Putschversuch in der Türkei

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
wenn die opposition die überhand gewinnt. so ala "arabischer frühling"... aber ich denke er hat das schon ganz gut durchdacht. seine machtstrukturen erinnern mich eher an saddam hussein und der hatte die opposition auch gut unter kontrolle. er ist durch externe kräfte zu fall gebracht worden. oder besser vllt: kim jung un, bzw dessen vater. da deutet sich kein scheitern an. sowas kann durchaus bestand haben wenn man es richtig macht. und erdogan macht auf mich den eindruck, dass er was davon versteht.
 
Genau das meine ich. Größere Parallelen zu Hussein sehe ich aber nur durch Teint und Schnurrbart. Ansonsten sehe ich woanders mehr Parallelen. Kann aber auch daran liegen, dass ich mich mit Husseins Aufstieg und Regierung zu wenig auskenne.
 
Mustis schrieb:
Da die Türken aber nicht nur bestreiten, dass es ein Genozid war, sondern grundsätzlich anzweifeln, dass überhaupt derartig viele Armenier gestorben sind und bewusst von den Türken im Stich gelassen wurden, ist das aber eher ein Randthema und hat mit der wissenschaftlichen Diskussion "Genozid ja/nein" wenig gemein.
Das stimmt nicht. Kein Türke oder kein vernünftiger Mensch bestreitet das. Es sind viele Tausende Armenier gestorben, ohne Frage, das macht die Sache aber immer noch nicht zum einem Genozid.

Ein Problem zum Beispiel ist, dass die Armenier erfundene Zahlen haben oder gefälschte Dokumente (siehe Andonian-Dokumente). Da wird immer was von 1,5 Millionen armenischen Toten gesprochen. Was einfach zu der Zeit gänzlich unmöglich ist.
Wenn man sich das Tagebuch/Notizbuch des damaligen Innenministers Talat Pascha anguckt, redet er von 970 Tausend Deportationen. Viele, die im westlichen Teil gelebt haben, z.B. in Izmir oder Istanbul, wurden gar nicht mal deportiert, weil von denen keine Gefahr ausging. Auch nicht die, die außerhalb des Anatolien gelebt haben. D.h. was wir bestreiten ist diese Zahl von 1.5 Millionen. Realistisch gesehen kann man also von 300 000 bis 500 000 Toten sprechen. Klar, immer noch viel, aber man muss eben bei der Wahrheit bleiben, und nicht aus dramaturgischen Gründen die Zahl hochpushen.

So, wenn jetzt das Argument kommen sollte, dass auch diese Zahl ausreichen ist, dann möchte ich darauf hinweisen, dass in jedem Krieg Tausende von Menschen sterben, wieso sie aber nicht als Genozid betitelt werden, erklärt mir niemand. Und was ist mit den Toten der türkischen Seite? Was auch immer die Zahl ist bei den Armeniern, 1/3 Tote hat die türkische Seite auch.

Ist aber auch ein anderes Thema. Fakt ist, die Türken haben damals sich viel Schuld aufgeladen und sind bis heute nicht bereit, diese aufzuarbeiten. Wie man es nun Begrifflich nennt, ist dabei doch Nebensache.
Das stimmt nicht. 1919 haben die Briten schon die Dokumente untersucht. Sie waren die Besetzungsmacht und haben auch Prozesse damals geführt, siehe Malta-Prozesse. Also schon damals kam es zu dem Schluss, dass es keinen Genozig gab.
Erdogan selbst hat 2005 schon ausgerufen die Geschichte aufzuarbeiten, bis heute weigert sich Armenien und öffnet seine Archive auch nicht.
hier ein Video aus 2008.
https://www.youtube.com/watch?v=8ROek3PEy_Q
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie ein Sturz von Erdogan Enden könnte kann man ja garnicht ernsthaft sagen, ohne zu sagen wie und durch wen er ausgeführt wird. Ein Sturz innerhalb der AKP könnte theoretisch sehr ruhig von statten gehen, ohne Aufschrei unter seinen Anhängern im Staatsapparat und Volk. Ein Erneuter Putschversuch durchs Militär (was ja momentan eher unwahrscheinlich ist) könnte natürlich Blutig und wie in Syrien Enden.

