So, ich habe nun ein kleines "User-Review" verfasst.
Sollte ich etwas vergessen haben, verweist gerne darauf.
Deus Ex: Human Revolution
User-Review
Ich habe mich dazu entschlossen ein „User-Review“ zu „Deus Ex:Human Revolution“ zu verfassen.
Ich erwähne direkt zu Beginn, dass ich das Spiel noch nicht komplettiert habe, allerdings habe ich in der nahen Zukunft ohnehin keine Zeit mehr, um zu spielen, daher werde ich das Spiel erst in einigen Wochen beenden können und schon jetzt meine Eindrücke niederschreiben.
Ich werde mich an die allgemein akzeptierte konzeptionelle Gestaltung halten und meinen „Test“ in verschiedene Abschnitte separieren. Also Graphik, Sound, Atmosphäre et cetera getrennt behandeln.
Das Spiel
Seit gut 11 Tagen ist der dritte Teil der Deus-Ex-Serie um seinen Protagonisten Adam Jensen in europäischen Gefilden spielbar. Es spielt chronologisch betrachtet vor dem fast schon als legendär geltenden ersten Teil angesiedelt im Jahre 2027 und soll nach dem als Enttäuschung eingestuften zweiten Teil wieder das alte Spielgefühl herbeizaubern
(Weiter werde ich auf die Vorgänger nicht eingehen, um ein möglichst objektives „User-Review“ darlegen zu können.).
Es handelt sich hierbei um einen Genre-Mix aus Action-Shooter und Rollenspiel, wobei die RPG-Anteile größer sind. Das „Gameplay“ lässt sich grob in 5 teile distributieren. Schleichen, kämpfen, erkunden, sprechen, hacken. Hierauf werde ich später näher eingehen. Es gibt einen „Skill-Tree“ (Ich schriebe lieber „Fähigkeitenbaum“, weiß aber, dass dieses grausame „Denglisch“ mitlerweile akzeptiert und verbreitet ist. Dementsprechend möchte ich mich adaptiv verhalten und dem nachkommen), der einzelne, meist aufrüstbare Fähigkeiten enthält, sogenannte „Augmentierungen“.
Schnellere Sprintfertigkeit, höher springen, besser hacken, kurzzeitige Tarnung und vieles, vieles mehr gibt es hier zu entdecken. Wie üblich werden diese durch zu erbeutende Erfahrungspunkte freigeschaltet, die durch das Ausschalten der Gegner, das Erkunden der Spielwelt und das Abschließen der Aufträge gewonnen werden. Besonders geschickte Zeitgenossen erhalten noch zusätzliche Erfahrungspunkte. Beispielsweise durch das Beenden eines Auftrags ohne gesehen zu werden.
Eine in reinrassigen Rollenspielen oft vertretene Charakterentwicklung mittels Statistiken wie Stärke, Konzentration, Konstitution oder dergleichen existiert in „Deus Ex 3“ nicht.
Als zusätzliche Individualisierungsmöglichkeit bietet das Spiel allerdings aufrüstbare Waffen. Hierbei lassen sich Waffen wie die klassische Pistole, Schrotflinte oder Maschinengewehr mit typischen „Gadgets“. Erwähnt seien hier Schalldämpfer, Schadensupgrade, Munitionskapazitätsupgrades et cetera.
Außerdem gibt es genre-typische Aufträge, „Quests“, die dem Spieler aufgetragen werden.
Hierbei kann es immer wieder zu klassischen Kämpfen kommen, in denen der Spieler sehr große Freiheiten besitzt. Entweder umgeht er die Gegner komplett, oder aber er schleicht sich von hinten an sie heran und schaltet sie lautlos aus. Wer es brachialer mag, kann es aber auch in Ego-Shooter-Manier versuchen und den Frontalangriff wählen. Des Weiteren gibt es praktisch immer mehrere Möglichkeiten, um räumlich zum Ziel zu kommen. Nehme ich den Vordereingang oder die Hintertür? Gehe ich über das Dach oder durch einen Lüftungsschacht?
