Hangover schrieb:
Ich hatte noch vor allen Dingen die Samsung 840Evo im Hinterkopf, die ebenfalls in der engeren Wahl stand. Diese hat "nur" TLC und genauso wie die MX100(MLC)
Die NANDs der Evo haben in
diesem Test über 3000 P/E Zyklen gehalten (ignorieren die TBW, das war ein Test im Steady State, also für Heimanwender irrelevant) und auch bei Techreport hat die 840 einige SSDs mit MLC überdauert. Die Lebensdauer reicht für Heimanwender dicke, auch bei TLC NAND.
Hangover schrieb:
eine geringere MTBF (SanDisk 2Mio h. ggü. 1.5Mio h.).
Die MTBF wird zwar in Stunden angegeben, ist aber eine Ausfallwahrscheinlichkeit und kann keineswegs in Betriebsstunden umgerechnet werden. Die bezieht sich ja auch nur auf einen bestimmten Zeitraum und der umfasst nur die mittlere Zeit der Badwannenfunktion der Ausfallrate technischer Geräte. Diese neigen dazu am Anfang besonders häufig auszufallen. Dann fällt die Ausfallrate aber steil ab und bleibt für eine Zeit, die der geplanten Betriebsdauer entspricht, auf einem geringen Niveau stabil und genau für diese Zeit gilt auch nur die MTBF. Gegen Lebensende (Wear-Out Phase) steigt sie dann wieder deutlich an. Schon diese Definition auf einen beschränkten Zeitraum verbietet jede Umrechnung in eine Betriebszeit.
Obendrein ist es theoretisch errechneter Wert der auch nur unter ganz genau definierten Bedingungen (Temperatur, Nutzung, etc.) gültig ist und praktisch keine Bedeutung hat, erst recht wenn diese Bedingungen nicht genannt sind und nicht eingehalten werden können. Plextor gibt sogar an, wie man die eigene Angabe ermittelt hat:
400 SSDs werden 500 Stunden lange getestet und mit einem wunderbaren Faktor 12 der vom Statistikerhimmel fällt, kommt man dann satt auf 200.000 eben auf 2.400.000 Stunden
Zu Intels 520er Reihe gibt es bei
legitreviews aber immerhin diese Information bzgl. MTBF und deren Abhängigkeit von der Nutzung:
Bei halber Menge an geschriebenen Daten pro Tag gibt es dann also die doppelte MTBF. Wie viele GB pro haben habe die anderen Hersteller also wohl unterstellt?
Die Angabe der MTBF alleine als Zahl ist damit nicht relevanter als die Frage wie viele Tierversuche bei der Entwicklung stattgefunden haben und sollte am besten ignoriert werden, denn das ist pures Marketinggewäsch. Wäre die Angabe seriös, müsste bei den Modellen mit größerer Kapazität auch eine geringere MTBF angegen werden, denn da sind mehr Komponenten (NAND Dies, oft Cache-RAMs) verbaut, es gibt daher mehr Verbindungs(Löt)punkte die allesamt natürlich auch ausfallen können, also das Ausfallrisiko erhöhen.
Hangover schrieb:
Daraus und aus Tests die ich gelesen hatte, habe ich dann die Verknüpfung zur Lebensdauer abgeleitet. War sicherlich etwas zu vage formuliert.
Es gibt halt immer Schreiberlinge die sowas dann ganz im Sinne eines Hersteller auch rüber zu bringen versuchen und natürlich immer vage genug formuliert, um nicht angreifbar zu sein.
Hangover schrieb:
Finde übrigens Deine Rechnung bezüglich des tatsächlichen Wertes einer Garantie zur Evaluation der Wirtschaftlichkeit sehr interessant, vlt. kannst Du ja mal per PN schreiben, wie Du diese berechnest und welche quantitativen und qualitativen Faktoren Du dabei berücksichtigst (insb. Gewichtung dieser).
