Sinn und Unsinn von "geschlechtergerechter" Sprache

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was ich bei dem GEnder nicht verstehe ist, warum die Entwicklung hin zu noch mehr KAtegorisierung stattfindet somit Rollen noch viel mehr gefestigt werden.

Logisch wäre doch an sich das Gegenteil, eine Sprache zu entwickeln, die neutral ist und eben keine Rollen zuweist. Sprich Artikel und Wort bleiben unabhängig wer gemeint ist immer gleich. Statt der Bäcker eben, keine Ahnung, de/das Bäcker und es gibt dann halt nur diesen einen Artikel. Ich verstehe einfach nicht, warum man sich hierbei eben nicht unter anderem am englischen "the" orientiert...
 
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Mustis schrieb:
warum die Entwicklung hin zu noch mehr KAtegorisierung stattfindet somit Rollen noch viel mehr gefestigt werden.
weil viele, so habe ich das Gefühl und mag mich irren, nach außen zeigen möchten etwas besonderes zu sein.
Sich von der Masse abzuheben. Ich kann hier nicht für die Gefühlswelt eines richtigen "divers" sprechen und mich da auch nicht eindenken. Aber diese massive fragmentierung zieht den vermutlich richtigen Hintergrund ins lächerliche und ist kontraproduktiv.
 
Ich hätte dazu ja gern mal die Meinung eben einer solchen Person gehört. Aber die Verfechter hier im Forum äußern sich zu diesen konkreten Fragen irgendwie nie...
 
Ich könnten dir einen Zugang zur entsprechenden Twitter Bubble ermöglichen. Da geht's ja im Kern nur darum die richtigen Accountnamen zu kennen.

Das Thema Gender ist auch sehr fragmentiert bzw. die Art wie darüber diskutiert/beraten wird. In erster Linie und auch für das schlechte Licht bei "uns" verantwortlich sind leider die Stimmen, die durch Polemik und Pauschalisierungen wie "toxic masculinity", "fragile Männlichkeit" oder einer überall vermuteten Misogynie den Diskurs zwar bestimmen, aber eben auch die vernünftigen Stimmen übertönen.

Vielen geht es - meine Meinung nach - nicht im Entferntesten um Aufmerksamkeit im Sinne einer Sonderstellung ggü. dem binären System. Häufig geht es darum, überhaupt gesehen zu werden, quasi als Wunsch der Sensibilisierung der Mehrheitsgesellschaft gegenüber.
 
Den Wunsch gehört zu werden vertsehe ich auch. Sonst kann man schlecht auf die Schlechterstellung hinweisen, die in einigen Fällen ja konkret vorhanden ist. Man denke nur an die Gleichgeschlechtliche Ehe etc.

Nur glaube ich nicht, dass eine derartige Fragmentierung der Sprache diesem Ziel dienlich ist. Und wenn es neutral ist, betone ich niemanden.
 
Noxiel schrieb:
Häufig geht es darum, überhaupt gesehen zu werden, quasi als Wunsch der Sensibilisierung der Mehrheitsgesellschaft gegenüber.

Nachdem das Thema jetzt schon einige viele Jahre durchs Internet geistert, befasse ich mich damit halt auch nebenbei immer mal wieder. Mal mehr, mal weniger. Ich bin da ursprünglich über das Bildblog und deren 6 vor 9-Kategorie auf jede Menge Artikel gekommen, die sich damit auseinander setzen. Ich muss sagen, dass ich da offen rein gestartet bin, mittlerweile die Denkweise die dahinter steht massiv ablehne - den Intersektionalismus.

