Lebensmittelrecht. Legitimation zur Verbrauchertäuschung?

Na danke, jetzt schmeckt mir auch das Bier nicht mehr.

brettler schrieb:
Gerade die Milchbauern brauchen sich nicht beschweren, die Molkerien zahlen schon das was möglich ist, zudem ist die Milchpreisberechnung kompoliziert und seit dem Wegfall der Kontigente nicht mehr so einfach..
Aber ich möche da nicht wieder ein Fass aufmachen.
Ich sehe das nicht so rosig für die Milchbauern, der Preis stagniert seit Jahren und die Auflagen und die Umweltbedingungen der letzten Jahre vreursachen den Milchbauern dagegen immer höhere Kosten.
Vor allem die grossen Molkereien zahlen den Bauern eher peanuts uns investieren das Geld lieber in teure Werbekampagnen.
Da fällt mir noch ein Fall zu regionalen Produkten ein. Wir wohnen Nahe der Lüneburger Heide und ich hatte ein Glas "Heide-Honig" gekauft. Als ich mir dann beim frühstück den Text durchlas war es ein Gemisch aus Eu- und nicht Eu-Ländern. Also sowas darf doch nicht sein finde ich.
 
@Buttkiss : "Heide-Honig" alleine besagt eben nicht, wo die Heide liegt. Es wurde ja schon hier im Thread erwaehnt: Man fuerhrt einen wohlklingenden Namen dafuer ein, um die billigsten Auflagen erfuellen zu koennen. Siehe "Marmelade", " Konfituere", "Konfituere extra", "Gelee" und "Fruchtaufstrich". Irgendwann reicht es eben wenn fuer das "natuerliche Fruchtarome" eine Orange neben dem Fliessband liegt.
Ebenso die Werbung "ohne kuenstliche Geschmacksverstaerker", weil man einfach welche nimmt, die noch als "natuerlich" eingestuft werden.
 
Das erinnert mich daran das in den usa Pizza als Gemüse verkauft wird weil sie einen bestimmten Anteil an Tomaten enthält.
Also gerade diese Namensgebung die eine bestimmte Herkunftsregion verspricht oder suggeriert empfinde ich schon als sehr offene Lüge. Nur weil etwas nicht verboten ist heisst das nicht das man es auch tun sollte. Ich würde mich da gerne besser von meinen Staatshäuptern geschützt sehen.
Aber jetzt wo unsere Ministerin für Landwirtschaft und Ernährung für Nestlé arbeitet wird sich das wohl nicht so schnell ändern.
 
Womöglich muss auch hier ein bestimmter Anteil aus lokaler Herstellung sein damit etwas Heide heißen darf?
Ich will nochmal deutlich sagen, wir haben ein vergleichsweise hohes Niveau hier, das Wesentliche steht direkt auf der Verpackung drauf. Man kann es am Ende nicht jeden Recht machen der sich gerade mit Gluten, Mikroplastik, Vegan, Lokal, Natürlich, Bio, Aroma, E-Stoffe, Herkunft, ... beschäftigt und alles direkt auf die Packung drucken und alle zwei Jahre anpassen wenn eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird.
 
Hier geht es ja aber um bewusste Verbrauchertäuschung. Ich zumindest ärgere mich darüber wenn mich jemand mich ganz offen versucht hinters Licht zu führen oder seinen Lebensmitteln Dinge beimischt die gegen jeden gesunden Menschenverstand gehen nur weil deren Schädlichkeit bisher noch nicht in Lanzeitstudien nachgewiesen wurde. Und wenn jemand sagt das das ja nicht verboten, dann sage ich das sollte es aber.
Du sagst wir haben hier ein hohe Niveau, dann finde ich es eher erschreckend wenn es woanders noch schlechter ist.
 
