Schweiz "Masseneinwanderungsstopp"

Viel mehr als ein Schmerzmittel ist es aber in meinen Augen zumindest in diesem Fall nicht.

Ehrlich gesagt, bin ich auch nicht so sicher, ob das schweizer Modell zu groß mehr Demokratieverständnis beiträgt. Das setzt nämlich den mündigen Bürger (der ist auch in der Schweiz mMn nicht häufiger als in Frankreich) sowie seine Informationsbereitschaft und -fähigkeit vorraus.
Und vor allem bei letzterem kann ich da nur von "Überschätzung" reden, denn das wird gerne mal überschätzt.
Wie viele Informationen zu diesem Thema gibt es? und wieviel davon ist in der Schweiz VORHER medial kommuniziert worden?

zu den Mehrheiten:
50,x prozent sind eine "Erbsenzähler-Mehrheit". Mein Problem damit, ist wohl der Glaube, dass mMn innerhalb von 1 Woche aus 50,3% sehr leicht auch mal 49,8% werden können (Bei 8mio Bürgern sind dafür 40000 stimmen nötig). Ein solch knappes Meinungsbild kann schnell mal kippen - und das bedeutet für mich, dass ich nicht beurteilen kann, ob dieses Meinungsbild und die knappe Mehrheit nicht gerade dadurch entstanden sind, DASS die SVP eben Öffentlichkeitsarbeit betreibt.
Ich frage mich eben, wie dieses Meinunggsbild aussehen würde, wenn es die SVP (und/oder ihr "Blocher"-Portmionaie) NICHT gäbe.

Direktere Demiokratie ist selbstverständlich auch in meinem Sinne, ich denke nur eben, dass es in einem solchen System auch Mechanismen geben müsste, die es unmöglich machen, dass einzelne oder kleine Gruppen die Stimmung kurzfristig in eine bestimmte Richtung aufheizen können, damit das Ergebnis dadurch in ihre Richtung verfälscht wird - eine 2/3-Mehrheit wäre dazu mMn geeignet (als demokratisches Mittel wäre das z.B. nur eine kleine Modifikation des Entscheidungswegs).
Für Dinge, die alle (oder eben eine starke Mehrheit von vllt 75%) sowieso wollen, stellt diese Hürde kein Problem dar, aber es wird dadurch eben um ein vielfaches schwieriger, unklare Entscheidungen kurzfristig in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Volksentscheide sind näher am Volk - ganz klare Sache - aber ich bin mir eben unsicher, ob da tatsächlich das Volk selbst und frei entscheidet. Und DAS ist mMn das einzige Gütekriterium, an dem ich das schweizer System messen kann (bei allen anderen lohnt das nicht, die fallen da sowieso durch).
 
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von den 8mio sind ein paar noch kinder und ausländer. insgesamt haben 2,8mio bei dieser abstimmung mitgemacht. die differenz betrug etwa 19'5xx stimmen. bei der masseneinwanderungsinitiative haben die gegner über 4mio franken ausgegeben, die befürworter lediglich die hälfte davon und doch haben die befürworter gewonnen. das portemonnaie war hier wenig ausschlaggebend. 2013 stimmte man über Eidgenössische Volksinitiative «gegen die Abzockerei» ab, die von einem parteilosen stammt und mit nur wenig geld die abstimmung gewonnen hat. die gefahr des manipulierten bürger sehe ich hier weniger. ein minimum an ausgeglichen pro-kontra argumenten erhält mit dem abstimmungsbüchlein sowieso jeder.

volksinitiativen sind immer verfassungsinitiativen, d.h. sie kann texte enthalten, die mit der verfassung nur wenig oder gar nichts zu tun haben. von denen wurden dem stimmvolk 185 initiativen vorgelegt, aber nur 20 (11%) sind angenommen worden. das ist sehr wenig und die einführung einer 2/3 klausel würde den prozentsatz nochmals um ein gutes stück senken. eine ablehnung der initiative ist aber kein misserfolg, im idealfall bewegt sie die politik auch so, etwas in dieser sache zu unternehmen.
 
