DonnyDepp schrieb:
das kommt von der agilen softwareentwicklung und durch das internet ermöglichten kurzen releasezyklen.
vor 2000 war das noch undenkbar. da wurde die software auf datenträgern wie disketten/cds verkauft und patches konnten nicht spontan verteilt werden. da musste die software funktionieren, ansonsten wurde sie zurückgegeben.
patches gab es damals nur über die disketten/cds in spiele und fachzeitschriften.
Agile Software-Entwicklung hat damit nichts zu tun. Das Konzept ist nur die logische Folgerung daraus, wie man Software besser entwickeln kann, weil klassische Projektplanungsmodelle wie Wasserfall, mit einem nicht-deterministischen Konstrukt wie die Software-Entwicklung nicht funktionieren.
Eine Brücke kann man von vorne bis hinten exakt durchplanen, die Statik berechnen etc. -- das geht mit Software nicht. Es kann immer zu nicht vorhersehbaren Problemen kommen. Erfahrung hilft, aber oft genug auch nicht. Weitere klassische Dinge wie das Lastenheft versagen hier ebenfalls komplett. Bei Software muss der Kunde (nicht im Sinne des Endkunden), Product Manager, Stakeholder, Whatever aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden sein. Wenn man nur ein Lastenheft definiert, die Entwickler werkeln lässt und nach zwei Jahren ein Produkt bekommt, ist das so gut wie nie das, was man sich vorgestellt hat.
Agile Prozesse setzen dagegen auf die Planung kurzer Zyklen für Feature-Entwicklung, anschließende Reviews und Retrospektiven, um Feedback für neue Features direkt umsetzen zu können und nicht erst Jahre oder Monate später. Desweiteren analyisiert man in den Retrospektiven während des Springs aufgetretene Probleme, sucht nach nachhaltigen Lösungen etc.
Dummerweise nehmen viele Nicht-ITler diese Konzepte einfach nicht ernst und dann passiert genau das, was Du geschrieben hast. Kurze Release-Zyklen (nicht zwangsläufig schlecht), kaum Tests usw.
Agil wird gerne damit gedeutet, dass man ja alles sofort und schnell umsetzen würde. Darum geht's nicht, aber mach das mal jemandem klar, der von Software-Entwicklung nichts versteht. Es ist ja schon schwer genug, "normalen Menschen" zu erklären, dass Software-Entwicklung und Programmieren nicht das gleiche sind ...
Zu Microsoft im Speziellen: nach dem Release von Windows 10 hat man nahezu die gesamte Testing-Abteilung mit über 1.000 Leuten entlassen, dabei haben genau diese Leute sichergestellt, dass eben solcher Quark, wie wir ihn jetzt mit Windows 10 und 11 häufiger erleben, nicht passiert.