Dieser Artikel spiegelt für mich genau das Dilemma wider, in dem sich die IT-Welt zur Zeit befindet. Das Zauberwort ist hier definitiv Vertrauensverlust.
Vorweg genommen muss ich allerdings sagen, dass ich die Aussage, Microsoft sei noch weniger zu vertrauen als Google, was ja impliziert, dass der Autor Google mehr vertrauen schenkt, wenn auch wenig, als MS, denn die beiden Konzerne nehmen sich da nichts, nicht verstehen kann. Der unglich größere Datenbestand aus so ziemlich allem (wer weiß vielleicht bald Toaster) ist doch bei Google. MS fängt, was das angeht, gerade erst an bei Big Data so richtig mitzumischen. Einzig Siri wird vorerst so schlau/dumm bleiben wie Wolfram Alpha. Hier scheint der Autor wohl etwas Sympathie aus der grundsätzlichen Linuxfreundlichkeit von Google zu ziehen, was ich für falsch halte in diesem Zusammenhang, aber zurück zum Thema.
Das Dilemma in der Computerwelt ist doch zur Zeit der große Rotzfleck der NSA in der Suppe eines jeden Users. Sind wir doch mal ehrlich: Vor den Snowden Enthüllungen haben wir gescherzt über wer weiß was für Hintertüren in Windows XP (Akte-X Musik bitte hier abspielen), haben das erste Iphone belächelt und haben uns maximal Sorgen in StudiVZ und Facebook gemacht, dass jemand all zu peinliche Fotos ins Netz stellt und vielleicht ein zukünftiger Arbeitgeber das sieht. WhatsApp war toll, weil kostenlos. Dropbox war toll, weil irre praktisch und ansonsten fühlte sich niemand genötigt, sich besonders über irgendwelche Privatspährenknicks zu empören, denn a) kann ja gar nicht so schlimm sein alles und b) hey, endlich nähern wir uns StarTrek an: "Computer (Siri), welche Termine habe ich heute?", "Computer, Nachricht an meine Mutter "hab dich lieb"". Ich habe selber Computerlinguistik als Nebenfach studiert, genau DA wollte man hin.
Und der ganzen "Linux war schon immer besser und so, weil isso"-Welt zum trotz hat ja MS seit dem Abgang des Monkeydancers ja vieles richtig gemacht. Schnittstellen und APIs geöffnet und portiert, anstatt die Zäune höher zu ziehen. Das eigene mobile Betriebsystem stark aufgemöbelt, den CloudAnsatz konsequent umgesetzt mit dem günstigsten Kostenmodell am Markt (von Owncloud mal abgesehen), und vermisste UI Funktionen sehr gut in Windows 10 kopiert (und ja, gut kopieren ist besser als schlecht selbst gemacht). Es kommt zwar vieles im Prinzip sehr spät, vielleicht oft zu spät, aber grundsätzlich ist der aktuelle Weg nicht zu vergleichen mit dem Monkeybrain erschaffenen Imperium, was jeden Trend verschlief. Müsste man an dieser Stelle nicht sagen: Oh ha, ja es geht vorran. Als lange intensiver Linux-Nutzer ziehe ich meinen Hut vor dieser Trendwende und vor dem Bemühen und letztendlich vor der aktuellen Umsetzung. Wenn....
Tja wenn da nicht dieser Yellow in der Suppe der IT-Welt rumschwimmen würde... NSA! - Gesundheit!
Das Vertrauen fehlt, und es ist im Prinzip auch nicht unbedingt Microsofts Schuld denn das trifft alle diese Hersteller und Serviceanbieter dieser Art. Ein Riesenteil des Internets ist auf Amazon-Servern ansässig, die werden in dem Artikel hier gar nicht erwähnt. Man könnte auf so viele mit dem Finger Zeigen. Das gleiche Problem allein bleibt allen, und solange diese Firmen auch sich US-Amerikanischen Gesetzen fügen müssen, bzw. solange es diese gibt, und solange die NSA nicht wirklich an der Leine ist, und das wird nie passieren, solange kann man gerne diversen Firmen das vertrauen absprechen und stattdessen Linux propagieren. Jedoch ist das schlicht und ergreifend keine Lösung des Problems, denn das OS stellt nur einen Teil in der Kette der Datensammelwelt dar. Zumal es mit der Qualität in Sachen Sicherheit bei Linux/Unix ja auch nicht generell besser gestellt ist, sind einem doch in der letzten Zeit die Bash, SSL, und SSH (auf debian) ganz gewaltig um die Ohren geflogen. Oder damals der schöne BufferOverflow, wenn eine CD einen zu langen String als Datenträgerbezeichnung hatte. Wird vielleicht alles schneller gefixt, und ja man hat mehr freiheiten und stets die Wahl, ABER es löst das Grundproblem nicht.
Das Grundproblem wäre dann gelöst, wenn jeder User stets transparent darüber bescheid wüsste, was mit Daten, die er möglicherweise einem System anvertraut geschieht und auch jederzeit die Freiheit hätte zu entscheiden wieviele und welche das sind. Die Möglichkeit (vielmehr die Fähigkeit), sich die Systeme selber zu bauen, und sich auf diese Weise der Vertrauenswürdigkeit sicher sein zu können, hat einfach noch längst nicht jeder. Also ist man auf Softwarehersteller oder zumindest Dienstleister angewiesen. Und hier auch nur ein System (idealerweise Linux) zur Auswahl zu haben, wäre mangels Konkurrenz eben auch einfach Stillstand. Und dank dem Horchposten an so ziemlich jedem Punkt auf der Datenautobahn ist es eh Wurscht, welches System man einsetzt, die Daten sind potentiell weg, sobald sie den Rechner verlassen. Und da die NSA auch verschlüsseltes speichert für den Fall dies irgendwann entschlüsseln zu können, ist Verschlüsselung zwar eine sehr gute Lösung, aber vielleicht auch nicht die allheilbringende.
Der Wunsch von Firmen nach Metadaten zur eigenen Forschung liegt auch irgendwo in der Natur der Sache, jeder Hersteller will seine Produkte verbessern und besser Platzieren. Und spätestens, wenn sich herausstellt, das BigData nicht nur böse, sondern vor allem auch sehr praktische Anwendungsfälle haben kann, ist es fraglich, grundsätzlich Datensammeln zu verteufeln. Aber auch nur auf dieser Seite können die Firmen vertrauen schaffen. Alles, was darüber hinausgeht, liegt nicht zu 100% in ihrer Hand bei der heutigen Geheimdienstwelt.
Und so ist es glaube ich ziemlich egal, was in nächster Zeit noch für tolle Systeme auf den Markt kommen: Die Suppe wird immer einen faden Beigeschmack haben. Und die ich mach mal mein Modem für ne Stunde Internet an - Zeiten sind einfach vorbei. Das Vertrauen in die Branche ist zerstört, und nur weil es bei Linux so viele Köche gibt, so ist es doch kein Allheilmittel.