Der größte Feind des Fortschritts ist der Drang an altem hängen zu bleiben.
Man wird nicht umhin kommen, von alten, gewohnten Dingen Abschied nehmen zu müssen.
Es ist aber eben auch nicht so schwarz/weiß, dass die Sache so einfach wäre.
Es ist, wie ich finde, grundsätzlich eine gute Idee, den Individualverkehr aus den Städten rauszuziehen und durch ÖPNV/Fahrrad/Vehiclesharing allgemein zu ersetzen. Jetzt fängt aber schon die Frage an: In welcher Stadt soll das passieren? Und bis zu welcher Größe? 1 Mio EW? 100.000 EW? 10.000 EW?
Ab wann ist der ÖPNV denn soweit ausgebaut, dass das halbwegs zur Alternative wird?
Man wird kaum einen Menschen in den ÖPNV bringen, wenn sich damit sein Arbeitsweg von 20 min auf 1,5h verlängert und er dazu dann im Sommer bei 40°C und ausgefallender Klimanlage mit anderen gemeinsam im Bus saunieren darf. Gleiches Spiel Fahrrad. Ich glaube nicht, dass es für viele eine Option ist, 5,10,15km im Hochsommer mittags mit dem Rad durch die Hitze zu fahren (idealerweise mit langer Kleidung + Schutzkleidung). Am Ende muss man hier zum Kundentermin und kann beim Kunden erstmal nach einer Dusche fragen.
Bequemlichkeit ist etwas, was wir uns im Laufe der Industrialisierung erarbeitet haben. Das wird verständlicherweise niemand mehr gern hergeben wenn er nicht zwingend muss. Ja, dafür ist ein Großteil der Menschen nunmal egoistisch. So sind wir eben. Das Prinzip „Nach mir die Sinnflut“ hat schon seinen Sinn. Ansonsten würden wir uns nicht so verhalten wie wir es tun.
Weiter oben stand mal der Vorschlag, man solle doch den Spritpreis auf 5€ erhöhen um ein Umdenken zu erreichen. Wie soll das aussehen für die Landbevölkerung? Werden die dann anhand ihres Wohnortes massiv subventioniert oder will man damit dann endgültig die völlige Eskalation des Wohnungsmarktes in den Ballungsräumen erreichen? Dann können wir uns an Preise wie in New York oder Singapur gewöhnen. Dann sind 15€/qm aber noch günstig.
Den Gedanken dahinter kann ich verstehen, weiter durchdacht wurde das aber scheinbar nicht. Sowas funktioniert nicht über die Gesamtbelastung aller.
Maßnahmen, die die Städte entlasten sollen, müssen auch nur die Städte treffen und nicht alle gemeinsam.
Man mag es sich kaum vorstellen, aber es wird immer Menschen geben, die ein Auto brauchen werden. Auch wenn der Sprit 10€/liter kostet.
B.XP schrieb:
Nicht für die NIMBY-Fraktion. Man verliert sich in "vielleicht werden die Bahnsteigdächer kürzer", "da fallen ja (altersschwache) Bäume", "können wir nicht den PKW-Verkehr in einen Tunnel...", angetrieben eines Dreiklangs aus den immer selben Personen, die ihre "Expertise" zur Schau stellen.
Genau das sieht man doch von Jahr zu Jahr mehr werden.
Bürgerbegehren im dreiviertel Takt. Hier eine Aktionsgemeinschaft gegen den Ausbau einer Bahnstrecke, da ein Bürgerbegehren gegen Stromtrassen, da drüben ein Bürgerprotest gegen ein neues Solarfeld.
Bei uns wird seit 2 Jahren diskutiert, ob man eine seit 20 Jahren inaktive Bahnlinie wieder reaktivieren soll. Da die Strecke aber oft durch Ortskerne führt ist aus sämtlichen Orten massiver Protest zu hören. Vor allem natürlich von jenen, die sich damals günstig ein Grundstück an der Bahnschiene gekauft haben (Da hat man ja zum nächsten Nachbarn viel mehr Platz) und jetzt um ihren Vorteil fürchten.
Trassengegner, die um ihre geliebte Aussicht bangen etc. Egal um was es doch geht – das Spiel ist immer das Selbe.
Man muss sich ggf. einfach dran gewöhnen, dass die Rosinenpickerei ein Ende haben wird.
Ich will in der Stadt leben? Autofahren muss man sich leisten können (z.B. durch extra Abgabe als "Stadtgebühr"; ) Siehe Bewohnerparkausweiskosten - Kostet so round about 30 €
pro Jahr. Ist mMn viel zu günstig. Warum das nicht auf 500€ im Jahr erhöhen? Das würde ggf. doch den ein oder anderen zum Umdenken bringen ob es wirklich ein Auto braucht (ggf. mit Ausnahme für Selbstständige mit Firmenfahrzeug). Man hätte ja schließlich den ÖPNV als Alternative (Wie gut diese ist, ist ja ein anderes Thema). Alternativ dazu dann kostenfreie P&R-Plätze an den Stadträndern.
Ich will auf dem Land leben? Ich muss mich daran gewöhnen, dass es mal nach Gülle riecht, Strommasten und Windräder in der Gegend stehen und man längere Wege zu Geschäften hat.
AppZ schrieb:
Ich kaufe einmal pro Woche ein
Warum stattdessen den nicht 3x pro Woche? Dann kannst du deinen Einkauf auch transportieren (Egal ob per Rad oder ÖPNV)
AppZ schrieb:
Lösung: Mietwagen. Oder fährst du alle 2 Wochen in den Urlaub?
AppZ schrieb:
Bisher habe ich keine Alternative gefunden, die mir zusagt
Kann ich gut verstehen. Wenn du allerdings nur Bus und Bahn in deine Betrachtung einbeziehst ist das auch keine Frage. Warum nicht Sharing-Optionen nutzen? (Insofern natürlich überhaupt schon vorhanden)
Ich will dir damit nicht zu nahe treten, allerdings sind das für mich teilweise schon eher ausreden als Argumente. Ich habe damit selbst auch Erfahrung gemacht während meiner Zeit in einer größeren Stadt. Dann wird soviel eingekauft wie in einen Rucksack und eine Tragetasche passt. Zur Not geht man dann 3 Tage später wieder einkaufen. Das geht. Man muss es aber auch wollen.
AppZ schrieb:
Es ist für alltägliche Aufgaben einfach notwendig.
Es ist nicht unbedingt notwendig aber es ist bequem und (für dich) effizienter. Wenn du müsstest würde es auch ohne gehen.