Aber insgesamt sieht es ja jetzt er so aus das Erdogan unantastbar geworden ist. Egal von welcher Seite aus betrachtet.
Ergänzung ()

@SBJ: Unterschied Krieg und Genozid

Sagen wir mal Deutschland führt wieder Krieg gegen Frankreich und dabei sterben 500.000 Franzosen, wäre es nur Genozid, wenn gezielt viele Franzosen umgebracht werden weil sie Franzosen sind. Bringt man sie während einer Schlacht als Soldaten oder Kollateralschaden um, wäre es natürlich nicht besser, aber kein Genozid. Bringt man man nun 500.000 Franzosen in einer grenznahen Stadt um, weil man eine Pufferzone möchte, wäre es meines erachtens ganz eindeutig Genozid, auch wenn 500.000 im Vergleich zur Gesamt Bevölkerung relativ wenig ist.

Spinnen wir das ganze weiter: Deutschland als Besatzungsmacht tötet 40.000 Französische Akademiker im ganzen Land. Wäre das Genozid? Man kann nicht immer eine klare linie ziehen. Nur im Fall der Armenier kann man das schon recht deutlich sagen denke ich. Ein Genozid ist nicht immer so deutlich wie im dritten reich.

Ich verstehe auch nicht warum die Türken sich da so schwer tun. Man möchte auf keinen Fall auch nur einen Funken zu viel Schuld eingestehen. Versöhnung und Verantwortung tragen sieht anders aus.
 
TnTDynamite schrieb:
Mag soweit stimmen, aber ob der Aufwand für eine effektive Sicherung nicht erheblich steigen würde, bezweifele ich dennoch.

Nicht alleine durch den Wegfall der Türkei zur Sicherung der Außengrenze, würde sich der Mehraufwand ergeben. Hier wird die Rolle der Türkei stark übertrieben, wenn nicht sogar absichtlich instrumentalisiert.

TnTDynamite schrieb:
Allein schon wenn man die Türkei nun als instabil betrachtet und daher an der EU Außengrenze ein Mindestmaß an Militär platzieren will, müsste man nochmal deutlich mehr aufwenden.

Das ist allerdings ein anderer Umstand, der nur zum Tragen kommt, wenn die Türkei zum Schurkenstaat werden würde. Auch dann bezweifle ich jedoch, dass so ein Staat ein EU-Mitglied angreifen würde. Mal davon abgesehen, dass die Türkei noch NATO-Mitglied ist. Aber ja, dann müsste man sich wahrscheinlich an dieser Grenze gegen ganz andere Gefahren wappnen.
 
Kallenpeter schrieb:
Ergänzung ()

@SBJ: Unterschied Krieg und Genozid

Sagen wir mal Deutschland führt wieder Krieg gegen Frankreich und dabei sterben 500.000 Franzosen, wäre es nur Genozid, wenn gezielt viele Franzosen umgebracht werden weil sie Franzosen sind.
Richtig. Wo bleibt jetzt der Beweis, die Dokumente, die Anordnungen vom damaligen türkischen Staat gezielt Armenier zu töten? Bis heute kein Dokument oder Schriftstück. Es gab sogar viele Gegenmaßnahmen, also offiziele Befehle und Schriftstücke, die genau das verhindern sollen. Plus, in Malta wurden viele gehängt, weil einige Befehlshaber Leute massakiert haben, also die wurden mit der Todesstrafe bestraft. Schon damals, nicht nach 30 oder 40 Jahren.


Bringt man sie während einer Schlacht als Soldaten oder Kollateralschaden um, wäre es natürlich nicht besser, aber kein Genozid.
Was im Falle der Türkei der Fall ist. Denn 1915 ---> 1914-1918 erster Weltkrieg.
Türkei im Osten besetzt von den Russen in Zusammenarbeit mit Georgiern und Armeniern, im Westen von den Griechen+Briten und im Süden die Franzosen.

Bringt man man nun 500.000 Franzosen in einer grenznahen Stadt um, weil man eine Pufferzone möchte, wäre es meines erachtens ganz eindeutig Genozid, auch wenn 500.000 im Vergleich zur Gesamt Bevölkerung relativ wenig ist.
So etwas ähnliches gab es in der Türkei nicht.

Spinnen wir das ganze weiter: Deutschland als Besatzungsmacht tötet 40.000 Französische Akademiker im ganzen Land. Wäre das Genozid? Man kann nicht immer eine klare linie ziehen. Nur im Fall der Armenier kann man das schon recht deutlich sagen denke ich. Ein Genozid ist nicht immer so deutlich wie im dritten reich.

Machen wir ein Beispiel. Wenn im Jahre 1915 (also keine Autos, fast kein Zugverkehr, die damaligen Lebenssumstände, Deutschland sehr arm etc.) Nehmen wir mal an, zu der Zeit würden wie heute viele Türken in D. leben. Also sagen wir mal 1 Millionen Türken in 1915 in D.

Der Krieg würde ausbrechen. Auf der einen Seite die Franzosen, auf der anderen die Polen und die Russen, im Norden die Skandinavier, etc. Alle dabei gerade Deutschland zu besetzen. Jetzt würden die einhemischen Türken, die seit Generationen (ca. 1000 Jahre) auch in Deutschland beheimatet sind und auch deutsche Staatsbürger sind, anfangen sich mit den Franzosen zu verbünden. Also deutsche Städte angreifen, deutsche Städte einnehmen, Einhemische Deutsche attackieren und bedrohen. Alles im Jahre 1915. Was wäre die Lösung des Problems, wenn sogar die eigenen Staatsbürger eigene Staatsbürger angreifen, alles zur damaligen Zeit?

Es blieb leider keine Wahl als diese Leute zu deportieren, zum Schutze der Bevölkerung, alles mittem im Krieg!

Ich verstehe auch nicht warum die Türken sich da so schwer tun. Man möchte auf keinen Fall auch nur einen Funken zu viel Schuld eingestehen. Versöhnung und Verantwortung tragen sieht anders aus.
Schuld beansprucht, dass man eine Möglichkeit hatte anders zur damaligen Zeit zu agieren. Unter den Umständen hatte man keine Wahl gehabt. Und wie erwähnt, man hat nicht ALLE deportiert, weil die im Westen lebenden keine Gefahr waren. Man sieht also ganz klar die Absicht dahinter, siehe Bernard Lewis:
https://www.youtube.com/watch?v=qG70UWESfu4
 
Zuletzt bearbeitet:
Du postest hier ein Video vom Interview eines Mannes, der früher vom Genozid schrieb und behauptete die arabische Gesellschaft sei gegenüber dem Westen zurückgeblieben. Nachdem er als Forscher der Orientalistik vom Zugriff auf türkische Archive für seine Arbeit angewiesen war und sein dann aktueller Lehrstuhl durch die türkische Regierung finanziert wurde, änderten sich später seine Ansichten. Quelle Wikipedia, dort wiederum sind die Behauptungen mit Quellen versehen.

Ich kenne mich mit den Geschehnissen dieser Zeit in dieser Region zu wenig aus, um hier felsenfest eine Überzeugung zu vertreten. Aber es gibt genug Hinweise um die Erdogan'sche (und damit deine) Argumentation in Zweifel zu ziehen. Auch der Wikipedia-Artikel zum Völkermord selbst erscheint mir in weiten Teilen gut belegt und die Verfolgung derer in der Türkei, die den Völkermord anerkennen, passen ins aktuelle Bild.
 
Zuletzt bearbeitet:
sbj schrieb:
kann man also von 300 000 bis 500 000 Toten sprechen. Klar, immer noch viel,

:D

Aber ehrlich, so kühl wie von manchen über Menschenleben diskutiert wird, ist für mich jedesmal wieder überraschend. Auf der anderen Seite: Das ist 100 Jahre her. Diese Diskussion ist doch nur ein Überbau für die Frage, wer sich moralisch überlegen fühlen darf. Meine Vermutung: Keiner!
 
So degradiert man Leute @TnT.
Wenn man gegen Argumente nicht vorgehen kann (oder in unserem Falle ein Professor aus Princeton), dann wird entweder erpresst oder der Ruf desjenigen wird zerstört.

Wie gesagt, dieses Thema hat nichts mit Erdogan zu tun. Das Thema gab es schon vorher, und wird auch nach ihm da sein. Meine Argumentation beruht nicht auf ihn, das hat kein Türke notwendig.