Nicht weil die Intention "Gerechtigkeit" falsch wäre, sondern weil genau das zwei Dinge passieren, die sich aus meiner Sicht nicht vertragen: Zum einen prangert man Schubladen und Klischees an. Alles was irgendwie einem Schema entspricht ist pauschal schlecht und diskriminierend - gleichzeitig schafft man möglichst viele Schubladen damit man noch genauer in Gruppen einteilen kann. Teilen wir nach biologischem und sozialem Geschlecht, sexueller Präferenz, nach Hautfarbe, Religion, Herkunft etc. ein und dann schaffen wir die Basis für eine eine Matrix bei der sich dann auch wirklich jeder einer oder mehreren Minderheiten zugehörig fühlen kann, die von irgendeiner Mehrheit unterdrückt wird. Finden sich weltweit zwei Einzelfälle, machen wir eine neue Gruppe auf...und der Ausweg aus der Unterdrückung aufgrund irgendwelcher Merkmale ist seltsamerweise IMMER eine möglichst große Aufmerksamkeit für die eigene Identität bzw. die Gruppen zu schaffen. Nachdem ich eine ganze Reihe von e-Papers aus der Szene gelesen habe, war das Muster einfach überwältigend.

Und so blöd das klingt: Was spricht dagegen einfach jeden Menschen so zu akzeptieren wie er ist? Ja - Religion, Tradition, whatever. Aber das spricht man lieber nicht an, das ist auf einmal "das Patriarchat". Die Paradoxien fliegen den Vertretern gerade bei der "gendergerechten Sprache" um die Ohren. Wenn wir nach nicht nur nach biologischem und gesellschaftlichem Geschlecht ("Sex" und "Gender") unterscheiden sollen - wo ist das Problem das grammatikalische Geschlecht auch noch zu unterscheiden? Die Ablehnung von "altbewährten Prinzipien" führt dazu, dass genau das was mit dem generischen Maskulinum (oder Femininum) bereits gelöste Problem "alle sind gemeint" neu zur Diskussion zu stellen. Wenn ich ein Geschlecht explizit meine, muss ich das eben dazu schreiben - in der Mehrheit wird das aber aus Gründen von Anti-Diskriminierung eben nicht erfolgen.
 
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Mustis schrieb:
was ich bei dem GEnder nicht verstehe ist, warum die Entwicklung hin zu noch mehr KAtegorisierung stattfindet somit Rollen noch viel mehr gefestigt werden.
Das ist tatsächlich auch ein Punkt, den ich ziemlich kompliziert finde.
Klar, es geht darum, gehört bzw. gesehen zu werden ... oder eben zu denken, man sei in der Sprache ausreichend repräsentiert. Und das erfoprdert eben an einigen Stellen weitere Differenzierungen.
Allerdings tut es nichts gegen die repressive Natur der dichotomen Geschlechterordnung (in der es eben doch "nur" drei Geschlechter gibt .... männlich, weiblich und abweichend), unter der Frauen und Männer (und alle Abweichler) bisweilen zu leiden haben.

Denn dagegen ist eigentlich eher eine "Anti-Differenzierung" wirksam ... aber natürlich kann man die Dichotommisierung auch durch Diversifizierung (und damit Überkategorisierung) ad absurdum führen ... es macht kaum sinn, von Männen und Frauen zu reden, wenn die Eigenschaften, die man damit verknüpft hat, nur noch auf knapp 10% der beiden Gruppen "irgendwie zutreffen" und die aus diesen Eigenschaften ableitbaren Kategorien die Individuen eben nicht mehr trennschaf einteilen (was sie ja im Grunde nie getan haben ... auch bei "Mann und Frau" nicht) oder wenn sich von den zwei klassischen Geschkechtsbezeichnungen einfach kaum noch jemand wirklich angesprochen fühlt.

Be der Vervielfältigung der möglichen Geschlechtsidentitäten geht es mMn primär darum, das "duale System Geschlechtsidentität" aufzuweichen.

Um Biologie gehts dabei eh nicht.
 
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DerOlf schrieb:
Klar, es geht darum, gehört bzw. gesehen zu werden ... oder eben zu denken, man sei in der Sprache ausreichend repräsentiert. Und das erfoprdert eben an einigen Stellen weitere Differenzierungen.

Ist das so mit der Repräsentanz in der Sprache? Oder sind das Befindlichkeiten einzelner?! Es gibt bei den Berufen sicher Bezeichnungen, die eben nicht geschlechtsneutral zu formulieren sind wie die "Krankenschwester" die "Hebamme" oder der "Müllmann". Es ist ja wirklich nicht so, dass es da keine ausschließenden (und diskriminierenden) Begrifflichkeiten gibt.

