@ Intruder:
Das "Problem" ist folgendes: OCZ ist die bekannteste und damit am meisten gekaufte Sandforce-Marke. Gleichzeitig geht OCZ nicht gerade ehrlich mit ihren Kunden um und ruiniert somit den Ruf der Sandforce-SSDs. So gibt OCZ bspw. für alle Größe die gleichen Transferraten an oder verwendet unterschiedlichen Speicher für ihre SSDs.
Tatsächlich unterscheidet die Größe einer SSD aber erheblich über ihre (Schreib-)Performance. Je größer die SSD, desto schneller. OCZ gibt die Daten der größten Laufwerke für alle an. Gleichzeitig kaufen sie (qualitativ) unterschiedlichen NAND-Speicher ein. Das hat auch nicht unerheblichen Einfluss auf die Performance und Lebensdauer der SSD.
Wenn man als Durchschnittskunde eine schnelle SSD kauft, wird man erst einmal von den schnellen Transferraten geblendet und entscheidet sich schnell für eine OCZ Vertex 3 (wie du ja auch), weil der Name OCZ und Vertex in der Vergangenheit (als Vertex 1 und zu Beginn von Vertex 2) überall empfohlen wurden. Dann kaufst du dir natürlich nicht das dicke 240+ GB Modell, sondern vielleicht die kleine 60 oder 120 GB Version. Die 120 GB-Version ist angegeben mit 550 MB/s lesend und 500 MB/s schreibend, eine 60 GB-Version gibt es nur von der Agility 3, die aber immerhin mit 525 MB/s lesend und 475 MB/s schreibend angegeben wird.
Jetzt kommst du nach Hause und stellst fest, dass deine 120 GB Vertex 3 im populären AS Benchmark auf nur 160 MB/s schreibend und 500 MB/s lesend kommt. Oder viel schlimmer: Du hast dir eine Vertex 2 gekauft, die alle mit 285MB/s lesend und 275MB/s schreibend angegeben sind, misst dann mit deiner 120-GB-Version nur 210 MB/s lesend und 130 MB/s schreibend, nach 3 Monaten ist die Schreibperformance sogar dauerhaft auf ~80 MB/s gefallen. Du bist sauer auf OCZ. Was ist passiert?
Neben dem nicht angegebenen Performanceunterschied zwischen den Größen, nutzt der Sandforce-Controller einige Techniken, um die Lebensdauer des Speichers zu erhöhen. Dazu gehört zum einen, dass der Controller die Daten beim Schreiben in Echtzeit komprimiert. Dadurch wird weniger geschrieben, als eigentlich Daten vorliegen und somit werden weniger Speicherzellen genutzt (Stichwort Writeamplification). Auf der anderen Seite löscht er die benutzten Zellen sehr spät, was auch der Langlebigkeit des Speicher zugute kommt (Stichwort Garbage Collection).
Im Benchmark stehen nun die Ergebnisse von OCZ des größten Modell im ATTO-Benchmark, der mit sehr gut komprimierbaren Daten arbeitet, gegen quasi unkomprimierbare Daten des AS Benchmarks auf einem kleineren Modell. Das ist der Unterschied bei der Vertex 2 zwischen 285 MB/s vs. 210 MB/s lesend und 275 MB/s vs. 130 MB/s schreibend. Sind erst einmal alle Zellen einmal beschrieben, muss bei jedem Neuschreiben die vorherige Zelle erst gelöscht werden. Dadurch sinkt die Schreibperformance nochmals auf dauerhaft 80 MB/s. Das ist für den Privatanwender kompliziert zu verstehen und schwer nachzuvollziehen. Er regt sich darüber auf und in den Foren werden keine Sandforce-SSDs mehr empfohlen.
Dazu kommen auch noch etliche Problem mit Bugs, Firmware-Updates, Standby-Problemen bis hin zu Komplettausfällen der SSD nach einiger Zeit. Das liegt u.a. daran, dass Sandforce, ähnlich wie Indillinx, eine kleine Firma ist und einfach nicht die Kapazitäten hat, um ihre Produkte ausreichend zu testen. Gleichzeitig stellt Sandforce nur den Controller her und muss damit Kompatibilitäten zwischen Dutzenden von NAND-Kombinationen herstellen. Zum anderen arbeiten sie mit Herstellerfirmen zusammen, die sich einem großen Wettbewerb ausgesetzt sehen und ständig an der Preisschraube nach unten drehen. Und auch OCZ, Super Talent, Adata, Corsair & Co. sind kleine Firmen, die sich keine umfangreiche Qualitätssicherung leisten können. Für ein so hochpreisiges Produkt (denn letztlich bekommt man für die 180 € einer 120-GB-SSD schon mehrere TB auf einer HDD) ist das für den Endverbraucher unverständlich. Ärger macht sich breit.
