Interessant finde ich hierbei, dass es kein Schnellschuss ist. Sie haben bereits mal das Modell getestet und dabei verloren. Kein Konkurrent berichtet von traumhaften Ergebnissen mittels einer Nutzungsgebühr. Und dennoch: Sie wollen das Modell wieder einführen. Das Thema ist also wohl weitaus brisanter als ursprünglich gedacht.
Unverständlich ist es sicherlich nicht. Zum einen haben sie nicht nur mit sinkenden Nutzerzahlen von Printmedien zu rechnen und damit einen Verlust an festen Monatsgebühren zu verkraften, sondern auch sinkende Werbeeinnahmen aufgrund der kleineren Reichweite. Ursprünglich war das Online-Angebot wohl dazu angedacht wieder mehr Käufer für das Printmedium anzulocken, aber diese Rechnung ging wohl nicht auf. Stattdessen verlagert sich das Geschäft sogar mehr ins Internet. Hier aber stößt man auf das Problem, dass mehr Seitenaufrufe auch zu mehr Traffic und somit zu mehr Kosten führen. Eigentlich könnten hier steigende Werbeeinnahmen helfen, diesen Ansturm zu bewältigen, aber auch hier hat das Netz seine Tücken. Allen voran AdBlock&Co, welches dafür sorgt, dass sich die Zahlungsbereitschaft der inserierenten Firmen in Grenzen hält. Daneben aber auch die Problematik Werbung so unterzubringen, dass sie nicht störend wirkt. Wo sich bei Printmedien auch mal eine Sonderseite mit einer einzigen Werbung unterschieben lässt, ist dies im Internet schwer möglich. Wer zuviel Werbung schaltet, trifft auf AdBlock&Co. So halten sich die Einnahmen über das Online-Geschäft in Grenzen zumal die Reichweite ob der vielfältigen Angebote auch begrenzt ist. Es gibt auch wenig Alternative Möglichkeiten. So erfordert ein Webshop oder dergleichen auch wieder Know-How und Mitarbeiter, welche ebenfalls Kosten verursachen.
Insgesamt drängt sich also wohl durchaus der Zwang auf entweder Gebühren zu verlangen oder das Online-Portal über kurz oder lang zu schließen. Daher würde ich auf eine Konsolidierung des Marktes schließen. Mit jeder vom Markt verschwunden Zeitung erhöht sich die Reichweite der anderen. Früher oder später hat eine Zeitung dann genügend Reichweite um auch über eine vertretbare Menge an Online-Werbung rentabel zu arbeiten. Somit erleben wir jetzt wohl eine Phase des Überlebenskampfes und naturgemäß ist hier der Aufschrei groß. Aber wer weiß, ob die verbleibenden Verleger am Ende nicht doch gestärkt aus diesem Kampf hervorgehen und der Journalismus wieder an Qualität gewinnt. Im Augenblick aber sieht es so aus, als würde man überall versuchen mit Gewalt die Kosten zu senken um die Ausgaben im Griff zu haben.
Hier liegt aber auch die Teilschuld welche den Anbietern gebührt. Schon im Vorfeld wurden jahrelang Kosten bis zum Anschlag gesenkt und gut recherchierte Artikel wurden Mangelware. Für Informationen von der Stange ist aber keiner mehr bereit einen Obulus zu entrichten. Ein fundierter Artikel, eine Software, welche ein auf mein Smartphone ausgerichtetes Nachrichten-Portal übersichtlich darstellt - da gibt es sicherlich auch heute noch genug zahlungswillige Kunden. Andererseits muss man auch zugestehen, dass in unserer schnelllebigen Gesellschaft aktuelle Nachrichten einfach mehr Beachtung finden - ungeachtet deren Qualität. Von daher mag ich auch nicht recht an zukünftige gute Journalismus-Arbeit glauben. Die Angst die Kosten nicht wieder einfahren zu können ist bei den Verlegern einfach zu groß.