Derartige Freiheiten bietet neben Deus Ex fast kein Spiel, obwohl es schlicht unglaublichen Spaß macht, sich jedesmal aufs Neue zu überlegen, wie der Auftrag angegangen werden wird.
Einen besonderen Stellenwert hat auch das erwähnte hacken. Im Rahmen eines durchdachten, spaßigen Minispiels muss sich der Spieler über mehrere Datenordner und Knotenpunkt zur „Registry“ vorarbeiten, ohne von der Firewall entdeckt zu werden.
Abwechslung ist also gewährleistet.
Die Graphik
Hier werde ich etwas differenziert vorgehen und das ganze in „Technik“ und „Spieldesign“ zerlegen, da man einem Spiel, respektive seinen Machern, nur so wirklich gerecht werden kann.
Die technische Seite
Das Spiel ist nüchtern betrachtet technisch veraltet. Hochauflösende Texturen sowie zeitgemäße Effekte sucht man vergebens. DX11-Unterstützung ist zwar gewährleistet, dramatisch besser lässt es die technische Komponente allerdings nicht darstehen. Des Weiteren kommt es ohne aktivierte Kantenglättung zu einer ungewöhnlich stark ausgeprägten Treppchenausbildung, die schlicht als hässlich zu betiteln ist.
Einen weiteren Kritikpunkt stellen die Charaktere dar. Während die für die Handlung relevanten Figuren noch durchaus detailliert ausgearbeitet sind, weisen die übrigen NPCs nichts Dergleichen auf. Hinzu kommt, dass ungewöhnlich viele Klone unterwegs sind und die Mimik aus einem Steven Seagal-Film zu stammen scheint, was im Jahre 2011 wirklich nicht nötig ist.
Resümierend ist also zu sagen, dass die Technik nicht auf der Höhe der Zeit ist.
03/05
Das Spieldesign
Gänzlich anders sieht es beim Spieldesign aus. Es fällt sofort ins Auge, wie stimmig die Spielwelt ins Szene gesetzt wurde. Dunkle Seitengassen, schummrige Beleuchtung und teilweise verzweifelt oder verlassen aussehende NPCs runden die düstere, unsicher wirkende Grundstimmung ab.
Während gerade der erste Schauplatz Detroit einen verzweifelten Eindruck vermittelt und die Grundidee so nahezu optimal einfängt, wirkt beispielsweise Lower Hengsha wesentlich belebter und konstrastiert den ersten Eindruck somit gekonnt. Belebte Straßen und kleinere Stände, sowie allerorts chinesich sprechende NPCs verdeutlichen, welche Mühe sich die Entwickler hier gegeben haben, ohne dabei jedoch jemals so etwas wie ein – unpassendes - fröhliches Gesamtbild heraufzubeschwören.
Es wirkt einfach alles durchdacht und gewollt.
Achja, Adam sieht einfach verdammt cool aus.
05/05
Insgesamt:
8/10
Der Sound
Direkt zu Beginn brennt sich der elektronisch angehauchte Sountrack beim Spieler ein. Diese Audiospur ist schlicht famos, da sie einfach nur hervorragend zur Atmosphäre des Spiels passt, nie aufgesetzt wirkt und daraus resultierend niemals stört, sondern immer passt.
Großes Tennis.
Schwächen gibt es hingegen bei der Synchronisation der Charaktere. Nicht bei der Sprachqualität selbst, diese ist durchweg hoch. Vielmehr bei der Synchronität von Bild und Ton. In der deutschen Sprachausgabe sind rund 70-80 % der Dialoge nicht lippensynchron, was im Jahre 2011 einfach dilettantisch ist. Die Atmosphäre stört dies nicht wirklich, unschön ist es aber allemal.
Sehr schön ist, dass überall in der Spielwelt verstreute Radios die deutsche Synchronstimme von Kevin James (Doug Heffernan in „King of Queens“) erklingen lassen.
