Rostock-Lichtenhagen 15 jahre dananch oder Wie sich die Geschichte wiederholt

rumpel01 schrieb:
Oder beschimpfst Du einen Ausländer, der Dich auf der Straße angeht, gleich mit rassistischen Äußerungen?
Oha, sowas wird nie laut ausgesprochen, aber ich bin mir sicher, bestimmt eine große Anzahl Deutscher hat schonmal Gedanken in diese Richtung gehegt, wenn es darum ging, von einem Ausländer verprügelt zu werden. Wie gesagt, zumindest den Gedanken.
Wer da frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein.

Aber dazu trotzdem mal eine andere Frage, die sich mir aufwirft.
Ist es denn weniger schlimm, wenn ich einen Ausländer verprügel, und dabei keine Hetzkampagnen rufe?
Also ich bleibe dabei, dass viele auf dem Trittbrett der Rechtsradikalen mitfahren, aus Frust vor ihrem eigenen miesen Leben.
Da ist es leicht, nur auf Andere zu schimpfen um für sich eine Erklärung für den eigenen Mißstand zu haben. Also stellt sich die Frage, warum so viele so gewaltbereit sind? Kann ich daran etwas ändern?
Ich denke da sollte man auch mal ansetzen und nicht nur ständig das Gerede um den Rechtsradikalismus, der morgen sowieso wieder verstummt.
Da haben sowohl wir als "Ottonormalbürger", als auch der Politiker ein tolles Feindbild und können es uns leicht machen. Aber kaum einer fragt nach dem" Warum ist es so?"

In diesem Sinne...
 
@BlackSavage

Ich glaube du hast nicht unrecht mit dem was du sagst!
Die Gewaltbereitschaft hat massiv zugenommen.
Seien es Berufsschüler oder Hauptschüler und co. die ihre Opfer foltern, zusammenschlagen, das Spektakel aufnehmen und dann auch noch veröffentlichen.
 
Am Anfang dieses Threads wurde die Frage aufgeworfen, ob sich in den letzten 15 Jahren denn gar nichts geändert habe. Tatsächlich erscheint es mir so, als ob manche Menschen überhaupt nichts mehr merken. So habe ich heute gelesen, dass der Bürgermeister von Mügeln ausgerechnet der umstrittenen Wochenzeitung "Junge Freiheit" ein Interview gegeben hat. Bei Wikipedia heißt es dazu: "Verschiedene Politologen bezeichnen sie als Sprachrohr der „Neuen Rechten“, das eine Scharnierfunktion zwischen demokratischem Konservativismus und extremer Rechte einnehme."

Da dufte der Satz "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein" natürlich nicht fehlen. Objektiv betrachtet ist an dieser Aussage zwar nichts auszusetzen. Aber wenn ich Bürgermeister von Mügeln wäre und einem solchen Blatt nach den jüngsten Vorfällen ein Interview geben würde, dann hätte ich doch etwas mehr Fingerspitzengefühl walten lassen, sofern die persönliche Gesinnung dem nicht im Weg stünde.

Meiner Meinung nach ist dieses Interview nicht der klügste Weg, um die richtigen Zeichen zu setzen.
 
Zumindest zeigt es mir, wo die Gesinnung des Herrn Bürgermeister hingeht.
 
Ich sage ja nicht, dass er als Bürgermeister aller (!) Büger mit bestimmten Medien gar nicht erst reden soll. Deshalb kann z. B. auch ein "linker" Bürgermeister durchaus ein Gespräch mit "rechten" Journalisten führen. Und er hat sich immerhin klar und deutlich gegen Rechtsextremismus ausgesprochen (alles andere wäre ohnehin ein Skandal gewesen).

Aber er muss nicht im gleichen Atemzug beklagen, dass Deutsche ihren Nationalstolz nicht zeigen dürften. Denn dann fragt sich doch jeder: "Wieso eigentlich nicht?" Oder noch schlimmer: Man kommt auf den Gedanken, dass sich ein zur Schau getragener Nationalstolz regelmäßig so wie auf dem Stadtfest im Mügeln entladen würde.