Auf der anderen Seite finde ich diese Haltung "ihr müsst das so machen, sonst seid ihr Unmenschen" ein ziemlich übergriffiges Verhalten, wenn das in Sachen "Cancel Culture" abdriftet dann ist man schnell bei den Doppelstandards, dass man Mobbing aus den eigenen Reihen befürwortet, wo man doch gegen Mobbing und Ausgrenzung ist.
Deswegen finde ich diesen Begriff der "geschlechtergerechtigkeit" auch völlig unpassend. Es gibt zwei Arten "Gerechtigkeit" zu definieren: Gleiche Chancen, gleichverteiltes Ergebnis. Oder: "Alle bekommen das gleiche" gegen "alle bekommen genau das was sie brauchen". Wenn man es genau nimmt, müsste man das sowas wie "geschlechts-inkludierende"-Sprache nennen.
 
@B.XP
Wobei ich festgestellt habe, dass das Konzept der Intersektionalität innerhalb dieser Bubble selbst
a) hoch umstritten ist bzw.
b) für Viele nichts greifbares ist, was sie bei Nachfragen wirklich erläutern könnten.

Und wie so oft. Meinungsführer sind auch hier, nicht die vernünftigsten Stimmen sondern wie überall die lautesten. Solche, die durch Pauschalisierungen und Polemiken das Thema im Gespräch halten aber bei uns "cis" Leuten dadurch eben nur Ablehnung produzieren.
Das Thema an sich, lässt sich auf wenige Fragen destillieren, deren Beantwortung einen selbst deutlich weiter bringt, als auf den Zug der "Genderwahn" Rufer aufzuspringen.

"Glaube ich, dass es abseits des biologischen Geschlechts (m/w) auch ein soziales Geschlecht gibt?"
"Wenn Nein, warum nicht?"
"Wenn Ja, wie bzw. sollen wir das überhaupt in unserer Gesellschaft sichtbar machen?"

Was ich als Mitglied der Mehrheitsgesellschaft akzeptiere ist, dass ich sicherlich Diskriminierung anders bzw. gar nicht erlebe, als jemand mit z. B. dunkler Haut oder als Frau. Die Mechanismen dahinter sind diskutabel, auch ob deren Wirksamkeit durch Quoten oder Sprache begegnet werden können.

Sachlich zu diskutieren ist bei dem Thema schwierig bis fast unmöglich. Was zum Einen an den Genderwahn Rufern liegt, aber genauso an den Menschen aus dem anderen liegt, die in jedem Widerspruch Misogynie, das Patriarchat oder eben strukturellen Rassismus sehen.
 
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Das Problem ist, dass bei vielen, wohl auch der absolute Großteil, welche nicht Gendern, dies nicht böse meinen. Es ist nicht toll, beschuldigt zu werden, etwas falsch gemacht zu haben, obwohl das gar nicht die Absicht war, oder man sogar glaubte, es sei richtig.
Ähnlich wie beim Thema Negerkuss, oder Zigeunerschnitzel. Keine sagt das ja aus Bosheit (aber ich bin froh, dass das Wiener Schnitzel, nicht Nazischnitzel heißt).

Wiederum der Ausdruck "Schwuler" habe ich in meinem Leben öfters als Beleidigung gehört, als so manche andere Begriffe, aber das Wort gilt trotzdem als richtig.
 
Ja, volle Zustimmung.
Für etwas ermahnt zu werden, von dem man dachte, dass es korrekt sei, führt bei vielen zur Abwehrreaktion.
Ich habe als Jugendlicher selbst "schwul" als Schimpfwort benutzt, natürlich ohne mir bewusst zu machen, wie verletzend das auf tatsächlich homosexuelle Menschen wirkt, die noch nicht einmal Adressat der Beschimpfung sein mussten.

Das vehemente Verteidigen alter, sprich gewohnter Begriffe ist auch ein Schutzmechanismus in einer komplizierter werdenden Welt. Ich glaube tatsächlich, dass den wenigsten der Negerkuss wirklich so wichtig als Begriff ist, dass sie ihn unbedingt weiterhin so nennen wollen. Hier geht es um das Festhalten am Bekannten, dem Vertrauten. Zumindest häufig.

