Ok, ich dann auch mal, damit kusa sich freut
Ich präsentiere:
Tschorreck F
3-Wege Standlautsprecher
Alles fing vor geraumer Zeit mit der Idee an, Lautsprecher selber bauen zu wollen. Da ich einen ausgeprägten Spiel- und Basteldrang habe, wollte ich keinen Bausatz kaufen, sondern mein Glück selbst probieren und meinen Sachverstand nutzen. Von Beruf bin ich Dipl.-Ing. und daher wollte ich etwas eigenes entwickeln.
Die Entscheidung fiel auf einen 3 Wegerich (äusserst ambitioniert für ein Erstlingswerk) mit Chassis von Visaton.
Nach Einlesen in die Materie, einigen Entwürfen und Simulationen mit BoxSim stand das Konzept.
Hier der simulierte Frequenzgang:
Als Vergleich für all jene, die da sofort "Löcher", "Überdickungen" etc. hineininterpretieren wollen mal zum Vergleich eine Messung der NuBox681, da Nubert hier ja immer mit "aalglatten" und linearen Frequenzgängen gehyped wird:
Als ich also mit der Frequenzgang Simulation fertig und zufrieden war (das hatte mich etliche Feierabende gekostet) machte ich mich daran, die nötigen Chassisanordnungen usw. in CAD umzusetzen. Heraus kam eine Standbox als Bassreflexgehäuse im schnöden "Kastendesign" welches mir persönlich aber sehr gefällt.
Die Schallwand sah ich durch Schrauben befestigt vor, damit man sie leicht abnehmen kann, wenn ich an Chassis, Dämmung oder Frequenzweiche ran muss. Eine Entscheidung, die ich nicht bereue!
Frequenzgang ok, CAD ok, Teile bestellt, also Holz besorgen und los gings! Die Seiten und den Deckel habe ich aus Multiplex gemacht, den Rest aus schnödem MDF. Als alles zugeschnitten war ging das puzzeln los:
Aber es ging gut voran.
Nach einem Tag der Rohbau (hier fehlen noch Streben, Versteifungen, etc. Unten ist das Kompartement für die Frequenzweiche) - 1,25m hoch, 24 cm breit, 30cm tief. Oben das 6l Gehäuse für den Mitteltöner (mehr braucht der nicht), die restlichen fast 40l stehen den Tieftönern zur Verfügung. Ich rede hier von NETTO Volumen. Die meisten Hersteller schreiben immer nur das Bruttovolumen hin. Anhand von Gehäuseaussenmaßen das Volumen ausrechnen kann jeder...aber was geht durch die Materialdicke und Streben verloren?
Danach wurde nach Bauplan, der während der Simu entstand, die Frequenzweiche gelötet. Im Bauplan habe ich die Bauteilgrößen herausgenommen, da in der Weiche viel Entwicklungsarbeit steckt und ich sie als mein geistiges Eigentum betrachte.
Danach wurde gedämmt, Weiche eingesetzt, Kabel verlegt, Chassis eingebaut, Schallwand verschraubt und aufgestellt.
Da ich es nicht erwarten konnte, das Resultat zu hören, habe ich einfach mein Teufel Concept R2 abgeklemmt und die neuen Prachtstücke angeschlossen. Was soll ich sagen...?
Enttäuschend. Es klang alles irgendwie dünn...sehr dünn. Da ich nicht glauben konnte, das es das gewesen sein soll, habe ich die Anlage erstmal neu eingemessen. Und was soll ich sagen? Ich DEPP! Das hätte ich mal gleich machen sollen! Ist ja auch logisch...
Was sich mir dann bot, hat mir regelrecht die Freudentränen in die Augen getrieben... Im Laufe der nächsten 2 Wochen habe ich gemessen und Änderungen vorgenommen: Dämmung angepasst, Weiche angepasst (z.B. eine Pegelabsenkung beim HT rausgenommen, eine Spule ersetzt...) und die Bassreflexabstimmung korrigiert.
Ich werde mich hier jetzt nicht an Klangbeschreibungen versuchen. Ich werde keine Worte wie Feindynamik, Auflösung, Bühnenaufbau und Staffelung benutzen. Nur so viel sei gesagt: Musik hat noch nie so sehr Spaß gemacht. Es ist wunderschön, Instrumente zu hören, wie sie klingen sollen. Eine Bassdrum zu hören, die so klingt, wie ich es aus alten Bandzeiten noch kenne. Bei Liedern eine 3. Stimme zu entdecken, die man früher nie gehört hat.
Natürlich könnte man sagen ich bin voreingenommen. Schliesslich muss ich ja meine "Babys" verteidigen. Aber wenn ich ins HiFi Geschäft gehe und mir Lautsprecher anhöre, dann finde ich klanglich erst die interessant, die pro Stück um die 800 Euro kosten. Jaja, ich weiss: Ausstellungsraum ungleich Hörraum zu Hause. Aber dennoch...
Meine Lautsprecher haben mich 250 das Stück gekostet. Jetzt kam noch Lack und Öl dazu und jetzt liege ich bei 300. Sie klingen genau so, wie ich das möchte und sehen auch genau so aus. Das kann mir kein Hersteller bieten. Klanglich eventuell schon, aber da müsste ich 3x so viel hinlegen. Sogar meine Frau findet das und hat Musik noch nie so erlebt. Und das will was heissen!
Sie hat zwar versucht, mir die Lackierung auszureden, da sie den MDF Look "schick" fand, aber als ich erstmal mit Lackieren fertig war, fand auch sie es gut.
Frontal
leicht seitlich
noch seitlicher
Seitlich
Anschlussterminal
Mittel- und Hochtöner
Tieftöner
Bassreflexöffnung
Herstellerschild
Ja..ich sollte mal die Fettgriffel und Staubflusen abwischen
Das Ganze hat neben den Materialkosten unzählige Stunden meiner Freizeit gekostet. Da einen Stundenlohn reinzurechnen, halte ich für Irrsinn, da es zum einen Einzelstücke sind und zum anderen Spaß nicht in Geld auszudrücken ist. Ich für meinen Teil habe den Selbstbau für mich entdeckt und werde nie wieder Lautsprecher eines Herstellers kaufen. Gut...kürzlich habe ich im Arbeitszimmer mein Z-5500 abgelöst. Ich hatte noch einen Verstärker über und bin billig an 2 Heco Victa 200 und einen 101 gekommen. Aber das war auch ein Schnäppchen.
Auf dem Plan steht nun noch der Rest für ein Selfmade 5.1 Setup, welches dann in unserem baldigen Haus seinen Platz im "Tschorreck Theater" finden wird.
Und da meine Frau traurig ist, dass sie dann im Wohnzimmer keine tollen Lautsprecher mehr hat, stehen die Überlegungen zu "Tschorreck F Reloaded" auch schon