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Bin ich Schweizer? - so genau kenne ich mich in dem System nicht aus.
Mir ging es ganz einfach darum, dass das Wort "Volksentscheid" (für mich) suggeriert, dass das Volk entscheidet - aber Ergebnisse rund um 50% eben mMn eher ausdrücken, dass "das Volk" sich nicht wirklich entscheiden konnte.

Ich denke so ähnlich wird dieses Statement auch in der schweizer Politik ankommen. Es gibt kein klares Meinungsbild, und die Mehrheitsfischer (Politiker) wären ausgesprochen dumm, sich nur dem einen Teich zu widmen.

speedyjoe schrieb:
bei der masseneinwanderungsinitiative haben die gegner über 4mio franken ausgegeben, die befürworter lediglich die hälfte davon und doch haben die befürworter gewonnen. das portemonnaie war hier wenig ausschlaggebend.

Wenn ich mir Deutschland so anschaue, ist es nicht notwendig für eine solche Kampagne viel Geld auszugeben (auf Befürworterseite), denn die Überzeugungsarbeit in diesem Bereich wurde schon vor langer Zeit geleistet. Dazu ein kleines Zitat (ich glaube es war B. Brecht): "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch". (Bitte nicht auf die Schweiz beziehen, dabei geht es um das europaweite Phänomen Faschismus mit seinen isolationistischen Grundzügen, die in der heutigen Mirgrationsdebatte nachschwingen). "Der Schoß" steht für mich für eine ziemlich lange Tradition von Nationalismus, Isolationismus und Rassismus in der europäischen Geistesgeschichte.

Migrationsbefürworter haben es jedoch mit der von dieser Überzeugungsarbeit und Tradition geschaffenen angeblichen "Normalität" zu tun, und in dem Fall ist die Überzeugungsarbeit noch im vollen Gange, oder zumindest noch nicht in den Köpfen der Mehrheit wirklich angekommen.
 
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...aber Ergebnisse rund um 50% eben mMn eher ausdrücken, dass "das Volk" sich nicht wirklich entscheiden konnte.
das spielt doch gar keine rolle. sie wurden gefragt und wenn sie keine meinung dazu haben, wird die gewichtung derer, die eine eindeutige meinung zum thema haben eben höher. unterm strich wurden aber alle gefragt und jeder berechtigte hatte ein gleichgewichtiges mitspracherecht.

dabei geht es um das europaweite Phänomen Faschismus mit seinen isolationistischen Grundzügen,
dass die schweizer eine übermäßige zahl von zuwanderern fürchten hat nichts mit faschismus zu tun. sie sind nicht gegen andere ethnische gruppen, sie sind für sich selbst. das ist der entscheidende unterschied, der leider oft schwer abzugrenzen ist. sie sehen sich nicht als etwas besseres, sie wollen nur im eigenen land nicht die probleme anderer aufgebürdet bekommen (z. b. wirtschaftskriese und arbeitslosigkeit in der eu).
 
und welche parteien haben die schweiz für die annahme der initiative gelobt? rechtspopulistische und rechtsextreme parteien. auf solches lob verzichte ich dankend. man kann durchaus die tendenz beobachten, dass rechtes und nationales gedankengut wieder salonfähig wird. eine fragwürdige tendenz, aber die politik ist auch selber schuld, sie habens verpennt.
stellt sich nur die frage, ob diese veränderung des diskurses uns überhaupt bewusst ist? für die svp sind immer wieder die ausländer schuld. es gehört zum morgendlichen politkaffee und lockt keinen mehr hinter dem ofen hervor. irgendwann hat man sich daran gewöhnt. aber steckt hinter der gewöhnung nicht auch die gefahr, dass wir an dieser idee zunehmend gefallen finden. wir hören sie ja ständig und dann wird ja wohl schon was dran sein.