BeBur schrieb:
Womöglich muss auch hier ein bestimmter Anteil aus lokaler Herstellung sein damit etwas Heide heißen darf?
Oder es muss schlicht nur in der Heide abgefüllt worden sein. Da schützt noch nicht mal die g.g.A. davor. Prominentes Beispiel: Nürnberger Rostbratwurst. Die Schweine dafür können aus Tschechien oder Polen importiert sein. Solange sie in der Nürnberger Region verarbeitet werden darf man das Ganze dann als Nürnberger Rostbratwurst verkaufen.
Also auch wieder alles nur tarnen und täuschen.
 
Ich sehe das nicht so rosig für die Milchbauern, der Preis stagniert seit Jahren und die Auflagen und die Umweltbedingungen der letzten Jahre vreursachen den Milchbauern dagegen immer höhere Kosten.
Vor allem die grossen Molkereien zahlen den Bauern eher peanuts uns investieren das Geld lieber in teure Werbekampagnen.

Den Milchbauern geht/ging es schon immer gut,und Jammern konnten sie schon immer..

Vor allem die grossen Molkereien zahlen den Bauern eher peanuts uns investieren das Geld lieber in teure Werbekampagnen.

Der Milchpreis berechnet sich auch aus Eiweißgehalt, Wassergehalt, Menge usw. und wie oft der Bauer mit Wasser gepanscht hat, oder die Milch mit Antibiotika verunreinigt hat. Das ist kein Gutdünken der Molkerei. Die "Milchgeldabrechnung" ist hoch komplex.
Schlampt ein Bauer mit dem Hemmstoff ist die ganze Lieferung zu vernichten, und er bekommt nur einen minimale Abzug und die Molkerei hat die Entsorgugnskosten..


Ich kann mich nur an meine Molkerei erinnern. Da gab es 2008 einen großen "Streik" der Milchbauern. Die Mitarbeiter der Molkerei wurden beschimpft, bespuckt, Auto mit Dreck beschmiert und wir konnten nur unter Polizeischutz das Gelände verlasssen und betreten.
Hätten die ihn Ihrem "Wahn" lieber mal geschaut das wir die Preise nicht machen sondern die "Muttermolkerei" und der Milchprüfring, und das Aldi/Lidl eher die bösen sind..

Damals sagten Sie "wir schütten die Milch lieber weg". Tja, 2 Jahre später ging die Molkerei pleite und sie konnten ihre Milch wirklch wegschütten, die Muttermolkerei die Milch nicht aus 200km Umkreis abholt.

in Glas "Heide-Honig" gekauft. Als ich mir dann beim frühstück den Text durchlas war es ein Gemisch aus Eu- und nicht Eu-Ländern. Also sowas darf doch nicht sein finde ich.

Dafür gibt es "geschützte" Herkunftsbezeichnungen. Um mal bei der Milch zu bleiben. "Allgäuer Emmentaler", darf nur aus Milch hergestellt werden die im Allgäu gewonnen wurde, und eigentlich nur dort.

Von diesen Bezeichnungen haben wir in Deutschland nicht sehr viel, am bekannsten sind wohl die "Nürnberger Bratwürste" oder die Weine.

https://de.wikipedia.org/wiki/Herkunftsbezeichnung#Käse


Alles was nicht darunter fällt kann man nennen wie man will.


Die Schweine dafür können aus Tschechien oder Polen importiert sein.

Können ja, aber im echten Leben holen alle großen Hersteller "Hoeness", Schlüter usw. das Fleisch aus der Region oder aus Norddeutschland.
 
brettler schrieb:
Den Milchbauern geht/ging es schon immer gut
Das lässt sich doch pauschal gar nicht sagen; nicht wenige Milchbauern geben (oder gaben) für ihre Milch mehr aus, als sie bekommen... - und auch das Bundeskartellamt hat festgestellt, dass das mitunter die Schuld der Molkereien ist.
 
