Die Fakten:
Seit meinem Einstieg in den Onlinehandel 2003 hat sich vieles verändert. Habe seit 2003 viele Händler kommen und gehen sehen. Die Vielzahl der potentiellen Käufer schauen bewusst nach dem besten Preis. 97% der Käufer kaufen dort, wo es am günstigsten ist! Lediglich 3% sind bereits mehr auszugeben.
Wer trägt also die Schuld; kann man überhaupt von einer Schuld sprechen? Nur wer ist der Schuldige; wenn es selbigen überhaupt gibt...
Preisvergleiche sind eine gute Sache für den Endverbraucher aber sicher nicht für die Händler. Es schwebt ständig das 'Damoklesschwert über einem. Warum?
Händler unternehmen sehr viel um sich on TOP bei den Preisvergleichen zu positionieren. Warum?
Nun der Reihe nach
Händler
Jeder Händler egal wie groß er ist sollte in der Lage sein eine vernünftige WHK (Warenhandelskalkulation) zu erstellen und sich demensprechend danach zu richten um wirtschaftlich zu arbeiten. Man sollte die Lagerhaltungs-, Personal-, sowie andere Kosten berücksichtigen. Nur das macht kaum jemand. Jeder Händler will verkaufen und wie geht das am schnellsten? Man ist der günstigste Anbieter des Produktes. Und wo findet man selbige? Genau, in den Preisvergleichen und wo wir beim nächsten Punkt wären.
Preisvergleiche
Jeder Händler ist praktisch dazu gezwungen sich dort listen zu lassen. Wer es nicht macht verkauft deutlich weniger wenn man überhaupt gefunden wird. Also gibt es nach wie vor einen "run" auf die Preisvergleiche und neue "Händler" schießen aus dem Boden wie besagte Pilze. Mehr Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft; sollte man meinen nur ist meist das Gegenteil der Fall.
Um eben on TOP zu stehen, wie oben bereits geschrieben, lassen sich die Händler viele Dinge einfallen. Man Gründet einfach mehrere Firmen und positioniert sich dann gleich mit 3, 4 oder noch mehr Firmen auf den Plätzen 1 bis 4. Erst danach folgen andere Händler. Schon hat man einen Großteil der potentiellen Kundschaft im Sack allerdings steigen auch die Kosten. Diese basieren auf "klicks" und je nach Preisvergleich bezahlt man pro klick - 15-30cent. Ergo muss man noch mehr Umsatz drehen damit sich dies lohnt oder eben Kosten einsparen; z.B. Lagerkapazitäten wo wir nun zu den Distributoren kommen.
Distributoren/Lieferanten
Ist euch schon mal aufgefallen das viele Händler die Lagerbestände mit "Außenlager, Zentrallager" listen? Viele Händler schreiben "112 x ab Lager lieferbar"; komisch das zig andere Händler den selben Lagerbestand ausweisen. Warum? Es werden die Lagerbestände der Distributoren genutzt; Produktfeeds werden automatisch 1 mal am Tag per API in den Shop eingespielt. Man bestellt und plötzlich wird nicht geliefert obwohl 112 x ab Lager lieferbar. Wie vielen von euch ist es so ergangen? Nun kennt ihr den Grund: Die Händler listen lediglich die Lagerbestände der Distributoren und da dies tausende Händler machen um Kosten zu sparen muss der Lagerbestand nicht aktuell sein.
Ein entscheidender Knackpunkt an der Sache: Die Distributoren bieten als "Mehrwert" sogar ein eigenes Shopsystem für Händler. Als Händler bezahlt man einen kleinen Miete pro Monat und der Händler hat vollen Zugriff auf den Gesamten Bestand der Lieferanten. Lagerhaltungskosten: KEINE! - und man knallt die Preise nach unten; welche übrigens von den Distributoren eingestellt werden. Auch die automatische Übermittlung an die Preisvergleiche wird gedacht.
