@andiac
"Ich finde es okay, dass Arbeit u.a. mit Geld belohnt wird. Ich finde es aber nicht okay, wenn jemand, der nicht arbeitet (arbeiten kann oder will) kein Geld bekommt, bzw. darum kämpfen muss, dass er (in Wirklichkeit unter dem..) am Existenzminimum lebt."
das ist ein sehr gutes beispiel von dem, was bereits dugdanger und ich bei dir kritisiert haben (aber wie du denken sogar sehr viele 'gutmenschen' und selbst linke, deswegen ists gut, dass du das schreibst, weil man daran sehr gut den widerspruch aufzeigen kann, der darni liegt:
du findest eine der ursachen, weshalb es arbeitslosigkeit und menschen am existenzminimum gibt "okay", nämlich die tatsache, dass man für das arbeiten geld bekommt.
geld wird aber nicht einfach gegen arbeit getauscht, sondern nur gegen arbeit, die hilft aus geld mehr geld zu machen, die also dem geld hilft sich zu vermehren.
wenn geld seiner logik nach sich nicht vermehren würde, dann gäbe es gar keinen grund menschen mit geld für etwas zu entlohnen, weil man ihnen dann doch sofort einfach die sachen/dinge geben könnte die sie brauchen (seis autos, kleider, dach übern kopf usw)
also: solange arbeit selbst eine ware ist, und gehandelt wird und einen wert besitzt, der demjenigen, der sie kauft (also dem arbeitgeber) ermöglicht sein kapital zu vermehren, solange ist es klar, dass nicht alle gleichviel vom kuchen haben können. Die, die arbeit haben, stecken doch selbst in einer konkurrenzsituation zu denen, die keine haben und am existenzminimum leben, über das du dich allein nur beschwerst (anstatt lohnarbeit an sich anzugreifen).
arbeitslosigkeit ist nicht deswegen vorhanden, weil es nicht genug arbeit gibt, sondern weil die arbeit nicht danach vergeben wird, aufgrund der bedürfnisse der menschen, sondern allein wenn es für das kapital sich lohnt.
Nur in diesem szenario macht lohnarbeit sinn und deswegen ists riesengroßer humbug, dass du lohnarbeit gut findest, aber arbeitslosigkeit und existenzminimum doof, denn beide hängen notwendig zusammen.
"D.h., wir können Brötchen backen und brauchen dafür kaum noch menschliche Arbeit. Wir könnten also alle versorgen und unsere Grundbedürfnisse stillen, ohne dass viel gearbeitet werden müsste"
ja, das könnten "wir" wenn wir kapitallogik, konkurrenz, arbeit als ware, recht auf privateigentum an produktionsmitteln uvm. abschaffen. Und nur dann.
"Warum dann also der ganze psychische Druck, der auf jedem von uns ausgeübt wird"
wie ich schon da oben geschrieben habe: weil die entscheidung ob etwas produziert wird, ob jemand eingestellt wird, ob etwas angeboten wird usw. nur davon abhängt, ob das investierte kapital etwas davon hat. das ist i.d.r. das einzige entscheidungskriterium, das für unsere wirtschaftsordnung einen ausschlag für oder gegen etwas gibt.
"Und ich hab jetzt auch wieder das Gefühl, schon wieder nicht alles genau so geschrieben zu haben, wie ich es gerne gemacht hätte."
macht nichts, dafür hast du sehr schön aufgezeigt, dass allein sich schöne gedanken zu machen, nicht ausreicht und man damit sogar in ziemlich viele widersprüche, wie ich gezeigt habe, sich verwickelt, weil man die tragweite von sachen, die einem auf den ersten blick "okay" vorkommen, nicht berücksichtigt.