Bernard Lewis ist vielleicht der renommierteste Historiker unserer Zeit. Ein wahrhaftiger Intellektueller. Nicht ein 0815 Prof. Der auch nicht diese Meinung seit vor kurzem vertritt. Alle seine Bücher sind 1. Quelle. Schaue dir mal bitte diese Liste an, von wo die Bücher veröffentlicht werden (nehme an, du wirst keinst der Bücher lesen, also zumindest sollten die Verläge dir etwas über sein Ansehen sagen):
https://en.wikipedia.org/wiki/Bernard_Lewis_bibliography

Was ist mit Guenther Lewy, Norman Stone, Justin McCarthy, Stanford Shaw und viel weitere? Auch alle gekauft? Was ist mit den Briten vor einem Jahrhundert, als diese nachdem und während des Kriegs die Türkei besetzt hatten, die Untersuchungen und Prozesse durchgeführt haben, auch gekauft?

Das EuGh hat auch nicht festellen können, dass es einen Genozid gab, klar, auch nicht, dass es nicht gegeben hat (war auch nicht seine Aufgabe), aber der Vorwurf war eben, dass man den Genozid nicht ablehnen darf, dieser wurde NICHT zugestimmt. Auch gekauft?
Ergänzung ()

exosha schrieb:
:D

Aber ehrlich, so kühl wie von manchen über Menschenleben diskutiert wird, ist für mich jedesmal wieder überraschend. Auf der anderen Seite: Das ist 100 Jahre her. Diese Diskussion ist doch nur ein Überbau für die Frage, wer sich moralisch überlegen fühlen darf. Meine Vermutung: Keiner!
Dem stimme ich nicht zu. Keinem Türken geht es um die moralische Überlegenheit, sondern es nervt höllisch als etwas bezeichnet zu werden, was nicht gerechtfertigt ist. Das ist alles. Ich glaube niemandem würde das gefallen.

Und ich möchte kein Leben unterbewerten, aber man muss auch mit Fakten und Zahlen über Dinge reden können. Jedes Leben ist wichtig, ob 1 Toter oder 100 000. Nur man muss eben bei den Fakten bleiben, und eben nicht Leute manipulieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
@sbj
Wir halten dennoch fest, das die herrschende Meinung zur Frage ob die Deportation und massenweise Tötung von Armeniern als Genozid zu bezeichnen ist, mit einem Ja beantwortet werden kann.

Wiki lässt sich zum Thema auch aus und nennt die von dir genannten Professoren ebenfalls, allerdings als Anhänger einer Mindermeinung. Beschäftigt man sich nun noch ein wenig ausführlicher mit der Armenien Frage, empfehle ich generell die Bundeszentrale für politische Bildung als erste Anlaufstelle um sich einen vertieften Einblick in die Materie zu verschaffen.

Auch die Themenseite ist hochgradig lesenswert und hält Stoff für einige Stunden bereit. Du wirst möglicherweise einwenden, dass hier die Grundlage der Parteilichkeit gegeben sein könnte.

Die International Association of Genocide Scholars eine globale, fächerübergreifende Organisation, die Forschungen und Lehren zur Natur, zu Ursachen und Konsequenzen von Völkermord und Untersuchungen zur Prävention von Völkermord betreibt, hat bereits 2005 in einem offenen Brief an Erdogan festgestellt, dass
"we want to underscore that it is not just Armenians who are affirming the Armenian Genocide but it is the overwhelming opinion of scholars who study genocide"
Quelle
 
sbj schrieb:
Dem stimme ich nicht zu. Keinem Türken geht es um die moralische Überlegenheit, sondern es nervt höllisch als etwas bezeichnet zu werden, was nicht gerechtfertigt ist. Das ist alles. Ich glaube niemandem würde das gefallen.

Und ich möchte kein Leben unterbewerten, aber man muss auch mit Fakten und Zahlen über Dinge reden können. Jedes Leben ist wichtig, ob 1 Toter oder 100 000. Nur man muss eben bei den Fakten bleiben, und eben nicht Leute manipulieren.


Das ist gut. Mit dieser Argumentation kann ich viel besser leben.

Wenn deine Identität angegriffen wird, wirst du natürlich dagegen argumentieren. Aber niemand bezeichnet dich persönlich als Massenmörder. Und der Genozid von damals steht in keinem Zusammenhang zu heute lebenden Türken.
 
sbj schrieb:
So degradiert man Leute @TnT.
Wenn man gegen Argumente nicht vorgehen kann (oder in unserem Falle ein Professor aus Princeton), dann wird entweder erpresst oder der Ruf desjenigen wird zerstört.