9/10
Die Handlung
Hierzu möchte ich nicht zuviel verraten, da ich „spoilernde“ Tests hasse, einen kurzen Überblick werde ich dennoch geben.
Im Jahre 2027 ist die Menschheit gespalten, da sogenannte „Augmentierungen“ immer mehr in Mode kommen. Diese Augmentierungen sind künstliche Ersatzteile und/oder Verbesserung des menschlichen Körpers. Ein Teil der Menschheit sieht dies mit äußerst kritischen Augen, da ihrer Meinung nach so „Übermenschen“ entstehen. Der andere Teil sieht es anders, sei es, weil sie sich Profit versprechen, oder weil sie einfach darauf angewiesen sind.
Hieraus entsteht ein sehr großer Konflikt, der die Handlung des Spiels ausmacht.
Adam Jensen – Protagonist des Spiels – wird zu Beginn des Spiels fast getötet und kann nur durch die Augmentierungen überleben. Im Folgenden arbeitet er daran, die Täter zu finden, da bei dem Überfall auch seine langjährige Freundin ums Leben kam.
Weiter gehe ich nicht darauf ein, da ich sonst zuviel verriete. Es sei aber gesagt, dass die Handlung absolut super ist und einer der Hauptreize des Spiels ausmacht.
9/10
Die Atmosphäre
Die Atmosphäre ist schlicht grandios. Bedingt durch das fantastische Spieldesign, die gute Vertonung und die einnehmende Handlung zieht das Spiel den Spieler sofort in seinen Bann und lässt ihn so schnell nicht wieder los. Unterfüttert wird dies auch durch die Fernseher, die in vielen Gebäuden laufen. Das Programm ändert sich zwar nur rudimentär, aber es ist eine wirklich schöne Idee.
Des Weiteren ist die Verzweiflung und Unsicherheit der Bevölkerung überall zu spüren. Sich in Ecken zusammenraufende NPCs, tuschelnde Menschen, um Mülltonnen positionierte Obdachlose, all das ist äußerst gelungen.
Hier ist allerdings zu erwähnen, dass dies so bleibt. Es findet keine Entwicklung der NPCs statt, sie tun immer das Gleiche, stehen immer am gleichen Ort und haben meist nur 2 Zeilen an Text.
Dies schadet der Atmosphäre durchaus etwas, da die Spielwelt so etwas an Glaubwürdigkeit einbüßt, dramatisch ist es aber nicht, da die aufgezählten Stärken deutlich überwiegen.
Nicht nachvollziehbar ist auch, wieso NPCs sich beklauen lassen, ohne das anstößig zu finden.
Unsinnig, dass dies in fast keinem Spiel besser gelöst ist, schade. Allerdings fällt dies nicht ins Gewicht, da solche Situation nur selten auftreten.
Besonders merkwürdig ist dies, da die NPCs aufs Hacken sehr wohl reagieren, den Spieler warnen und gegebenenfalls attackieren und exekutieren.
Unterstrichen wird das Ganze noch von der Freiheit, die der Spieler genießt, da so das Gefühl aufkommt, tatsächlich etwas bewegen und verändern zu können. Wenigen Spielen gelingt dies.Hintergrundwissen zur Handlung preisgeben oder diese gar vorantreiben.
Einige E-Mails erzählen aber auch kleinere, persönliche Geschichten, andere sind sogar sehr amüsant zu lesen. Wirklich toll.
Einen abschließenden, großen Pluspunkt stellen die überall auffindbaren E-Books und Zeitungen dar, die weitere Details über die Spielwelt und die Hintergründe der Augmentierungen verraten.
Außerdem lassen sich viele Computer hacken, um unzählige E-Mails freizugeben, die ebenfalls weitere Details verraten, allerdings auch
19/20
(Die Atmosphäre ist meiner Meinung nach das Wichtigste in einem Spiel, daher räume ich ihr einen höheren Stellenwert ein.)