DerOlf schrieb:
Bin ich Schweizer? - so genau kenne ich mich in dem System nicht aus.

deshalb steht ein insider dir mit rat und tat zur seite. ;)
 
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Lübke schrieb:
dass die schweizer eine übermäßige zahl von zuwanderern fürchten hat nichts mit faschismus zu tun.

Was ich schrieb hat auch recht wenig mit Faschismus an sich zu tun. Dieser Begriff ist einfach eine willkommene Möglichkeit, auf die Strukturen hinzuweisen, auf denen auch heute noch fremdenfeindliche Kampagnen aufsetzen können.
Der imperialistische Boom der Kolonialzeit war nur deshalb in solch unmenschlicher Form möglich, weil sich die Europäer eben tatsächlich für was besseres gehalten haben. Man sollte nicht vergessen, dass der Höhepunkt dieser Entwicklung fast zeitgleich mit der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte erreicht wurde, diese aber am Umgang der Herren mit ihren Kolonisierten nicht wirklich viel geändert hat.
Woran das lag, da wird sich bis heute drum gestritten, aber die Aberkennung des Status "Mensch" spielt dabei eigentlich immer eine entscheidene Rolle. Im Prinzip hat es die Erklärung der Menschenrechte zunächst sogar schlimmer gemacht, denn erst dadurch wurde es tatsächlich nötig, jemanden zum Untermenschen zu degradieren (oder den Status "Mensch" an typisch europäische Zivilisationsmerkmale zu binden), weil man ja keinen "Menschen" so misshandeln kann. Untermenschen braucht man diese Rechte nicht mal abzusprechen, sie gelten für sie einfach per Definition nicht.
Und sogar nachdem es fast unmöglich wurde, ein menschliches Wesen als NIcht-Mensch zu betrachten, wurden die Europäer nicht müde, nach Gründen für die Unterlegenheit der in den Kolonien jeweils unterdrückten Völker zu suchen. Zur Not war man eben nicht mehr nur da, um das Land wirtschaftlich auszubluten, sondern um den armen Wilden die Zivilisation zu bringen - in Form der richtigen Religion, aufwändiger Bürokratie, auf den Schutz des Eigentums (das sich natürlich schon lange nichtmehr in der Hand der Einheimischen befand) ausgerichteten Rechtssystemen oder einfach, um sie vor den anderen Kolonialstaaten zu "schützen" (Protektorate). In aller Regel wurde da nichts weiter geschützt, als der eigene "Way of Life". Die hatten so betrachtet damals auch nicht gegen ihre Sklaven, oder die "Protektoratsbewohner", aber ohne ihre unmenschliche Behandlung hätte das Leben eben auch nicht einfach so weitergehen können, wie gewohnt. Jahrhunderte der Begründung und des Zwanges immer neuer Begründungen, gerade aufgrund der sich selbst (und dem "Wir", in dem man sich verortet) selbstverständlich zugesprochenen Rechte.

