Nur mal zur Aufklärung: Bevor du hier weitere Halbwahrheiten erzählst: Kapitalismus gibt es in seiner jetzigen Form erst seit ca 150 Jahren. Nicht länger. Von Jahrtausenden kann da gar keine Rede sein. Als er vor ca. 250 Jahren aufkam war es übrigens verpönt und illegal (sogar in den USA), mehr Geld für ein Produkt zu verlangen, als es gekostet hat. Gewinne waren also unmöglich (Quelle: Buch: The Worldly Philosophers, Einführung.)
Du bist ein amüsanter Zeitgenosse. Nur weil der Begriff des 'Kapitalismus' keine 1.000 Jahre alt ist, glaubst Du, es habe ihn nicht schon immer gegeben? Hui. Arm und Reich gibt es vermutlich auch erst seit der Diskussion um Hartz4, oder!?
Es hat immer monetäre Machtausbeutung gegeben. Oder habe ich während meines Geschichtsstudiums etwas verpasst? Marx und Engels brauchte es nicht, um dies in seiner Perversion darzustellen und ein Gegenkonzept zu entwickeln, das auf anderer Ebene nur noch verheerendere Opfer verlangt hat. Nun gut, scheinbar habe ich bei den Vorlesungen verpennt - oder Du warst nicht zugegen und hast Dich niemals gefragt, womit früher die Leute ihre Kohle verdient haben. Und vor allem mit welchen Mitteln...
Es verwundert aber nicht, dass archäologisch lieber alte Paläste wieder ausgegraben werden möchten als die Slumviertel, die diese umringten. Aber geschichtlichen Grundlagenunterricht sollte doch jetzt auch keiner hier mehr brauchen; wir waren ja alle min. zehn Jahre in der Schule. Auch, wenn du solch einen Unsinn hier zitierst und das Gegenteil belegst...
Ach ja, das Christentum... Nun, das heutige amerikanische, dem Puritanismus entstammende Christentum ist -wenn man es an die Bibel anlegt- eine durchaus schwierige Sache. Wichtig: Jesus hebt bei vielen Gelegenheiten heraus, dass es eben nicht die Menge ist, die einer z.B. spendet. Ob reich oder arm? Soll ich doch noch Mt 19, 24 zitieren: "Wiederum aber sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr eingehe, als [daß] ein Reicher in das Reich Gottes [eingehe]."
Also, eine Spendenbereitschaft christlich zu begründen fällt schwer, wenn nicht gar unmöglich. Reichtum als göttliche Gnadenbezeugung auszulegen, ist in Amerika alltäglich. Für die Bibel in keiner Weise. Und das ist nicht mal Auslegungssache.
Auslegungsache sind auch die Geschäftspraktiken der 'Charity-Society' nicht. Es wird knallhart Kohle verdient - und das unter dem Mantel der Wohltätigkeit. Und das ist auch vor tausenden von Jahren so gewesen. Um bei der Bibel zu bleiben: Herodes -so ist überliefert- war auch sehr spendabel. Geschichtlich ist nachgewiesen, dass er ein Förderer der Künste, der Technologie (hat einen Hammer von Hafen bauen lassen...) und spendenfreudig war. Das hat Johannes den Täufer nicht gekümmert. Er wusste, dass Gott anders schaut. Den Platz im Himmel kann man sich nicht erkaufen. Insofern: Spenden sind schlecht angelegte Gewissensberuhigung...
Und was geschieht mit all den Spenden? Werden Menschen gefördert, die eine lohnenswerte Kultur zustande bringen sollen? Ich bezweifle das. Schau Dir die unsere an. Es geht darum, neue Verbrauchermärkte zu schaffen. Das hat nicht nur Gates erkannt. Genau das ist Thema in Davos oder bei den mittlerweile aufkommenden Charity-Marken. Bush und Familie sind ebenfalls mittlerweile auf dem Trip; nur mit Waffen zu handeln, ist auch langfristig etwas blöd - an Toten verdient man nicht...
Dem ganzen liegt eine große Lüge zu Grunde. Und genau deswegen ist das alles nichts Wert. Ganz einfach. Ausgebeutete kriegen Ersatzprodukte, damit die Ausbeutung nicht allzu schwer wiegt - und man noch mehr dran verdient. Ein einfaches Konzept, das seit tausenden von Jahren aufgeht. So alt wie der Kapitalismus, bevor er als solcher 'benannt' worden ist. Egal, wie viele vermeintliche Wohltaten bewirkt werden. Die Menschen z.B. in Afrika z.B. brauchen keine Computer zum Überleben. Wir auch nicht. Bei uns hat man es geändert, dort wird sich wird sich das ebenfalls zusehends ändern. Eigentlich brauchen Sie Medikamente und Lebensperspektiven. Die bleiben aber unerschwinglich. Nun wird ihnen die Möglichkeit geschaffen, sich das 'Überleben' zu verdienen... Und verdienen tun daran jene Menschen, die zuerst die Waffen geliefert haben, die Medis aus der Portokasse zahlen könnten - aber eben den Hals nicht vollkriegen. Ist das nicht pervers?!
Nun gut. Man kann ruhig seine Augen weiter zumachen. An Lebensperspektiven fehlt es unserer Kultur schon lange. Entsprechend steigt der Drogenkonsum, um den Frust abzustellen; äh, verzeihung, ich meinte 'Antidepressiva', um nicht schlecht drauf zu sein...
Und am Ende will man ja auch was vom Kuchen abhaben, nicht wahr. Und den Thron, den man erklimmen möchte -zumindest potentiell-, macht man ja nicht madig. Man könnte ja Glück haben... Dann kann man ebenfalls an seiner 'Wohltätigkeit' verdienen und freut sich: die Aidskranken von gestern sind Konsumenten von Dingen, die sie eigentlich nicht bräuchten. Egal, man verdient ja dran. Wundervolle Welt...
(richtig, der Junge mit den Hörner lacht mit...
)
Grüße - Abgar