GRAKA0815 schrieb:
... Von daher ist Dein Vergleich mit der NS-Kunst nicht nur vollkommen deplatziert, sondern auch im höchsten Maße unangebracht.
Der ist genau richtig und trifft den Kern.
Ich verstehe nicht, was mit den derzeitigen Gesetzen nicht ebenso möglich ist.
Auf das Drugstoremodell bist du auch nicht eingegengen, wie auch auf den Umgang auf Altersbegrenzte Waren aus völlig anderen Sektoren.
Im Umkehrschluss kann man sagen, dass der Gesetzgeber eh nicht auf die Beachtung und Einhaltung bisheriger Gesetze achtet, ja sogar davon profitiert:
- Stichwort höhere Steuer auf Alcopops weil dann Jugendliche weniger Alcopops kaufen
- , oder traditionell sehr lange davon profitiert: (Zigarettenautomaten überall, ich warte nur noch darauf dass die Automaten niedriger aufgestellt werden müssen, damit kleinere Frauen auch diese bedienen können, und so auch kleine 4 Jährige problemlos die Atomaten bestücken können.
Der Grund für das Gesetz ist Ideologie. Moderne Medienwissenschaftler sind eben nicht so sicher, wie stark Computerspiele Einfluss auf Jugendliche (und Kinder) haben. Genau diese vorgeblichen wissenschaftlichen Beweis gibt es derzeit nicht. Die Argumente dazu kannst du prima im Thread "
Bericht Frontal21 Gewaltspiele & Verdoomung der Republik" [CB/FB] nachlesen.
Und du bist nicht mal darauf eingegangen, was das Medium Computer so andersartig gegenüber Film, TV, Buch oder sonst was macht. Genau dies muss auch begründet werden, die virtuelle Gewalt passiert ganau auch dort. Willst du etwa Guernka von Picasso verbieten, da wird massiv Gewalt gezeigt. Willst du den Film "Clockwork Orange" verbieten, der Film ist eine üble sexistische Darstellung von Gewalt aus niederen Motiven ... aber hinter der Darstellung steckt mehr.
Aber machen wir es einfacher. Nehmen wir klassische Hitchcock Filme üble (und vor allem subtile) Gewaltdarstellung, dennoch schauen wir gebannt zu. Da spielt auch die künstlerische Inszenierung von Gewalt eine Rolle. Gewalt ist leider ein Teil unsrer Menschseins, und damit beschäftigt sich Kunst auch unter anderem. Dass Kinder solche Bilder anders erleben, als Erwachsene, ist klar, darum haben bestimmte Medien auch Zugangsgebote.
Dass Jugendliche an altersbegrenzte Spiele kommen, ist kein Argument. Das kann man begrenzen, das Pornogewerbe zeigt ja, dass man hohe Verkaufgrenzen (getrennte Verkaufräume) in den Alterklassen ziehen kann. Das Zigaretten/Alkoholgewerbe zeigt, dass man die Verkaufsgrenzen (politischer Zufall?) auch deutlich aufweichen kann (das Bier neben der Limoflasche).
Solange nur auf persönlichen Geschmack und Haus-Ethik argumentiert wird, ohne Gesellschaftlichen Konsens, solange sehe ich mit solch ein Gesetz 0 Nutzen, nein sogar Gefahren. Da die Grosse Koalition sogar die Verfassung (fast belibig) "umbiegen" kann, sollte man solchen Geschichten wie Computerspielverbote, genauer Genreverbote, besonderes Augenmerk auf die Kunstfreiheit richten.
Und wohin exessive Zensur und Gesundes Volksempfinden führen kann, genau das zeigte das Beispiel zu Entarteter Kunst. "Krank" und "Gesund" im Zusammenhang von "Volksempfinden" führen zu solchen Exzessen. Beispiele gibt es auch anderswo, Stichwort: Joseph McCarthy, USA und dem "
Komitee für unamerikanische Aktivitäten" [de.wikipedia.org]. Auch dort wurde massiv gegen die Meinungs und Kunstfreiheit verstossen.