cbmik schrieb:
Und eigentlich sollte der Kunde entscheiden dürfen "wie" er einen Film ansieht.
Sich hier so aufzuregen ist doch völlig unnötig.
Künstler (zu denen Filmemacher gehören) sind ein schwieriges Völkchen, das sich nur widerwillig in ihre Arbeit reinreden lässt. Einerseits wollen wir ihre Werke genießen - am besten für einen Spottpreis -, andererseits maßen wir uns dann aber an, einen wesentlichen Aspekt (das Pacing des Films) mit einem Knopfdruck zu verändern. Dass dies einem Künstler nicht richtig erscheint, ist für mich nachvollziehbar.
Jede technische Innovation hat Auswirkungen darauf, wie Filme produziert werden. 16:9, Surround Sound, Digitalaufnahmen oder auch überhaupt die Möglichkeit, Sprache in Filmen darzustellen (im Vergleich zu Stummfilmen), haben immer drastische Veränderungen am Medium "Film" mitgebracht. In der Regel hatten diese einen positiven Effekt, weil sie den Filmemachern mehr Optionen bei der Gestaltung der Filme gegeben haben.
Die Aufregung, um die es hier geht, entsteht wohl aus einer Art von Machtlosigkeit, da ein wesentlicher Aspekt des Films nun nicht mehr in den Händen der Filmemacher liegt, sondern in den Händen der Zuschauer. Auch das wird sich, sollte das Feature breitflächig angenommen werden, zwangsläufig auf die Art und Weise, wie Filme produziert werden, auswirken.
Mit dem Gedanken im Kopf, dass "langweilige" Stellen sowieso schneller abgespielt werden, könnte sich der Fokus weiter auf Actionspektakel verschieben, in denen nur noch adrenalinfördernde Szenen aneinandergereiht werden - vielleicht. Warum sollte ich überhaupt Zeit in das Schreiben guter Dialoge investieren, wenn die halbe Zuschauerschaft durchspult, um zur nächsten Szene zu kommen und bestimmte Nuancen vielleicht gar nicht mitbekommt? Warum möglichst jedes Frame in einem Film an meine Idealvorstellung bringen, wenn es niemand bemerkt?
Die Filme, die Jahrzehnte überdauert haben, sind meist "Filme der leisen Töne". Oft dialog- und kopflastig, angetrieben von schwierigen, zeitlosen Themen (Schuld, Rache, Liebe, Tod und so weiter). Genau diese Filme könnten von einem Feature dieser Art aber bedroht werden, da sich diese eben eignen, um schneller abgespielt zu werden. Da ist es - aus meiner Sicht - verständlich, dass Regisseure Angst um ihre Kunst haben. Ob es wirklich so kommt oder nicht, ist eine andere Sache, aber die Angst (oder vielleicht eher dunkle Vorahnung) aus Apatows Zitat kann ich schon nachvollziehen.
tl;dr: Das Thema ist nicht so einfach, wie es aussieht und mit einem "Lass doch die Konsumenten entscheiden" ist es nicht getan.