Die Künstliche Intelligenz
Die KI der Gegner lässt sich nur als durchwachsen beschreiben. In manchen Zeitpunkten habe ich mich geärgert, wie gut und glaubwürdig die Gegner agieren, nur um 10 Minuten später fassungslos zurückzubleiben, da die KI wieder einmal strohdoof war.
Einerseits suchen die Gegner bei Beschuss Deckung und treffen sehr präzise, andererseits fokussieren sie den letzten Aufenthaltsort Adams zu lange. Außerdem geben sie zu schnell auf. Wird einer ihrer Kameraden umgebracht, suchen sie den Täter. Wow!
Versteckt sich der Spieler nun aber, finden ihn die Gegner aber nicht und ziehen sich einfach zurück, um dann sowas Cleveres wie „Er ist uns wohl entwischt“ von sich zu geben. Außerdem fällt auf, dass die KI mit Höhendifferenzen offenbar nicht zurecht kommt.
Ich war wirklich erstaunt, als nach einiger Spielzeit ein Gegner die Treppe hochlief.
Außerdem bleiben sie oft vor offenen Türen stehen, ohne hinein zu gehen, obwohl ich eigentlich nur in diesen Raum gegangen sein konnte.
Wirklich schade, da die KI sonst eigentlich nicht viel verkehrt macht. Etwas mehr Feintuning und die KI wäre super gewesen.
07/10
Der Umfang
Hier kann ich nur Lob aussprechen.
Nach 28 Stunden Spielzeit bin ich noch nicht am Ende, fast schon eine Rarität in der heutigen Zeit.
Bedingt wird dies durch mehrere Aspekte.
Die spielerische Freiheit lädt natürlich zum Erkunden ein. Es gibt überall Schubladen, Safes und dergleichen, die gehackt und ausgeräumt werden wollen. Andererseits ist die Spielwelt ausreichend groß. Einem Vergleich mit reinrassigen RPGs wie Oblivion hält sie zwar nicht annähernd stand, aber nichtsdestotrotz gibt es einiges zu entdecken, gerade in China (Hengsha).
Die vielen Augmentierungen und Waffen tragen ebenfalls dazu bei.
10/10
Die Bedienung
Die Steuerung des Spiels ist solide. Die typische Shooter-Steuerung in Kämpfen kombiniert mit dem Deckungssystem eines 3rd-Person-Shooters funktioniert tadellos.
Keine Besonderheiten.
Mit Maus & Tastatur funktioniert das Ganze besser als mit Gamepad, dies sollte aber bereits erwartet sein.
08/10
Das Balancing
Hier weist das Spiel kleine Schwächen auf.
Zwar gibt es drei im Spiel veränderliche Schwierigkeitsgrade und schön gestaltete Tutorial-Videos, allerdings ist das Spiel in Kämpfen etwas unfair.
Es verhält sich so, dass die vorsichtige Schleichvariante deutlicher belohnt wird als die Haudrauf-Spielweise. Ob man dies nun wirklich als unfair, oder aber als gerechtfertigt empfindet, muss jeder für sich selber entscheiden. Fakt ist aber, dass die Schleich-Variante bis zu doppelt so viele Erfahrungspunkte liefert. Allerdings sei hier gesagt, dass die Rambo-Spielweise dazu führt, dass das Spiel etwas an Charme und Reiz einbüßt, weshalb das Schleich-Pendant ohnehin zu empfehlen ist.
07/10
Mein persönlicher Eindruck
Mir persönlich bereitet das Spiel unheimlich viel Spaß. Ich habe seit vielen Jahren kein so durchdachtes, intelligentes und grandios inszeniertes Spiel mehr gesehen.
Die aufgezählten Schwächen stören mich dementsprechend auch nicht, da die Stärken des Titels einfach klar überwiegen. Ich kann dieses Spiel jedem geneigten Spieler nur wärmstens empfehlen.
10/10
Summa Summarum:
87/100