Dieser Herr Bürgermeister hat sich da jedenfalls extrem ungeschickt angestellt. Und falls nicht, falls das alles Absicht war, dann gute Nacht.
 
Ich will niemandem etwas unterstellen, aber wenn ich alles Geschehene und alle Aussagen des Herrn Bürgermeister sehe, dann kommt sich mir der Verdacht, dass jener Herr, nunja, nicht so ganz Neutral mittig steht, um es mal vorsichtig auszudrücken. Das ist meine Meinung und mein Eindruck.
Ich finde sein allgemeines Auftreten jedenfalls in allen Belangen falsch. Mich hat er nicht überzeugt.
 
*räusper* wie auch immer dieser Bürgermeister ist nur ein kleines Licht in einer noch kleineren Stadt.

Das eigentliche Problem ist größer und darum bzw. was man dagegen tun kann soll es in diesem Thread gehen nicht darum ob irgend ein Politiker rechts ist oder nicht. ;)
 
Das mag für dich so sein. Das sehe ich anders. Sicherlich wiegt das Gesamte mehr. Aber zu sagen ein Bürgermeister, der in einer kleinen Stadt "rechts" ist, (so er es denn sei) hälst du für egal?
Bitte, deine Meinung!
 
Man kann so argumentieren wie smacked2 das tut, nämlich dass man eine gesamtdeutsche oder gar europäische Diskussion um Rechtsextremismus nicht an einem einzelnen Bürgermeister festmachen muss (der ja gar nicht rechtsextrem sein muss).

Andererseits ist es aber so, dass sich Rechtsextremismus stets im Kleinen abspielt, weil es immer zumindest einen Täter und ein Opfer gibt. Eine ausländerfeindliche Bemerkung kommt nun einmal über eine einzelne Zunge, ein geworfener Stein fliegt aus einer einzelnen Hand. Es ist das Kleinvieh, das den Mist macht. Wenn daraus wie in Mügeln ein großer Haufen Scheiße entsteht, ist das nur umso trauriger.
 
Ich denk mal, da habt ihr mich einfach nicht verstanden. Selbstverständlich muß das im großen Rahmen mal geklärt werden, so wie smacked es fordert.

Aber man kann doch dennoch nicht die Augen verschließen, wenn es einen Bürgermeister gibt, der in einer Kleinstadt und wenn es ein kleines Kaff ist, zweifelhafte Worte von sich gibt. Das ist jetzt nicht direkt auf den Bürgermeister von Mügeln gerichtet, sondern gilt grundsätzlich.
Jener Bürgermeister hält ein Amt inne und wäre demnach nicht mehr tragbar.
Da kann man nicht kommen und sagen, dass ist eh nur ein kleiner Bürgermeister aus einem kleinen Ort.
Darauf zielte meine Aussage.
 
@BlackSavage: Nein egal ist es keineswegs! Ich wollte nur die Diskussion wieder auf das Gesamtproblem, das Erstarken das Neofaschismus in ganz Deutschland, lenken und verhindern das man sich an einer Diskussion um die Gesinnung einer Einzelperson festbeisst auch wenn diese ein "gutes" Beispiel dafür ist wie sich rechtes bzw. tendenziell rechtes Gedankengut auch in der Mitte der Gesellschaft wiederfinden lässt. Aber das ist ja leider nix neues.
 
BlackSavage schrieb:
Da kann man nicht kommen und sagen, dass ist eh nur ein kleiner Bürgermeister aus einem kleinen Ort.
Ich denke worum es den anderen geht ist, dass dieser kleine Bürgermeister ja bloß das Symptom der ihn wählenden Bevölkerung ist - er steht also stellvertretend für die Einstellung einer Mehrheit, und das sollte wirklich zu denken geben. Den Bürgermeister kannst du gern absetzen, aber was kommt danach?
 
@sturme
Und was wäre mal eine sinnvolle Alternative? Gut lassen wir den Bürgermeister eben da wo er ist. Und kümmern wir uns um das "Gesamtproblem". Wie soll das Aussehen?
 
