Leserartikel Kurztest: Lenovo ThinkPad P52 (i7-8850H, P2000)

sini

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Es ist nun genau zwei Jahre her, dass ich einen Kurztest zum Lenovo P51 geschrieben habe. Dieses wurde heute durch ein P52 ersetzt. Primärer Grund ist schlicht die fehlende offizielle Unterstützung für Windows 11.

Ein P53 oder P15 o.ä. kamen für mich nicht in Frage. Beim P53 fehlen mir USB-A Ports (3 brauche ich Minimum) und beim P15 kippt das Display zusätzlich auch noch nach hinten, so dass die Anschlüsse an die Seiten wandern mussten. 😐

Das P52 ist mittlerweile auf dem Gebrauchtmarkt mit einem Alter von 2-3 Jahren zu finden. Neuwertige, bzw. sehr gut erhaltene Geräte sind aber tatsächlich eher selten. Auf Grund von vermehrtem Homeoffice haben die Geräte optisch scheinbar mehr gelitten als die Jahre zuvor.

Typischer Weise haben die Geräte 3 Jahre Herstellergarantie die auch beim Weiterverkauf an den neuen Besitzer übergeht. Wer sich vor dem Kauf die Seriennummer geben lässt, kann die Garantie auf folgender Seite überprüfen:
https://support.lenovo.com/de/de/warrantylookup#/

Etwas Hersteller-Restgarantie ist nie verkehrt, zumal es bei der Serie Probleme mit dem Thunderbolt-Chip geben kann. Zu dem Thema hatte ich HIER etwas geschrieben.


Modelle:
Natürlich gibt es zig Ausstattungsvarianten des Modells:
  • FullHD-IPS-Display
  • FullHD-IPS-Display mit Touch (glare)
  • 4K-IPS-Display
  • Intel i7, i9, Xeon, ...
  • Nvidia Quadro P1000, P2000, P3200

Preis:
Die Gebrauchtmarktsituation ist aktuell etwas seltsam. So gibt es besser ausgestattete Modelle teils günstiger, als die leistungsschwächeren Varianten ...

  • i7-8850H + Quadro P1000 + 32 GB RAM + 256 GB NVMe SSD = ~ 1300 €
  • i7-8850H + Quadro P2000 + 16 GB RAM + 256 GB NVMe SSD = ~ 950 €
  • i7-8850H + Quadro P3200 + 32 GB RAM + 512 GB NVMe SSD = ~ 1300 - 1700 €

Mein Verwendungszweck:
Das Gerät wird überwiegend für den Vor-Ort-Einsatz bei Kunden benötigt. Primäre Tätigkeiten sind:
  • zügiger Datentransfer und Zwischenspeicherung
  • Erstellen von Datenträgerimages via USB
  • Ausführen von VMs via HyperV zur Konfiguration, Deployment oder Notlauf
  • Typische Office Arbeiten
  • Gelegentlich das eine oder andere ältere Spiel
  • Anbindung eines zweiten, mobilen Monitors

Technische Daten:
Ich habe mich für das folgende Ausstattung entschieden.
  • Intel Core i7-8850H
  • 16 GB DDR4 RAM (2x 8GB)
  • 256 GB NVMe
  • FullHD IPS Panel matt
  • Nvidia Quaddro P2000 4 GB VRAM
  • 3x USB3.1 (alte Schreibweise)
  • 2x Thunderbolt 3
  • 1x HDMI 2.0
  • 1x Mini Displayport 1.2
  • 1x GBIT LAN
  • 1x SmartCard
  • 90 Wh Akku (6 Zellen)
SSD und RAM sind etwas mager, werden aber von mir sowieso getauscht. So konnte ich ein optisch gut erhaltenes Gerät für deutlich unter 900 € ergattern. Zudem hatte ich das Glück, dass ich beim Refurbisher die vorhandenen Geräte sichten und mir eins aussuchen / testen durfte. 😄

Falls ihr das hier lesen solltet, nochmals vielen Dank für die Umstände 😘

Aufrüstungsmöglichkeiten:
  • 1x WWAN-Steckplatz
    • SIM-Slot vorhanden
    • Antennen sind nicht verbaut!!!
  • max. 64 GB DDR4 Arbeitsspeicher in 4 Slots
    • 2 Slots sind unter der Tastatur
    • 2 Slots sind von unten zugänglich
  • 2x NVMe (x4 angebunden) + 1x 2,5" SATA
    • Für SATA wird ein Kabel-Kit benötigt. Es passt auch das linke Kabel vom P50 / P51-Einbau-Kit
    • Die M.2 werden nun direkt auf das Mainboard geschraubt
    • Die M.2 Adapter wie beim P50 / P51 werden nicht mehr benötigt
Durch die große Serviceklappe auf der Rückseite, können die Erweiterungen von RAM und Datenträger bequem durchgeführt werden. Zwei der RAM-Slots befinden sich unter der Tastatur. Hier befinden sich die von Werk verbauten Riegel.


