Das größte Problem an Spiele-Streaming ist die Netz-Infrastruktur. Nicht nur die erforderliche Bandbreite muss dauerhaft und ohne Aussetzer geliefert werden, sondern zusätzlich auch noch eine extrem geringe Latenz. Bei langsamen Spielen (z.B. zugbasierte Strategiespiele o.ä.) mag die Latenz vielleicht nicht so wichtig sein, aber für einen schnellen Shooter wären 40ms zusätzliche ein Nogo. Die 50 Mbit/s für 1080p60 mögen vielleicht noch human klingen, aber wenn man bedenkt, dass diese 50Mbit für die gesamte Dauer des Spielens dauerhaft zu 100% anliegen müssen, also in der gleichen Zeit keine anderen Downloads stattfinden können, und diese Bandbreite auch zu Stoßzeiten für alle Anschlüsse gleichzeitig zur Verfügung gestellt werden müssen, wird es mit dem Hype schnell vorbei sein. In 10 Jahren, wenn das Glasfasernetz massiv ausgebaut wurde, könnte das vielleicht mal interessant werden, aber bis dahin werden sich mit 4K bzw. 8K auch die Anforderungen entsprechend erhöhen.
Vom ökonomischen Standpunkt aus, halte ich diese Streaming-Geschichten eigentlich für Quatsch. Rechenleistung ist heutzutage spottbillig geworden bzw. wird durch anhaltende Halbleiterentwicklung auch weiterhin immer billiger. Physikalische Datenübertragung über Kupfer, Glasfaser, Funk hat eben physikalische Grenzen und irgendwann wird das Übertragen der Daten teurer sein, als diese vor Ort einfach neu zu berechnen.
Was die Zielgruppe angeht, kann ich nur für mich sprechen. Allerdings bin ich als reiner PC-Spieler (also keine Konsole und auch nichts von der Couch aus, weil ausschließlich Tastatur+Maus benutze) wahrscheinlich eher ein Exot. Für mich wird Spiele-Streaming auf Dauer keine Lösung sein, dazu interessiere ich mich zu sehr für Technik und genieße zu sehr meine Unabhängigkeit. Denn eines sollte man bedenken: Wenn die Spiele aus dem Netz gestreamt werden, ist Offline-Gaming und das benutzen von Mods o.ä. vorbei. Auch muss man gucken, wie sich ein Streaming-Markt hinsichtlich der Fragmentierung entwickelt. Das heißt, wenn ich bei einem Anbieter ein Spiel kaufe, damit ich das auf seiner Hardware bei mir spielen kann, muss man erstmal sehen, ob ich dieses Spiel auch zu einem anderen Anbieter portieren kann, oder ob ich mir das dort neu kaufen muss. Dadurch kann man schnell in unangenehme Abhängigkeiten kommen. Allerdings ist letzteres so ein Punkt, wo ich den Eindruck habe, dass sich darum ohnehin vorher niemand Gedanken zu macht.