Polizeigewalt und Rassismus

new Account() schrieb:
Bei z.B.Verkehrskontrollen ist jeder das Ziel von Ermittlungen.
Und so muss es auch sein.
Hier gehts aber nicht um Verkehrskontrollen, sondern um Drogen- und Waffendelikte.
Ausserdem: Frag mal Verkehrspolizisten, ob sie bei einer Verkehrskontrolle einfach ALLE kontrollieren ... natürlich treffen die dabei auch eine Vorauswahl ... für die Polizeikräfte vor Ort, treffen sie diese Auswahl aufgrund von Erfahrung (und die KANN durch Statistik bestätigt werden) ... aus Sicht der kontrollierten ist es oft eher Willkür.

"Profiling" als Technik ist etwas anderes, als "racial profiling".
Da geht es darum, in einem schwierigen Fall Erkenntnisse über den unbekannten Täter zu erlangen ... beim racial profiling ist es doch eher ein Anfangsverdacht, der aus einer Gruppenzugehörigkeit abgeleitet wird.

Ich halte es für falsch, bei einer Messerattacke ohne direkte Zeugen zunächst mal alle zu kontrollieren, die man für "potenzielle Messertürken" hält. Und ja, den Begriff (Messertürke) habe ich hier absichtlich gewählt ... eine Nähe zum Tatort zum Tatzeitpunkt ist da der weit bessere Filter ... und das bedeutet Alibis zu prüfen ... und zwar bei allen, die als Täter aufgrund von Aufenthaltsort und -zeit in Frage kommen.
In diesem Fall MUSS die Polizei farbenblind sein, wenn sie den gesetzlichen Rahmen wahren will.

Daher auch die Formulierung "nur" bei dem Steuerhinterziehungs-Beispiel ... ich fände das falsch, obwohl die Statistiken hier mMn schon sehr viel bessere Anhaltspunkte liefern, als beim racial profiling.

Die Statistik ist einfach kein juristisch verwertbarer Beweis ... und darauf wollte ich mit dem Beispiel hinaus.
 
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DerOlf schrieb:
"Profiling" als Technik ist etwas anderes, als "racial profiling". Da geht es darum, in einem schwierigen Fall Erkenntnisse über den Täter zu erlangen ... beim racial profiling ist es doch eher ein Anfangsverdacht, der aus einer Gruppenzugehörigkeit abgeleitet wird.
Racial Profiling nutzt einfach Merkmale, die wir Rassen zuordnen/zugeordnet haben - imho.


Profiling dient u.a. auch der Modellbildung des Täters:
DerOlf schrieb:
Ich halte es für falsch, bei einer Messerattacke ohne Zeugen zunächst mal alle zu kontrollieren, die man für "potenzielle Messertürken" hält. Und ja, den Begriff (Messertürke) habe ich hier absichtlich gewählt ... eine Nähe zum Tatort zum Tatzeitpunkt ist da der weit bessere Filter ... und das bedeutet Alibis zu prüfen ... und zwar bei allen, die als Täter aufgrund von Aufenthaltsort und -zeit in Frage kommen.
In diesem Fall MUSS die Polizei farbenblind sein, wenn sie den gesetzlichen Rahmen wahren will.
Achso, und wenn es einen Hinweis darauf gibt, dass der Täter z.B. Tiefe Fußabdrücke hinterlassen hat (-> übergewicht), oder ein Messer benutzt hat, das z.B. zu 95% von Türken benutzt wird, dann dürfen die Informationen nicht zur Modellbildung des Täters genutzt werden?
Auch, um z.B. die Ermittlungen dort zu beginnen oder verstärkt in diese Rjchtung zu ermitteln?

Ne, Lieber nicht. Lass uns lieber alle alle möglichen Täter untersuchen, d.h. nach 10h alle Leute aus Deutschland, weil theoretisch jeder innerhalb dieser Zeit an jeden beliebigen Ort Deutschlands gelangen hätte können.

Inwieweit fiele das außerdem nicht unter Profiling?
Zudem das genau dein "schwieriger Fall" wäre.
 
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new Account() schrieb:
Racial Profiling nutzt einfach Merkmale, die wir Rassen zuordnen/zugeordnet haben
Und genau das macht es rassistisch - imho.

