Meiner Meinung nach ist es wirklich das Wichtigste, nicht einzelne Leute wegzusperren (was bei Gewalttaten sicher nicht falsch ist), sondern das Problem bei der Wurzel zu packen. Warum werden Menschen rechts gesinnt? Wegen den Erfahrungen die sie machen, sei es durch Propaganda (mündliche, schriftliche, auch im Internet), oder durch negative Erfahrungen mit Einwanderern. Ich habe mich kürzlich erst mit einer Freundin gestritten, die meinte sie habe schon Vorurteile gegenüber Russen und Türken, da diese sich immer "assi" verhalten würden. Sie wurde schon oft von Türken recht machomäßig angebaggert und schon mehrmals begrabscht. Sie war auch schon Zeugin von Gewalttaten und fühlt sich schon angewidert wenn sie „Ey Alder, ich schwör“ oder Ähnliches hört. Russen und Türken würden sich immer von anderen abgrenzen und über Deutsche tuscheln. Gerade morgens vor unserer Diskussion, sei sie unvermittelt von einer Gruppe türkischer Mädels, die wohl recht freizügig bekleidet waren, auf ihren angeblich dicken Hintern hingewiesen worden. Soweit ihre Argumentation. Ich wies sie daraufhin dass ich die Sorte Mensch, die sie beschrieb auch nicht sonderlich schätze, aber ihrer Verallgemeinerung deutlich widerspreche, da ich einige gute Freunde habe, die zu den beiden Volksgruppen gehören/gehörten und dass ich auch nicht wolle dass man mich im Ausland für das Fehlverhalten anderer Deutscher ablehnen würde. Sie meinte sie kenne keine solche Ausnahme. Ich habe ihr gesagt, dass es nicht gerade die Ärzte und BWL-Studenten sind, die aus diesen Ländern einwandern, sondern eher Familien die in ihren Heimatländer auch schon einen schwierigen sozialen Hintergrund hatten, sonst wären sie wahrscheinlich nicht ausgewandert. Aber das ist eben nicht bei allen Einwanderern der Fall. Und bei denen, bei den das der Fall ist, muss man über Integrationsmöglichkeiten nachdenken und vielleicht auch wirklich mal überlegen ab man nicht doch irgendwann sagt, wir nehmen zum Großteil nur nach mittel- bis hochqualifizierte Einwanderer auf. Sonst wird sich, auch meiner Meinung nach, das soziale Gefüge in Deutschland weiter negativ verschieben. Ich finde es allerdings sehr schade, dass dann eben so sehr verallgemeinert wird, und jeder Ausländer gleich in die selbe Schublade gesteckt wird.
Ich fragte meine Bekannte ob sie Anna (eine Freundin von ihr) nicht leiden könne, sie sei ja Russin. Daraufhin sagte sie „Ok, bei den Russen gibt es noch welche, die ganz in Ordnung sind, aber die Türken sind noch schlimmer...“. Nach längern Diskussionen viel ihr dann auch ein Türke ein, mit dem sie ganz gut zurechtkommt. Im Großen und Ganzen muss ich sagen, es war eben keine richtige Diskussion, da sie nur Vorurteile auflistete und ich Argumente darbot. Wo sie die her hat ist mir klar. Ihre Familie stammt aus einer ländlichen Gegend, wo man mehr rechts gesinnte findet, als in unserem Dorf, indem ich schon immer wohne und indem sie jetzt auch wohnt. Sie bekam die Vorurteile von klein auf immer zu hören und machte eben mit einigen Negativbeispielen für Einwanderer schlechte Erfahrungen. Und dann kann eben manchmal eine Argumentation so stichhaltig sein wie sie will, nach solchen Erfahrungen geht diese Bild so schnell nicht mehr aus den Köpfen der Menschen.
Als ich 16 war versuchte auch ein etwa 23-Jähriger unsere Dorfjugend-Partygemeinschaft auf den „rechten Weg“ zu führen, was ihm bei 2-3 Leuten auch gelungen ist. Da liefen auf einigen Partys rechte Propaganda-Lieder und es wurden entsprechende Diskussionen geführt, wobei ich und ein weiterer übriggebliebener Vernünftiger Mensch den Contra-Part übernahmen. 6 Jahre später (Anfang diese Jahr) wurde ich von meiner (jüdischen) Ex-Freundin gefragt, warum ich mich nicht von dieser Gruppe distanzierte. Ich bin immer noch der Meinung, dass ich mich richtig verhielt. Hätten sie die 2-3 vernünftigen Leute, von der Gruppe distanziert, wäre der Rest der Gruppe heute vielleicht zum Großteil rechtsextrem, was aber so nur einer wurde, welcher sich mittlerweile auch wieder etwas gefangen hat. Bei ein paar Leuten ist immer noch eine rechtskonservative Einstellung vorhanden, was zum Teil aber vorher schon so war (eben auch nachdem sie von Ausländern verprügelt wurden und Ähnlichem). Ich hab mich immer mit ihnen auseinandergesetzt und meine damit wahrscheinlich in unserer Dorfjugend schon etwas bewirkt zu haben, der ältere Rechtsgesinnte wurde auch irgendwann von der Gruppe ausgeschlossen, da einige bemerkten wie er sie manipulierte und ausnutzte.
Wie schon in anderen Beiträgen geschrieben: Rechtsextremismus fängt immer im kleinen an, und jeder der eine Möglichkeit sieht, da anzusetzen sollte das meiner Meinung nach versuchen. Alles weitere ist eine Frage der Integration oder der Einschränkung der „Überfremdung“. Ich hätte eigentlich nichts gegen die Aufhebung aller Grenzen. Aber die heutige Gesellschafts- und Regierungsstruktur macht das ziemlich utopisch. Zudem ließe es sich wohl unmöglich umsetzen, ohne dass das ganze in eine Anarchie ausarten würde...also bin ich unter den gegebenen Vorraussetzung für das Bewahren der deutschen Kultur und für hartes Durchgreifen der Justiz bei Gewalttaten, egal ob gegen Ausländer oder von Ausländern, so dass sich beide Parteien sich nicht vom Staat benachteiligt und vernachlässigt fühlen. Aber auch rechte Parolen und Ghettobildungen bei den Ausländern, sollten bekämpft werden. Außer ein Einschränken der Einwanderung von wenig qualifizierten Menschen, fällt mir leider kein Mittel ein die Ghettobildung und das gruppenweise und oft auftretende Fehlverhalten von Ausländern mit schwierigem sozialen Hintergrund zu bekämpfen. Ich weiß, einige Sätze hören sich sehr „punkig“ an, wie es meine Bekannte beschrieb, andere eher rechts. Aber ich habe eben eine neutrale, meiner Ansicht nach, differenzierte Meinung und bin weder streng gegen rechts, noch gegen links, sondern gegen Radikalismus und Gewalt.