Genau das macht Erdogan grade mit seinen Gegnern. Nur im Gegensatz zu mir ohne Quellen oder Beweise.
 
Noxiel schrieb:
@sbj
Wir halten dennoch fest, das die herrschende Meinung zur Frage ob die Deportation und massenweise Tötung von Armeniern als Genozid zu bezeichnen ist, mit einem Ja beantwortet werden kann.
Achso, und wieso das?
Wenn Aussage gegen Aussage steht, wird plötzlich jetzt die eine Seite für mehr Wert erfunden, weil? Ja, weil?

Seit Jahrzehnten machen Armenier in allen Ländern der Welt eine Lobbyarbeit, überall versuchen sie, jetzt erfolgreich auch in Deutschland, den Eindruck zu erwecken, dass die herrschende Meinung so wäre.
Aber Parlamente haben 0, absolut 0 Ahnung darüber, worüber sie eigentlich stimmen.
Siehe
http://www.bettinakudla.de/lokal_1_1_146_Beratung-des-Antrages-zu-Armenien.html
Es ist nicht Aufgabe des Deutschen Bundestages, historische Bewertungen von Ereignissen in anderen Staaten vorzunehmen. Die Aufarbeitung von geschichtlichen Ereignissen obliegt dem betroffenen Staat, in diesem Fall der Republik Türkei. Der vorliegende Antrag enthält keine Angaben von Quellen wie z.B. Historikern, auf die sich die Beurteilungen des benannten Völkermordes stützen.
...
Konkrete historische Fakten sind nicht benannt.
Über die Parlamente wird eben Stimmung gemacht und der Eindruck erwonnen, dass das die herrschende Meinung sei. Nur ganz wenige wie die Frau Kudla lassen sich instrumentalisieren.

Ich unterstelle zudem noch, dass die Europäer im Großen und Ganzen sehr stark abgeneigt gegenüber der Türkei sind. Sowohl das Volk, als auch die Abgeordneten, also die Vertreter. Es kommt also den Leuten gelegen, dass sie etwas derartig schlimmes wie einen Genozid als Vorwurf machen können. Damit kann man auf politischer Ebene schön Druck ausüben mit null Risiko. Egal ob in einer Kneipe oder in einem Forum, egal ob hochrangige Politiker sich unterhalten: ein perfektes Totschlagargument. Egal wie sehr ich mich bemühe, egal wie sehr sich jemand bemüht die politischen Lagen zu erklären, irgendwann wird der angebliche armenische Genozid genannt und man hat die Oberhand gewonnen. Weil man damit signalisiert, dass der Gegenüber ein Spinner sein muss, da er so etwas wie einen Genozid ablehnt. Ein lose-lose Situation für Türken.

Alle Versuche die Sache auf wissenschaftlicher Basis auszutragen hilft nicht. So wie jetzt. Da werden hochdekorierte Professoren aus Princeton, Stanford, Oxford genannt und zum Schluss heißt es immer noch "aber die herrschende Meinung sagt so".


Wiki lässt sich zum Thema auch aus und nennt die von dir genannten Professoren ebenfalls, allerdings als Anhänger einer Mindermeinung. Beschäftigt man sich nun noch ein wenig ausführlicher mit der Armenien Frage, empfehle ich generell die Bundeszentrale für politische Bildung als erste Anlaufstelle um sich einen vertieften Einblick in die Materie zu verschaffen.
Oder wie wäre es mit Originaldokumente? Meine erste Anlaufstelle sind die Archive des Landes.
Als Anhänger einer Mindermeinung? Weil Wiki das so sagt? Wenn Wiki objektiv bleiben würde, würde man doch beide Seiten in einem Artikel als Pro und Contra auffinden. Wiki (oder die Verfasser dieses Artikels) sind nicht objektiv, weil sie von vornherein die Allmachtstellung für sich beanspruchen. D.h. die contra-Leute müssen sich mit einem "Leugnung des ..." abgeben. Das suggeriert von vornherein, dass die Aussage wahr sei, aber es eben Leugner geben würde. Da wird keine objektive Plattform angeboten, sondern eine einseitige.
Das kann man auch an den Fußnoten sehen. Viele dieser Quellen beruhen sich alle auf Armenier oder Leute mit armenischen Wurzeln. Ich habe bis jetzt keine türkischen Wissenschaftler/Professoren erwähnt, weil man das als nicht objektiv betrachten kann. Aber im gleichen Atemzug glaubt man Armeniern, die diese Bücher und Artikeln verfassen. Das ist einfach nicht fair.