Khaotik schrieb:
Also auch wieder alles nur tarnen und täuschen.
Wieso? Die heißt nicht so, weil das Fleisch aus Nürnberg kommt, sondern weil das Rezept/die Art der Wurst dorther stammt. Es ist doch nicht wirklich jemand so naiv und glaubt, dass das Fleisch aus Nürnberg kommen kann, was da zu Tonnen als Nürnberger Rostbratwurst weltweit in den Supermärkten liegt. Ich wette in den Würsten ist auch Salz und Pfeffer drin und ich bezweifele, dass man das direkt aus Nünrberg erhält ohne das es importiert wurde. Warum ists beim Fleisch eine "Lüge", bei den Gewürzen jedoch nicht?

Davon ab besteht der Verbraucherschutz nicht darin, dass dem Kunden alles auf die Nase gebunden wird, sobald er das Produkt in die Hand nimmt. Das funktioniert nicht. Wohl aber kann man eigentlich problemlos nachlesen, was sich hinter Herkunftsbezeichnungen (oder Produktnamen wie Nektar/Saft, Gelee/Konfitüre etc) verbirgt, was sie garantieren, was die E Nummer bedeuten etc. pp. Verpflichtend muss drauf stehen was drin ist, wirklich getäuscht wird man daher eigentlich kaum. Wer so naiv ist allein aufgrund des Markennamens auf irgendwas zu schließen und dann zu erwarten, nun dann. Besser keinen Red Bull kaufen. Ist keiner roter Bulle drin.

Erwarten darf man, dass man Solche Infos bei Interesse nachlesen kann und sich dran gehalten wird, was deklariert ist. Aber zu erwarten, dass einem jede Info nachgetragen wird? Ne, bitte nicht.

PS: Man kann anhand der QR Code/Strichcodes heute eigentlich ne Menge Infos zu den Produkten erhalten, direkt im Markt (die anderen Infos auch, Handy sei dank), macht aber kaum einer. So wichtig kann es also nicht sein.
 
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Buttkiss schrieb:
seinen Lebensmitteln Dinge beimischt die gegen jeden gesunden Menschenverstand gehen nur weil deren Schädlichkeit bisher noch nicht in Lanzeitstudien nachgewiesen wurde.
Das ist ein Eindruck, den NGOs und Journalisten zuweilen gerne vermitteln aber nach meinem Wissen sehr falsch bzw. irreführend ist.
Jedes neue Mittel oder Verfahren erst einmal 20 Jahre lang 1.000 Personen geben um zu sehen was lang Zeit Auswirkungen sein könnten ist schlicht nicht machbar. Vermutlich braucht man bei so einem Versuchsaufbau sogar noch mehr Teilnehmer, weil viele abspringen und du eine extrem hohe "Power" für den voraussichtlich wenn dann kleinen Effekt benötigst.
Darüber hinaus darfst du so eine Studie womöglich gar nicht durch führen wenn du mit schädlichen Auswirkungen rechnest.
Selbst bei Medikamenten wird so nicht vorgegangen.
 
Das lässt sich doch pauschal gar nicht sagen; nicht wenige Milchbauern geben (oder gaben) für ihre Milch mehr aus, als sie bekommen...

Ich bezweifle das du einen Einblick in die Branche hat und die Details kennst. Vor dem Wegfall der Kontigente haben einige Bauern absichtlich schon mehr produziert als sie abliefern durften (und das weggeschüttet) und immer drauf spekuliert, das dies eines Tages wegefällt.

Ein Milchbauer hat es deutlich einfacher als jemand der Fleisch Produziert. Hat er eine Zweinutzungsrasse als Kuh, kann er die im Alter auch noch imt Profit loswerden. Die Kälber kann er zur Labherstellung vrkaufen, mit einer automatischen Melkanlage braucht man auch nachts nicht mehr aufstehen.

Die stellen sich halt im TV gerne als die "armen" da, dabei ist das schon seit Jahren eine durchorganisierte "Kleinindustrie". Die kleinen Bauern wo die Liesl mit dem Eimer melkt, gibt es kaum noch, höchstens auf der Alpe wo man die Mlich noch direkt zum Senn bringt. (die beschwern sich auch nicht über den Preis)

Und die Molkerein sind die bösen, aber gibt es die nicht mehr werden Sie ihre Milch auch nicht los. Mit ihren tlw. überzogenen Forderungen haben sie schon einige Molkerein zerstört, anstatt das man mal redet.