Ich habe leider auch kein fertiges Rezept im Talon, aber fest steht mit Symptombekämpfung kommst du nicht weit. Wenn du der Hydra einen Kopf abschlägst wachsen zwei nach, wenn du sie töten willst musst du die Wunde ausbrennen.
 
Tja, dann bleibt wohl vorerst nichts tun. *schulterzuck*
Den Bürgermeister lassen wir in Ruhe und für alles andere haben wir kein Konzept. So oder so ähnlich geht ja unsere Politik damit um und das ist mir einfach zu wenig. Zumindest im Moment.
Aber es kommt sowieso wieder so, dass nach solch einem Vorfall eine Menge Wind gemacht wird und nach kurzer Zeit verstummt wieder jeder ohne das etwas passiert ist.
Traurig aber bisher wahr.
 
Ich sage ja nicht, dass es nichts gibt was man tun kann, aber aus der Ferne bin ich vielleicht der Falsche um Tipps abzugeben, mir sind ja auch die Umstände in Mügeln gänzlich unbekannt. Und hierzulande ist mir nichts Vergleichbares bekannt.
 
Sehr interessanter Bericht keshkau.:)
Ich habe wenig Hoffnung das man Rassismus gänzlich weg bekommt. Es wird immer und in jedem Land Rassisten geben, die meinen "unter sich" bleiben zu müssen, ohne Ausländer. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man sowas in den Griff bekommt.:(
Ich hoffe ich liege falsch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Meiner Meinung nach ist es wirklich das Wichtigste, nicht einzelne Leute wegzusperren (was bei Gewalttaten sicher nicht falsch ist), sondern das Problem bei der Wurzel zu packen. Warum werden Menschen rechts gesinnt? Wegen den Erfahrungen die sie machen, sei es durch Propaganda (mündliche, schriftliche, auch im Internet), oder durch negative Erfahrungen mit Einwanderern. Ich habe mich kürzlich erst mit einer Freundin gestritten, die meinte sie habe schon Vorurteile gegenüber Russen und Türken, da diese sich immer "assi" verhalten würden. Sie wurde schon oft von Türken recht machomäßig angebaggert und schon mehrmals begrabscht. Sie war auch schon Zeugin von Gewalttaten und fühlt sich schon angewidert wenn sie „Ey Alder, ich schwör“ oder Ähnliches hört. Russen und Türken würden sich immer von anderen abgrenzen und über Deutsche tuscheln. Gerade morgens vor unserer Diskussion, sei sie unvermittelt von einer Gruppe türkischer Mädels, die wohl recht freizügig bekleidet waren, auf ihren angeblich dicken Hintern hingewiesen worden. Soweit ihre Argumentation. Ich wies sie daraufhin dass ich die Sorte Mensch, die sie beschrieb auch nicht sonderlich schätze, aber ihrer Verallgemeinerung deutlich widerspreche, da ich einige gute Freunde habe, die zu den beiden Volksgruppen gehören/gehörten und dass ich auch nicht wolle dass man mich im Ausland für das Fehlverhalten anderer Deutscher ablehnen würde. Sie meinte sie kenne keine solche Ausnahme. Ich habe ihr gesagt, dass es nicht gerade die Ärzte und BWL-Studenten sind, die aus diesen Ländern einwandern, sondern eher Familien die in ihren Heimatländer auch schon einen schwierigen sozialen Hintergrund hatten, sonst wären sie wahrscheinlich nicht ausgewandert. Aber das ist eben nicht bei allen Einwanderern der Fall. Und bei denen, bei den das der Fall ist, muss man über Integrationsmöglichkeiten nachdenken und vielleicht auch wirklich mal überlegen ab man nicht doch irgendwann sagt, wir nehmen zum Großteil nur nach mittel- bis hochqualifizierte Einwanderer auf. Sonst wird sich, auch meiner Meinung nach, das soziale Gefüge in Deutschland weiter negativ verschieben. Ich finde es allerdings sehr schade, dass dann eben so sehr verallgemeinert wird, und jeder Ausländer gleich in die selbe Schublade gesteckt wird.
