsten Ahnung haben. :grr:
 
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Zuletzt bearbeitet: (Einer geht noch....)
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

@Toxid
Hehe super Artikel. Sollten Stoiber und Konsorten mal lesen. :D
Zur Bild nur soviel: Die beweisen doch immerwieder ihre Unfähigkeit und Doppelmoral.
 
AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Ich glaube inzwischen fest, diesmal werden Sie tatsächlich ein Verbot (von was auch immer) durchsetzen. Momentan werden gerade überall Umfragen veröffentlicht (die wenigsten repräsentativ), und die meisten Menschen in Deutschland befürworten erwartungsgemäß die Verbote. Was war auch anderes zu erwarten? Zeitgleich steigen die Sympathiewerte für die Union in der breiten Wählermasse deutlich - wahrscheinlich freuen sich die nicht Spieler (die nicht wissen, worum es geht), dass die Politik hier so toll schnell und beherzt handelt.

Leute, wenn ihr an anderer Stelle mal wieder lauthals den Volksentscheid herbeiruft, dann lasst Euch diese Geschichte eine Lehre sein! Die Politik hat das Volk nicht im geringsten informiert, sondern nur ein paar Tage polemischen Quatsch herumgebrüllt - und schon ist die uninformierte Masse überzeugt und stimmt mit ins Geschrei ein ohne einmal nachzudenken oder die ganze Sache kritisch zu hinterfragen.


  • Was sind das da eigentlich für Spiele, von denen der Masse Videoschnipsel vorgespielt werden? Werden die überhaupt verkauft oder sind sie sowieso schon indiziert?
  • Worum geht's eigentlich in CS?
  • Was ist eigentlich ein Killerspiel?
  • Sind die Spiele nicht eigentlich für Erwachsene gedacht?
  • Sind Spiele hier wirklich eine Ursache für den Amoklauf - oder nur ein typisches Action-Hobby eines Jugendlichen den tausend andere Dinge zum Durchdrehen gebracht haben?
  • Sind Verbote effektiv - oder treffen sie dann nur die rechtsbewussten Erwachsenen, für die die Spiele eigentlich im Regal stehen?
  • Kriminalisiert ein Verbot die vernünftigen Nutzer?
  • Warum wird nicht über die Waffennutzung des Sebastian B. diskutiert?
  • Warum geht die Politik nicht auf die Gründe für den Amoklauf ein, die der Amokläufer mehrfach explizit genannt hat?
  • Warum hinterfragt die Politik nicht Schule, psychologische Beratungsstellen und das soziale Umfeld des Jungen?

Jaja... da könnte man noch ein paar Dutzend weitere Fragen anhängen. Die Politik will sich demnächst wieder mal feiern. Wir tun was, wir packen es an.

Zukunftsausblick: Derweil ärgern sich erwachsene Spielekäufer schwarz vor Wut über die Bewahrpädagogik und die staatliche Bevormundung. Und nebenan lädt ein 12-Jähriger (unbeachtet) ein (früher) nicht für jugendliche freigegebenes Spiel, jetzt interessanterweise verbotenes Spiel aus einer Tauschbörse oder 'nem Torrent.

Ich bin echt fassungslos und beobachte zunehmend wütender, was die Politik hier wieder treibt.
 
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AW: Killerspiele sollen nach dem Amoklauf verboten werden

Ich bin froh über jede Meldung, die mir zeigt, dass es auch Politik abseits von Polemik und Hetze gibt. Ich glaube trotzdem weiter daran, dass die Bundespolitik der Großkopferten das Thema weiter für den Stimmenfang nutzen und Verbote durchsetzen wird.

Kieler Landtag will keine neuen gesetzlichen Regelungen gegen "Killerspiele"

Schleswig-Holsteins Landtagsparteien wollen die Jugendgewalt differenziert bekämpfen und setzen dabei nicht vordergründig auf ein mögliches Verbot Gewalt verherrlichender Computerspiele. Dies machten Sprecher aller Fraktionen am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde zu Auswirkungen so genannter "Killerspiele" auf die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen deutlich. Deren Medienkompetenz müsse angesichts der Spielangebote auf Computern und Handys gestärkt werden, hieß es übereinstimmend. Außerdem sollte die Jugendsozialarbeit in den verschiedensten Bereichen ausgebaut werden.

mehr: http://www.heise.de/newsticker/meldung/81730

Und ein interessanter Artikel, wissenschaftlicher Ansatz: http://www.handelsblatt.com/news/Wi.../top-schueler-spielen-keine-killerspiele.html
 
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