Das ist eine Ideologie, die über Jahrhunderte hinweg Spuren ins Denken der Europäer geschabt hat - fast wie Spurrillen auf der Autobahn, da rutscht man leicht mal rein, ohne es sofort zu bemerken.
Kolonialismus, Rassismus, Imperialismus, Faschismus, Nationalismus, Volks- bzw. Nationalidentität - alles Begriffe, die für mich aus der gleichen Ecke kommen. Dabei geht es um Legitimationsfiguren hinter Alltagshandlungen, die z.B. zum absoluten Glauben an "deutsche Wertarbeit" beigetragen haben, obwohl in Deutschland ganz sicher nicht nur Qaulität produziert wird. Auch der Hinweis "Made in Taiwan" geht auf etwas ganz ähnliches zurück. der erste Hinweis dieser art prangte auf in deutschland gefertigten Werkzeugen auf dem englischen Markt - "made in Germany" stand (der definition nach) für qualitativ nicht so hochwertigen Stahl, allerdings wurden ein paar Jahre später mehr Werkzeuge MIT diesem Warnhinweis verkauft, als ohne. Der ursprüngliche Hinweis hatte also nichts mit der tatsächlichen Quallität der Produkte zu tun. Dieser Hinweis war ein Stück protektionistische Wirtschaftspolitik par excelence.
Den gleichen Zweck erfüllen diese Aufkleber noch heute. "Made in China" ist für viele Deutsche ein Zeichen für eine ethisch nicht gutzuheißende Produktionsmaschinerie, die Kinderarbeit zwar verurteilt, aber dennoch nur wenig dagegen tut, die ihre Arbeiterschaft teilweise hält, wie hierzulande Bauern Schweine halten und so weiter. Mit den tatsächlichen Verhältnissen dort hat dieses Bild natürlich nichts zu tun, aber der Kunde greift dennoch lieber zu Produkten aus der EU.
Es ging mir dabei um eine Struktur, die um einiges Älter ist, als die Nazizeit, der Kolonialismus oder der Kapitalismus - und seit jeher scheinnbar Teil dessen ist, wofür wir uns halten. Das "Andern" (in deutsch klingt das echt doof, "Othering" klingt besser), also die Abgrenzung der eigenen Gruppe gegenüber anderen Gruppen und Individuen. Schon die Bezeichnung als Deutscher, Schweizer oder Chinese macht eine Aussage über Zugehörigkeitsordnungen und die eigene Position (z.B. als Deutscher in der Schweiz oder als Chinese in Frankreich), über den Zugang zu Privilegien.
Und darum geht es mir, wenn ich den "europäischen Faschismus" ins Feld führe, denn von dort gehen direkte verbindungen zu den heute in eurpopa etablierten Berechtigungssystemen (im Bezug auf Bildung, Arbeit, Sozialversicherung, Beratung und und und)

sie sind nicht gegen andere ethnische gruppen, sie sind für sich selbst. das ist der entscheidende unterschied, der leider oft schwer abzugrenzen ist. sie sehen sich nicht als etwas besseres, sie wollen nur im eigenen land nicht die probleme anderer aufgebürdet bekommen (z. b. wirtschaftskriese und arbeitslosigkeit in der eu).

Und wenn du das in die Zeit vor 1933 überträgst und in der damals in der Politik etablierten Sprache formulierst, hast du in etwa das Wahlprogramm der NSDAP.
Auch die Deutschen waren (jenseits der politischen und ideologischen Führung) nicht unbedingt gegen die Anderen, solange sie denn nach den deutschen Spielregeln spielen, egal wie fair oder unfair die nun sind, oder ob sie mit der Menschenrechtscharta unvereinbar sind.
Sogar beim "Unternehmen" Barbarossa - dem Russlandfeldzug - ging es offiziell nicht darum, möglichst viele Russen und Polen abzuschlachten, es ging um den berühmten "Lebensraum im Osten", den das "deutsche Volk" meinte, dringend zu brauchen.

Ich will dich nicht persönlich angreifen, rate aber eben zu extremer Vorsicht, bei derlei "Volkstümeleien" wie "Ich bin nicht gegen euch, aber ich bin einfach FÜR mich und meinesgleichen". Denn da kann mMn ganz schnell eine Stimmung draus werden, die "Neger" zwar niedlich findet oder gar für "edle Wilde" hält - aber eben nur solange sie einem nicht zu nahe kommen.
"Ich habe ja nichts gegen euch, ich will euch nur nicht hier haben" - DAS ist der Isolationalismus, Nationalismus und auf umwegen auch noch immer der Rassismus im Zentrum der europäischen Gesellschaft.

