@Bensel: Schlafforscher gehen in der Regel bei ihren Diagrammen von der "Ortszeit" aus. Diese ist die idealisierte Zeit mit der Sonne am Zenit um 12 Uhr. Für Deutschland ist diese Zeit mit der Zeitzone UTC+1 = MEZ (also "Winterzeit")
in etwa der Fall. (nicht vergessen MESZ =
UTC+2 !)
https://www.timeanddate.de/zeitzonen/weltkarte/
Zum Rest der Diskussion:
Vergessen wir doch einfach mal (fürs erste) die ganze Uhrzeit-Diskussion und sehen uns erstmal rein die Biologie an:
Wann geht Mensch eigentlich ins Bett ?
Anwort: Wenn er müde ist.
Versucht doch einfach mal NICHT-MÜDE ins Bett zu gehen und "vorzuschlafen"...hat das schon jemals geklappt ? (EDIT: Danke
@xexex für den
Link:
"Vorschlafen" funktioniert allerdings nicht. "
Wenn das so einfach wäre, könnte man sich ja jederzeit und easy an alle Zeitveränderungen anpassen. Dem ist aber nicht so.
Denn biologisch läuft das so:
Müdigkeit wird ausgelöst wenn der Melatonin-Spiegel "hohe" Werte erreicht. Hoch ist hier individuell verschieden, ebenso individuell ist die Geschwindigkeit mit der ein Körper besagtes Melatonin bildet.
Ausgelöst wird die Melatonin-Bildung durch verschiedene Vorgänge:
1.) wenn der Körper "ausreichende Zeit" dem Reiz von "fehlendem Licht" ausgesetzt war
2.) durch körperliche/geistige Aktivitäten
Dabei ist zu beachten dass diese "innere Uhr" auch eine gewisse "Trägheit" hat - sie reagiert NICHT wie ein AN/AUS-Schalter sondern wirkt langsam und stetig über Konzentrationsveränderungen von bestimmten Stoffen (einer der wichtigsten hierbei ist das Melatonin).
Wie Verläuft nun der Melatonin-Spiegel so in etwa bei Menschen ?
https://www.emf.ethz.ch/emf-info/themen/gesundheit/hormonsystem/
BILD
Wie man LEICHT erkennen kann BEGINNT die Melatonin-Produktion erst gegen ENDE der Tagperiode wenn es dunkel ist bzw. beginnt dunkel zu werden. Und erst mit ca 3h Verzögerung erreicht der Melatonin-Spiegel eine Maximum (das ist in der Regel der Fall wenn wir tatsächlich eingeschlafen und im REM-Schlaf sind !)
Nach ca. 4h (bzw. ausreichend "Ruhephase, ausgelöst durch wieder andere Signalstoffe) REM-Schlaf beginnt dann der Körper damit das Melatonin wieder abzubauen um so die nächste "Tag"-Phase einzuleiten.
Aufgrund dieser Verzögerung in der Melatonin-Ausschüttung ist es auch so dass die Periodenlänge der "inneren Uhr" länger als 24h ist.
EDIT: und genau aus diesen Zusammenhängen heraus ist auch klar warum es einfach nicht die 1 optimale Schlaflänge und Zeit gibt.
Der entscheidende Punkt ist nun aber folgender:
Das ganze wird synchronisiert durch Licht. Und zwar im Prinzip jeden Tag/Morgen durch die Exposition mit Licht welches den Rückbau von Melatonin beschleunigt und so das "Aufwachen" fördert.
So jetzt betrachten wir mal einen willkürlichen Tag und vor allem die durchschnittlichen Arbeitszeiten:
ca 75% der Menschen arbeiten nicht wirklich "Nachts":
http://www.spiegel.de/wirtschaft/so...et-deutschland-auf-einen-blick-a-1158784.html
Die Zahl der Nachtarbeiter ist zwar stark gestiegen ist aber immer noch die Minderheit....ob das wiederum ein guter Trend ist und gesund ist, lasse ich mal offen.
d.h. Die Mehrheit der Menschen muss irgendwann zwischen 6-9 Uhr in die Arbeit:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36312/umfrage/uhrzeit-des-aufbruchs-zur-arbeit/
d.h. man wird so ca. 1h früher aufstehen also zw. 5-8....
Oh wait...war da nicht was:
[IMG]https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/28/Chronotypen.svg/1010px-Chronotypen.svg.png[/IMG]
Die meisten Menschen stehen tatsächlich also ca 1h-2h "früher" auf als "biologisch" normal wäre...
Was passiert nun wenn wir von UTC+1 auf UTC+2 Wechseln ?
Richtig - der Tageslichtverlauf wird durch das UTC+2 auf 1h SPÄTER geschoben. Es wird 1h später hell und damit ist das aber genau KONTRAPRODUKTIV mit dem Melatoninryhthmus und vor allem mit der täglichen Synchronisation wie oben dargelegt ! Denn dieser ist an den Tageslichtrhythmus durch die tägliche Eichung am
MORGEN gekoppelt.
Und das ganze ist dabei völlig unabhängig davon ob man eher Spätschläfer oder Frühschläfer ist. Denn die Biologie eicht immer mit dem Einsetzen des Tages....hat die Natur halt über die Gene etc. so eingerichtet.
=> Wir sind ALLE im Sommer 1h "gestresster" als im Winter. (EDIT: wegen der Verwendungen von UTC+2).
Und dass man Abends bis (lange) nach Einbruch der Dunkelheit wach ist, ist auch biologisch normal. Denn das Melatonin wird ja erst in der Dämmerung bzw. Nacht gebildet.
Darum bin ich für die dauerhafte Winterzeit. Einfach weniger Schlafmangel im Sommer ist ein Segen.
EDIT: Nachtrag:
Wenn wir nun aber Arbeitszeiten haben die gegen unsere Biologische Uhr sind - müssen wir eher diese Arbeitszeiten anpassen als das Problem "künstlich" zu verschärfen in dem wir an der "gefühlten" Uhr drehen (UTC+1 => UTC+2). Die reale Uhr (Sonne) können wir leider im normalen Alltag "kaum" soweit ausblenden als dass diese als Taktgeber für die innere Uhr ausfällt (was mithin der EINZIGE Weg wäre diese auszutricksen)