Eine Garantie ist nichts anderes als eine Versicherung, nur bezahlt man die Prämie mit dem Kaufpreis. Es geht also nur darum, wie hoch die Wahrscheinlichkeit des Schadenfalls ist und wie hoch der zu erwartende Schaden. Versicherungen haben dafür eine Heer von Fachleuten und eine Unmenge an Erfahrungen um genau das für alle möglichen Policen zu ermitteln, ich kann hier nur grob aufgrund von Annahmen schätzen.
Die Annahmen hatte ich eigentlich geschrieben, aber hier noch mal:
1.) Der Preisverfall der SSDs geht nach dem
Mooreschen Gesetz und etwa alle 18 Monate verdoppelt sich die Kapazität die man für das gleiche Geld bekommt. Vor 3 Jahren habe ich für meine m4 256GB noch 350€ bezahlt, heute gibt es die MX100 256GB für 84€. Das bisher also gut gestimmt, auch wenn die Preisentwicklung natürlich nie linear verlaufen ist.
2.) Habe ich unterstellt, dass eine SSD genau nach Ende der 3 jährigen Garantie mit einer 10%igen Wahrscheinlichkeit ausfällt, was sich übertrieben ist.
Die Garantiebedingungen sehen i.d.R. eine Reparatur, einen gleichwertigen Ersatz (kann auch eine aufbereitet gebrauchte "refurbished" sein) oder den Ersatz des Zeitwertes vor, so dass man den Neupreis nicht als Schadenshöhe ansetzen kann, zumal man sonst je auch einen gewaltigen Vorteil im Schadensfall hätte. Der eine oder andere Händler mag zwar den Neuwert unter bestimmten Umständen erstatten, aber das dürfte nach 3 oder mehr Jahren wohl flachfallen und geht in den Bereich Gewährleistung bzw. Kulanz und daher mit der Herstellergarantie nichts zu tun und um die geht es ja hier. Man bekommt Hersteller auch nach Jahren sicher nicht den Neupreis, vielleicht denn eine größere SSD, wenn keine mit der eigenen Kapazität mehr lieferbar ist, dann hat man Glück, aber darauf sollte man auch nicht bauen, vielleicht bekommt man auch nur eine Rabatt wenn man dann eine neue kauft.
Wer andere Annahmen unterstellen möchte, der darf und sollte das gerne für seine persönliche Einschätzung des Wertes der Garantie tun, darüber brauchen wir auch gar nicht zu diskutieren, denn keiner von uns kennt die Zukunft und damit bleibt es letztlich immer eine Wette darauf, was passieren wird.
Hangover schrieb:
Im Endeffekt wähle ich bei vergleichbarer Qualität(sowohl Produkt, als auch Service) und vergleichbarem Preis immer das Produkt mit besserer Garantieleistung, was vor allem psychologisch beruhigt
.
Deswegen machen die Hersteller das ja auch.
Shaav schrieb:
Mich würde mal interessieren ob man den Unterschied zu einer uralt-SSD merken würde. Ich nutze eine 60GB OCZ Vertex die bestimmt schon drei Jahre alt ist.
Einen Unterschied könnte man vielleicht spüren, aber sicher keinen Sprung wie damals von der HDD auf die SSD. Interessant wäre wenn, dann vor allem die gewaltige Kapazitätssteigerung, denn heute sind SSDs mit 240-256GB für unter 100€ zu haben und kleiner sollte man eigentlich nicht mehr einsteigen. Bei der Vertex musst Du aufpassen, denn die hat den alten Barefoot und dessen teils agressive Idle-GC frisst die P/E Zyklen der NANDs, da die eine hohe Write Amplification und gleichzeitig ein schlechtes Wear-Leveling erzeugt. Die gehen also weniger durch die geschriebenen TB als durch die Betriebsstunden kaputt. Wenn Du eine Vertex2 hast, also eine mit dem Sandforce, dann beachte, dass die SF der ersten Generation an den Haswell Chipsätzen Probleme haben und es dafür keine Lösung gibt. Bei einem entsprechenden Systemupdate müsste die auf jeden Fall mit getauscht werden.