PS:
Das wichtigste wie immer zum Schluss. Auch mich selbst darf ich davon nicht ausnehmen. Auch ich kann verstehen, wenn Leute eben ihre eigene Familie, den eigenen Stamm oder das eigene Volk wichtiger nehmen, als all die anderen Menschen. Ich bin nur bereit, mir die Legitimationen anzuschauen, auf deren Basis ich versucht sein könnte, Anderen Rechte abzusprechen, die für mich und meinesgleichen selbstverständlich sind. Ich betrachte das dann so gut es mir eben möglich ist als eingebettet in einenn historischen Prozess (einen Diskurs), und stoße bei der Suche nach den "Wurzeln" (eigentlich gibt es sowas nicht) dieser Denke leider sehr oft auf krude Erfindungen und eine lange Reihe von Rationalisierungen, an deren Ende dann eben die "Normalität" des "Jedem das seine, aber mir am meisten", oder des "lebt eure Kultur wo ihr wollt, aber NICHT gerade hier" steht.
Die einzig gute Begründung dafür, ist eigentlich Tradition - die Tradition dieser Denke.
 
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Das Lob, das "wir" momentan von Rechtsextremen, Antisemiten usw. bekommen, so würde man meinen, sollte uns eigentlich nachdenklich stimmen. Der Herr Borghezio, der die Schweiz gegen die angebliche EU-Diktatur verteidigen möchte, ist schon unzählige Male durch rassistisch motivierte Straftaten aufgefallen. (Unter anderem zündete er Zelte von Asylanten an und sympathisiert mit Breivik...)
Doch die SVP hat natürlich nichts Besseres zu tun als den Herrn Borghezio noch in Himmel zu loben. Schade, dass die Schweiz, in der fast die Hälfte gegen die Initiative votiert hat, nun als Vorbild für die Rechtsextremen der Welt erhalten muss.

Das Gefährliche am ganzen Rechtspopulismus, der im Moment auf dem Kontinent herumgeistert, ist vor allem auch, dass Fremdenhass wieder salonfähig wird. Wenn man täglich hört, dass die Ausländer an allen Problemen schuld sind, dann muss es ja auch so sein. Und darauf kann man aufbauen und noch radikaleres Gedankengut verbreiten.

Und noch etwas zu unseren Muster-Demokraten von der SVP:
Die SVP behauptet den ganzen Tag lang irgendwas von, dass sie eben die einzigen Demokraten sind, die auf das Volk hören. In Tat und Wahrheit ist die SVP aber wohl die am wenigsten demokratische Partei der Schweiz. Wenn die Westschweizer nicht so stimmen, wie SVP das gerne hätten, dann wird eben behauptet, die Westschweizer hätten ein schwächeres Bewusstsein für die Schweiz und seien sowieso die schlechteren Schweizer. Und dann wird dann auch gerne mal behauptet, dass wer in die EU wolle oder nicht SVP wähle, kein richtiger Schweizer sei...
 
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Ich seh es so... Für mich war die Schweiz schon immer streng also nichts neues und nur weil es mitten in Europa liegt sehe ich da auch keine Verpflichtung (bin zum Teil auch GB-Staatsbürger) nur Aufgrund von Druck von "Oben" das System umzuschmeißen.

Sehe das Ganze also am Ende neutral, die Endentwicklung wird mich interessieren da ich Verwandte und sogar noch ein Sparbuch in der Schweiz habe (vlt. ist das ja am Ende irgendwann ein Luxus ;) )
 
Dann schreibe ich auch mal was dazu:

Die Schweiz ist unsagbar clever und man muss dies (ich glaube zwar nicht, dass die Bevölkerung dies genau so getan hat, hoffe es aber) aus mehreren Gesichtspunkten sehen.

Zum einen ist die Schweiz ein relativ reiches Land und besitzt einen ca. 20%igen Ausländeranteil. Und man sieht, dass es mit diesem Ausländeranteil durchaus funktioniert in einem Land zu wohnen! Das heißt, der Anpassungswille der Einwanderer, sowie die Integrationspolitik in der Schweiz funktionieren dermaßen gut, dass es zwar zu Reibereien kommt, diese aber Ausnahmen sind.