Brauche ich das Zigeunerschnitzel auf der Speisekarte? Nein.
Würde ich eines bestellen und es dabei auch so nennen? Ja.

Sollte die Mohrenapotheke umbenannt werden? Nein. Darüber reden, warum sie so heißt und warum viele Dinge ein Kind ihrer Zeit waren, so wie zum Beispiel der Sarotti Mohr. Unbedingt. Im Zweifel ist es mir wichtiger einzuordnen warum Menschen in der Vergangenheit gehandelt haben, wie sie gehandelt haben, anstatt alle Anzeichen daran zu tilgen. Das Wenigste geschah aus böswilligen Rassismus heraus. Und diese Dinge heute aus unserem Bewusstsein zu tilgen, hieße zu verleugnen, dass es sie in der Vergangenheit gegeben hätte.
 
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Noxiel schrieb:
Im Zweifel ist es mir wichtiger einzuordnen warum Menschen in der Vergangenheit gehandelt haben, wie sie gehandelt haben, anstatt alle Anzeichen daran zu tilgen. Das Wenigste geschah aus böswilligen Rassismus heraus. Und diese Dinge heute aus unserem Bewusstsein zu tilgen, hieße zu verleugnen, dass es sie in der Vergangenheit gegeben hätte.
Mir fällt dazu spontan ein "Trauerspiel" um ein Krippenspiel ein ... am Ende musste der Mohr gehen (hatte seine Schuldigkeit wohl getan).
Für mich haben die drei Könige aber eine ganz andere Bewandnis ... die symbolisieren die drei aus Noahs Söhnen hervorgegangenen Stämme der Menschen ... das ist eine "Einheitsmetapher" ... "seht her, alle kommen um dem Heiland zu huldigen ... Könige mit Krone (europäisch) genau wie welche mit Turban (Orient) oder eben mit dunkler Haut (Afrika)".

Nicht, dass dort ein dunkelhäutiger dargestellt wird ... oder dass dieser bei einzelnen Krippenspielen eben wie ein "blackfaced" Weißbrot ausieht, ist rassistisch ... rassistisch ist nur, dass man die dunkle Figur aus dem Krippenspiel verbannen wollte. Keine Neger an der Krippe Christi ... und als König schon gleich garnicht.
Scheinbar haben die Initiatoren dieser Diskussion weit mehr Interesse an "rein weißen Weihnachten" als daran, etwas gegen Rassismus zu unternehmen.

Ich fand es schon sehr traurig, als ich davon gelesen habe. Rassismus besiegt man doch nicht, in dem man die Bilder derer, auf die sich Rassismus bezieht, aus der Öffentlichkeit tilgt.

Für mich ist und bleibt einer der drei Könige ein Dunkelhäutiger ... und ich lehne es strikt ab, diese Figur aus einem Krippenspiel zu entfernen, nur weil irgendwer es als "Rassismus" sehen will, öffentlich farbige Menschen darzustellen ... das ist ein Krippenspiel ... kein Zoo mit "Völkerschau" (letzterer ist tatsächlich extrem rassistisch).

Ausserdem ist das die Darstellung einer Bibelgeschichte ... ich kann das als künstlerische Freiheit werten ... Giuseppe Verdi wirft auch niemand vor, dass sein Ortello ein klassisches Beispiel von Blackfacing war.
 
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Hallo

Noxiel schrieb:
Für etwas ermahnt zu werden, von dem man dachte, dass es korrekt sei, führt bei vielen zur Abwehrreaktion.
Was heißt korrekt, sind das Binnen-I oder Gendersternchen eigentlich ein Teil der offiziellen Rechtschreibung ?
Wie schreibt man Diverse eigentlich korrekt an "Sehr geehrte Diverse Mustermann" oder "Sehr geehrter Diverser Mustermann" oder "Sehr geehrtes Diverses Mustermann" ?
Was ist eigentlich der korrekte Artikel für Diverse ? "Das" ?

Grüße Tomi
 
@Tomislav2007
Für Diverse gibt es anscheinend wirklich noch keine offizielle Formulierung. Empfohlen wird bei E-Mails die Person mit Vor- und Nachnamen anzusprechen, wie z.B.