CPU-Leistung:
Die Leistung liegt auf dem Niveau einer Intel i5-9600 bzw. AMD Ryzen 5 Pro 1600 bzw. AMD Ryzen 3 4300G.
Die Differenz zu einer aktuellen AMD Ryzen 5 5500U liegt bei ca. 20%.

7820HQ8850H
AC Takt (idle)800 MHz800 MHz
AC Takt (single core 100%)3691 MHz4192 MHz
AC Takt (all cores 100%)3491 MHz3590 Mhz
AC CPUz-Score (all cores)1880 Punkte3162 Punkte
AC Temp max87°C95°C
AC Power max47,41 Watt62,53 Watt
Akku Takt (idle)800 MHz800 MHz
Akku Takt (single core 100%)3692 MHz2994 MHz
Akku Takt (all cores 100%)800 MHz2892 MHz
Akku CPUz-Score (all cores)560 Punkte2485 Punkte
Akku Temp max70°C75°C
Akku Power max24 Watt38,81 Watt

Die zwei zusätzlichen Kerne machen sich definitiv beim Stromverbrauch und der Hitzeentwicklung bemerkbar. Dafür liefert die CPU deutlich mehr Rechenleistung.


Undervolting / Overclocking:
Dies habe ich mir vorerst geschenkt. Vielleicht teste ich dies später noch; bei den Werten könnten interessante Undervolting-Erfolge erzielt werden.


GPU-Leistung:
Die Quadros und deren Treiber sind primär für produktiven Einsatz optimiert. Nicht zu unterschätzen ist aber die OpenGL und OpenCL Leistungsfähigkeit. Die P2000 und P3200 können sich deutlich absetzten zum Vorgänger M2200 absetzten. Wie auch beim P51 gilt, dass es für ältere Spiele durchaus reicht.

Im Geekbench 5 erreichen die Karten folgende Werte:

GrafikkarteScore VulkanScore OpenCLScore Cuda
Quadro M2200173671627312767
Quadro P1000142861566714291
Quadro P2000231512379521540
Quadro P3200325893356627781
GTX 1050 Ti211972219120614
GTX 1650 MaxQ326404044041158
AMD Vega 889508751-
AMD Vega 1090509657-


Kühlkonzept:
Obwohl die Kühllösung insgesamt mächtiger geworden ist, bekommen die Lüfter die Temperaturen nur noch so gerade in den Griff. Trotz sehr kurzer Heatpipe, schnellt die Temperatur in die Höhe. In der Zeit bis die Lüfter angelaufen sind, werden kurzfristig gute 95°C an der CPU erreicht. Bei normaler Office-Arbeit liegt die CPU bei 40-50°C und wird passiv gekühlt.

Auch ein Austausch der Wärmeleitpaste mit Noctua NT-H1 und ordentlicher Säuberung, bringen keinen messbaren Erfolg.
Um die Lüfter zu erreichen, muss das gesamte Notebook demontiert werden.


Energieversorgung / Energiebedarf / Netzteil:
Auch hier liegt wieder das 170 Watt Netzteil bei. In der Ausbaustufe mit i9 und P3200 dürfte dies noch so gerade ausreichend sein. Bei meinem Gerät stehen auch zügig >120W auf dem Programm.


Tastatur:
Das P52 teilt sich nun die Tastatur mit anderen Modellen (z.B. T). Für diese Kosteneinsparungsmaßnahme musste die Tastatur aber etwas schrumpfen. Hierzu wurde die Umlauttasten wie ö, ä, ü, sowie die Backspace-Taste geschrumpft. Zudem wurde der Tastenhub etwas reduziert. Die Maustasten haben ebenfalls weniger Hub und fühlen sich im Vergleich zur P51 Variante "billiger" bzw. klappriger an.

Der Platz wäre im P52 vorhanden gewesen, so ist einfach nur rechts und links der Rand des Gehäuses dicker geworden. Sehr unnötige Aktion. Dennoch ist die Tastatur gut!


Display:
Die Farbdarstellung und Kontraste sind wesentlich besser als beim P51. Die Helligkeit ist ebenfalls von 250 auf 300cd/m² erhöht worden. Weniger Backlight-Bleeding als beim P51 bei dunkler Umgebung und dunklen Inhalten (z.B. Balken bei Filmen usw.)

