PeterPlan schrieb:
Ein lineares Wiedergabesystem, das möglichst geringe Mängel aufweist, wird dadurch auch von jedem Menschen vergleichbar linear aufgefasst
Das betrifft allerdings nur das Szenario mit vollständig aktivierter HRTF, welche durch externe Schallquellen (z.B: Lautsprecher) angeregt wird. Kopfhörer sind deutlich spezifischer und bilden diese "natürlichen" Resonanzen durch das gebündelte Schallfeld direkt vorm Ohr nur eingeschränkt ab. Zudem ergeben sich durch das kompakte, geschlossene Volumen ums Ohr herum allerhand destruktive Resonanzen, die die natürliche Schallwahrnehmung weiter korrumpieren. Das Resultat all solcher Faktoren ist oft die klangliche Unausgewogenenheit und die sog. Im-Kopf-Lokalisation.
Die klangliche Fehlanpassung eines Kopfhörers kann mit einer gewissen Eingewöhnung durch unser Gehör (zumindest teilweise) kompensiert werden. Das legen auch Studien nahe, bei denen sich der Hörsinn von Probanden über mehrere Wochen hinweg (mindestens auf der Transversalebene) langsam an plastische Veränderungen des Außenohrs gewöhnt hat. Das ändert aber alles nichts daran, dass bei der Kopfhörerwiedergabe kein natürliches Schallfeld angeregt wird. In so fern wird ein Kopfhörer - selbst wenn der Frequenzgang an die eigene Hörkurve angepasst ist/wird - immer irgendwie "künstlich" und "tot" klingen. Zumindest so lange, wie wir die natürliche Schallwahrnehmung eines (linear messenden) Lautsprechers zum Vergleich heranziehen.
All diese Dinge werden bei der Messung von Kopfhörern zumindest modellhaft berücksichtigt. Die Aussagekraft solcher Systeme bleibt jedoch äußerst fallspezifisch, weshalb eigentlich kein verlässlicher Indikator für die tatsächlich wahrgenommene Klangcharakteristik gegeben ist.
PeterPlan schrieb:
Bei der Bewertung von Klangeindrücken spielt der individuelle Geschmack häufig eine viel größere Rolle als unser biologisches Hörvermögen.
Dem würden Anhänger des Harman-Milieus ausdrücklich widersprechen...
PeterPlan schrieb:
Die Beschaffenheit der Aufnahmen unterscheidet sich sehr viel stärker als die der Wiedergabesysteme. Was machen 5 dB Unterschied in der Wiedergabekette aus, wenn du zwei Aufnahmen vergleichst: eine mit 20dB Dynamik und eine mit 3 dB.
Wenn man Messungen betrachtet, die mittels Sondenmikrofonen direkt am Trommelfell von Probanden eingefangen wurden, dann stellt man fest, dass die Gehörgangsresonanzen überhalb von 5-6 kHz gut und gerne mal 20-30 dB aufspannen. Vermengt man das Ganze mit den Modalitäten der Kopfhörerwiedergabe, welche solche Resonanzen je nach Ohrform und Trageposition fast schon beliebig nach links oder rechts verschieben, verstärken oder abmildern, dann ergibt sich ein äußerst problematisches Anwendungsgebiet, welches die Gegebenheiten der Aufnahme erst mal völlig unwichtig erscheinen lässt.
t3chn0 schrieb:
Richtig matschig wird es, wenn man den Ausgang auf "Spatial Audio" umstellt. Dann emuliert er immer THX und das gefällt mir gar nicht.
Das könnte an folgender Anpassung liegen:
Ich muss sagen, dass das Surround-Profil von Spatial Audio - wenn man es mit der Konkurrenz vergleicht - gar nicht mal so übel ist. Sennheiser, Creative, DTS und Dolby z.B. greifen zum Teil deutlich tiefer in die klangliche Darstellung ein, was mir persönlich überhaupt nicht gefällt. Die Illusion einer externen Schallquelle (Surround-Simulation) geht meinerseits aber auch bei THX Spatial Audio nicht wirklich auf. Bin wohl einfach zu sehr an meine eigenen Ohren gewöhnt.
PS: Die obigen Kurven beschreiben die Wiedergabe des linken Kanals bei variierender Entfernungseinstellung im Programm. Um Clipping zu vermeiden, musste ich den Equalizer in Spatial Audio durchweg um 10 dB absenken. Lässt man diesen Schritt weg, wird die obere Hälfte des Frequenzgangs komplett abgeflacht. Das Gain-Staging von Spatial Audio kann man komplett in die Tonne treten. In der Standardkonfiguration ist der Sound mit THX völlig verzerrt!