Radeon RX 5500 XT im Test: Fazit
Mehr als drei Jahre währte die Amtszeit des Polaris-Chips, doch nun steht seine Ablöse in Gestalt von Navi 14 bereit. Die Radeon RX 5500 XT kann nicht auf dessen Vollausbau zurückgreifen und ausgerechnet dieser Einschnitt ist es, der AMD den Durchmarsch verwehrt. Die zwischenzeitlich aufgerüstete Konkurrenz macht in den jeweils vergleichbaren Varianten eine etwas bessere Figur: Die mit 4 GiByte ausgestattete Radeon RX 5500 XT scheitert am Leistungsniveau der Geforce GTX 1650 Super (ebenfalls 4 GiByte), während die Radeon RX 5500 XT mit 8 GiByte knapp unterhalb der Geforce GTX 1660 (6 GiByte) rangiert. Das war nicht unbedingt zu erwarten, hätte jedoch zweifellos mithilfe echter XT-Chips verhindert werden können. Diese aber wandern derzeit exklusiv in Richtung Apple. Zumindest beim Duell der größeren beiden Grafikkarten GTX 1660/6G und RX 5500 XT/8G, beide um 200 Euro angesiedelt, hat AMD den Trumpf des zukunftssicheren Speicherausbaus in der Hand, was uns eine Empfehlung aussprechen lässt.
Bei der Energieeffizienz macht AMD gegenüber Polaris einen gigantischen Sprung, dessen Ausmaß an den vergangenen Sommer erinnert. Auch hier zeigt Navi seinem Vorgänger Vega, wo der Effizienzhammer hängt. Mit einer einer typischen Leistungsaufnahme zwischen 120 und 140 Watt muss sich die Radeon RX 5500 XT keineswegs vor Nvidias Geforce-GTX-16-Karten verstecken. Besitzer eines alten oder billigen Netzteils können daher ebenso aufatmen wie Mutter Erde: Wer noch eine Geforce GTX 970 verwendet, kann seinen alten Stromspender ergo auch nach dem Upgrade verwenden. Das Leistungsplus gegenüber der Mittelklasse von 2014 hält sich bei der Radeon RX 5500 XT und Geforce GTX 1660 jedoch in Grenzen.
Die frischen Benchmarks anhand ebenso frischer Grafikkarten klären ein Thema in aller Deutlichkeit: Die Zeit der 4-GiByte-Grafikkarten ist abgelaufen. Wir müssen an dieser Stelle ausdrücklich davon abraten, beim Neukauf ein entsprechendes Modell zu erwählen. Egal ob Radeon RX 5500 XT 4GB oder die ebenfalls auf 4 GiByte beschränkte Geforce GTX 1650 Super, beide werden durch ihre geringe Speicherkapazität behindert. Die Folge ist nicht nur mehr oder minder ausgeprägtes Ruckeln, sondern auch zähes Streaming und somit Texturbrei in vielen neueren Spielen. Den Gipfel der Entwicklung markiert Red Dead Redemption 2 am PC, das erste Spiel, welches hohe Detailstufen und Auflösungen bei Speichermangel komplett verbietet. Daher unser Tipp: Investieren Sie mindestens in eine Grafikkarte mit 6 GiByte Speicher, besser jedoch in ein Modell mit 8 GiByte. Das Jahr 2020 hält viele Neuerungen parat, darunter eine frische Konsolengeneration. Die damit verbundenen Cross-Platform-Spiele werden die Anforderungen und das grafische Niveau hochtreiben und damit gewiss so manchem "auf Kante genähtem" Modell das Genick brechen.