"Guten Tag, Kai Mustermann"

Siehe dafür auch den wikipedia Eintrag
divers – Wikipedia

Bei der Frage des Artikels wäre ich ziemlich faul und wurde einfach, dass englische "the" eindeutschen.

Aber allgemein befasst man sich wohl erst seit zwei Jahren mit dem Thema und wir stehen noch sehr weit am Anfang. Dass sich die Sprache hier allgemein etwas ändert, glaube ich ist unvermeidlich, aber glaube ich nicht, dass es letztlich so aussehen wird, was gerade "getestet wird"
 
Hallo

CCIBS schrieb:
Für Diverse gibt es anscheinend wirklich noch keine offizielle Formulierung. Empfohlen wird bei E-Mails die Person mit Vor- und Nachnamen anzusprechen, wie z.B.

"Guten Tag, Kai Mustermann"
In Anschreiben/E-Mails von Firmen/Behörden wird aber "Sehr geehrte/r Frau/Herr" benutzt, davon müßte man sich verabschieden oder bei Diversen auf "Sehr geehrtes Diverses" einigen.

CCIBS schrieb:
Bei der Frage des Artikels wäre ich ziemlich faul und wurde einfach, dass englische "the" eindeutschen.
Was soll das sein, der universelle Ruhrpott Artikel "Dat", der gerne von Ausländern/Migranten benutzt wird, wenn/weil sie nicht verstehen wann der/die bei Gegenständen/Dingen benutzt wird ?

Grüße Tomi
 
Tomislav2007 schrieb:
Hallo


In Anschreiben/E-Mails von Firmen/Behörden wird aber "Sehr geehrte/r Frau/Herr" benutzt, davon müßte man sich verabschieden oder bei Diversen auf "Sehr geehrtes Diverses" einigen.
Das wird die Zukunft zeigen. Wie schon gesagt, gibt es gegenwertig nur eine Notlösung.


Was soll das sein, der universelle Ruhrpott Artikel "Dat", der gerne von Ausländern/Migranten benutzt wird, wenn/weil sie nicht verstehen wann der/die bei Gegenständen/Dingen benutzt wird ?
Wie schon viele Einflüsse von außerhalb die letzten Jahrzehnten davor. Möglich wäre es.
 
Noxiel schrieb:
Was ich als Mitglied der Mehrheitsgesellschaft akzeptiere ist, dass ich sicherlich Diskriminierung anders bzw. gar nicht erlebe, als jemand mit z. B. dunkler Haut oder als Frau. Die Mechanismen dahinter sind diskutabel, auch ob deren Wirksamkeit durch Quoten oder Sprache begegnet werden können.

Ich finde das es da los geht: Frauen sind ja jetzt nun mal keine Minderheit. Im Gegenteil - sie wären die Mehrheit derer, die "geschlechtergerecht" angesprochen werden soll.
Ein Problem, was ich mit der Szene habe ist auch das, dass die "Mehrheitsgesellschaft" per Definition männlich, cis, hetero und europäisch-stämmig ist - auch wenn dies faktisch nicht der Fall ist. Da muss man sich nur mal die Bevölkerung von Südamerika, Afrika, Indien und Asien ansehen um zu bemerken, dass dies eben nicht der Fall ist. Man muss sich ja nur mal Südafrika (als Nation) und dessen Geschichte ansehen; Da ist die "Mehrheitsgesellschaft" nicht unbedingt die, die diskriminiert, sondern da gibt es durchaus mal eine Minderheit, die eine Mehrheit unterdrückt.
Darüber hinaus passt dieses Weltbild, in dem es "Diskriminierung" überhaupt als Begriff gibt, nicht unbedingt in jede Kultur.