Auch die Themenseite ist hochgradig lesenswert und hält Stoff für einige Stunden bereit. Du wirst möglicherweise einwenden, dass hier die Grundlage der Parteilichkeit gegeben sein könnte.
Auf jeden Fall. Vor allem zeigt sich auch die Solidarität unter den Christen. Viele der Befürworter des Genozids sind Angehörige von zivilen christlichen Einrichtungen.

Die International Association of Genocide Scholars eine globale, fächerübergreifende Organisation, die Forschungen und Lehren zur Natur, zu Ursachen und Konsequenzen von Völkermord und Untersuchungen zur Prävention von Völkermord betreibt, hat bereits 2005 in einem offenen Brief an Erdogan festgestellt, dass
"we want to underscore that it is not just Armenians who are affirming the Armenian Genocide but it is the overwhelming opinion of scholars who study genocide"
Quelle
Diese Gruppe ist KEIN international anerkanntes Gremium. Das sind selbsternannte Personen. D.h. die Leute dort werden nicht von aller Welt gewählt, also von allen Unis der Welt. Sie suchen sich aus wen sie wollen bzw. wer ihnen eben zurecht ist.

Professor Justin McCarthy erklärt das besser als ich. Da sind zig Vorlesungen von ihm, alles auf Youtube zu finden.


exosha schrieb:
Das ist gut. Mit dieser Argumentation kann ich viel besser leben.

Wenn deine Identität angegriffen wird, wirst du natürlich dagegen argumentieren. Aber niemand bezeichnet dich persönlich als Massenmörder. Und der Genozid von damals steht in keinem Zusammenhang zu heute lebenden Türken.
Danke.

Nur dem stimme ich auch nicht zu. Denn alle Völker, Zivilisationen, Länder haben eine Verantwortung zu tragen. Nach der UN 1948 Resolution sind auch Völker rechtlich verpflichtet.
D.h. als Nachfolger einer Generation haben auch die Nachfahren eine Verantwortung zu tragen. Man kann sich nicht einfach damit aus der Sache rausreden, dass man zu der Zeit nicht gelebt hätte, es einem also nicht kümmert. Mit der Argumentation könnte jeder machen was er will, und schwupps mit jeder neuen Generation hätte man das Recht wieder neu anzufangen und alle Verbrechen zu ignorieren.

D.h. ich sehe es als meine Pflicht, als meine Aufgabe meinen Vorfahren gerecht zu sein. Wenn sie Fehler begangen haben, müssen diese auch so bezeichnet werden. Und wenn ihnen was unterstellt wird, so muss dass auch geklärt werden.
Ich hätte kein Problem zuzugeben, wenn die Türkei einen Genozid begangen hätte in dem Falle von Armeniern, WENN dies der Wahrheit entspräche. Ist es aber nicht. Schon 1921 wurde das festgestellt von BRITEN. Fast 100 Jahre später müssen wir uns das aber immer noch antun lassen, weil die Lobbyarbeit der Armenier nicht aufhört (wie auch, deren Vorfahren wurden vertrieben). Ich kann sie verstehen, dass sie alles versuchen, aber man muss bei den Fakten bleiben.

Fakt ist: das deutsche Parlament hat OHNE Angaben von Quellen etwas beschlossen. Siehe Frau Kudla. Stört es euch nicht, dass das Parlement sich um historische Dinge einmischt, ohne Beweise oder Quellen zu haben, ohne das Fachwissen zu haben?

Nein. Man bejubelt sogar das. Wie als Hexen verbrannt worden sind. Irgendwer wirft was in die Runde, der Schneeball wird größer und größer und nach Jahrzehnten nimmt das andere Ausmaße an.
Dem Türken wurde es halt gezeigt. Man fühlt sich seelisch zufrieden. Diese Spinner, die ein Genozid ablehnen. Selbstkritik wird nicht ausgeübt, also das der Beschluss auf nicht haltbaren Aussagen beruht.
50 Jahre später, werden die Deutschen überhaupt wissen, dass das Parlament ohne eine einzige Quelle das beschlossen hat? Nein.
In den Köpfen wird nur eins stecken bleieben: "unsere Großeltern haben damals was großartiges beschlossen"...

