Rollensatz schrieb:
Wem die Plattform wichtig ist (für Werbung, Freunde etc. - egal) wird wie überall nach bestimmten Spielregeln spielen müssen - sonst eben kein Einlass...
So kann man natürlich argumentieren, und du hast sicher Recht... aber so haben "wir" jahrelang in Bezug auf Twitter argumentiert, und das hat denen, die sich jetzt auf dieses Prinzip berufen, damals nicht so gepasst.
Denn das gilt für jede Plattform, und galt vor allem auch bisher für Twitter. Das Problem ist, dass die Neurechten Meinungs- und Redefreiheit gleich auf mehreren Ebenen nicht verstanden haben und dementsprechend sehr laut und falsch argumentieren.
Sie gehen davon aus, dass es zum einen bedeutet, dass JEDER ihnen für ihren rassistischen Müll eine Plattform geben MUSS, und dass man ihnen nicht widersprechen DARF.
Um das mal ins "echte Leben" zu übertragen: sie fordern nicht nur, dass jemand ihnen ein Mikrofon zu reichen hat, wenn sie auf dem Marktplatz ihre menschenfeindlichen Gedanken unters Volk bringen wollen, es darf sich auch keiner der Zuhörer dagegen aussprechen und z.B. auf die FDGO hinweisen.
Die Wahrheit ist halt, dass nur die Freiheit von der Verfolgung vom Staat garantiert wird, hierzulande zusätzlich in bestimmten, sehr weiten Grenzen (z.B. Holocaustleugnung). Jede private Plattform kann dich ausschließen, wenn du nicht deren Regeln verfolgst. Und jeder DARF dir widersprechen, wenn du Dreck faselst. Auch das fällt unter freie Rede.
Um es mal ganz krass auszudrücken: wenn ich bei einem Bekannten zu Gast bin und ihm auf den Wohnzimmertisch kacke darf der mich NATÜRLICH rausschmeißen. Die Neurechten haben aber gefordert, dass sie dafür eben nicht nur nicht rausfliegen, sondern dass der Gastgeber den Haufen auf dem Tisch gefälligst auch zu akzeptieren hat.
Was das im Falle Twitter bedeutet hat?
Twitter hatte bestimmte Regeln. Wer rassistischen Dreck gepostet hat flog halt, und klar durfte man anderen Widersprechen. Das war für die Neurechten wortwörtlich Faschismus. Jemand widerspricht mir, wenn ich sage dass alle, die ein wenig brauner sind, erschossen gehören? Faschismus!!!11!!1!
DA hat das Argument, dass man die Spielregeln der Plattform beachten muss, komischerweise nie gegolten.
Jetzt ist es halt so, dass Rassismus hofiert wird und Gegenstimmte blockiert werden, siehe AOC. Die Reaktion "unsererseits" ist aber halt nicht, dass "wir" Faschismus schreien, sondern eher "puh, Twitter wird nicht lange überleben wenn man sich ausschließlich an Rassisten wendet" oder "Musk scheint sein Geld verbrennen zu wollen".
Twitter früher: "wir mögen keinen Rassismus und legen Wert auf einen einigermaßen gepflegten Umgang"
Neurechte: "FASCHISMUS!!!1!!!1"
Twitter wie Musk es sich vorstellt: "jeder, auch Rassisten, darf auf Twitter seine Meinung äußern, und auch Rassismus darf nicht widersprochen werden"
Normale Menschen und Konzerne: "puh, ist Twitter halt am Ende, nutzen wir die Plattform halt nicht mehr/werben wir nicht mehr auf ihr"
Das ist mMn doch noch ein ganz gravierender Unterschied.
Das Grundproblem hier wie auch in vielen anderen Bereichen ist das eine kleine Minderheit, die keine Ahnung hat, in diesem Fall von Meinungs- und Redefreiheit, viel zu laut ist.