Auch finde ich diesen Diskurs insgesamt sehr elitär und offensichtlich ausschließlich auf einer entweder akademischen oder auf einer US-amerikanischen Sichtweise beruhend.
Warum? Ich bin in einem Viertel zur Grundschule gegangen, in dem ich als deutsch-stämmiger Mensch einfach in der Minderheit war - das Thema Sprachbarriere war allgegenwärtig. Und dann spielen halt immer die miteinander, die ihre Sprache untereinander verstehen. Einen Umzug später war ich dann einfach für die meisten "der neue" - Das Gefühl nicht irgendwie nicht dazu zu gehören und die gängigen Rituale nicht zu kennen verfolgt mich bis heute noch gelegentlich.
Aber nach der Theorie KANN das gar nicht passieren, auf der Unterdrückungs-Checkliste kann ich keine Häkchen setzen.

Da ist einfach dieses dauerhafte Mindset, dass es nur Bevorteilte und Benachteilte geben kann...

Noxiel schrieb:
Ich habe als Jugendlicher selbst "schwul" als Schimpfwort benutzt, natürlich ohne mir bewusst zu machen, wie verletzend das auf tatsächlich homosexuelle Menschen wirkt, die noch nicht einmal Adressat der Beschimpfung sein mussten.

Ich war (wie oben genannt) auch außen vor, weil ich Worte, deren Bedeutung ich nicht kannte, nicht benutzen wollte. An die Lektion in der 2. Klasse, was denn "Nazi" und warum das nicht als harmlose, inhaltlose, Beschimpfung taugt, erinnere ich mich noch heute. Das hat einer meiner Mitschüler aufgeschnappt und die Pause damit verbracht das Zeug von sich zu geben.

Meiner Ansicht nach ist aber jeder Begriff, egal wie "althergebracht" oder "neutral wirkend" er ist, problemlos in einem beleidigenden Tonfall oder herabwürdigenden Kontext zu verwenden. Wer seine Mitmenschen auf dem Level ihrer Identität attackieren möchte, findet immer einen Weg.
Ich fände es eher den richtigen Weg, Begriffe, die in der Vergangenheit in einer herabwürdigenden Weise verwendet wurden, zunehmend in einem positiven Kontext zu verwenden und damit die Bedeutung in einen positiven Kontext zu bringen. Gerade den Begriff "Mohr" fand ich aufgrund der Literatur immer positiv besetzt da damit auch immer Personen eines gewissen Rangs bezeichnet wurden.

CCIBS schrieb:
Für Diverse gibt es anscheinend wirklich noch keine offizielle Formulierung. Empfohlen wird bei E-Mails die Person mit Vor- und Nachnamen anzusprechen, wie z.B.

Vor allem wird es schwierig weil man von Außen wirklich keine Ahnung hat was diejenige Person empfindet. Das ist ein Problem für alle Beteiligten, Fehltritte sind peinlich. Hier ein Täter-Opfer-Prinzip etablieren zu wollen, ist dem guten Willen (der absolut angebracht ist und Grundlage dessen ist, dass alle weiter kommen) eher schädlich.

DerOlf schrieb:
Nicht, dass dort ein dunkelhäutiger dargestellt wird ... oder dass dieser bei einzelnen Krippenspielen eben wie ein "blackfaced" Weißbrot ausieht, ist rassistisch ... rassistisch ist nur, dass man die dunkle Figur aus dem Krippenspiel verbannen wollte.

Diese Geschichte mit dem "Blackfacing" finde ich schwierig. Zum einen gab es nun mal das Blackfacing im Kontext dessen, dass weiße Schauspieler dunkelhäutige Menschen damit verspottet haben. Mit diesem expliziten Zweck. Aber gerade beim Krippenspiel wird eine hochrangige Person, ein Würdenträger (als einer der "drei WEISEN") dargestellt.
Hier sind zwei Dinge der Fall - "ein weißer verkleidet sich als dunkelhäutiger um letztere zu verspotten". Aus meiner Sicht ist die zweite Hälfte das Problem - ob mit "blackface" oder ohne.

Eine Sache die ich relativ interessant finde: Die Debatte ist ja im Kern eine US-Amerikanische. Gewisse Dinge werden von afrika-stämmigen wie auch asien-stämmigen Menschen gepusht, wie das Thema "kulturelle Aneignung". Diese findet in diesem Moment unter anderem statt. Meine Problem mit dieser Sichtweise ist, dass es ursprünglich keine "black cuture" gibt. Es gibt jede Menge afrikanische Kulturen, die ja sehr unterschiedlich sind. Das was auf der anderen Seite des Atlantiks daraus entstanden ist, ist bestenfalls eine bunte Mischung daraus - mit einer durch die Sklaverei geprägten eigenen Historie und damit etwas in sich eigenständiges!