Wenn man aus der Tiefe der Fussabdrücke auf die größe oder das Gewicht eines Täters schließt, dann passiert das aufgrund physikalischer Gesetze und den allgemeinen Eigenschaften menschlicher Körper.
Man kann aus wenigen Knochen das ganze Skelett rekonstruieren und sogar ein wahrscheinliches Aussehen modellieren. Aber je weniger man hat, desto ungenauer wird dieses Modell.
Ein schwarzer Übergewichtiger hinterlässt Fussspuren, die nicht von denen eines weißen Übergewichtigen zu unterscheiden sind.

Soll man alle Jemeniten inhaftieren, nur weil die Tatwaffe ein Jambia-Dolch war und diese Waffe für viele Jemeniten eben noch zur Standardausstattung zählt?

Ich kann ja verstehen, dass man sich seine Arbeit vereinfachen möchte, aber irgendwann leidet darunter eben auch die Qualität der Arbeit. Und bei Polizeiarbeit geht es einfach um zu viel, als dass man da Qualität gegen schnellere Erfolge eintauschen sollte ... auch wenn der Plebs im Grunde nur an letzterem interessiert ist.
 
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DerOlf schrieb:
Und genau das macht es rassistisch - imho.
Ist aber nicht so.

Hier aus dem Thread "Wie wird man Rassist, bzw. wann ist man einer?":
„Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen“
https://www.computerbase.de/forum/t...n-ist-man-einer.1953767/page-10#post-24306588
DerOlf schrieb:
Soll man alle Jemeniten inhaftieren, nur weil die Tatwaffe ein Jambia-Dolch war und diese Waffe für viele Jemeniten eben noch zur Standardausstattung zählt?

Ich kann ja verstehen, dass man sich seine Arbeit vereinfachen möchte, aber irgendwann leidet darunter eben auch die Qualität der Arbeit.
Wenn du immer so pseudologische/aktionistische Beispiele bringt, dann gewiss. Wenn das Opfer einen Jemeniten als Arbeitskollege hatte, würde ich den (sofern es nicht noch wesentlichere Anhaltspunkte gibt) auf jeden Fall in die Liste der verdächtigen aufnehmen.
DerOlf schrieb:
Und bei Polizeiarbeit geht es einfach um zu viel, als dass man da Qualität gegen schnellere Erfolge eintauschen sollte ... auch wenn der Plebs im Grunde nur an letzterem interessiert ist.
Ich würde sagen, je ausgearbeiteter und gründlich das Täterprofil ist, deso höher die Qualität der Polizeiarbeit.

EDIT: Laut
Although there is no clear or universal definition of racial profiling, there is a common component in all of the definitions (Ontario Human Rights Commission, 2009). This paper defines racial profiling as “the practice of targeting racial minorities for criminal investigation solely or, in part, on the basis of their skin colour” (Court of Appeal for Ontario, 1999).
gibt es gar keine wirkliche Definition von Racial Profiling.


Nicht Racial profiling nach USA-Gesetz ist das nutzen von rassenbasierten oder ethnischen Charakteristiken:
According to the Harvard Latino Law Review, criminal profiling involves:

The use of racial or ethnic characteristics by police departments in stopping an individual because his or her description matches that of an actual suspect.
In den USA wird zwischen Criminal (legal) und Racial (illegal) profiling unterschieden.
https://www.ukessays.com/essays/cri...g-vs-criminal-profiling-criminology-essay.php

Verstehe ich so, dass Racial Profiling im normalen Verständnis eigentlich OK ist, aber im Sinne des US-Gesetzes eine spezielle Bedeutung hat:
Nämlich ohne jegliche weitere Gründe pauschal Leute einer bestimmten Rasse/Ethnie zu untersuchen.
In anderen Worten: Willkürlich auf Basis der Rasse/Ethnie Nachforschungen anzustellen.
Das ist unerwünscht/illegal in den USA.


Bei Jemeniten (zumindest) Nachforschungen anzustellen, weil die Mordwaffe ein typisch jemenitischer Gegenstand war, fällt demnach nicht unter Racial Profiling in diesem Sinn.
Ich finde die Bedeutungszuordnung zum Begriff daher ziemlich irreführend. Racist profiling oder rassenbezogene Willkür würde eher passen.

PS: sorry für das nachträgliche Umbauen des Posts
 
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Oh .. tolle Arbeitsdefinition.

Racial profiling ist es also nur, wenn man neben der Hautfarbe keinerlei andere Anhaltspunkte hat.
Ist dir eigentlich klar, dass es nach so einer Definition gar kein racial profiling geben KANN?

