Ich bin mal so frei und behellige euch wieder mit meiner ganz persönlichen Meinung.
Obwohl ich mich wohl inhaltlich der LGBT-Szene zuordnen lassen muss, hab ich trotzdem nur relativ sporadisch Kontakt zu den entsprechenden Kreisen. Und zwar einfach aus der Entscheidung heraus, dass dort meiner Meinung nach viele übers Ziel hinausschießen und damit ihre Akzeptanz verspielen.
Ja, da mag es viele Leute geben, die früher selber schwule eklig gefunden haben, weil es ihnen so vermittelt worden ist. Dann haben sie es doch mal probiert und waren dann jahrelang "bi", weil schwul sein ja ein schimpfwort ist, bis sie sich eingestanden haben, dass sie eigentlich nur auf das gleiche Geschlecht stehen. Und diese Leute projezieren dann gerne mal ihre Erfahrungen auf andere Menschen und unterstellen denen, dass die einfach "in ihrem Selobstfindungsprozess" noch nicht so weit sind. Schließlich sind sie ja auch Menschen und wir haben ja inzwischen gelernt, dass Menschen sich gerne anderen überlegen fühlen. Und wie geht das besser, als wenn man immer wieder erwähnt/unterstellt, dass man selbst schon die Erleuchtung gefunden hat, die anderen noch fehlt.
Und ja, ich bin mir auch sicher, dass das keine erschöpfende Liste an Gründen war, warum solche Aussagen fallen können. Aber eben ein Beispiel.
Ich hab mir z.B. ewig von ner Freundin anhören müssen "naja, bi Frauen haben eh alle nen knall", weil ich ihrer Meinung nach bi sein muss, da ich ja ein Kind habe.
Hier wird das ganze Prinzig also scheinbar auch gerne mal "andersrum" angewendet. Zu den Gründen kann sich jeder selbst seinen Teil denken.
Wo ich grad dabei bin, würd ich gern auch nochmal was an das Regenbogenflauschi
@RfgsWlcm2k17 richten.
Ich persönlich halte es nicht für Transphob, wenn z.B. jemand gern eine Partnerin hätte, die ohne weitere medizinische Eingriffe dazu in der Lage ist, Kinder zu bekommen.
Und man kann ein Individuum auch ablehnen, weil es Teil einer bestimmten Gruppe ist. Ich persönlich hätte zum Beispiel echt ungerne einen Mann, der sich der Gruppe der gewaltbereiten Choleriker zuordnen lassen muss.
Okay ich gebs zu, ich hätt generell ungern einen Mann, aber da kommt mir jetzt zugute, dass ich mich damit nicht strafbar mache, auch wenn es sich um eines eben dieser Merkmale handelt, wegen denen man laut Gesetz gar nicht diskriminiert werden darf. Das leitet sich dann unter anderem aus §2 AGG ab, wo der Anwendungsbereich festgelegt wird.
Sich hinzustellen und jede Form der ungleichbehandlung als Diskriminierung zu verteufeln, ist also gelinde gesagt einfach dämlich. Und wenn du dich da weiter drüber beschwerst, möchte ich in Zukunft von dir Taschengeld haben. Dass ich nicht dein Kind und schon volljährig bin, dürfte dann ja nicht als Grund gelten, weil man wegen Herkunft und Alter ja nicht diskriminiert werden darf.
Ich hoffe, damit ist dann auch anschaulich demonstriert, dass man manchmal zwar "rein logisch" eine Diskriminierung begründen kann, es aber lieber lassen sollte, weil es in vielen Fällen eben okay und gewollt ist.
Und um nochmal auf das ursprüngliche Thema der politische3n Korrektheit zurückzukommen:
Ich denke nicht, dass die Karten entfernt worden sind, um politisch korrekt zu sein, sondern weil man aus wirtschaftlichen Interessen auf der aktuelen Welle mitschwimmen wollte und sich dann überlegt hat, wie man irgendwie eine medienwirksame Meldung hinbekommt. Ist schließlich kostenlose Werbung, wenn man wegen der eigenen Reaktion auf das aktuelle Geschehen in den Medien erwähnt wird.
Bezüglich der Chaoten, die gerne Statuen umwerfen muss ich dann aber mal differenzieren. Wenn da jemand wie Bismark steht, dem große gesellschaftliche Verdienste zuzuschreiben sind und er ohne Bezug zu seiner dultung oder Teilnahme von heute als negativ bewerteten Dingen abgebildet wird, halte ich die Abbildung für zulässig.
Sollte aber jetzt beispielsweise ein europäischer Arisokrat der Vergangenheit in einer von Sklaven getragenen Sänfte abgebildet werden, ist es meiner Meinung nach okay, mal darüber nachzudenken, ob sowas heutzutage noch angemessen ist.