Akku-Laufzeit:
Beim P51 kam ich mit dem 90 Wh Akku teils auf bis zu 16 Stunden (IDLE+WLAN). Wobei 8-10 Stunden realistisch für Office waren.

Beim P52 ist der IDLE-Verbrauch etwas geringer, so dass hier nun 22 Stunden auf der Uhr stehen. Bei Office Arbeiten sollten nun gut >10 Stunden möglich sein. Irre.


Demontage:
Das P52 kann wie das P51 relativ einfach zerlegt werden. Hierzu benötigt man:
Für die Tastatur müssen die "Maustasten" entfernt werden. Hierunter befinden sich zwei kleine Schrauben. Dann kann die Tastatur nach oben geschoben und herausgenommen werden.

IMG_5443.JPG


Nun hat man Zugang zu den zwei RAM-Steckplätzen, die sich unter einer Metallblende verstecken.

IMG_5444.JPG


Auf der Rückseite kann die Serviceklappe (nun aus Metall, statt Kunststoff) mit ein paar Schrauben entfernt werden. Auf Kunststoff-Klippser wurde hier vollständig verzichtet.
Ganz unten rechts befindet sich der 2,5 Zoll Einbauplatz. Direkt darüber sind auf dem Mainboard die Plätze für die M.2 SSDs. Links mittig befinden sich die zwei weiteren RAM-Bänke.

IMG_5445.JPG


Auf der Rückseite befinden sich im unteren Bereich ein paar Schrauben, die das Kunststoff-Cover auf der Oberseite festhalten. Sind diese entfernt, kann der Kunststoff-Cover vorsichtig gelöst werden. Der gesamte Hintere Bereich des Covers wird durch Klippse gehalten. Die Entfernung gelingt aber einfacher als man annehmen möchte.

IMG_5446.JPG


Der innere Metallrahmen, ist mit ein paar Schrauben befestigt. Nachdem man die Kabel vom Mainboard getrennt hat, können innerer Rahmen und Display zusammen entnommen werden. Prinzipiell könnte man zuerst das Display ausbauen, müsste dafür aber die Kabel vom inneren Rahmen trennen ... war mir zu lästig.

IMG_5447.JPG


Übrig bliebt die untere "Wanne" (ebenfalls komplett aus Metall).

IMG_5448.JPG


Das Mainboard wird nur mit zwei Schrauben festgehalten und ist zügig entfernt.

IMG_5449.JPG


Kühler ist ebenso zügig entfernt ...

IMG_5450.JPG


... und die WLP getauscht.

IMG_5452.JPG



Eine lobenswerte Erwähnung sollte hier der Slim-Tip-Stromanschluss erhalten. Dieser ist mit einer Schraube in der Wanne befestigt und kann problemlos getauscht werden. Wer schon mal einen defekten aufgelöteten Anschluss hatte, weiß dies sehr zu schätzen.
IMG_5451.JPG


Einmal das Ganze Retoure und den neuen RAM reinstecken.

IMG_5453.JPG


Bei den SSDs wurden Wärmeleitpads "verbaut". Die Art und Weise hat mich etwas verwundert. Beim P51 waren noch Adapter notwendig, über die Wärme an das Gehäuse abgeführt werden konnte. Beim P52 erschließt sich mir die Idee dahinter absolut nicht:
  • Wärmeleitpad stellt Kontakt zum Mainboard her
  • Wärmeleitpad ist klebrig auf der Seite zum Mainboard
  • Auf der Seite zur den SSDs ist eine nicht entfernbare Folie auf dem Wärmeleitpad (siehe Bild)
  • Es wird Kontakt mit der Rückseite der NVMEs hergestellt ... 🤨
  • Die Chips zeigen zum Boden und nicht zum Mainboard 🤔
IMG_5455.JPG
oben = klebrige Seite auf Mainboard
unten = folierte Seite mit Kontakt zur SSD

Ich habe die Pads durch eigene ersetzt. Diese sind auf beiden Seiten klebrig und stellen perfekten Kontakt zu den SSDs her. Folie runter, SSD druff, fertig.

IMG_5456.JPG


Sinniger wäre es wohl gewesen mit den Wärmeleitpads einen Kontakt zur Serviceplatte aus Metall herzustellen? Der Abstand hätte sogar gepasst. Aber genau über den SSDs befinden sich Schlitze und ein Staubgitter ¯\(ツ)
Die schwarzen Folien (unter dem Schraubendreher) habe ich nun entfernt, so bekommen die SSDs wenigstens eventuell etwas Luftzug ab. Die Spritzwasser-Schutzfunktion ist jedenfalls fraglich. Kommt von unten Wasser rein, gehen die SSDs definitiv eh baden ...