Jeder regt sicih über billig Fleisch auf aber kauft gerne die billig Butter und den Billig Joghurt bei Aldi.
 
brettler schrieb:
Den Milchbauern geht/ging es schon immer gut,und Jammern konnten sie schon immer..
Hättest Du das vor 30 Jahren gesagt würde ich Dir Recht geben.
In den letzten Jahren haben in SH glaube ich knapp ein Drittel der Milchbauern aufgegeben weil sie nicht mehr davon leben konnten. So wie ich verstanden habe hast Du durch den Streit deinen Job verloren und bist dementsprechend angefressen. Du hast natürlich Recht damit das die grossen Supermarktketten hier eine Mitschuld tragen.
@ Mustis Ist aber dann doch irgendwie schade wenn man dazu angehalten ist allem zu mißtrauen oder?

Vielleicht bin ich ja da auch zu naiv mir eine Welt zu wünschen in der kein Benzin, Wandfarbe, Plastik oder ähnliches in meinen Lebensmitteln sind.
 
So wie ich verstanden habe hast Du durch den Streit deinen Job verloren und bist dementsprechend angefressen. Du hast natürlich Recht damit das die grossen Supermarktketten hier eine Mitschuld tragen.

Ich hab es vorher kommen sehen und hab rechtzeitig gewechselt. Aber dennoch haben knapp 60 Leute ihren Job verloren und mussten entweder umsatteln, umziehen oder 150km einfach pendeln.
 
brettler schrieb:
Ich bezweifle das du einen Einblick in die Branche hat
Das darfst du tun; aber ich bezweifle, dass dein Einblick in die Branche besser und umfassender ist als der des Bundeskartellamts. Die Untersuchungen ergeben: Die Molkereien tragen eine große Mitschuld - und dass viele Milchbauern nicht mehr wirtschaftlich zu halten sind ist ebenfalls eine Tatsache, die sich nicht einfach vom Tisch wischen lässt.
Das fängt ja schon mit den Knebelverträgen an...
 
Buttkiss schrieb:
@ Mustis Ist aber dann doch irgendwie schade wenn man dazu angehalten ist allem zu mißtrauen oder?
Wieso mistrauen? Dir wird nichts giftiges verkauft, und wer nicht nur dem Markenname nach kauft, wird auch nicht beschissen. Wer Nektar kauft und meint, er kaufe den besten gesunden Saft, na ja, das ist halt ne Bildungslücke und keine Lüge. Er bekommt Nektar wie drauf steht, dass das nicht dem entspricht was er sich ggf. drunter vorstellt kann man nicht dem Hersteller anlasten. Klar sind Sachen wie das mit der Kalbsleberwurst Grenzwertig. Aber ein Blick hinten drauf sagt dir, dass da was nicht passen kann, wenn da nur Kalbfleisch (und dann nur mit ka 12%) aber nichts Kalbsleber steht. Und das muss deklariert werden. Manche Produktnamen sagen gar nix aus (wie Nutella), da störts doch auch keinen. Außerdem gehe ich davon aus, dass das Problem nicht gelöst wird indem man die Kalbsleberwurst als Leberwurst mit Kalb bezeichnet, da es dann immer noch Menschen geben wird, die davon ausgehen, das da Kalbsleber drin ist, weil ist ja Leberwurst und Kalb steht auch drauf.

PS. Bauern jammern doch eh viel rum und haben eine der mächtigsten Lobbys. Egal welche Art Bauer. Ich brauch mir nur die Höfe, die dicken Maschinen, dicken Autos und die vergleichsweise lächerlichen Flächen hier in der Gegend ansehen. Wird's Jahr Scheiße (nass/trocken), Subvention, sind die Preise schlecht, Subvention. Die können gar keinen Verlust machen.... Die Agrarsubventionen sind die dicksten im ganzen Subventionshaushalt...

