xexex schrieb:
Im übrigen gibt es heutzutage genug Systeme die eine Beratung überflüssig machen oder gut ergänzen können. Auch hier kann man auf das vorhandene bei Amazon Prime Video oder Netflix verweisen. "Weil sie sich für xy interessiert haben" oder "Das könnte ihnen gefallen" funktioniert sehr gut, sobald ein Inhaltsanbieter die Datenbanken pflegt und er genug Informationen über den Konsumenten sammeln konnte. Auch Bewertungssysteme und Leserkritiken bieten hier einen Mehrwert, den kaum ein klassischer Buchhändler auch ansatzweise im derzeitigen System leisten kann.
Naja, das ist m.E. aber ziemlicher Käse den Du schreibst, in der Buchhandlung kann ich (auf Papier flimmerfrei und nicht in irgendwelche Copy Shop ähnlichen "Buchhandlungen der Zukunft" Fantasien, die ich persönlich wenig reizvoll fände) meist auszugsweise und gemütlich zur Probe lesen und diese Hinweise a la "das könnte Ihnen auch gefallen" zeigen lediglich auf, dass Profile der Käufer erstellt werden. Daraus oder aus den dortigen Rezensionen anderer Käufer einigermaßen zuverlässig zu schließen, dass die angebotenen Ware auch mir gefallen würde bzw. meine Ansprüche trifft, kann schon ziemlich ins Auge gehen, egal ob bei Büchern, Tonträgern, Spielen oder auch anderen Dingen, die bei Amazon, Netflix und anderen/ähnlichen Großanbietern verkauft werden.
Mit Qualität hat das begrenzte Wechsel-Angebot von Netflix m.E. nicht sonderlich viel zu tun und die Filmbewertungen sind höchst unzuverlässig. Wenn ich mir die historisch eigentlich fast immer inakkuraten/schlecht recherchierten (aufgewärmten, abgekupferten und oftmals ideenlosen) Hollywood-Inszenierungen der letzten Jahrzehnte ansehe (in englischen, deutschen oder französischen Produktionen sieht das meist anders aus, da es eben nicht primär dem ungebildeten oder weniger anspruchsvollen US-Durchschnittsbürger vorgesetzt wird und man hierzulande mit dem vergleichsweise niedrigen Anspruch des Großteils der US Produktionen an Handlung oder schauspielerisches Können weitaus weniger Erfolg hat bzw. Special Effects oftmals eine geringere Rolle spielen und alleinig nicht als qualitativ ausreichend erachtet werden), welches sich auch durch Netflix (z.B. Marco Polo) und Amazon (z. B. Man in the High Castle) Produktionen zieht, dann kann ich es schon verstehen, wenn man in Deutschland/Europa nicht auf das armselige Bildungsniveau der meisten amerikanischen Filmemacher bzw. des amerikanischen Mainstream-Publikums absinken möchte.
Das gilt für Spielfilme und TV-Serien genauso wie für Bücher oder Musik, denn die Masse (welche von Amazon, Netflix, u.a.) ist mit Sicherheit nicht immer Klasse und wenn die Verlage wegfielen (etwa als Konsequenz wegfallender Buchpreisbindung und sich immer weiter vergrößernder Marktmacht amerikanischer Großanbieter, mit Hilfe von TTIP, etc.), dann sehe ich auch schwarz für die Vielfalt und es kritisch im Hinblick auf zukünftige Produktionen, somit die Qualität allgemein auf dem absteigenden Ast (Ausnahmen wird es in all den Bereichen aber nach wie vor noch geben), wie es neben der Film- und Serienindustrie im Musikbereich und bei Computerspielen jetzt schon der Fall ist (da setzen die einflussreichen Studios und Publisher auch mehr auf aufgewärmtes, anstatt neues/innovatives zu unterstützen und wagen).
Ob sich die anderen Verlage mit dieser Klage gegen die Bastei-Lübbe/Amazon Schenkung allerdings einen Gefallen tun, bleibt abzuwarten, denn wenn letztere gewinnen, würde das die Stellung ersterer nur noch weiter schwächen.