Es macht Spaß das Gerät zu demontieren. Jede Schraubenposition ist mit der Schraubenart gekennzeichnet und eindeutig. In Kombination mit dem Hardware-Maintenance Manual ist das ein Klacks.


Pro / Contra:
Legende:
+++ = Super
++ = Sehr gut
+ = Gut
o = Okay
- = Geht so
-- = Verbesserungswürdig / schrecklich

WasWertungKommentar
Tastatur+++ist wie immer toll. Guter Druckpunkt, kann man klasse drauf tippen (Verkleinerung mancher Tasten nervt!)
Trackpoint+++ist wie immer toll und geliebt (Trackpoint kann im Bios deaktiviert werden)
Touchpad+++Hat eigene Tasten, kann komplett deaktiviert werden
Fingerprint-Reader+++Funktioniert wunderbar, PreDesktop-Auth möglich
Anschlussmöglichkeiten+++3x USB3.x ist perfekt, 2x Thunderbold 3 rundet es ab
Anschlussmöglichkeiten Display+++HDMI und miniDP, VGA vermisse ich nicht
Docking-Station+++Via USB-C / Thunderbolt (kein Dockingport mehr vorhanden)
Netzteil (170 Watt)++Für die Leistung ist Größe und Gewicht okay
Display (FHD, IPS, Standard)++Gute Farbdarstellung (Subjektiv), sehr guter Blickwinkel und Ausleuchtung (keine Lichthöfe, kein Backlight Bleeding)
Display Scharniere+++Sehr stabil, und gut im Rahmen verankert (4! Schrauben pro Seite!)
Aufrüstbarkeit++Datenträger, RAM; WWAN fehlen die Antennen ...
Datenträger+++Die Möglichkeiten zur Bestückung sind optimal!
Wartungsfreundlichkeit-Erheblicher Aufwand um an die Lüfter zu kommen, z.B. beim Design des E59x ist dies besser zugänglich
Gehäuse+++Body und innerer Body komplett aus Metall; da verwindet sich nichts
Kühlkonzept+Gerade noch ausreichend dimensioniert, Lautstärke ist bei Voll-Last angemessen; passiver Betrieb bei Office-Anwendungen
Oberfläche++Die Gehäuse-Beschichtung ist wie bei allen ThinkPad Modellen wegen der rauen Struktur anfällig für Fingerabdrücke

Fragen und Anregungen sind natürlich willkommen!
 
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Reaktionen: marvm, Sephe, Ikebana und 6 andere
ein schönes stück technik, fürwahr:)
 
Cardhu schrieb:
Nur die Dockingstation ist halt so ne Sache. Ich fand die zum Reinstellen bequemer und weniger friemelig.
Wohl wahr! Ich selbst nutzt zwar keine, aber ein paar Kunden von mir. Der große Vorteil der USB-C -Dinger ist halt einfach die Interkompatibilität zu anderen Serien und auch Hersteller.
 
sini schrieb:
und auch Hersteller.
Ne, einfach ne :D
Die Dockingstation hat ein Kabel mit nem Anschluss für Netzteil und USB-C kombiniert.
1648764260364.png


Der Anschluss ist auch nicht schön zum Reinplöpseln. Es fühlt sich für mich immer so an als würde es jedes Mal ein wenig Verlust geben, der sich über die Jahre aufsummiert und dann ist die Buchse im Sack.

Wie andere Serien das mit den Anschlüssen haben, weiß ich gar nicht. Haben die alle diesen "tollen" "Kombiport"?

Ansonsten sind es natürlich tolle Geräte^^
 
Cardhu schrieb:
Ne, einfach ne :D
Die Dockingstation hat ein Kabel mit nem Anschluss für Netzteil und USB-C kombiniert.

Der Anschluss ist auch nicht schön zum Reinplöpseln. Es fühlt sich für mich immer so an als würde es jedes Mal ein wenig Verlust geben, der sich über die Jahre aufsummiert und dann ist die Buchse im Sack.

Wie andere Serien das mit den Anschlüssen haben, weiß ich gar nicht. Haben die alle diesen "tollen" "Kombiport"?

Ansonsten sind es natürlich tolle Geräte^^
OMG! Tötet es bevor es Eier legen kann!!! Du könntest aber auch eine ganz normale USB-C / Thunderbolt-Dock verwenden und dann zusätzlich Strom einstecken. USB-C PD schafft die 170 Watt jedenfalls nicht 😅
 
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