Hier kann man sich anschauen, was manche Bauern so bekommen: https://www.agrar-fischerei-zahlungen.de/Suche
 
brettler schrieb:
Jeder regt sicih über billig Fleisch auf aber kauft gerne die billig Butter und den Billig Joghurt bei Aldi.
Und jeder schiebt die Schuld zum anderen.

Die Marktbetreiber sehen sich gezwungen, die Milch (und alle anderen Produkte) möglichst günstig anbieten zu können ... es kommt also schon im Verkauf kein Wunschpreis herum, sondern das, was der Kunde eben zahlt.
Ist das ein bisschen wenig, muss halt in der gesamten Wertschöpfungskette "Milch" etwas knapper kalkuliert werden (man will vor allem nicht hinter der Konkurenz zurückbleiben, sondern im Idealfall "der Günstigste" sein). Was nichts anderes bedeutet, als dass der Verhandlungsspielraum kleiner wird, je mehr zwsichenstationen da dran hängen.

Diesen kleiner werdenden Verhandlungsspielraum gibt es zwischen Vertreiber und Molkerei ... und zwischen Molkerei und Bauer ist er natürlich genauso da.

Die Bauern schimpfen auf die Molkereien, die eventuell auf die Einkäufer der Ketten ... nur der Kunde ist fein raus, hat seinen günstigen EVP, und beschwert sich noch über Bauern, die den Weg nach hause blockieren, über Supermarktketten und Molkereien, die die Bauenschaft auspressen, und trotzdem fast €1,00 für einen Liter Milch haben wollen.

Da gibts definitiv eine Menge Verarsche ... aber einen Schuldigen habe ich bisher noch nicht gefunden ... eventuell ist es das Streben nach dem möglichst großen eigenen Vortel, dem wir das alles zu verdanken haben ... also etwas, was wr alle in unterschiedlich starker Ausprägung haben.
 
brettler schrieb:
Den Milchbauern geht/ging es schon immer gut,und Jammern konnten sie schon immer..
Bin ich auch der Meinung, dass das nicht wirklich der Wahrheit entspricht.
Du hast den Blick aus der anderen Richtung. Der Fakt, das aber immer mehr Bauern aufgeben und sich die Produktionskapazitäten bei immer größeren konzentriert wiederspricht mMn deiner recht pauschalen Aussage.
Davon abgesehen kann man nicht dem Rohstofflieferanten dafür die Schuld geben, das man Pleite geht. Wie du schon sagst diktieren da Aldi, Edeka und Co. von oben die Preise. Letztendlich fängt es aber trotzdem beim Kunden und dessen Kaufverhalten an.

Wo ich dir allerdings recht gebe ist, dass die Landwirtschaft immer weiter in Richtung industrielle Produktion geht.

Letztendlich ist es aber auch genau das, was der Markt will. Billig kann ich nur produzieren wenn ichs im großen Stil mache und meine Fixkosten so gut als möglich verteile.
Wenn man sich überlegt wieviele Bauern es früher in jedem Ort gab und wieviele es da heute noch gibt.
Vor 20 Jahren gab es in meinem Heimatort noch 5 Vollerwerbsbauern mit überwiegender Milchkuhhaltung. Manche hatten dazu auch noch Rinderzucht oder Schweine. Heute gibt es noch genau einen. Und auch dieser wird innerhalb der nächsten 5-10 Jahre aufhören da er dann in Rente geht und seine Kinder den Hof nicht weiterführen können bzw. wollen.
Viele vergessen glaube ich, dass es für Selbstständige keinen Mindestlohn gibt. Ebenso gibt es keine Arbeitszeitbeschränkung wie es die für die Angestellten-Welt gibt. Ich kenne es aus den Büros der Welt eher selten, dass es da 12, 14 oder 16 Stunden-Schichten gibt. Und das in regelmäßiger Art und Weiße. Ich will euch mal sehen das ihr euch dann für 3 oder 4 € STUNDENLOHN hinstellt und buckelt.

