Blutschlumpf schrieb:
Nach gut 20 Jahren als Netzwerker komme ich zu den persönlichen Fazit, das ne hohe Verfügbarkeit mindestens zur Hälfte reine Glückssache ist und oft gar nichts über die Kompetenz des Betreibers aussagt und man auch nicht von vergangener Verfügbarkeit auf die zukünftige schließen kann.
Ich könnte dem etwas abgewinnen, wenn nicht unsere interne Bilanz so miserabel wäre.
Hintergrund ist, dass mit dem neuen Abteilungsleiter vor fünf Jahren ein radikaler Wechsel vollzogen wurde. Zusammen mit der kaufmännischen Geschäftsführung wurde erstmal das IT-Budget gekürzt, dass eigene "RZ" (ein vergleichsweise moderner Serverraum mit allem drum und dran) fast vollständig outgesourct. Zum Schluss blieb noch lange Zeit das Backup-System, die Videoüberwachung und die bei manchen Abteilungen heißgeliebte AS-400 drin.
Zielstellung war, die Kosten in der IT zu senken. Den eigenen Terminalserver hat man durch Citrix ersetzt und bei einem RZ-Betreiber gemietet. Die zwei Virtualisierungsserver flogen ebenfalls raus und wurden beim selben RZ-Betreiber angemietet, dahin auch sämtliche VMs migriert. Gab lange Zeit technische Probleme, weil diverse Schnittstellen angepasst werden mussten, die man "irgendwie vergaß".
Die Telefonanlage flog ebenfalls raus. Gemietet wurde dann eine virtuelle Telefonanlage, die seit Inbetriebnahme vor vier Jahren sage und schreibe schon 17 Mal komplett ausgefallen ist, u. a. wegen MPLS-Störungen, ISP-Störungen, Fehlkonfigurationen im RZ durch den Betreiber und technisch fehlerhafte Updates des Anbieters. Inzwischen steht eine Neuanschaffung auf dem Plan, aber mit dem derzeitigen Budget "
aktuell nicht machbar".
Die erhofften Einsparungen von bis zu 50 % in 5 Jahren hat man nicht erreicht. Tatsächlich sind die IT-Betriebskosten seither um 130 % gestiegen. Kostentreiber ist einerseits der Netzwerktraffic, andererseits die zahlreichen und aufwendigen Anpassungen am MPLS durch den Carrier, weil man zwischenzeitlich zwei Standorte aufgelöst, einen anderen zugekauft hat.
Backup-System wurde zwischenzeitlich auch ersetzt, selbst die Videoüberwachung outgesourct. 🤷♂️
Wir peilen auch dieses Jahr Mehrkosten von ca. 15 % an.
Nachdem die Kehrwende vollzogen wurde, haben zwei wichtige Administratoren gekündigt. Der Teamleiter ging ebenfalls. Die Stelle ist bis heute vakant und eine Nachbesetzung seit zwei Jahren gänzlich vom Tisch. Das macht der Abteilungsleiter "nebenbei". Man musste aber für diverse Projekte externe Dienstleister einkaufen, die einen nicht unerheblichen Teil unseres Budgets auffressen.
Inzwischen haben wir einen weiteren neuen Geschäftsführer, der diese Entwicklung kritisch hinterfragt. Inzwischen zofft man sich regelmäßig auf GF-Ebene und mit dem Abteilungsleiter. Ich genieße weiterhin das Theaterstück. 😎