Ich fragte meine Bekannte ob sie Anna (eine Freundin von ihr) nicht leiden könne, sie sei ja Russin. Daraufhin sagte sie „Ok, bei den Russen gibt es noch welche, die ganz in Ordnung sind, aber die Türken sind noch schlimmer...“. Nach längern Diskussionen viel ihr dann auch ein Türke ein, mit dem sie ganz gut zurechtkommt. Im Großen und Ganzen muss ich sagen, es war eben keine richtige Diskussion, da sie nur Vorurteile auflistete und ich Argumente darbot. Wo sie die her hat ist mir klar. Ihre Familie stammt aus einer ländlichen Gegend, wo man mehr rechts gesinnte findet, als in unserem Dorf, indem ich schon immer wohne und indem sie jetzt auch wohnt. Sie bekam die Vorurteile von klein auf immer zu hören und machte eben mit einigen Negativbeispielen für Einwanderer schlechte Erfahrungen. Und dann kann eben manchmal eine Argumentation so stichhaltig sein wie sie will, nach solchen Erfahrungen geht diese Bild so schnell nicht mehr aus den Köpfen der Menschen.
Als ich 16 war versuchte auch ein etwa 23-Jähriger unsere Dorfjugend-Partygemeinschaft auf den „rechten Weg“ zu führen, was ihm bei 2-3 Leuten auch gelungen ist. Da liefen auf einigen Partys rechte Propaganda-Lieder und es wurden entsprechende Diskussionen geführt, wobei ich und ein weiterer übriggebliebener Vernünftiger Mensch den Contra-Part übernahmen. 6 Jahre später (Anfang diese Jahr) wurde ich von meiner (jüdischen) Ex-Freundin gefragt, warum ich mich nicht von dieser Gruppe distanzierte. Ich bin immer noch der Meinung, dass ich mich richtig verhielt. Hätten sie die 2-3 vernünftigen Leute, von der Gruppe distanziert, wäre der Rest der Gruppe heute vielleicht zum Großteil rechtsextrem, was aber so nur einer wurde, welcher sich mittlerweile auch wieder etwas gefangen hat. Bei ein paar Leuten ist immer noch eine rechtskonservative Einstellung vorhanden, was zum Teil aber vorher schon so war (eben auch nachdem sie von Ausländern verprügelt wurden und Ähnlichem). Ich hab mich immer mit ihnen auseinandergesetzt und meine damit wahrscheinlich in unserer Dorfjugend schon etwas bewirkt zu haben, der ältere Rechtsgesinnte wurde auch irgendwann von der Gruppe ausgeschlossen, da einige bemerkten wie er sie manipulierte und ausnutzte.
Wie schon in anderen Beiträgen geschrieben: Rechtsextremismus fängt immer im kleinen an, und jeder der eine Möglichkeit sieht, da anzusetzen sollte das meiner Meinung nach versuchen. Alles weitere ist eine Frage der Integration oder der Einschränkung der „Überfremdung“. Ich hätte eigentlich nichts gegen die Aufhebung aller Grenzen. Aber die heutige Gesellschafts- und Regierungsstruktur macht das ziemlich utopisch. Zudem ließe es sich wohl unmöglich umsetzen, ohne dass das ganze in eine Anarchie ausarten würde...also bin ich unter den gegebenen Vorraussetzung für das Bewahren der deutschen Kultur und für hartes Durchgreifen der Justiz bei Gewalttaten, egal ob gegen Ausländer oder von Ausländern, so dass sich beide Parteien sich nicht vom Staat benachteiligt und vernachlässigt fühlen. Aber auch rechte Parolen und Ghettobildungen bei den Ausländern, sollten bekämpft werden. Außer ein Einschränken der Einwanderung von wenig qualifizierten Menschen, fällt mir leider kein Mittel ein die Ghettobildung und das gruppenweise und oft auftretende Fehlverhalten von Ausländern mit schwierigem sozialen Hintergrund zu bekämpfen. Ich weiß, einige Sätze hören sich sehr „punkig“ an, wie es meine Bekannte beschrieb, andere eher rechts. Aber ich habe eben eine neutrale, meiner Ansicht nach, differenzierte Meinung und bin weder streng gegen rechts, noch gegen links, sondern gegen Radikalismus und Gewalt.
 
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