Ich denke, dass grade in der BLM-Bewegung viel angestaute Frustration mitbewegt wird, die sich ... sagen wir mal "den eigenen Zielen gegenüber unvorteilhaft entläd".
Und der angesprochenen "Auflösung der Polizei" hab ich jetzt am Wochenende erste einen Bericht gesehen aus einer Gegend in den USA, wo sie das vor einer ganzen Weile schon gemacht hatten. Die Polizeibehörde worde aufgelöst und durch viele lokale Polizeibehörden ersetzt. Laut dem Feedback in dem erwähnten Beitrag war die Bevölkerung mit den Ergebnissen sehr zufrieden und die Polizei kann dort wieder agieren, ohne für alle das Feindbild zu sein.
Ja, auch dort gab es Kritik z.B. von Sozialarbeitern, die den Eindruck hatten, die Polizei würde jetzt versuchen, deren Tätigkeit zu übernehmen. Aber im Allgemeinen schien das Feedback positiv zu sein.
Bleibt also abschließend zu hoffen, dass sich die Fronten nicht, wie es heutzutage Standard zu sein scheint, weiter radikalisieren und verhärten, sondern dass es noch genügend Personen mit gesundem Menschenverstand gibt, die sich mal hinstellen und sagen "ja, es gibt Probleme, die man lösen sollte, aber bitte mit Augenmaß und nicht, indem man allen potentiellen Problemverursachern den Kopf abhackt".
Ich hab mich ja 2015 schonmal geoutet, dass ich als alleinerziehende Mama einen besser bezahlten Job ablehnen musste, weil Kinderbetreuung und so. Trotzdem hab ich mich nie hingestellt und gesagt, dass männer deswegen auch generell auf 1/4 ihres Gehaltes verzichten müssen oder ich einen Ausgleich für den entstandenen Schaden will.
Was ich mir aber wünschen würde wäre, dass in den Köpfen der Menschen präsent bleibt, dass es da scheinbar ein Punkt zu geben scheint, der dazu führt, dass manche Menschen systematisch benachteiligt werden. Und wenn ihr mal eine gute Idee habt, am passenden Hebel sitzt oder das system überarbeitet, versucht doch dieses Problem zu minimieren.
Das mag jetzt mein persönlicher Standpunkt sein und vielleicht deckt er sich auch mit der zwischenzeitlich eingebrachten "Definition von Links". Aber selbst habe ich mich nie politisch einsortieren wollen, weil für mich Persönlich eher der Gedanke der Humanität und des konstruktiven Miteinander im Vordergrund steht. Das mag an meiner humanistischen Schulbildung liegen oder meinem persönlichen Umfeld, wer weiß.
Ich hab "damals" vor vielen jahren hier im Forum auch auf den Deckel bekommen, weil ich nicht ausreichend differenziert habe. Ich hab gelernt, mein Weltbild auf den Kopf zu stellen, als ich Menschen kennengelernt hab, die von "der Fraktion kamen, die in den Medien immer verteufelt worden ist" und gemerkt, dass diese Menschen auch nachvollziehbare Gründe für ihr Verhalten haben.
Und ich glaub das war dann irgendwann der Punkt, wo ich versucht habe mir abzugewöhnen meine eigene Meinung schnell zu bilden und diese dann in Grabenkämpfen zu verteidigen. Stattdessen find ich es inzwischen viel entspannter, mich zwar einzubringen, kritisiert zu werden und damit vielleicht wieder eine neue Sichtweise auf ein Thema kennenzulernen.
Deswegen, muss ich sagen, kann ich zwar viele Beschwerden bzgl. überzogener politischer Korrektheit und vorauseilendem Gehorsam nachvollziehen, mag aber trotzdem anmerken, dass es für diese Forderungen Gründe gibt, wegen der sich diese Menschen benachteiligt fühlen. Und da wäre jetzt genug Feingefühl gefragt, zu versuchen, diese Gründe rauszuhören und sich zu fragen, ob das ein subjektives oder ein objektives Problem ist.
Denn wahrscheinlkich könnte man viele Forderungen nach "korrektem Gendern von Reden und anderen Schriftstücken", "Umkippen von Statuen" oder "nicht diskriminieren von LGBTQs" einfach damit lösen, indem man sich der strukturellen Probleme annimmt, wegen denen Frauen öfter in schlechter bezahlten Jobs arbeiten, ethnische Gruppen sich stigmatisiert fühlen und aufhört, "schwul" oder "transe" als Schimpfwort zu benutzen.
Dann bleibt einem hoffentlich der Bullshit gespart, den sich die entsprechenden Aktivisten dann als Übersprunghandlung ausdenken, weil sie mit ihrem eigentlichen Anliegen nicht vorankommen.