Xes schrieb:
Was ist das denn für ein absurder Vergleich?
Eine Gebühr auf Plastikverpackungen um die Umwelt zu retten -ok.
Woher ziehst du aber hier den Vergleich, dass Privatkopien Geld kosten müssen?
der vergleich ist nicht absurd. wie willst du kontrollieren, dass eine "privatkopie" nicht irgendwie füße bekommt? und was ist mit den urhebern? sollen die nicht von ihrer arbeit leben können?
die abgaben fließen theoretisch zum künstler, der durch privatkopien "geschädigt" wird, weil das recht auf vervielfältigung eigentlich beim urheber liegt, und durch privatkopien aber immer mal wieder leute an das werk kommen, die für die nutzung garnichts bezahlt haben.
beispiel: in der uni wird ein buch besprochen, das der professor über pdf zur verfügung stellt, was schon irgendwie in der dunklen grauzone ist, aber das ist alltag. damit haben schlagartig 50 leute ein werk, für das nicht bezahlt wurde. jetzt schickt das jeder nochmal an 2 leute weiter, weil man das ding bespricht, dann sinds schon 150 leute - dann kommt im nächsten jahr das selbe seminar, die leute teilen ihre hausarbeiten ink. quellen mit den ersties und ruck zuck hast du mehrere hundert leute mit einem text, den niemand bezahlt hat.
was willst du jetzt machen? den prof auf schadensersatz verklagen? alle anderen verklagen? wo nimmst du das geld für die nutzung und verfielfältigung her? oder bekommt der autor für seine arbeit einfach nichts? einer zahlt und alle habens? das wird in der praxis mit zugedrückten augen gedulded, weil alles andere einfach nur absolutes chaos auslösen würde.
und hier kommt die abgabe auf speichermedien zum tragen: jeder zahlt eine kleine abgabe und das geld wird hinterher theoretisch wieder an urheber zurückgeführt, und damit ist die privatkopie und ihre folgen abgegolten. was mit dem geld auf dem weg über die aasgeier verwertungsgesellschaften passiert, steht auf einem anderen blatt.
Xes schrieb:
Es geht hier nicht darum Raubkopien zu kompensieren. Diese sind per Gesetz illegal und werden schon entsprechend verfolgt.
wie stellst du fest, was eine privatkopie ist und was eine raubkopie ist? das verbreiten von urheberrechtlich geschütztem material über kopien ist verboten und wird bestraft, das besitzen wird in der praxis aber nicht bestraft, weil die sachlage kaum feststellbar ist.
Xes schrieb:
Eine Privatkopie ist nichts anderes als ein privates/persönliches Backup/Sicherung und die sollte immer kostenlos sein. Man hat die Nutzungsrechte am Produkt ja schon erworben und sichert sich nur gegen den Verlust ab.
Ein finanzieller Ausgleich für die Urheber ist an dieser Stelle daher vollkommen absurd. Die erbringen mir ja keine weitere Leistung zu der bereits bezahlten.
das ist nicht richtig. du erwirbst nicht das recht zur verfielfältung des werks. mit einer privatkopie wird dir aber ermöglicht das werk zu verfielfältigen, unter bestimmten voraussetzungen: "privat". aber aus urhebersicht gibt es mehr werke, als bezahlt wurden. und deren nutzung ist immer grauzone. niemand kann mir erzählen, dass er noch nie eine "privatkopie" "ausgeliehen" hat. das problem hat auch der gesetzgeber gesehen und dafür wurde vor jahrzehnten eine abgabe eingeführt - und die wird jetzt halt im digitalen zeitalter irgendwie sehr abstrakt weitergeführt. aber wie gesagt - es gibt ohne diese abgabe keine grundlage für die privatkopie - oder man müsste sämtliche nutzungen anmelden - oder man bräuchte ein komplett anderes system. das wäre sicherlich angebracht, aber das ist momentan halt nicht vorhanden.
gastronomen und organisatoren von veranstaltungen wissen, wie ungemütlich es hier mit der gema zugeht - weil hier wird kleinlichst genau geschaut, was wer wo gespielt hat, und da wird über jedes einzelne lied gerichtlich gestritten - und den prozess gewinnt in der regel die gema, weil die gema alleine ganze kanzleien unterhält, die nur für die gema vor gericht ziehen und die gema paschaul "alle" rechte innehat, es sei denn man kann das gegenteil beweisen, was in der regel umöglich ist. man kann froh sein, dass die privatkopie für privatleute so geregelt ist. jeder, der sich hier beschwert, muss auch mal der alternative ins auge sehen: und das ist genau diese praxis. glaubt mir, ihr wollt das nicht.
ich glaube nicht, dass "raubmordkopien" für die branche irgendwie großartig schädlich sind, eher im gegenteil - aber ich finde es gut, dass die privatkopie durch solche minimalbeträge, getragen von der allgemeinheit, das ganze entbürokratisiert und werke, informationen usw. usf. ohne größere hürden für so viele menschen wie möglich zugänglich sind.
das ganze könnte man auch deutlich moderner und besser lösen, dazu müsste die politik aber was hinbekommen. man könnte das system weiterspinnen, und das ganze noch weiter für die allgemeinheit öffnen, etwa legale "raubkopien". das geht aber halt nur über ein system, das die allgemeinheit im einzelnen minimal belastet und dadurch die wenigen urheber bezahlt werden. aber wir leben halt im kapitalismus, und da läuft das halt anders.
wirst du privat großartig eingeschränkt, wenn du für einen usb stick ein paar cent mehr zahlst? die täglichen preisschwankungen sind größer. und dafür haben wir mit der privatkopieregelung in deutschland eine sehr freiheitliche regelung.
man wird noch sehen, wie die andere seite der medallie aussieht, wenn artikel 13 in kraft tritt, und der ganze traffic kontrolliert und zensiert wird - "man hat ja nichts zu verbergen" fällt recht oft, aber die einschränkungen werden auch die treffen, die angeblich nichts zu verbergen haben.
Xes schrieb:
Sollten die Abgaben an die Künstler allgemein zu niedrig sein, müssen sie eben direkt erhöht werden (höhere Preise Streaming oder höhere Preise beim Kauf der Werke usw.) und keine Gebühren auf Speichermedien gesetzt werden, die im Zweifelsfalle niemals ein geschütztes Werk sehen.
Das ist als würdest du zur Unterstützung der Milchbauern eine allgemeine Steuer auf Glaßbehälter erheben, weil diese zur Aufbewahrung von Milch dienen könnten.
du fixierst dich zu sehr auf die speichermedien. die gema könnte auch brot mit einer gebühr belegen. die regelung kommt aus einer zeit, in der es noch keine digitalen medien gab. es geht nur darum, dass geld vom verbraucher zum künstler fließt, weil dem verbraucher rechte eingeräumt werden, die eigentlich ausschließlich beim künstler liegen, und der urheber dadurch potentiell finanziell geschädigt wird. so weit, so fair. ich habe kein problem damit, dass urheber von ihrer arbeit leben können.
das problematische daran ist, dass es quasi eine steuer ist, die von einem privatunternehmen erhoben wird und der geldfluss absolut nicht nachvollziehbar ist.
dieses system muss grundlegend überholt werden, darüber muss man nicht diskutieren.