So sieht die Sache aus.


Noch eine Sache möchte ich noch erwähnen. Es heißt doch immer, jemand ist unschuldig solange man das Gegenteil beweist.
Im Falle der Türkei gibt es ausreichend genug Indizien darüber, dass man auf keinen Fall für 100% die Türkei als schuldig befinden kann im jetzigen Konsens. D.h. die Sache ist weit davon entfernt als historischer Fakt zu gelten, siehe z.B. den Beschluss des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte. Man muss das alles noch besser aufarbeiten.

Aber so wie Gott es will, plötzlich gilt die Unschuldsvermutung im Falle der Türkei nicht. Die Entscheidung ist in den Köpfen schon längst getroffen, egal wie sehr ich mich oder jemand anderes sich bemüht. Das ist so was von heuchlerisch und unfair, und das stört euch nicht einmal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir kommen hier eh auf keinen grünen Zweig über die Armenier-Frage. Selbst wenn wir fünf 120 Jahre alte Zeitzeugen finden, wird man ihnen unterstellen können nicht unparteiisch zu sein. Und wenn man "original-Dokumente" findet, kann man ja auch noch hinterfragen wer das damals geschrieben hat. Du bist von deinen Quellen überzeugt, wir von unseren, das wird so bleiben.
Du wirst weiterhin einfach behaupten es gäbe keine Beweise und fragst nach der Unschuldsvermutung. Was sollen wir über die Unschuldsvermutung diskutieren, wenn man sich nicht darüber einig ist, ob es nun Beweise gibt oder nicht. Du beharrst auch auf das Renommee von Bernard Lewis, weil er ja für die Universität Princeton arbeitete. Auf die Erwähnung des Atatürk-Lehrstuhls für Turkologie in Princeton durch den türkischen Staat gehst du nicht ein, weil das für dich eh unter Verschwörungstheorie läuft. Dass er bevor das so war ganz andere Sichtweisen publiziert hat, lässt du auch außen vor.

Was mich aber noch stört sind diese Unterstellungen, dass etwa "wir Europäer" euch Türken einfach nicht mögen würden. Stell dir vor, ich kenne mehr als einen Türken persönlich und darunter gibt es welche die ich mag. Auch welche die ich nicht mag. Geht mir übrigens bei Deutschen genauso. Ebenso gibt es Deutsche deren politische Einstellung ich nicht teilen kann.
Du tust hier so als wären Erdogan, die AKP und du die Türkei. Dem ist nicht so, auch wenn man daran arbeitet. Ich empfinde großes Mitgefühl für die Gegner Erdogans, die als Reaktion auf friedliche Demonstrationen Gewalt ernteten. Ich rede natürlich nicht von den Putschisten. Ich hätte mich auch nicht gefreut wenn der Putsch Erfolg gehabt hätte, weil er womöglich eine schlechtere, instabilere Situation herbeigeführt hätte, als die, die wir jetzt haben. Schließlich hat Erdogan defacto viele Anhänger, aber eben auch (noch) viele Gegner.
Ich bin gespannt was am Wochenende in den deutschen Städten abgehen wird, in denen Erdogan-kritische Demonstrationen geplant sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gott, wie hier um den heißen Brei geredet wird. Es ist doch scheissegal wie des Kindes Namen ist.

Es wurden Menschen getötet. Ob wir das ganze nun Genozid nennen, oder ob es "nur" (wie perfide) 950.000 statt 1,5 Millionen sind.... Es ist und bleibt schlicht Mord und ein Verbrechen.

Es macht es auch nicht weniger schlimm, wenn Deutschland 2 Jahrzehnte später "effektiver" und noch gewaltvoller massenweise Menschen sinnlos umgebracht hat.
 
Naja den Bürgerkrieg hat er bzw. die Türkei doch eh schon mit der kurdischen Minderheit. Das es keinen interessiert was da abgeht, macht es ja nicht besser.
 