DerOlf schrieb:
Ich fand es schon sehr traurig, als ich davon gelesen habe. Rassismus besiegt man doch nicht, in dem man die Bilder derer, auf die sich Rassismus bezieht, aus der Öffentlichkeit tilgt.

Dito.

Tomislav2007 schrieb:
Was heißt korrekt, sind das Binnen-I oder Gendersternchen eigentlich ein Teil der offiziellen Rechtschreibung ?

AFAIK: Nein.
 
Tomislav2007 schrieb:
In Anschreiben/E-Mails von Firmen/Behörden wird aber "Sehr geehrte/r Frau/Herr" benutzt, davon müßte man sich verabschieden oder bei Diversen auf "Sehr geehrtes Diverses" einigen.
Solange du den Namen der Ansprechperson nicht kennst, oder allgemein die Firma anschreibst, wäre wohl eine Aufzählung angebracht.
Also "Sehr geehrte Damen, Herren und Diverse".


Da wir m Deutschen Artikel (und Sufixe) haben, die im Zusammenhang mit enem Namen klar "männlich" ODER "weiblich" anzeigen (siehe z.B. die Endung von "geehrte" im obigen Beispiel*), bliebe für einen "diverse"-Artikel nur die dritte Variante (das) ... und eine solche "Verdinglichung" finden die meisten Diversen ganz sicher auch nicht weniger diskriminierend ... da hilft es auch nicht, das in irgendeinen DIalekt zu übersetzen ... "dat" heißt "das" ... und "dat wees ooch jeda".
Schließlich sind das Lebewesen, und bei denen findet das "das" allenfalls in Verniedlichungen Verwendung ("das Kätzchen" als Beispiel).
Die Briten haben es da tatsächlich sehr viel einfacher ... denn egal ob "Cat" oder "Kitten" ... der Artikel bleibt "the".

Diversen den Artikel "das" voranzustellen, halte ich für keine gute Idee ... einfach weil ich mir nur schlecht vorstellen kann, dass die Betroffenen damit zufrieden wären.

*) Im Singular ist es je nach vermutetem Geschlecht der Ansprechperson ein "Sehr geehrte Frau ..." bzw. ein "Sehr geehrter Herr ..." ... die Artikel stecken da sozusagen in der Endung des "geehrt".
Ergänzung ()

B.XP schrieb:
Einen Umzug später war ich dann einfach für die meisten "der neue" - Das Gefühl nicht irgendwie nicht dazu zu gehören und die gängigen Rituale nicht zu kennen verfolgt mich bis heute noch gelegentlich.
Aber nach der Theorie KANN das gar nicht passieren, auf der Unterdrückungs-Checkliste kann ich keine Häkchen setzen.
Oh doch, das kannst du ... denn was du da beschreibst, sind ganz klassische und nebenbei ziemlich typische Diskriminierungserfahrungen nach Migration ... bei Deutschen sind die in Deutschland nur nicht ganz so ausgeprägt, wie bei jemandem, der aus einer "anderen Kultur" kam ... aber auch nach 20 Jahren wirst du beispielsweise noch an einzelnen Wortverwendungen oder Lautbildungen feststellen, ob jemand eher aus Süddetschland kommt, oder aus der Gegend nördlich von Hamburg ... auch wenn diese zwei schon seit 20 Jahren in Düsseldorf wohnen.
Diese Besonderheiten zeigen den Einheimischen, dass du nicht von dort kommst, also im eigentlichen Sinne eben NICHT dazu gehörst.
Erwachsene können damit weitaus besser umgehen, als Kinder ... und der Umstand, dass du noch heute teilweise unsicher bist, zeigt, wie schlimm das für dich als Kind gewesen sein muss.

