Ich mag Rockstar und ihre Independent-Mentalität. Aber was hier passiert ist, ist ein Skandal!
Ich bin ehemaliger (politischer) Journalist. Ich habe es miterlebt, wie politische Parteien, Anwaltskanzleien und/oder grosse Firmen versucht haben, die Veröffentlichung von ihnen nicht genehmen Material zu verhindern, weil es aus "vertraulicher Quelle" gekommen ist (nebenbei: in den meisten europäischen Staaten gibt es immer noch Gesetze, die das Veröffentlichen von amtlich als vertraulich oder geheim erklärten Papieren verbieten und unter Strafe stellen. Es gibt aber kaum je entsprechende Urteile, weill die Gerichte das öffentliche Interesse höher gewichten als das Geheimhaltungsinteresse des Staates).
Im vorliegenden Fall scheinen die Rockstar-Anwälte nicht direkt wegen der Veröffentlichung vertraulicher Inhalte geklagt zu haben (da hätten sie keine Chance gehabt - "Pressefreiheit"), sondern wegen "unlauterem Wettbewerb". In solchen Verfahren behauptet das Unternehmen, es sei ihm wegen der Veröffentlichung interner/vertraulicher Unterlagen ein wirtschaftlicher Schaden entstanden. Die Palette reicht da von entgangenen Umsätzen, Reputationsschaden, höheren PR-Ausgaben bis zu entgangenen Gewinnen. Solche Fälle werden idR von andern Gerichtshöfen beurteilt (Wirtschaftsdelikte) als beispielsweise Veröffentlichung amtlich geheimer Unterlagen (öffentliches Recht). Die Wirtschafts-Richter sind für Verletzung der Pressefreiheit als Kollateralschaden in einem Wirtschaftsfall deutlich weniger sensibel als die öffentlich-rechtlichen Abteilungen.
Fazit: Das "Zu-Kreuze-Kriechen" von Trusted Reviews kann nur zustande gekommen sein, weil ein Festhalten an Artikel und Veröffentlichung das eigene Geschäftsmodell gefährdet hätte. Rockstar ist stark genug, dass die übrigen Publisher entweder einen Boykott mitgetragen hätten, oder - nach so einem Urteil - ungeniert selber versuchen werden, die ohnehin schwachen Medien weiter in die Mangel zu nehmen, um eigene Interessen durchzusetzen. Deshalb wiederhole ich: Ein Skandal!
Nachtrag: Natürlich kann man Interna veröffentlichen, wenn das Dokument verifiziert worden ist. Und was ist eine bessere Bestätigung, als wenn der Betroffene aufheult oder vor Gericht geht. Dass eine Million Pfund aus den Klickes bezahlt worden sein könnten, ist ein (gut gemeinter) Witz