Als BONUS kann sich der Händler auch noch am Retouren Programm anmelden. Hier wird selbst die Retouren über den Distributor abgewickelt und der Händler muss sich um nichts mehr kümmern. Einen Gewerbeschein gibt es schnell; je nach Stadt kostet selbiger wenige Euro; gepaart mit dem Distributionsshop kann man alles laufen lassen; nur noch Support leisten um alles andere wird sich gekümmert. Dem Distributor sei Dank. Nennt man "Shop-Spiegler"
Wenn man also 500.000 Produkte listet wissen viele der "Spiegler" nicht einmal das man selbiges gelistet hat da die API Anbindung alles automatisch in den Distributions Shop einspielt; erst wenn es verkauft wird. Fragen hierzu und Support kann man nicht erwarten. Hauptsache günstigster Preis. Neue Produkte werden so gleich auf Einkaufspreis +0,25% gezogen; Preise werden durch diese Methodik kaputt gemacht obwohl das Produkt nicht mal verfügbar ist und Wochen später erst erscheint.
Beispiel: Ein Monitor wird im Preisvergleich gelistet: Preise sind anhand dessen schon nahe dem Einkaufspreis (2000EUR VK). 5 EUR Brutto beträgt die Marge und davon sollen noch Kosten gedeckt werden? Geht sicher nicht und wirtschaftlich undenkbar. Als muss man Masse schieben wo wir beim nächsten Punkt wären...
Hersteller:
Um eben die Masse drücken zu können gibt es zwischen dem Händler und Herstellern die Boni Verträge. Es werden Umsatzziele vertraglich vereinbart welcher jeder Händler erreichen muss um am Ende des Geschäftsjahres besagte Boni vom Hersteller zu erhalten.
Was ist die Folge? Es werden viele Produkte zum EK verkauft nur um die Boni am Jahresende zu erhalten. Teilweise schon unter EK und der Händler verdient nur noch durch die Versandkosten. Marge? Keine! Erst nach Erhalt der Boni hat man Geld in der Tasche. Dies ist paradox und fern jeglicher Warenhandelskalkulationen...aber nur so "funktioniert" diese Konstrukt...
Um dieses Konstrukt aufrecht zu erhalten tun die Händler viel dafür. Man nutzt automatische Tools die jeden Preis in den Preisvergleichen ständig auslesen; und wurde man unterboten wird dies mit wenigen Cent korrigiert und man schiebt sich mit 3-4 Unternehmen an die vorderen Plätze. Vollautomatisch; man nimmt sogar einen Verlust in kauf nur um am Ende des Jahres besagte Boni zu erhalten. Es wird auf niemanden Rücksicht genommen. Friss oder Stirb lautet die Devise!
Der/Die Schuldigen?
Die Händler, die Distributoren, die Hersteller oder die Kunden? Sucht es euch aus
Abschließend denke ich nicht das man hier einem Einzelnen die Schuld geben kann; es sind so viele Faktoren. Wenn sich dieses Konstrukt nicht ändert; schaue mir das schon seit 2003 an - 12 Jahre - und es wird immer schlimmer...
Ein besagter "Spiegler" ist 2 Cent günstiger aber verlangt bei dem Produkt 77 EUR Versandkosten; und der wo 2 Cent teurer ist will 29 EUR Versand - irgendwo tummelt sich dann der Händler der alle Kosten bereits in den Preis eingerechnet hat - 11 Platz und ist inkl. Versand sogar noch günstiger als die wo auf den elf Plätzen zuvor stehen. Nur kauft dort keiner. So weit schauen die Kunden nicht nach.
Preisvergleiche sollte damit anfangen, nur noch Händler zu listen welche Gratisversand anbieten - alle Versandkosten bereits eingerechnet hat und nur den Endpreis ausweisen um die Spreu vom Weizen zu trennen; es transparenter gestallten. So kann man einfach den Preis vergleichen. Wäre zumindest mal ein Anfang.
Verfügbarkeiten der Produkte:
Viele Händler schreiben "lagernd" - wo dies ist weiß man nicht - meist bei den Distributoren. Kunde bestellt und dann ist Produkt nicht lagernd. Auch verarsche am Kunden wenn selbiger für die Verfügbarkeit bereit ist etwas mehr zu bezahlen. Solche "Spiegler" gehören in keinen Preisvergleich!