Obwohl man mehr an den Staat zahlt ist kein Geld mehr da?

Ich arbeite in einem Betrieb der nicht ÖD ist, für den allerdings der TV-L gilt. Wieso werden überhaupt diese 10% diskutiert? Wer glaubt denn bitte, dass es die wirklich geben könnte?
 
Weil man in die Verhandlung immer mit höheren Forderungen reingeht, als man eigentlich will.
Dann wird verhandelt, der eine geht mit der Forderung runter der andere geht mit seinem Angebot rauf.
Irgendwann trifft man sich und einigt sich.
 
tschesny schrieb:
Wieso werden überhaupt diese 10% diskutiert? Wer glaubt denn bitte, dass es die wirklich geben könnte?
Genauso kann man fragen, warum von der AG-Seite immer wieder angebote mit 1% oder 2% kommen.
Auch bei denen kann man doch wissen, dass das keine Gewerkschaft akzeptieren wird ... selbst bei Inflationsraten von "nur" 3-4%.
Momentan bewegen wir uns mit 10% noch im Bereich des Inflationsausgleiches ... das wäre momentan nichtmal eine Kaufkraftsteigerung im Vergleich zu den letzten Jahren.

Warum das so gemacht wird, hat @S.a.M. ja bereits erklärt ... Stichwort "Verhandlungsmasse".
A fordert "mindestens 150%".
B bietet "maximal 50%".
Und wenn man sich dann auf ~100% einigt, fühlen sich beide Seiten als Gewinner, weil die Gegenseite ja etwas nachgegeben hat.

Niemand sollte Gehaltsverhandlungen mit dem Satz beginnen "Ich hätte gerne 15,- aber mit 12,50 wäre ich wohl auch zufrieden", denn da braucht man im Grunde garnicht mehr zu verhandeln ... mehr als 12,50 wirds eh nicht geben.
Verhandlungen beginnen eigentlich immer damit, dass man sich gegenseitig "Frechheiten" an den Kopf wirft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir ist völlig klar, warum das so gemacht wird. Ich kenne die Vorgehensweise, die einer Flohmarktverhandlung gleicht, ganz genau. Ich meinte mit meinem Posting: Warum empören sich einige Menschen darüber, dass Gewerkschaften erst einmal "hohe Forderungen" stellen, wenn sie doch wissen sollten, dass am Ende doch nur lächerlich geringe Ergebnisse in den unteren 1-stelligen Prozentbereichen herauskommen?

Das ist ein wenig so, wie seinem Nachbarn sozusagen auf Vorrat den Lottogewinn nicht zu gönnen, den er sowieso nicht gewinnen wird.
 
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@tschesny
So läuft das aber nunmal.

Hättest du denn eine konkrete Alternative wie Verhandlungen sonst beginnen könnten?

Ich finde die Einstiegsforderung von 10% bei einer Infllation von 10% eigentlich sogar recht moderat.
Die fordern nur vollen Inflationsausgleich. Das ist tatsächlich mehr als fair gegenüber den Arbeitgeberverbänden.
 
Nö, warum sollte ich das? Das ist doch der einzig mögliche Weg. Ich glaube du hast mich falsch verstanden.

Ich finde einfach nur verwunderlich, dass sich nach wie vor insbesondere nicht an Tarifverhandlungen Beteiligte oder nicht von selbigen Betroffene über besagte Einstiegsforderungen empören, den weiteren Verlauf nicht verfolgen, und dann der Eindruck entsteht, dass MitarbeiterInnen im öffentlichen Dienst mit Reichtümern überschüttet werden.

Ich finde 10% ebenfalls moderat, nur bekommen "wir" die ja tatsächlich nicht.
 
Die geforderten 500€ pauschal sind je nach Entgeltgruppe über 14%...
Zudem wird das auf 12 Monate gefordert.
Da wird ein Abschluss in der Nähe der 10% kommen. Diese 3.000€ steuerfrei werden aber wahrscheinlich auch einfließen. Laufzeit dann wahrscheinlich wieder 24 Monate.
Schau dir die bisherigen Abschlüsse an. Wer glaubt, dass da am Ende 5% auf zwei Jahre kommt, wird sich täuschen.