Die Bauern, die weiter machen wollen, bleibt nur die Flucht nach vorne. Also größer werden um den Marktdruck stand zu halten. Fixkostenanteile reduzieren, Schlagkraft erhöhen. Und sich dadurch auf Jahre hinaus zu verschulden. Und damit ist man dann schon in der Spirale, aus der man schwer wieder raus kommt ohne dabei Haus und Hof zu verlieren.
Lösungen können Dinge wie Direktvermarktung oder andere, alternative Vertriebswege oder Konzepte sein. Das bedeutet oft aber im Vergleich zum LEH höhere Preise, was wiederum der Kunde erstmal bezahlen muss (und will).

Alles in allem werden wir auch in der Landwirtschaft langsam aber sicher in industrielle Bereiche kommen. Die Felder werden sich irgendwann Deutschlandweit den Größen im Osten annähren, ebenso wie die Betriebsstrukturen. Kleinbäuerliche Betriebe werden der Marktwirtschaft und dem damit verbundenen Preisdruck früher oder später zum Opfer fallen.
Da sollte man sich dann auch von der romantischen Vorstellung der Landwirtschaft verabschieden in der Tiere noch gut behandelt werden und der Bauer jedem Tier einen Namen gibt. Industrie heißt purer Pragmatismus. Quantität statt Qualität. Bekanntes Sprichwort: „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.“ Heute mehr denn je.

Um mal wieder den Kreis zu Inhaltsstoffen zu schließen. Vor ein paar Jahren gab es doch mal den Aufreger, das Glyphosat in Bier gefunden wurde. Natürlich wurde dann von den Medien fleißig auf die deutsche Landwirtschaft eingeprügelt. Das man aber ca. die Hälfte der Braugerste aus Ländern importiert, die deutlich schwächere Regeln bei der Anwendung haben, wird nicht erwähnt. Mit nur 2 min googlen könnte man zudem herausfinden, dass eine vorerntliche Behandlung von Getreidebeständen mit PSM wie Glyphosat gänzlich verboten ist.
 
Mustis schrieb:
Wieso mistrauen? Dir wird nichts giftiges verkauft, und wer nicht nur dem Markenname nach kauft, wird auch nicht beschissen.
Naja, giftg kann das schon, je nachdem welche Mengen Du zu Dir nimmst :-) aber das war nicht gemeint.
Wenn ich das Fitnessmüsli voller Fettmacher kaufe oder die Bio Weidemilch die mit 71% weniger Co2 wirbt aber verschweigt das das nur für die Verpackung gilt, den Fruchtaufstrich mit 50% Wasser der dadurch mit 50% weniger Zucker zum doppelte Preis beworden wird, der Bio Käse der mit freilaufenden Kühen wirbt was aber gelogen ist.
Das kann ich mir nicht immer durch den Verpackungstext erschließen. Oder halt die Zusätze die offensichtlich nicht in Lebensmittel gehören, aber in so geringen Mengen vorhanden sind das sie nicht aufgeführt werden müssen. Aber wie gesagt, vielleicht bin ich da einfach zu naiv....

Mustis schrieb:
Die können gar keinen Verlust machen...
Das kann aber nicht richtig sein. Dann hätten ja nicht soviele Betriebe geschlossen. Wenn man dem Verkauf des Hofes entgehen will muss man mittlerweile zwangsläufig in die Größe wachsen. Das wollen aber nicht alle, bedeutet es doch wieder Investitionen oft im 7-stelligen Bereich. Die Bauern machen sich aber durchaus auch untereinander das Leben schwer indem sie den anderen das Wasser abgraben.
 
