Noxiel schrieb:
Was ich als Mitglied der Mehrheitsgesellschaft akzeptiere ist, dass ich sicherlich Diskriminierung anders bzw. gar nicht erlebe, als jemand mit z. B. dunkler Haut oder als Frau. Die Mechanismen dahinter sind diskutabel, auch ob deren Wirksamkeit durch Quoten oder Sprache begegnet werden können.
Ich finde das es da los geht: Frauen sind ja jetzt nun mal keine Minderheit. Im Gegenteil - sie wären die Mehrheit derer, die "geschlechtergerecht" angesprochen werden soll.
Ein Problem, was ich mit der Szene habe ist auch das, dass die "Mehrheitsgesellschaft" per Definition männlich, cis, hetero und europäisch-stämmig ist - auch wenn dies faktisch nicht der Fall ist. Da muss man sich nur mal die Bevölkerung von Südamerika, Afrika, Indien und Asien ansehen um zu bemerken, dass dies eben nicht der Fall ist. Man muss sich ja nur mal Südafrika (als Nation) und dessen Geschichte ansehen; Da ist die "Mehrheitsgesellschaft" nicht unbedingt die, die diskriminiert, sondern da gibt es durchaus mal eine Minderheit, die eine Mehrheit unterdrückt.
Darüber hinaus passt dieses Weltbild, in dem es "Diskriminierung" überhaupt als Begriff gibt, nicht unbedingt in jede Kultur.
Auch finde ich diesen Diskurs insgesamt sehr elitär und offensichtlich ausschließlich auf einer entweder akademischen oder auf einer US-amerikanischen Sichtweise beruhend.
Warum? Ich bin in einem Viertel zur Grundschule gegangen, in dem ich als deutsch-stämmiger Mensch einfach in der Minderheit war - das Thema Sprachbarriere war allgegenwärtig. Und dann spielen halt immer die miteinander, die ihre Sprache untereinander verstehen. Einen Umzug später war ich dann einfach für die meisten "der neue" - Das Gefühl nicht irgendwie nicht dazu zu gehören und die gängigen Rituale nicht zu kennen verfolgt mich bis heute noch gelegentlich.
Aber nach der Theorie KANN das gar nicht passieren, auf der Unterdrückungs-Checkliste kann ich keine Häkchen setzen.
Da ist einfach dieses dauerhafte Mindset, dass es nur Bevorteilte und Benachteilte geben kann...
Noxiel schrieb:
Ich habe als Jugendlicher selbst "schwul" als Schimpfwort benutzt, natürlich ohne mir bewusst zu machen, wie verletzend das auf tatsächlich homosexuelle Menschen wirkt, die noch nicht einmal Adressat der Beschimpfung sein mussten.
Ich war (wie oben genannt) auch außen vor, weil ich Worte, deren Bedeutung ich nicht kannte, nicht benutzen wollte. An die Lektion in der 2. Klasse, was denn "Nazi" und warum das nicht als harmlose, inhaltlose, Beschimpfung taugt, erinnere ich mich noch heute. Das hat einer meiner Mitschüler aufgeschnappt und die Pause damit verbracht das Zeug von sich zu geben.
Meiner Ansicht nach ist aber jeder Begriff, egal wie "althergebracht" oder "neutral wirkend" er ist, problemlos in einem beleidigenden Tonfall oder herabwürdigenden Kontext zu verwenden. Wer seine Mitmenschen auf dem Level ihrer Identität attackieren möchte, findet immer einen Weg.
Ich fände es eher den richtigen Weg, Begriffe, die in der Vergangenheit in einer herabwürdigenden Weise verwendet wurden, zunehmend in einem positiven Kontext zu verwenden und damit die Bedeutung in einen positiven Kontext zu bringen. Gerade den Begriff "Mohr" fand ich aufgrund der Literatur immer positiv besetzt da damit auch immer Personen eines gewissen Rangs bezeichnet wurden.
CCIBS schrieb:
Für Diverse gibt es anscheinend wirklich noch keine offizielle Formulierung. Empfohlen wird bei E-Mails die Person mit Vor- und Nachnamen anzusprechen, wie z.B.
Vor allem wird es schwierig weil man von Außen wirklich keine Ahnung hat was diejenige Person empfindet. Das ist ein Problem für alle Beteiligten, Fehltritte sind peinlich. Hier ein Täter-Opfer-Prinzip etablieren zu wollen, ist dem guten Willen (der absolut angebracht ist und Grundlage dessen ist, dass alle weiter kommen) eher schädlich.
DerOlf schrieb:
Nicht, dass dort ein dunkelhäutiger dargestellt wird ... oder dass dieser bei einzelnen Krippenspielen eben wie ein "blackfaced" Weißbrot ausieht, ist rassistisch ... rassistisch ist nur, dass man die dunkle Figur aus dem Krippenspiel verbannen wollte.
Diese Geschichte mit dem "Blackfacing" finde ich schwierig. Zum einen gab es nun mal das Blackfacing im Kontext dessen, dass weiße Schauspieler dunkelhäutige Menschen damit verspottet haben. Mit diesem expliziten Zweck. Aber gerade beim Krippenspiel wird eine hochrangige Person, ein Würdenträger (als einer der "drei WEISEN") dargestellt.
Hier sind zwei Dinge der Fall - "ein weißer verkleidet sich als dunkelhäutiger um letztere zu verspotten". Aus meiner Sicht ist die zweite Hälfte das Problem - ob mit "blackface" oder ohne.
Eine Sache die ich relativ interessant finde: Die Debatte ist ja im Kern eine US-Amerikanische. Gewisse Dinge werden von afrika-stämmigen wie auch asien-stämmigen Menschen gepusht, wie das Thema "kulturelle Aneignung". Diese findet in diesem Moment unter anderem statt. Meine Problem mit dieser Sichtweise ist, dass es ursprünglich keine "black cuture" gibt. Es gibt jede Menge afrikanische Kulturen, die ja sehr unterschiedlich sind. Das was auf der anderen Seite des Atlantiks daraus entstanden ist, ist bestenfalls eine bunte Mischung daraus - mit einer durch die Sklaverei geprägten eigenen Historie und damit etwas in sich eigenständiges!
DerOlf schrieb:
Ich fand es schon sehr traurig, als ich davon gelesen habe. Rassismus besiegt man doch nicht, in dem man die Bilder derer, auf die sich Rassismus bezieht, aus der Öffentlichkeit tilgt.
Dito.
Tomislav2007 schrieb:
Was heißt korrekt, sind das Binnen-I oder Gendersternchen eigentlich ein Teil der offiziellen Rechtschreibung ?
AFAIK: Nein.