Dass sie nicht einfach willkürlich irgendwen festnehmen dürfen, wird wahrscheinlich sogar US-Cops in ihrer Ausbildung erklärt.

Es ist aber letztlich egal, ob "nur" aufgrund der Hautfarbe (oder ethnie) überhaupt ermittelt wird oder ob diese Eigenschaften lediglich die Ermittlungen beeinflussen.
Rassistisch ist letztlich beides, denn eigentlich hat die Hautfarbe selbst keine Auswirkungen auf kriminelle Tendenzen, das Umfeld schon eher ... und wenn einzelne Ethnien eben unter sich bleiben, dann kann dabei auch eine Überrepräsentation herauskommen, die dann als gesteigerte kriminelle Neigung missinterpretiert werden kann.

Die Hautfarbe KANN ein wichtiges Merkmal für die Tätermodellierung sein ... aber eben nur als deskriptives Merkmal und nicht als Ausgangspunkt für die Zuschreibung von Eigenschaften, die NICHT die Hautfarbe selbst sind, oder mit dieser direkt zusammenhängen.
 
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DerOlf schrieb:
Racial profiling ist es also nur, wenn man neben der Hautfarbe keinerlei andere Anhaltspunkte hat.
Ist dir eigentlich klar, dass es nach so einer Definition gar kein racial profiling geben KANN?

Dass sie nicht einfach willkürlich irgendwen festnehmen dürfen, wird wahrscheinlich sogar US-Cops in ihrer Ausbildung erklärt.
Du hast mich missverstanden.
Racial profiliing ist es, wenn man z.B. die Hautfarbe als Grund nutzt.

Gibt es Anhaltspunkte außer dem Bloßen Existenz der Hautfarbe und die Hautfarbe beeinflusst die Entscheidung nicht -> OK
Gibt es Anhaltspunkte außer dem bloßen Existenz der Hautfarbe und die Hautfarbe beeinflusst die Entscheidung -> -> Nicht OK
Gibt es keine Anhaltspunkte außer dem bloßen Existenz der Hautfarbe und die Hautfarbe beeinflusst die Entscheidung -> Nicht OK

Das erfinden/suchen von Anhaltspunkten im Nachhinein nachdem man auf Grund der Hautfarbe nachgeforscht hat, ist damit nicht gemeint.

Beispiel gegen die angebliche Nichtexistenz:
Ich bin rassistisch gegen weiße und auf Streife.
Ich sehe einen minimalen Regelverstoß, den ich für gewöhnlich nicht behandle.
Nun sehe ich, dass der verstoßende weiß ist, und nehme mir den weißen trotzdem vor (in meinem Kopf: "weiße sind ja wirkliche Verbrecher und müssen rigoros gehandhabt werden").
Fällt für mich und nach dem Verständnis der Quelle unter racial profiling, da die Hautfarbe an sich ausschlaggebend war.

DerOlf schrieb:
Es ist aber letztlich egal, ob "nur" aufgrund der Hautfarbe (oder ethnie) überhaupt ermittelt wird oder ob diese Eigenschaften lediglich die Ermittlungen beeinflussen.
Wenn beide Beinflussungen lediglich auf der Hautfarbe/Ethnie basiert -> "racial profiling"
Steckt mehr als "xy hat Hautfarbe z" dahinter, z.B. weil die Hautfarbe aus einem fachlichem Grund relevant ist -> kein "racial profiling" im zuvor genannten Sinne.

Ich hoffe der Unterschied ist nun klar.

Lediglich ist folgendes das Ziel:
The Toronto Police Service systematically criminally profiles and treats the race component of criminal profiling no differently than they would gender, class, age, or any other profile that works.
https://www.ukessays.com/essays/cri...g-vs-criminal-profiling-criminology-essay.php
 
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new Account() schrieb:
Das erfinden/suchen von Anhaltspunkten im Nachhinein nachdem man auf Grund der Hautfarbe nachgeforscht hat, ist damit nicht gemeint.
Aber genau das ist auch nicht sicher auszuschließen.

Muss ich wirklich fragen, ob du Menschen für bedingungslos ehrlich hältst?
Viele von uns sind in der Lage, alles mögliche zu erfinden, nur um keine "sozial unerwünschte" oder juristisch gefährliche Antwort geben zu müssen.
Oft genug müssen wir dafür nichtmal andere "belügen" ... nur uns selbst.
 
Nachdem ich vor kurzem das 5teilige Feature von Margot Overath über den Tot von Oury Jalloh gehört habe in dem aus u.a. auch um racial profiling und Polizeigewalt geht habe ich einen Artikel gefunden, in dem es um Tote in Polizeigewahrsam in Deutschland geht.

Alle schreien über die Cops in Amerika uns so manch einer sagt, dass das zum Glück bei uns nicht so ist:

SEIT 1990 SIND 159 "PERSONS OF COLOR" IN POLIZEIGEWAHRSAM "UMGEKOMMEN"!

Dass Seehofer gegen diese Untersuchung / Studie ist finde ich unglaublich!
 
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Mal ein kleines Gedankenexperiment.

Wenn du genau weißt, dass Ermittlungen aufgrund der Hautfarbe allein nicht OK sind, dann wirst du sicherlich (sogar ganz ohne böse Absicht) nach anderen Legitimationsfiguren für eine eigentlich nur an der Hautfarbe orientierten Ermittlung suchen.

Sicher ist für mich nur eines ... es wird sehr wenige Polizisten geben, die racial profiling zugeben werden, solange ihnen noch irgendein anderer Ausweg offen steht.
 
Das gilt genauso für Diskriminierung hinsichtlich Geschlecht und anderen Merkmalen. Kein Grund Polizei, die ihre Arbeit macht an den Pranger zu/Rassismus zu unterstellen.
 
31337 schrieb:
Dass Seehofer gegen diese Untersuchung / Studie ist finde ich unglaublich!
Dem schließe ich mich an ... es ist unglaublich ... aber zumindest für mich nicht unerwartet.

@new Account():
Ich hätte nur ganz gerne Daten dazu, wie häufig das in Deutschland ist (gerne auch nicht nur zu Rassimus)... stattdessen bekomme ich aber immer nur Ausflüchte und Definitionen, die eher einem Hintertürchen gleichen.

So langsam leitet sich daraus ein Generalverdacht ab, den ich auch nicht einfach so beiseite wischen kann.
Es ist ja nicht das erste mal, dass Polizei und Politik sich GEGEN Aufklärung aussprechen ... das ist Standard, seit es die Polizei gibt.
 
Axxid schrieb:
Man kontrolliert unterschiedliche Straftaten mit unterschiedlichen Methoden. Niemand wird auf der Strasse kontrolliert werden ob er Steuern hinterzieht. Gehe ich allerdings in die Hasenheide und habe nicht die Hunderschaften alle Anwesenden wegen Besitz illegaler Substanzen (oder wie das heisst) zu kontrollieren, kontrolliere ich vermehrt diejenigen, die ich aus Erfahrung eher verdaechtige oder statistisch mehr auffallen.
Suche ich Versteosse gegen das Asylrecht bin ich quasi gezwungen Racial Profiling anzuwenden. Wo fange ich mit Verboten an, wo hoere ich auf? Als Extrembeispiel: Wird ein fliehender Tatverdaechtiger gesucht, darf man die Hautfarbe/Ethnie noch angeben?

Ich sehe eher die Gefahr, das Verbot und Kontrolle von Racial Profiling Polizeiarbeit weiter erschweren. Der deutschen Justiz wuerde ich ja sogar zutrauen, dass Straftaeter freigesprochen werden, weil sie nur aufgrund von Racial Profiling kontrolliert wurden.
Jub, die Polizei konzentriert sich dann fröhlich darauf Menschen dunkler Hautfarbe in Parks zu schikanieren. Der (weiße) Koksdealer im Nobelviertel wie auch der weiße Methdealer im Plattenbauviertel am anderen Ende der Stadt auch. Die Polizeistatistik findet aufgrund deutlich einseitiger Kontrollen aber immer nur dunkelhäutige Drogendealer, sieht also gar keinen Anlass mal an anderen Stellen zu suchen.

Ich glaube auch langsam "darf man die Hautfarbe noch angeben?" ein bewusstes, polemisierendes Falschverstehen ist. Wenn Merkmale von Verdächtigen als belastbares Indiz vorliegen, dann sind sie problemlos verwendbar. Die Frage, ob das denn noch ginge, kommt eigentlich fast nur aus einer Ecke, die sich gegen Transparenz seitens der Polizei stellt, auf Seite jener die mehr Transparenz fordern kommt sie eigentlich nie (zumindest nichts mehrheitsfähig).

Feligs schrieb:
Ich finde es schon interessant, wie nach George Floyd jetzt alle über Rassismus in der Polizei und Bundeswehr sprechen. Früher hat das - so zumindest meine Auffassung - fast niemanden interessiert. Eigentlich schon ein bisschen heuchlerisch, wie ich finde.
Aufmerksamkeitsökonomie ist das Stichwort. Es gibt zu jedem Thema Interessengruppen, die Themen stetig diskutieren und durchdenken. Das entsprechende Diskussionen die Bevölkerung und Medien durchdringen benötigt aber eigentlich immer irgend einen spektakulären Vorfall.
An der stelle ist es empfehlenswert den eigenen Medienkonsum zu erweitern. Wenn man sich vom neuen Deutschland, taz, Welt, Focus, Zeit, Süddeutsche und manchmal auch rechte Blogs antut[1], sieht man ganz gut welche Themen in welchem politischem Spektrum Dauerbrenner sind.

[1] Bild lesen wäre an sich auch sinnvoll, um zu erfahren was in diesem Kosmos abgeht. Das halte ich aber im Kopf nichts aus.

Axxid schrieb:
Die Gruende warum Polizisten jemanden kontrollieren sollten den Polizisten vorbehalten bleiben. [...] Jede Form von Regulierung oeffnet imho wieder zwei Luecken, diese zu umgehen.
Die Polizei handelt als staatliches Organ und ist Gesetzen unterlegen. Jene Gesetzes hat sich die Gesellschaft selbst auferlegt (indirekt zwar, aber immerhin). Eine Polizei, die ihr Handeln selbst bestimmt darf es in unserem Rechtsstaat nicht geben!
Auch die Lücken der Regulierung gibt es eigentlich kaum. Unser Rechtssprechung hat als Grundsatz, dass nicht das exakte Wort zählt sondernd er Wille des Gesetzgebers. Wenn also der Gesetzgeber (wie es derzeit Bestand hat), Gesetze erlässt die Diskriminierung anhand von Religion, "Rasse"[2], Geschlecht untersagen, dann ist jedes Vorgehen mit der Absicht eine Diskriminierende Handlung durchzuführen gegen die Absicht hinter diesem Gesetz und damit justiziabel.

Es ist eine Fehlannahme, dass mit Wortglauberei, Gesetze auf breiter Front unterlaufen werden können um so Lücken auszunutzen.[3]

[2] Steht so im GG, ich wäre da dafür Rasse aus dem GG zu streichen und "äußerliche Merkmale" oder ähnliches anzuführen.
[3] Beim Steuerrecht wäre ich da mitunter anderer Meinung. Da sind viele Gesetze derart spezifisch verfasst, dass entsprechende Regulierungslücken möglich werden. Mein Steuerlehreprof an der Uni hats gefreut, war ein einträgliches Geschäft für seine Kanzlei -.-


strempe schrieb:
Da wäre ich mir nicht so sicher. Zufallsfunde fallen sicherlich darunter. Folter, Hypnose und Ermüdung mit Sicherheit nicht...
Das hat @DerOlf bereits etwas zu geschrieben: "belastbare Beweise". Aussagen unter Zwang sind nicht belastbar. Wobei Ermüdung / Schlafentzug auch als Folter gilt.
Die ganzen Perversitäten des Staatsaparates des 3. Reiches hat eine gute Nachwirkung, unsere aktuellen Gesetze sind recht gut darin diese Praktiken als illegal zu regulieren.

Axxid schrieb:
Es geht bei Racial Profiling eben nicht darum, aussschliesslich eine Ethnie zu ueberpruefen. Es geht darum, dass man Personen aufgrund ihrer Ethnie ueberpruefen kann. Wie schon gesagt: Es ist ein Werkzeug von vielen, kein Allheilmittel.
Die Polizei sollte nur Anlassbezogen Kontrollen durchführen. Also typischerweise Tatverdacht gegenüber einer einzelnen Person. Wenn man Ethnie bzw. oftmals vielmehr Aussehen zu einem validen Anlass erklärt, stellt man diese Merkmale auf die selbe Ebene wie ein Tatverdacht. Ich verstehe schon nicht, wie man auf die Idee kommen kann, dass das irgendwie eine gute Idee sein könnte und noch viel weniger verstehe ich, dass man das im Angesicht der deutschen Geschichte vertreten kann.
Eine solche behördlich gestützte Willkür wäre, wäre das perfekte Mittel all jenen Menschen das Leben zur Hölle zu machen, die bestimmte körperliche Merkmale haben. Was im Endeffekt auch bedeutet, dass man entsprechende Bevölkerungsgruppen den Aufenthalt überall dort verleidet wo verstärkt Polizei auftritt (Bahnhöfe, Flughäfen, Volksfeste). Wobei große Teile der betroffenen Gruppen dann sicher ganz schnell die Polizei nicht mehr als Freund und Helfer ansehen und sich auch nicht als Teil der Gesellschaft des Landes begreifen.
Damit wird racial Profiling nach etwas Zeit sowieso eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Und ja, ich glaube, dass wenn man Behörden ein solches Mittel in die Hand gibt es zu Falschanwendung und Misbrauch kommt. Nicht durch alle Polizisten aber durch eine ausreichende Anzahl. Wobei jene schwarze Schafe aufgrund des Korpsgeistes keine Konsequenzen fürchten müssten. Was bei Zeiten dazu führt, dass die Polizei als Gemeinschaft zum Feindbild würde.


new Account() schrieb:
Racial Profiling nutzt einfach Merkmale, die wir Rassen zuordnen/zugeordnet haben - imho.
Nur das alle Menschen homo sapiens sind und damit eine einzelne Rasse. Die Annahme, verschiedener Rasse und das Einteilen dieser mittels div. (oftmals nicht wertfreien) Eigenschaften sollte die klassischen Rassismusdefinitionen tiggern.

Profiling dient u.a. auch der Modellbildung des Täters:

Achso, und wenn es einen Hinweis darauf gibt, dass der Täter z.B. Tiefe Fußabdrücke hinterlassen hat (-> übergewicht), oder ein Messer benutzt hat, das z.B. zu 95% von Türken benutzt wird, dann dürfen die Informationen nicht zur Modellbildung des Täters genutzt werden?
Auch, um z.B. die Ermittlungen dort zu beginnen oder verstärkt in diese Rjchtung zu ermitteln?

Ne, Lieber nicht. Lass uns lieber alle alle möglichen Täter untersuchen, d.h. nach 10h alle Leute aus Deutschland, weil theoretisch jeder innerhalb dieser Zeit an jeden beliebigen Ort Deutschlands gelangen hätte können.

Inwieweit fiele das außerdem nicht unter Profiling?
Zudem das genau dein "schwieriger Fall" wäre.
Profiling, also ohne Richtungsgebendes "racial" davor ist neutral bzw. sollte neutral sein. Als neutrale Methode sollte da auch Eigenschaften hinein spielen zu denen gesicherte Beweise existieren. Wenn es also Aufnahmen, Hautfetzen, Augenzeugenbereichte gibt, aus denen eine Hautfarbe hervor geht, dann ist es problemlos diese Information zu verwerten.
Was jedoch verwerflich wäre sind Ermittlungen bei einem Delikt ohne Beweise in Richtung bestimmter Bevölkerungsgruppen zu lenken. Das Beispiel welches wir da spektakulär hatten sind die Morde des NSU. Wo Behörden (und Medien) das ganze als Morde unter Ausländern (Dönermorde) behandelten, kurz ermittelten und entsprechend nie Ergebnisse fanden. Das selbe Spiel mit dem Messer, welches auf einen kulturellen Hintergrund deutet. Wenn da Ermittlungen aufgrund von Waffen sich einseitig auf einen Kulturkreis beschränken, dann eröffnet das die Möglichkeit mit der "richtigen" Tatwaffe als weißer Täter die Ermittlungen in völlig falsche Richtungen zu lenken.


new Account() schrieb:
Das gilt genauso für Diskriminierung hinsichtlich Geschlecht und anderen Merkmalen. Kein Grund Polizei, die ihre Arbeit macht an den Pranger zu/Rassismus zu unterstellen.
Wieso heulen eigentlich alle rum, dass die Polizei an den Pranger gestellt werden soll? Polizei und Justiz haben die Aufgabe die Bevölkerung auf das Einhalten von Gesetzen zu kontrollieren. Da würden nur die aller dämlichsten auf die Idee kommen, das als "die Bevölkerung soll an den Pranger" zu deuten. Nur wenn es darum geht ein Organ der ausübenden, staatlichen Gewalt einer Kontrolle zu unterziehen ist es ein "an den Pranger stellen". Wobei besagte Studiengegenstand nur eine Bestandsaufnahme darstellt und für Beamte keinerlei Konsequenzen drohen.
Noch verrückter wird es, wenn sich Innenminister und Teile der Polizei gegen eine solche Studie stellen aber gleichzeitig der Einsatz von Racial Profiling gefordert wird. Kennzahlen und Statistik über die Polizei sind also schlecht, das verwenden von Kennzahlen und Statistik um damit eine rechtswidrige Ungleichbehandlung von Menschen zu begründen sind aber gut?
 
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Piktogramm schrieb:
Nur das alle Menschen homo sapiens sind und damit eine einzelne Rasse. Die Annahme, verschiedener Rasse und das Einteilen dieser mittels div. (oftmals nicht wertfreien) Eigenschaften sollte die klassischen Rassismusdefinitionen tiggern.
Inwiefern sollen wir "eine" Rasse sein?
Rassen teilen ein. Das fehlen einer wissenschaftlich genetisch begründbaren Einteilung macht die Obermenge einer Art keine Rasse.

Piktogramm schrieb:
Wieso heulen eigentlich alle rum, dass die Polizei an den Pranger gestellt werden soll? Polizei und Justiz haben die Aufgabe die Bevölkerung auf das Einhalten von Gesetzen zu kontrollieren. Da würden nur die aller dämlichsten auf die Idee kommen, das als "die Bevölkerung soll an den Pranger" zu deuten. Nur wenn es darum geht ein Organ der ausübenden, staatlichen Gewalt einer Kontrolle zu unterziehen ist es ein "an den Pranger stellen".
Also präsentes geht teilweise deutlich darüber hinaus.
Lebtest du die letzten Wochen unterm Stein?
Außerdem habe ich mich im Kontext darauf bezogen, dass man anhand Profiling auf Basis von konventionellen Rassenmerkmalen der Polizei Rassismus unterstellt.
Piktogramm schrieb:
Kennzahlen und Statistik über die Polizei sind also schlecht, das verwenden von Kennzahlen und Statistik um damit eine rechtswidrige Ungleichbehandlung von Menschen zu begründen sind aber gut?
Ich weiß nicht warum du mich deswegen zitierst, aber ich habe diesbezüglich überhaupt keine Wertung vorgenommen - noch habe ich mich darauf bezogen.
 
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@new Account()
Zum Rassenbegriff: https://de.wikipedia.org/wiki/Rassentheorie

Und
[...],dass man anhand Profiling auf Basis von konventionellen Rassenmerkmalen der Polizei Rassismus unterstellt.
Weil es rassistisch ist vielleicht? Wenn ethnische Merkmale statt konkreter Beweise/Taten dazu dienen Menschengruppen als potentielle Täter einzuordnen, dann ist das Diskriminierung anhand dieser Merkmale. Und ja, dass ist Rassismus, da es eine (enorme) Benachteiligung all jener ist, die diese Merkmale teilen.
Wenn irgend eine staatliche Institution so etwas betreibt, muss es Kritik geben. Dabei ist das Thema schon so alt und Bemühungen in die Richtung werden so häufig unterbunden, dass der Ton mittlerweile wirklich sehr rau geworden ist.

Ich habe unter Steinen gelebt, sowas nennt man Haus und ist weit verbreitet[2]. Wie üblich gab es allerhand schrille Meinungen aus allen Richtungen. Was mich an keiner Stelle davon abbringt zu fordern, dass es sowohl Studien zum Verhalten und zur Rechtstreue der Polizei geben sollte[1]. Genauso wie ich gern eine (pseudonyme) Kennzeichnungspflicht bei der Bereitschaftspolizei hätte und dauerhafte, unabhängige Kontrollgremien.

[1] Rassismus innerhalb des polizeilichen Handelns wäre da nur ein Aspekt.
[2] blöde Reaktio auf blöde Floskel ;)
 
Ich kann da nur mitnehmen, dass du Menschen gern in Rassen einteilen magst und nichts schlimmes darin zu finden scheinst wenn eine Ungleichbehandlung anhand dieser Einteilung erfolgt.
 
Dann hast du vermutlich entweder nicht ordentlich gelesen, oder meine Erklärungen sind einfach nicht mit deinem Auffassungsprozess kompatibel.
In beiden Fällen kann ich mir weitere Ausführungen für dich sparen.
 
Hallo

DerOlf schrieb:
Die kann man aber auch logisch treffen, ohne sich dabei auf einen Trugschluss zu stützen.
Wo endet Logik und wo beginnt racial profiling ? Was ist das gute alte "Ich kenne meine Pappenheimer", ist das noch Logik oder schon racial profiling ?

DerOlf schrieb:
Da, wo man Ziel von Ermittlungen wird, weil man nicht der Mehrheitsbevölkerung angehört, beginnt racial profiling.
Das hat die letzten Jahrzehnte doch auch niemanden gestört, wieso ist es jetzt auf einmal schlecht ?
Was war mit den Italienern die alle ein Messer in der Tasche haben und zur Mafia gehören ?
Was war mit den Polen die alle sobald es dunkel wird Autos klauen ?
Was war mit den Russen die alle nur saufen und sich prügeln ?
Was war mit den Bulgaren/Rumänen die alle nur Brieftaschen klauen und Wohnungen leer räumen ?
Wieso sind auf einmal Schwarze/Dunkelhäutige schützenswerter als alle anderen Ausländer bisher ?

Wenn z.B. in Italien/Frankreich die Polizei einen Terroristen/Schwerverbrecher erschießt, dann wird applaudiert und sich für das beschützen bedankt.
Wenn in Deutschland die Polizei einen Terroristen/Schwerverbrecher erschießt, dann hat man Mitleid mit dem Terroristen/Schwerverbecher und unterstellt der Polizei sinnlose Gewalt und Rassismus.
Ich bin wohl trotz der deutschen Staatsangehörigkeit doch kein Deutscher, manche Dinge die hier abgehen verstehe ich nicht, z.B. gegen die Abschiebung von ausländischen Verbrechern demonstrieren.

Ist Rassismus bei der Polizei wirklich ein systematisches Problem (abgesehen von Einzeltätern) oder ist es einfach nur eine gute Masche von ausländischen Tätern der Polizei/Bestrafung zu entkommen ?
Ich habe es schon von vielen Ausländern gehört, die anderen den Tipp gaben bei einem Problem mit einem Deutschen einfach nur "Nazi" zu sagen, frei nach dem Motto "Dann ist die Kartoffel sofort still".

Grüße Tomi
 
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DerOlf schrieb:
Da, wo man Ziel von Ermittlungen wird, weil man nicht der Mehrheitsbevölkerung angehört, beginnt racial profiling.
Das geht auch ohne Racial Profiling, wie die Überwachungsaktion vor einigen Jahren gegen hochrangige Politker der Linken (also die große, doch sehr moderate Partei "Die Linke", nicht irgendeine linksradikal angehauchte Kleinpartei wie die MLPD) oder vor kurzem die Haus/Bürodurchsuchung eines Die Linke Politikers.

Kontrolle anderer Interessensgruppen, das haben die Amerikaner mit den Indianern sowie den versklavten Afrikanern gemacht, die Nazis mit den Juden oder die weißen Afrikaner im Süden zu Zeiten der Apartheid.

Neu ist diese Idee nicht, nur wird sie heutzutage mit technologischen Hilfsmitteln immer weiter perfektioniert.
 
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@Tomislav2007
Das pauschalisierte Verurteilen einzelner Nationalitäten/Ethnien/politischer Strömungen wurde schon länger kritisiert. Je konservativer jemand ist und je konservativer das eigene Umfeld, desto weniger wird man davon mitbekommen haben. Vor allem auch, da diese Kreise ein einsames Talent haben alles zu überhören was sie als unangenehm weit links empfinden.

Was dein Vergleich zu Frankreich angeht. Könnte es sein, dass deine Wahrnehmung da selektiv ist und ganz massiv an der Legendenbildung beteiligt ist? Gerade die französische Polizei bekommt auch ganz gut Kritik entgegengeworfen. Deren Strategie beim auflösen von Protesten ist auch nicht ohne. Genauso wie es da gerade Spannungen gibt weil die einen Rassismus bei der franz. Polizei beklagen und die Polizei das verneint:
https://www.npr.org/sections/live-u...-re-being-unfairly-criticized?t=1594150608401
Auch da kommt es aber wieder drauf an, welchen Organisationen man folgt bzw. welche Medien man so konsumiert wie viel der Kritik bei einem aufschlägt, denn das sind in der Regel Themen von eher linken Bewegungen.

Und dieses "die sagen Nazi zu uns um davon zu kommen". Was für ein Nebelkerze ist das denn bitte? Weil irgendwer die polizei fälschlich als Nazis bezeichnet darf die Polizei nicht mehr kritisiert werden wenn sie rassistische Tendenzen zeigt und von Teilen der Polizei und Innenminister eine Untersuchung des Sachverhalts blockiert werden?
 
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