Ich frage mich, wann Contentindustrie, GVU und Co. einsieht, dass dieser Kampf nicht zu gewinnen ist.
Der Bedarf an solchen Plattformen ist vorhanden, das zeigt ihr Erfolg. Auch wird es immer Leute geben, die ihr Glück mit dem Betrieb solch einer Plattform suchen. Jetzt gehen wieder ein paar Sites down, übermorgen springt der nächste in die Bresche, denn an dieser Stelle ist Kohle zu verdienen.
Und wenn man sich ansieht, was die Industrie als legale Alternative dagegen hält, dann ist es auch überhaupt nicht schwer zu erkennen, WARUM diese Plattformen so erfolgreich sind: Weil die Rechteinhaber, anstatt an einem Strang zu ziehen, sich in lächerlichem Klein-Klein gegenseitig bekriegen.
Ich bin Besitzer eines Netflix- und eines Amazon-Prime-Accounts, habe einige Zeit lang für Spotify bezahlt und in Watchever hereingeschaut. Und das Angebot ist einfach dürftig. Was man findet ist eine handvoll aktueller Geschichten. Dann jede Menge Zeug, über das man auch im Fernsehen nur drüberzapped. Dann jede Menge Zeug, welches niemanden mehr interessiert, weil es bereits 1982 5x wiederholt wurde. Abgerundet wird das ganze dann von - und jetzt kommt mein persönliches Highlight - Serien mit 8 Staffeln, von denen Staffel 3, 4 und 7 verfügbar sind. Für HD gibts Aufpreis, für mobile Geräte ebenso. Englische Tonspuren habe ich bei Amazon noch nicht gefunden und sowieso sind 4 von 5 Sachen, nach denen ich aktiv suche, nicht vorhanden. Boston Legal kann ich auf Netflix nicht schauen, dafür aber auf Amazon. Die Alien-Reihe gibts weder beim einen noch beim anderen. Von Terminator gibts auf Netflix nur den zweiten Teil. Simpsons, Southpark, Game of Thrones gibt es nicht. Bei Netflix muss ich mich mit meinem bezahlten Account via VPN auf den US-Ableger mogeln, denn da kriege ich ein anderes Angebot, dafür aber keine deutschen Tonspuren. Und so weiter, und so weiter. Wie will man das seinen Kunden erklären?
Liebe Industrie: Es ist frustrierend. Es gibt da draußen Milliarden Menschen, die gewillt sind, monatlich Kohle in die Hand zu nehmen um Video-on-Demand zu haben. Aber dann auch wirklich "on demand". Mir ist es doch völlig egal, ob MGM, Universal, Paramount oder wer auch immer einen Film produziert haben: Wenn ich Geld für einen VoD-Dienst bezahle möchte ich den Film, auf den ich grade Bock habe, sehen können. Und mich nicht erst zum kleineren Übel vorarbeiten, nachdem meine vorherigen 4 Wahlfilme nicht vorhanden waren.
Am Ende steht man da mit 3 oder 4 Accounts von Streamingdiensten für die man monatlich zahlen muss, die alle anderes aussehen, andere Oberflächen haben, die alle andere Apps auf meinem Smartphone wollen und alle unterschiedliche Logindaten haben und auf keiner ist das verfügbar, was man sehen will. Und da wundert ihr euch, dass die Leute nach Kinox.to gehen oder sich nen Uploaded Account zulegen?
Denn im Graubereich des Gesetzes sieht die ganze Geschichte folgendermaßen aus: Man zahlt alle 3 Monate 25€ an den OCH und jedes halbwegs aktuelle Ding steht dir zur Verfügung. In SD, HD, 3D, Dolby-Digital, Deutsch, Englisch, Türkisch, Japanisch mit hebräischem Untertitel oder Klingonisch. Man muss sich doch nicht wundern, dass illegale Portale beliebter sind als die legalen Alternativen, wenn die illegalen in jedem Punkt besser abschneiden. Vorallem Stichpunkt Bequemlichkeit und Verfügbarkeit. Und der größte Witz ist ja: Die Leute zahlen sogar dafür. Sie kaufen sich die Premiumaccounts bei den OCH oder bei den Streamern. Weil sie erkennen, dass sie dort Value-for-money erhalten. Weil sie sich nicht darüber ärgern müssen, dass genau das Teil, auf das sie grade Bock haben, nicht verfügbar ist. Wie kann es sein, dass ein paar Kleinkriminelle im Keller ihrer Eltern ein attraktiveres Angebot zusammenzimmern als die milliardenschwere Filmindustrie?
Aber weil die Gier immer noch das Hirn frisst zerrt man - anstatt sich das geniale Geschäftsprinzip des Filesharings zu eigen zu machen - irgendwelche 17-jährige für ihre Downloads vor Gericht. Und dann behauptet man, man hätte einen Einnahmeverlust von zehntausend Euro, denn der Abiturient würde - hätte er seine Sammlung von 873 Filmen nicht illegal bezogen - jede einzelne DVD für 15€ im Media Markt kaufen. Von seinem Taschengeld.
Um den Bogen zum Anfang zu spannen:
Solange man es nicht schafft, die legalen Angebote attraktiver zu machen als die illegalen, wird man diesen Kampf nicht gewinnen. Das ist ein Kampf gegen die Hydra.
Die Lösung kann an dieser Stelle nur Kulturflatrate heißen. Lasst die Leute 50€ im Monat zahlen, teilt die Kohle unter den Studios auf und hört auf, die Leute zu behelligen, weil die sich nen Film runtergeladen haben, der schon 12x auf RTL lief, aber beim Media Markt auf DVD noch immer 12.99 kostet und einen mit 10 Minuten nicht-überspringbarer Trailer belästigt. Die Industrie müsste nicht mal für die Distribution sorgen: Das machen die Leute schließlich auch heute schon selbst. Aber weil bei Universal irgendwelche Spinner sitzen, die glauben, sie kämen zu kurz, wenn sie nicht jeden Film einzeln abrechnen können treiben sie die Leute lieber in die Illegalität, anstatt die Kohle anzunehmen, die man ihnen liebend gerne hinterherwerfen würde.
Oder aber, wenn ihr von der Industrie das Gefühl habt, mit so einer Kulturflatrate würde euch das Szepter aus der Hand genommen (Was ich gut verstehen kann!):
Bitte, bitte: Schafft endlich ein vernünftiges Angebot. Es kann so schwer nicht sein. 50€ im Monat. Ein Zugang. Jeder Titel. HD. Alle Tonspuren. Bumm. Der Geldregen kommt. Es kann so einfach sein. Genau DAS ist das Erfolgsgeheimnis der illegalen Angebote.