Wir müssen aber den Druck erhöhen und es müssen, wenn es ernst wird, auch alle beim Streik mitziehen.
Außerdem sollte der "Stärketest" positiv ausfallen:
https://zusammen-geht-mehr.verdi.de/

In den Standorten muss auch informiert werden. Unser Bürgermeister wollte den Info-Aushang im Rathaus unterbinden. Ich habe ihn dann mal darauf hingewiesen, dass er da seine Kompetenzen gewaltig überschreitet und ob er das mit Ver.di diskutieren will.
 
Zuletzt bearbeitet:
Thane schrieb:
Zudem wird das auf 12 Monate gefordert.
So lange man nicht in 2023/2024 mit einer realen deflation rechnet, wäre diese Laufzeit das einzig sinnvolle. Derzeit rechnen die meisten wohl eher nur mit einer etwas geringeren Inflation in 2023 (also im Vergleich zu den Preisen von 2022) wie in 2022.

Thane schrieb:
Schau dir die bisherigen Abschlüsse an. Wer glaubt, dass da am Ende 5% auf zwei Jahre kommt, wird sich täuschen.
Ich frage mich ja, warum sich die Gewerkschaften ihre Abschlüsse immer künstlich schön rechnen anstatt zwischen der realen, dauerhaften und auch auf alle Zulagen wirksamen Tarifsteigerungen und Einmalzahlungen zu unterscheiden.

Zwischen 10% mit 12 Monaten Laufzeit und 6,5-8,6% auf 27 Monate gibt es für mich einen großen Unterschied, erst recht für jüngere Kollegen.
 
Oder 1300€ im ersten und 2.8% im zweiten Jahr. Haha, man stelle sich das vor. Moment, das war ja gar kein Traum, so viel habe ich letztes Mal erhalten :D
 
Ich habe jetzt mal die letzten 2 Seiten durchgelesen und bin etwas erschrocken, warum so gegen den ÖD und die Forderung gebasht wird. Ich arbeite jetzt seit einem guten Jahr als Erzieher und war davor in einer größeren Firma tätig. Das sind geldtechnisch und arbeitstechnisch ganz andere Welten, auch wenn ich der Meinung bin, dass ErzieherInnen nicht schlecht verdienen. Da fand ich den Job and er Maschine schon frech überbezahlt. Oder geht es um ganz andere Berufsfelder und Löhne?
Ich denke aber auch bei den Verhandlungen wird nicht mehr als 8% auf 24Monate rauskommen.
 
Bei mir lief es dieses Jahr Kacke. Einige Sachen sind im Haus kaputt gegangen, ich brauchte eine Zweitwohnung inkl. Kaution und kurz vor Weihnachten noch eine Rechnung von 1741€ für meine Katze, die angefahren wurde. Dann bin ich auch noch wesentlich mehr Auto gefahren und mein Auto ist nicht sparsam, obwohl auch nur Golf-Größe.
 
Tobi13 schrieb:
Ich habe jetzt mal die letzten 2 Seiten durchgelesen und bin etwas erschrocken, warum so gegen den ÖD und die Forderung gebasht wird.
Das ist hier ja noch noch relativ moderat.

Führe mal als Angehöriger des ÖD persönlich Grundsatzdiskussionen mit denjenigen, die sich über das Lesen der BILD "bilden" und alle zu bedienenden Klischees zu diesem Thema als bare Münze aufnehmen. Da kommst du aus dem Kotzen nicht mehr raus.:D

Die überzeugt man nicht mit Fakten, weil die halt eine Aufmerksamkeitsspanne von Fruchtfliegen haben und sich in ihrer Blase wohlfühlen.
Ich hatte es vor längerer Zeit aufgegeben, denn das ist vergebene Liebesemüh und pure Verschwendung von Lebenszeit.
 