Khaotik schrieb:
seine Kinder den Hof nicht weiterführen können bzw. wollen.
Das ist das Problem, das wollen, nicht das können. Klar ist Bauer sein auch mal hart. Wenn die Ernte ansteht arbeitet man eben paar Tage nicht nur 8 Stunden und steht auch nicht erst um 8 Uhr auf. Mit Tieren sowieso nicht. Zudem stinkt das sprichwörtlich. Die Arbeitszeiten sind unregelmäßig und unbequem. Das finanzielle hingegen ist ganz selten ein Problem weil es eben stetig Subventionen gibt. Klar, riech wird man nicht unbedingt (wobei das relativ ist, wenn die Gemeinde wächst und Bauland braucht...) Bauern bekommen für ihre Äcker auch dann Subventionen, wenn sie darauf nix machen. Nennt sich Ausgleichsfläche. Dass das alles so schlimm auch nicht sein kann, sieht man auch daran, dass einige junge Menschen ganz bewusst Landwirtschaft wieder anfangen aus Überzeugung und damit gut Geld verdienen.

Das ist schon oft jammern auf hohem Niveau. Und trifft eh nur auf die alten Bundesländer zu. In den neuen sind die ganzen LPGs sowieso in Großbetriebe übergegangen.

Buttkiss schrieb:
Naja, giftg kann das schon, je nachdem welche Mengen Du zu Dir nimmst :-)
Ja Wasser und Sauerstoff sind auch giftig wenns danach geht. Das ne Binsenweisheit. Soll das nen Argument sein?
Buttkiss schrieb:
Fitnessmüsli voller Fettmacher
Beispiele? ist so nämlich verboten.
Buttkiss schrieb:
Bio Weidemilch die mit 71% weniger Co2 wirbt aber verschweigt das das nur für die Verpackung gilt,
Ebenso. Es muss zumindest vermerkt sein und zwar nicht komplett kleingedruckt.
Buttkiss schrieb:
den Fruchtaufstrich mit 50% Wasser der dadurch mit 50% weniger Zucker zum doppelte Preis beworden wird
Auch das muss vermerkt sein in den Zutaten. Davon ab dürfte das mit 50% Wasser ein normaler Wert sein...
Buttkiss schrieb:
der Bio Käse der mit freilaufenden Kühen wirbt was aber gelogen ist.
Das wäre Etikettenschwindel und ist in DE verboten unter Strafe...
Buttkiss schrieb:
Oder halt die Zusätze die offensichtlich nicht in Lebensmittel gehören, aber in so geringen Mengen vorhanden sind das sie nicht aufgeführt werden müssen.
Das soll was sein? Dieser Mythos kommt immer wieder...
Buttkiss schrieb:
Dann hätten ja nicht soviele Betriebe geschlossen.
Betriebe schließen nur weil sie pleite gehen weil die Preise zu gering sind? Andere Gründe existieren nicht? Warum gibts dann teils soviele Neubauern?
Buttkiss schrieb:
Das wollen aber nicht alle, bedeutet es doch wieder Investitionen oft im 7-stelligen Bereich. Die Bauern machen sich aber durchaus auch untereinander das Leben schwer indem sie den anderen das Wasser abgraben.
Willkommen in der Wirtschaft. Warum sollten Bauern davon ausgenommen sein? Und ja, grade die kleinen BAuern unter sich machen sich da oft das leben selber schwer.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Buttkiss schrieb:
Die Bauern machen sich aber durchaus auch untereinander das Leben schwer indem sie den anderen das Wasser abgraben.
Tja ... das nennt man Markt ... und der tendiert aus bereits genannten Gründen eben zur Gigantomanie (Skalierungseffekte, wie sie auch bei meinem Mindermengen-Beispiel recht gut zu betrachten sind).
Auch die größten landwirtschaftlichen Lobbies werden wohl kaum von kleinen Milchbauern getragen, sondern eher von Großproduzenten ... zu deren Geschäft es nunmal dazugehört, den kleineren das Wasser abzugraben.

Aber der Konsument soll sich mal nicht beschweren ... der hat es im Grunde ganz genau so gewollt, wenn er zu "ein paar cent" günstigeren Produkt greift ... mittlerweile bewegt sich das eben in Dimensionen, bei denen die ganze Lieferkette größere Probleme hat, als der Endabnehmer oder irgendwelche Aktionäre.
 
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