@SBJ

Du tust grade genau das, was ich erwähnt habe. Du relativierst, du versuchst zwanghaft, die Zahlen zu drücken und hängst dich an Begrifflichkeiten auf. Zu allem Überfluss fühlst du dich in deiner Identität angegriffen. Grade das sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Du persönlich fühlst dich angegriffen, weil der Staat, dem du dich zugehörig fühlst, seine Vergangenheit aufarbeiten soll, mit der du persönlich nichts zu tun hast und an deren Schuld du überhaupt nicht beteiligt warst. Wie genau und wodurch wirst du persönlich in irgendeiner Weise angegriffen, kritisiert, schuldig gesprochen oder auch nur im entferntesten angegriffen, wenn die Türkei als Staat aufgefordert wird, die Armenierfrage offen und faktenbasiert aufzuarbeiten (was nie passiert ist und bis heute abgelehnt wird). Ich persönlich fühle mich nicht angegriffen, wenn jemand sagt, die Deutschen haben Genozid an Juden oder Hereros begangen. Wozu auch? Ich war weder beteiligt noch habe ich es befürwortet oder war sonstig daran beteiligt. Für mich ist nur entscheidend, dass es aufgearbeitet wird, als Fehler erkannt wird und man alles tut, damit es möglichst nie wieder vorkommt. Und genau das finde ich so problematisch am Umgang der Türkei/Türken mit dem Thema. Sie nehmen es persönlich und fühlen sich in ihrer Ehre verletzt. GEnau solch ein merkwürdiges Verhalten aber kann zu solchen Gräueltaten führen. Ein klares Zeichen für mich, warum es so wichtig wäre, dieses Thema aufzuarbeiten.

PS: ISt dir eigentlich mal aufgefallen, dass du Objektivität forderst aber ausschließlich tendenziöse oder zum Teil sogar voreingenommene Quellen angibst? Das du den Armeniern permanent vorwirfst, sie würden Lobbyarbeit betreiben um die Türken schlecht zu machen? IS ja nicht so, dass die Armenier die Minderheit sind und den Schaden haben. Du sagst, die Minderheit hackt auf der Mehrheit rum während die Fakten das genaue Gegenteil belegen. Grade so, wie zum 2. Weltkrieg sich alle vor den bösen Juden fürchteten, die jedem schlechtes wollten obwohl die Realität exakt andersherum war...

PPS: im übrigen hat frau Kudla nur gegen Antrag gestimmt, weil es bedeutet, dass das deutsche Reich eine Mitschuld zu erkannt worden wäre, da dieses damals sowohl darüber informiert war als es auch befürwortete. Die Deutschen, die diesen Genozid anerkennen, erkennen auch eine passive Mitschuld des deutschen Reiches daran an... Es ist also keineswegs so, dass die Deutschen damit nur mit dem Finger auf andere zeigen. Ganz im Gegenteil, man übernimmt neben dem Holocaust und den Hereros an einem weiteren Genozid eine Teilschuld. Um das zu erkennen, müsste man sich aber detailliert mit dem Thema auseinandersetzen. und das ist bei dir offensichtlich nicht der Fall.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wie sind wir eigentlich auf dieses Thema gekommen? Oder anders gefragt, was bedeutet die Armenien-Resolution des Bundestages für den Umbau der Türkei? Unter anderem gibt es die Aufforderung, die Versöhnung zwischen Armeniern und Türken zu bearbeiten, als auch die historischen Ereignisse aufzuarbeiten.

Punkt eins ist in der jetzigen Situation geradezu lächerlich. Wie soll sich die herrschende Gruppe in der Türkei mit Armeniern im Dialog versöhnen, wenn man bereits unter den Türken aufräumt, die eine andere Meinung haben? Und die Aufarbeitung historischer Ereignisse setzt eine unabhängige Wissenschaft voraus und ein Bildungssystem, das nicht gleichgeschaltet ist. Und wie es darum steht, haben wir ja in den letzten Wochen sehen dürfen. Entweder mit Verhaftungen, Suspendierungen oder dem Rückruf der im Ausland lebenden türkischen Wissenschaftler.

D.h. die Armenien-Resolution ist streitbar und sie kam zu einem seltsamen Zeitpunkt. Aber sie zeigt recht gut auf, was aktuell in der Türkei falsch läuft.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben