Herdware schrieb:
Ich hab zwar selbst nur als Kind mitbekommen, das sich damals naturgemäß noch nicht wirklich für solche Dinge interessiert hat, aber die richtige Revolution im öffentlichen Umgang mit Sexualität gab es in den späten 60ern und in den 70ern. Seit dem ist es nichts Ungewöhnliches mehr, dass eine barbusige Frau auf dem Titelblatt einer Illustrierten öffentlich im Zeitschriftenregal zu sehen ist oder das entsprechende Mädchen auf der letzten Seite der BILD usw. und seit dem schämt sich auch keiner mehr öffentlich zuzugeben, Pornographie zu konsumieren.
Ich sehe demgegenüber eigentlich keine wirkliche qualitative Steigerung durch das Internet. Das ist nur das Selbe wie in den letzten 40 Jahren, nur jetzt in digital und online und wenn man will in größeren Mengen.
Wobei natürlich der Zugang zu pornographischen und auch exotischeren und "extremeren" Spielarten durch das Internet leichter geworden ist. Aber irgendwelche bizarren Fetisch-Geschichten, die jemandem der in den 70ern, 80ern oder noch später "sexualisiert" wurde, den Magen umdrehen würden, werden einem auch im Netz nicht gegen seinen Willen unter die Nase gerieben. Man müsste schon noch gezielt danach suchen. Wer sowas nicht sehen will, der braucht das auch nicht.
Die Revolution der 70er ist im gesamtgeschichtlichen Kontext der Sexualität nicht wirklich sehr revolutionär gewesen. Das gab es alles schon zu anderen Zeiten auch. Wohl nicht in dieser konkreten Farbe, aber mit dem gleichen Ziel und Effekt: Freie(re) Liebe, ein öffentlicher Diskurs darüber... das ist, was man zyklische oder wellenförmige Bewegungen in der gesellschaftlich-akzeptierten Normalität nennen kann.
In einem Zeitabschnitt ist der Sex ein großes Tabuthema, dann wird er recht freizügig genossen.
In einer Zeit ist der homosexuelle Kontakt sehr eng gesehen, dann wieder lockerer.
So verhält es sich bspw. auch bei der Erziehung an sich.
Mal zählt authoritär als Mittel der Wahl, dann antiautorithär.
Dies ließe sich auf viele weitere Themenfelder des menschl. Sein und der gesellschaftlichen Normbildung = Alltagsrealität übertragen.
Fakt ist aber, dass noch zu keiner Zeit die eben von mir beispielhaft genannten Sitautionen Sodomie und die Nachstellung von sexuellen Zwangskontexten im sogar öffentl. Raum, eine gesellschaftl. Akzeptang hatten. Wenn du das Gegenteil weißt, nenn mir bitte die entsprechende Quelle.
Insofern ist dein erster Abschnitt für meinen Beitrag irrelevant, da es nie um "nacktbusige Mädchen" oder dergleichen geht. Dafür hatten wir schon Rembrandt-Gemälde und hätten die 70er nicht gebraucht
Wenn von einer "Pornorisierung der Gesellschaft" (ich pers. mag den Ausrdurck nicht, greife ihn aber ob seiner Bekanntheit auf) die Rede ist, reden wir also nicht von "Althergebrachtem", sondern von de facto "Neuem" und scheinbar "Normalem".
Und hier ist klar zu konstatieren, dass viele der heute frei zugänglichen Internetinhalte im Bereich der Pornografie, diesem gesellschaftlich-tradierten, juristisch beurteiltem... Anspruch von "normal" nicht unterliegen.
Daran ändert auch nicht die Frage der Freiwilligkeit etwas, denn auch diese ersetzt bspw. nicht die Rechtswidrigkeit einer Sache oder Tat. Insofern ist an dieser Stelle m.M.n. auch deine letzte Aussage ohne Belang.