Nun bezieht sich der größte Teil des Ärgers auf die Erfahrung mit dem Sandforce SF-1200 (u.a. Vertex 2). Er führte die Echtzeitdatenkompression ein, DuraWrite, rapider Preisverfall mit mangelnder NAND- und Produktionsqualität als Folge und irreführender Produktbeschreibung auf Seiten des Marktführers OCZ. Mit der Vertex 3 ist bspw. der Performance-Drop nach einmaliger Befüllung kaum noch vorhanden. Auch gibt OCZ leicht andere Transferraten für unterschiedliche Größen an, gleichzeitig ist der Unterschied auch nicht mehr so groß, wie zu Vertex-2-Zeiten. Trotzdem bleibt bspw. das Problem im Standby und neu hinzugekommen ist die Entdeckung, dass OCZ u.a. qualitativ sehr schlechten NAND einkauft, der nicht für SSDs freigegeben ist.
Wenn man sich also eine Vertex 3 kaufen will, dann sollte man Tests und konkrete Erfahrungen in Foren lesen. Eine Vertex 3 kommt statt beworbener 550 MB/s lesend und 500 MB/s schreiben im AS Benchmark nur auf auf 500 MB/s lesend und 160 MB/s schreibend für die kleine 120er, bzw. 275 MB/s für die 240 GB-Version. Damit ist sie trotzdem eine der schnellsten SSDs am Markt.
Andere Anbieter haben die meisten Probleme nicht. Intel, Samsung, Crucial und Toshiba fertigen vom Controller über NAND bis hin zur fertigen SSD alles selber und haben die Ressourcen ein umfangreiches QA zu gewährleisten. Auch weil sie vorrangig für den Enterprise-Sektor entwickeln und zumindest ihre Qualitätssicherung auch auf den Endkundenbereich anwenden.
Wenn dir also eine hohe Schreibperformance mit gleichzeitig hoher Ausfallsicherheit wichtig ist, dann solltest du dir vielleicht überlegen, ein Modell mit 240+ GB zu kaufen. Die Intel 510, Corsair Performance 3 und Plextor PX-M2 mit Marvell-Controller kommen dann nämlich auf über 300 MB/s schreibend, bzw. die Crucial m4 auf 260 MB/s - egal ob komprimiert oder nicht, ob 1 Tag alt oder 1 Jahr. Bei den 120-GB-Versionen kommt man dann "nur" auf 200 MB/s. Neben den oben genannten wäre noch zusätzlich die Samsung SSD 470 mit ähnlicher Schreibperformance, aber nur 250 MB/s lesend, auf der Liste.
Edit:
Anandtech hat gerade seinen
Mid-Range SSD Review veröffentlicht, indem vor allem 120-GB-SSDs gegeneinander antreten. Gesamttestsieger ist die Intel 510 120 GB, die vor allem durch Qualität und leichte Performance-Vorteile im Heavy-Usage Szenario überzeugt. Dicht folgen die OCZ Vertex 3 und Agility 3, sowie Corsair P3. Bei der für dich, Intruder, wichtige sequentielle Transferrate, sticht die Corsair P3 hervor: Sie kommt im AS Benchmark auf 435 MB/s lesend und auf 290 MB/s schreibend. Ersteres bringt ihr den zweiten Platz nach der Vertex 3 ein (500 MB/s), zweiteres bringt ihr mit Abstand den ersten Platz vor der Intel 510 mit "gerade mal" 200 MB/s.
Mit 200 € liegt sie preislich auch sehr gut in der Mitte zwischen Agility 3 und Crucial m4 (175 €) auf der einen und Vertex 3 und Intel 510 (215 €) auf der anderen Seite.
Abschließend noch was zum Lesen:
http://www.anandtech.com/show/4256/the-ocz-vertex-3-review-120gb/6
http://www.anandtech.com/show/4256/the-ocz-vertex-3-review-120gb/3
http://www.anandtech.com/show/4159/ocz-vertex-3-pro-preview-the-first-sf2500-ssd/6
(Mannomann ... das ist ja ein langer Text geworden. Ich hoffe, ihr seid nicht eingeschlafen
)