Dass man als Deutscher immer denkt, man sei aufgrund der nicht ernstgenommenen Dimension der Diskriminierungserfahrungen undiskriminiert (zumindest der von dir addressierten Theorie nach) ist ein Effekt der öffentlichen Diskussion ... und natürlich daf man sich als Deutscher dann auch gerne mal anhören, dass man sich mal nicht so haben solle ... anderen geht es da in unserem Land ja weitaus schlechter.
Natürlich ... aber das ändert doch nichts daran, dass man sich als "Neuer" eben auch ausgeschlossen fühlen kann ... und sei es nur, weil man "Trottoir" nicht richtig aussprechen kann und stattdessen lieber "Gehweg" oder "Bordstein" sagt ... oder weil man eben "Servus" sagt, während alle anderen nur "Moin" oder "Mahlzeit" sagen.
Die meisten Dinge, die uns als "Zugereiste" ausweisen, machen wir nichtmal bewusst.
 
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B.XP schrieb:
Diese Geschichte mit dem "Blackfacing" finde ich schwierig.
Ich finde daran nur komisch, dass es beim Krippenspiel eben nicht um Blackfacing geht, sondern um eine traditionelle und aus der Bibel legitimierbare Darstellung eines der drei Weisen/Könige.

Ich habe einfach garnicht verstanden, warum jemand gegen traditionelle Krippenspiele argumentiert.
Ich sehe im Krippenspiel wie geschrieben eher eine Einheitsmetapher ... denn da stehen eben nicht nur vertreter verschiedener menschlicher Kulturkreise um die Krppe, sondern auch Tiere.
Natürlich ist das eine politische Metapher ... denn das Kind in de Krippe ist als Gottes Sohn dem Narrativ nach eben für ALLE Lebewesen auf der Erde enorm wichtig ... und nicht nur für alte weiße Männer.
 
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Hallo

DerOlf schrieb:
Da wir m Deutschen Artikel (und Sufixe) haben, die im Zusammenhang mit enem Namen klar "männlich" ODER "weiblich" anzeigen (siehe z.B. die Endung von "geehrte" im obigen Beispiel*), bliebe für einen "diverse"-Artikel nur die dritte Variante (das) ... und eine solche "Verdinglichung" finden die meisten Diversen ganz sicher auch nicht weniger diskriminierend ... da hilft es auch nicht, das in irgendeinen DIalekt zu übersetzen ... "dat" heißt "das" ... und "dat wees ooch jeda".
Da ist gar nichts klar:
Was ist bei sehr geehrte Teilnehmer ? Geehrte zeigt weiblich an und Teilnehmer zeigt männlich an, was denn nun ?
Ist der Baum wegen des Artikels "der" männlich, wieso heißt es nicht das Baum ?
Ist die Schere wegen des Artikels "die" weiblich, wieso heißt es nicht das Schere ?

DerOlf schrieb:
Schließlich sind das Lebewesen, und bei denen findet das "das" allenfalls in Verniedlichungen Verwendung ("das Kätzchen" als Beispiel).
Die Briten haben es da tatsächlich sehr viel einfacher ... denn egal ob "Cat" oder "Kitten" ... der Artikel bleibt "the".

Diversen den Artikel "das" voranzustellen, halte ich für keine gute Idee ... einfach weil ich mir nur schlecht vorstellen kann, dass die Betroffenen damit zufrieden wären.
Selbstverständlich sind Diverse Lebewesen aber keine weiblichen oder männlichen, demnach fällt "der" und "die" als Artikel weg und dann bleibt nur noch "das" über oder wir brauchen einen neuen Artikel.
Wir sagen auch das Kind oder das Mädchen und das sind auch Lebewesen, das Mädchen ist sogar eindeutig weiblich, wieso benutzen wir da den Artikel "das" ? Da beschwert sich auch keiner (noch nicht).

DerOlf schrieb:
Solange du den Namen der Ansprechperson nicht kennst, oder allgemein die Firma anschreibst, wäre wohl eine Aufzählung angebracht.
Also "Sehr geehrte Damen, Herren und Diverse".
So ein Anschreiben habe ich noch nie gesehen, weder von Firmen noch von Behörden.

Das ist alles nicht wirklich eindeutig und wirkt sehr künstlich/unecht und aufgesetzt.

Grüße Tomi
 
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