Jetzt überlegen wir mal. Wir haben hier ein Land in einem gewissen Gleichgewicht, ja sogar in einem relativ reichen Land mit gutem Sozialsystem und guten Löhnen sowie gutem Einkommen.

Würde dieses Land nun unkontrolliert Menschen aufnehmen, würde dieser Reichtum gesprengt werden. Jetzt könnte man sagen: "Die reichen Schweizer wollen alles für sich behalten." So sehe ich das nicht. Sondern ich sehe es so: Der Anteil der Ausländer in diesem Land ist bereits hoch. Würde man den Anteil der Bürger in diesem Land drastisch erhöhen (entweder durch eine massive Geburtenrate, die jedoch eher schleichend wäre) oder durch "Import von Menschen", so ist das dortige System als solches gefährdet.

Das könnte dazu führen, dass der Reichtum als solcher, dass die Bedingungen als solche in diesem Land gefährdet sind. Reichtum in Hinsicht nicht nur auf Luxus, sondern Lebensqualität. Was bringt es, wenn jedes Land auf dieser Welt unendlich viele Flüchtlinge oder Menschen aus anderen Ländern aufnimmt? Aus Ländern, in denen es diesen Menschen schlechter geht, keine Frage. Aber als letzte Konsequenz ergäbe sich dann ein neues Problem: Wenn alle Länder diese Menschen aufnehmen, so würde das hiesige Sozialgefüge bröckeln. Immer höhere Kosten würden erst einmal auf dieselbe Menge an Steuerzahler zukommen. Was dann bröckelt ist die eigene Fähigkeit für die eigenen Bürger zu sorgen, später dann für die Eingewanderten und letztlich für alle.

Der Anreiz zur Einreise würde dann wieder sinken. Nicht nur der Anreiz, die Zustände in den besagten "reichen" Ländern würde katastrophale Auswirkungen erreichen. Nicht dass dies in irgend einer Form ein Gedankengut von außen ist. Das sind meine persönlichen Überlegungen. Wenn ein ohne Reglementierungen anhaltender Strom von Flüchtlingen in die "reichen" Länder einfließt, so wird es für alle Menschen in diesem Land nicht besser, und auf der anderen Seite wird es in den Ländern, aus denen die Flüchtlinge kommen auch nicht besser.

Das bedeutet wiederum: Ich habe auf der Welt (wir nehmen einfach Zahlen um es zu verdeutlichen) 200 Länder in denen es schwer ist zu leben, 100 Länder in denen Menschen flüchten müssen weil es zum Überleben nicht reicht, und 70 Länder denen es gut geht.

Würden die Menschen aus den 100 Ländern in die 200 Länder ziehen, würden diese ebenfalls vollständig verarmen und zu den 100 Ländern dazukommen.
Würden die Menschen aus den 100 Ländern in die 70 Länder ziehen, würde es denen schwer gehen und ggf. sogar abrutschen bis es noch schlechter ist.

Das heißt: Es würde ausnahmslos allen und das ist der zentrale Punkt, schlechter gehen. Es hilft also nicht, wenn jedes Land unendlich viele Menschen aufnimmt. Es müsste auch in den Ländern, aus denen sie flüchten besser werden. Da dies aber nicht gewährleistet werden kann, kann auch nicht jedes Land unendlich viele Menschen aufnehmen. Denn dadurch geht es wiederum diesen Ländern schlechter. Was bedeutet es würde am Ende jedem Land schlechter gehen, und somit wieder die Frage lauten: Wohin sollen die Menschen dann hin?

Einschränkungen daher so wie die Schweiz zu haben, mit ihrer Politik und ihrer Methode ist etwas gutes, es gibt Chancen und es gibt Möglichkeiten. Würden sich die anderen Länder dort ein Vorbild nehmen (wobei es hier an der radikalen Politik/Wirtschafts und Sozialänderung scheitert) könnte jedes Land besser agieren. Stattdessen wird z.T. auf der Schweiz wegen der Entscheidung rumgehackt.
 
Gegen vernünftige Einschränkungen mit einer Begründung wie von @Onkelhitman habe ich nichts, denke aber sie sollten dann zweigleisig sein.
Was bedeutet das für mich? Ganz einfach Einfuhrzölle auf alles, was z.B. momentan in Norditalien (oder Tschechien) so billig eingekauft werden kann, dass es sich für Schweizer (oder Deutsche) lohnt, NICHT in der heimischen Wirtschaft einzukaufen. Das wäre das Ende der Freihandelszone Europa, und ich glaube nicht dass es damit tatsächlich allen besser geht.

Wenn schon Protektionismus, dann doch aber bitte richtig - ohne Extrawurst für die Inhaber der "passenden" Pässe. Dieser Aspekt der Grenzgängerei ist bisher hier kaum aufgetaucht, gehört aber meiner Meinung nach ebenfalls in diese Ecke, denn wer im Ausland einkauft, der schädigt damit letztlich seine egene Nationalökonomie.

Vernünftige Einschränkungen sind OK, solange das aus einer Grenze nicht eine Linie macht, die nur Volk XY zum eigenen Vorteil übetreten darf.
Leider glaube ich ganz sicher nicht, dass die SVP eine vernünftige Lösung intendiert..
 
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Onkelhitman schrieb:
Stattdessen wird z.T. auf der Schweiz wegen der Entscheidung rumgehackt.

das rumgehacke auf der schweiz ist noch mit einem weiteren problem verknüpft. die personenfreizügigkeit ist teil eines gesamtpaketes der sogenannten bilateralen I. diese pakete behandeln technische handelshemmnisse, öffentlichen aufträge, landwirtschaft, landverkehr, luftverkehr und forschung. im grunde ein abkommen um erleichterten zugang zum europäischen binnenmarkt zu erhalten. die verträge haben zudem eine guillotineklausel. wird ein paket gekündigt, wird das ganze vertragswerk gekündigt.
der auftrag der schweiz ist es nun, mit der eu die personenfreizügigkeit neu auszuhandeln. und hier reagiert die eu verständlicherweise verärgert. die schweiz ist kein eu und kein ewr-mitglied, aber sie hat einen relativ guten zugang zum europöischen binnenmarkt. man kann es leicht so interpretieren, dass die schweiz einfach ein paket rausnimmt und dieses für sich verbessern will, während der rest so bleibt. die grosse kritik der eu ist deshalb durchaus nachvollziehbar. es stösst bei ihnen gewissermassen auf unverständnis, dass die schweiz einerseits dabei sein will, andererseits es aber auch nicht will.
erklärt man den politikern im ausland die abstimmung. können sie durchaus nachvollziehen, weshalb die initiative angenommen wurde. aber an der eigentlichen position ändert das bei ihnen wenig.
 
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Ich mag die Schweizer nicht wirklich. Ich halte sie für noch launiger als uns, für noch geiziger und für noch weniger an Service interessiert (nachdem sie Geld kassiert haben).

Aaaaber... ich halte das politische System der Schweiz für eines der besten der Welt. Wenn ich ab und zu Amerikanern dazu rate, sich an einem anderen Land zu orientieren, dann ist das die Schweiz. Ja, genau, die Schweiz ist das einzige Land, welches ich für demokratischer befinde als die USA. Das mag jetzt kaum ein Europäer verstehen, aber das ist mir egal. Es ist nicht meine Aufgabe, hier irgendwem zu erklären, was direkte Demokratie ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich mag das Schweizer System, und wenn die Schweizer morgen abstimmen, dass Gras rot ist, dann halte ich zwar die Schweizer für Deppen, aber ziehe nach wie vor den Hut vor ihrem politischen System.
 
Hast du sonst noch irgend eine Pauschalisierung oder hast du jetzt jeden mal kurz in den Sack gesteckt und mit dem Knüppel draufgehauen?
 

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