Ich möchte Sie um Ihre Hilfe bei einem Fall bitten, den ich Ihnen im folgenden schildern werde. Dieses schreiben wurde auf Online-Plattformen, in denen sich weitere Betroffene austauschen, veröffentlicht und als Vorlage zur Verfügung gestellt. Sollten Sie diesem Anliegen nachgehen, bitte ich Sie zu berücksichtigen, dass die Beschwerde wahrscheinlich nicht nur in der örtlichen Verbraucherzentrale eingeht, sondern in allen Bundesländern, sodass Sie gegebenenfalls Rücksprache halten können. Vielen Dank!
Im November des Jahres 2014 erwarb ich eine Grafikkarte des Typs "GeForce GTX 970" für rund 350 Euro, entwickelt von der Firma NVIDIA (mit Hauptsitz in Santa Clara, Kalifornien), dem Marktführer im Grafikkartensegment.
Nach der Veröffentlichung der Grafikkarte im August 2014 wurde sie von zahlreichen Fachmagazinen getestet und für das hervorragende Preis-/Leistungsverhältnis gelobt. Sie wurde (auch von offizieller Seite des Entwicklers NVIDIA) mit 4 GB Videospeicher (VRAM) und einer 256 Bit breiten Speicheranbindung (SI) beworben. In der Spezifikationstabelle war zudem die Rede von 64 ROPs und einem 2 MB großen L2 Cache.
Wie zahlreiche andere Besitzer dieser Karte stelle ich vornehmlich während des Spielens aktueller Computerspiele fest, dass die Leistung und Qualität der Darstellung (wegen Ruckler und sog. "Freezes") bei hoher Speicherauslastung der Grafikkarte, nicht zufriedenstellend ist, suchte die Fehler aber bei der möglicherweise mangelhaft programmierten Software. Gegen Ende des Jahres 2014 mehrte sich aber die Meinung, dass die Probleme nicht auf die Software, sondern einem Mangel bei den Grafikkarten des Typs GTX 970 zurückzuführen sind.
Mitte Januar 2015 schrieb ein Mitglied des Forums auf computerbase.de ein kleines Programm (https://www.computerbase.de/forum/threads/3dcenter-berichtet-ueber-angeblichen-vram-fehler-der-970.1435408/#post-16867484), das die Speicheranbindung der 4 GB VRAM testet. Dabei stellte sich heraus - für Besitzer einer Grafikkarte jenes Typs, der technisch versiert ist, reproduzierbar - dass die letzten 0,5 GB der 4 GB extrem langsam sind. Der Nutzer brachte damit einen Zug ins Rollen, dem zahlreiche weitere Tests auch renomierter Magazine folgten.
Es wurde aufgedeckt, dass die Grafikkarten mit falschen Angaben beworben und verkauft wurden. Die 4 GB sind in zwei unterschiedliche Blöcke (3,5 und 0,5 GB) aufgeteilt und unterschiedlich schnell angebunden: Der 3,5 GB Block ist mit 224 Bit angebunden, der 0,5 GB kleine Block lediglich mit 32 Bit. In der Addition ergibt dies zwar "theoretisch" 256 Bit, allerdings kann auf diese beiden Blöcke offenbar niemals gleichzeitig, sondern nur abwechselnd zugegriffen werden. Das zieht, sobald eine Software mehr als 3,5 GB benötigt, mitunter starke Performance-Einbrüche mit sich. Statt der in den Spezifikation aufgeführten 64 ROPs und 2 MB L2-Cache sind auch nur 56 ROPs und 1,75 MB des schnellen L2-Caches verfügbar. Der Treiber der Grafikkarte wurde von NVIDIA zudem so programmiert, dass die Karte so lange wie möglich maximal 3,5 GB VRAM nutzt und nur dann, wenn es nicht mehr zu vermeiden ist, auf die letzten 0,5 GB zugreift.
Die ganze Problematik hat zur Folge, dass die Grafikkarte dadurch "früher altert", als die ursprünglich veröffentlichen Spezifikationen suggerieren. Die technische Beschneidung der Karte sorgt dafür, dass ihre Leistungsgrenze schneller erreicht ist, als das bei "echten", also durchgehend schnell mit 256 Bit angebundenen, 4 GB VRAM der Fall wäre. Hier wird der Kunde frühzeitig erneut zur Kasse gebeten.
NVIDIA hat die falschen Angaben Mitte Januar auch kleinlaut bestätigt und auf einen Kommunikationsfehler der Marketingabteilung verwiesen. Dies fällt jedoch schwer zu glauben, da NVIDIA dafür bekannt ist, Reviews und Testberichte zu ihren Produkten sorgfältig zu lesen. Falsche Angaben müssten demnach direkt nach Erscheinen der ersten Tests auffallen. Stattdessen kommt die Wahrheit erst ans Licht, nachdem Besitzer der Grafikkarte dem Problem auf die Schliche gingen, Fachmagazine das überprüft und bei NVIDIA zu Hauf um eine Stellungnahme geboten haben - gut VIER MONATE nach Veröffentlichung des ersten Tests. Hier liegt der Verdacht der arglistigen Täuschung nahe.
Seither warten wir Kunden, als auch der Handel auf eine weitere Stellungnahme NVIDIAs, wie nun weiter verfahren wird. Aus Sicht des Kunden liegt hier wegen dem fälschlich beworbenen Produkt nämlich eindeutig ein Sachmangel vor, weshalb einige von uns, die sich solche kruden Machenschaften nicht gefallen lassen, die Grafikkarte gegen Erstattung des Kaufpreises zurückgeben oder eine Kaufpreisminderung erwirken möchten.