Da treten dann auch so Stammtischreden zu Tage wie "Achja diese Lokführer/Kitamitarbeiter regen mich auf, streiken gerade zur Coronazeit wenn alle sowieso so gestresst sind, unmöchlich, dass die jetzt keine Lust auf Arbeiten haben".

Gerade das Streikthema wird immer wieder aufgegriffen. Ich bin dann oft echt mit meinem Latein am Ende. Diverse Personen in meinem Umfeld verstehen den Zweck eines Streiks nicht.
 
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Wirklich spannend wird es, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sowohl im Bund als auch in den Ländern die gesamte A- /B- und R-Besoldung verfassungswidrig ist bzw. es starke Indizien von Seiten des BVerfG dafür gibt.

Stichwort "amtsangemessene Alimentation". Das hat man in den letzten Wochen in Teilen bei der BILD, aber auch in den meisten anderen Blättern schlecht recherchiert als Aufhänger zum Thema "überbezahlte Beamtenschaft" finden können.
 
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Schrammler schrieb:
Der Grund für den Eindruck, der auch richtig ist, dass der Staat immer mehr einkassiert und dabei weniger "sichtbar" ausgibt, liegt in der Staatsverschuldung. Noch immer nimmt Papa Staat neue Schulden auf, statt mit dem tilgen anzufangen, ...

Der Kommentar von "Schrammler" gewinnt nochmal an Bedeutung, wenn man bedenkt, dass sein Beitrag bereits im Jahre 2011 verfasst wurde, und der Staat aufgrund der Massenzuwanderung (seit 2015), der Corona-Pandemie (seit 2020) und dem Krieg in der Ukraine (seit 2022) gigantische Mehrausgaben zu verzeichnen hat.
 
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DerOlf schrieb:
@tschesny
So läuft das aber nunmal.

Hättest du denn eine konkrete Alternative wie Verhandlungen sonst beginnen könnten?

Ich finde die Einstiegsforderung von 10% bei einer Infllation von 10% eigentlich sogar recht moderat.
Die fordern nur vollen Inflationsausgleich. Das ist tatsächlich mehr als fair gegenüber den Arbeitgeberverbänden.
Bei Angestellten, die direkt bei einer Behörde angestellt sind mag das sein. Es gibt aber viele soziale Einrichtungen, die nach TVÖD zahlen und die solche Lohnsteigerungen kaum refinanzieren können. Das trifft uns z.B. auch. Wir zahlen nach TVÖD und werden erhebliche Schwierigkeiten haben, das zu finanzieren. Der Grund ist ganz einfach. Unser Kostenträger erhöht eben nicht so einfach bzw. in dem Rahmen die Sätze für die Fachleistungsstunde. Und da es im Jugendhilfebereich auch viele kleine Anbieter am Markt sind, die nicht nach TVÖD zahlen, fehlt auch das Druckmittel. In anderen sozialen Bereichen wie etwa der Eingliederungshilfe sieht es ähnlich aus.
Die ein oder andere Einrichtung, die nach TVÖD zahlt, wird dadurch in finanzielle Schieflage geraten bzw. denken darüber nach aus dem TVÖD auszusteigen.
 
Wenn in den Arbeitsverträgen allerdings steht, dass der Tarif Anwendung findet, kommt der Arbeitgeber afaik so leicht nicht davon. Es müsste dann eine entsprechende Klausel im Vertrag stehen, soweit ich weiß.

Dass die Situation aktuell so eskaliert, liegt allerdings an den kommunalen Arbeitgebern. Die Forderung war ja schon lange bekannt und man hätte vielleicht den Haushalt auch entsprechend anpassen müssen. Es gibt wohl nicht wenige kommunale Arbeitgeber, die nur 3% Lohnsteigerung (lol) veranschlagt haben.
 
Das Aussteigen würde dann eben vor allem Neueinstellungen betreffen. Unser Geschäftsführer lässt sich schon einmal beraten, wie man einen Tarifaustritt gestalten kann. Soweit ich weiß tun dies gerade einige soziale Einrichtungen. Nicht weil sie es den Mitarbeitern nicht gönnen, sondern weil sich die Lohnsteigerungen nicht refinanzieren lassen.
 
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