Der Handel dagegen, steht vor dem Problem, dass sie wegen NVIDIAs irreführender Praktiken auf den Kosten sitzen bleiben und stellen sich quer. Viele Händler (wie Atelco, Hardwareversand, Alternate) verweisen auf Nachfrage auf inoffizielle Stellungnahmen NVIDIAs (z.B. auf Twitter), die Grafikkarte sei "nach wie vor gut", "entsprechen den technischen Eigenschaften des ursprünglich beworben Produktes" und sehen daher keinen Sachmangel vorliegen - das sogar, nachdem sie zum Teil die Spezifikationen auf den Shop-Seiten inzwischen überarbeitet haben. Kunden werden mit Standard-Antworten abgespeißt.
Andere Händler (ARLT, Caseking, Mindfactory) zeigen sich immerhin als kundenfreundliches Unternehmen und nehmen die Karten aus Kulanz (vornehmlich befristet) zurück, obwohl eine Rückgabe wegen Sachmangels im Rahmen des Gewehrleistungszeitraumes von zwei Jahren jederzeit möglich sein müsste. Auch sie beziehen sich in ihrer Argumentation auf inoffizielle NVIDIA-Statements und erkennen keinen Sachmangel an.
Meine Beschwerde richtet sich im Kern an die krude Geschäftspraktik NVIDIAs, die (so nehme ich an) ein Produkt bewusst mit falschen Angaben bewarben, um im Vergleich zu Konkurenzprodukten mit rohen Zahlen zu punkten und sich einen Verkaufsvorteil zu sichern. Der Kunde wird dabei betrogen und erhält ein Produkt, das aufgrund der verschleierten, echten, Spezifikationen schneller unbrauchbar wird. Ein solches Geschäftsgebahren muss bestraft werden.
Seitens der Händler mangelt es außerdem an einer einheitlichen Linie. Es kann nicht sein, dass einzelne Händler jegliche Verantwortung abstreiten und den Kunden bitten, sich mit dem Hersteller des Produktes auseinander zu setzen. Deren Kunden bleiben auf den falsch beworbenen Karten sitzen, während andere Händler lediglich auf Kulanz einen Teil des Kaufpreises rückerstatten (z.B. Amazon), Rabatt beim Wechsel auf andere Grafikkarten einräumen oder bei Rückgabe den Kaufpreis erstatten.
Ich möchte Sie hiermit bitten, sich der Thematik anzunehmen und an einer Lösung im Sinne der Verbraucher zu arbeiten.
Anbei noch ein paar weiterführende Links zum Thema, die auch die technischen Details genauer beleuchten:
Nvidia bestätigt limitierten Speicher der GeForce GTX 970 (3. Update)
https://www.computerbase.de/2015-01/geforce-gtx-970-speicherprobleme-statement/
Eine Analyse - Die GeForce GTX 970 und der limitierte Speicher
https://www.computerbase.de/2015-01/geforce-gtx-970-vram-speicher-benchmarks/
Kommentar: Nvidias schmutzige Kartentricks
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kommentar-Nvidias-schmutzige-Kartentricks-2529523.html
Nvidia-Grafikkarten: GeForce GTX 970 hat auch weniger Rasterendstufen und L2-Cache als behauptet
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Nvidia-Grafikkarten-GeForce-GTX-970-hat-auch-weniger-Rasterendstufen-und-L2-Cache-als-behauptet-2529302.html
GeForce GTX 970: Nvidia lässt Händler und Kunden im Regen stehen
http://www.heise.de/newsticker/meldung/GeForce-GTX-970-Nvidia-laesst-Haendler-und-Kunden-im-Regen-stehen-2531359.html
Weitere Benchmarks zur Geforce GTX 970 und dem 3,5-GiByte-"Modus"
http://www.pcgameshardware.de/Geforce-GTX-970-Grafikkarte-259503/Specials/zu-wenig-VRAM-1149056/
VRAM bei GTX 970: Sachmangel, Vertragsrücktritt, Kaufpreisminderung - Kommentar von Clemens
http://www.pcgameshardware.de/Geforce-GTX-970-Grafikkarte-259503/Specials/Sachmangel-Vertragsruecktritt-Kaufpreisminderung-1148924/
(Video, ab ~ Minute 2) c't uplink 5.1: Nvidia-Skandal
http://www.heise.de/ct/artikel/c-t-uplink-5-1-Nvidia-Skandal-Creative-Commons-und-Mikro-PC-2534305.html
(englisch) Does the GeForce GTX 970 have a memory allocation bug ? (update 3)
http://www.guru3d.com/news-story/does-the-geforce-gtx-970-have-a-memory-allocation-bug.html
(englisch) NVIDIA Discloses Full Memory Structure and Limitations of GTX 970
http://www.pcper.com/reviews/Graphics-Cards/NVIDIA-Discloses-Full-Memory-Structure-and-Limitations-GTX-970
(englisch) NVIDIA Publishes Statement on GeForce GTX 970 Memory Allocation
http://anandtech.com/show/8931/nvidia-publishes-statement-on-geforce-gtx-970-memory-allocation
(englisch) GeForce GTX 970: Correcting The Specs & Exploring Memory Allocation
http://anandtech.com/show/8935/geforce-gtx-970-correcting-the-specs-exploring-memory-allocation
Bitte beachten Sie, dass einige Redaktionen aufgrund von Sponsoring oder der Nähe zu gewissen Firmen, möglicherweise die Situation beschönigt schildern.
Sammelthema, wie die Händler auf Anfragen reagieren:
https://www.computerbase.de/forum/threads/sammelthread-anerkennung-der-rueckgabe-wegen-sachmangel-bei-gtx970-haendlerliste.1440825/
Petition auf change.org: refund for gtx 970
https://www.change.org/p/nvidia-refund-for-gtx-970
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit