@mo schrieb:
Warum um alles in der Welt, soll ich meine Wahlentscheidung nicht von (aktuellen) Sachthemen oder aktuellen persönlichen Betroffenheiten abhängig machen?
Wenn ich 3 kleine Kinder habe, interessiert mich das Kindergeld nun mal mehr als die Rente. Beim Rentner ist es umgekehrt. Nur als Beispiel.
Und da wundern wir uns das so viele Leute noch CDU wählen? Es ist doch naheliegend das ein großteil unserer Gesellschaft Veränderungen skeptisch gegenüber stehen.
Da wird halt das konservative wählen als negativ betrachtet. Aber wenn man es runterbricht, weiß man was man bei der CDU bekommt am besten: Relativ wenig harte Veränderung. Fokus auf Wirtschaft und Generation 60+. Komisch diese Generation hat andere Zielsetzungen.
Wenn man bei jeder Wahl sich nach dem "besten" Wahlprogramm richtet, würde das in der Masse dazu führen, dass wir ständig wechselnde Parteien hätten. Das hört sich im ersten Moment vielleicht gut an und kann an bestimmten Ecken Früchte tragen.
Gleichzeitig haben wir aber auch ständig wechselnde politische Grundordnungen (linke Politik eher Stadt, Mitte-Rechts freie Wirtschaft). Das führt dazu das man sich nicht sicher sein kann, was die Zukunft für dich bringt. Positiv betrachtet kann man sagen: Aufbruch/Wandelstimmung | Negativ betrachtet: unsichere Zukunft/Unbeständigkeit.
@mo schrieb:
Eine politische Grundausrichtung ist genau so viel wert, wie sie einem persönlich bringt oder schadet. Falls ich also eigentlich Öko-Freak bin, die Grünen mir aber ein paar Windräder hinters Haus stellen wollen, oder ich eigentlich christlich gesinnt bin, die CSU mir aber ein Asylheim in der Nachbarschaft einrichtet, können meine Grundsätze aber ganz schnell dahin schmelzen.
Genau das ist aber das grundsätzliche Dilemma. Grün wählen und gleichzeitig gegen Windradbau oder Stromtrassen sein. Christlich sein, aber kritisch gegenüber Einwanderung sein. Natürlich deckt keine Partei keinen Wähler zu 100% ab. Aber So wie ICH mich verändere, kann und muss sich auch die Partei verändern. Man sieht es bei der SPD ganz deutlich. Deren Kern Klientel ist denen weggebrochen. Sie stehen jetzt zwischen Linke und CDU. Sind weder Fisch noch Fleisch. Wofür die stehen, verstehe ich echt nicht.
Die Grünen sind auch sehr seltsam. Grundgerüst ist linke Politik (wie immer, nicht als negativ auslegen wenn ich links, rechts oder mitte schreibe). Deren Kernklientel ist aber mitlerweile ein besserverdienender Stadtbewohner. Dieser würde "normalerweise" eher bei CDU oder FDP vermutet werden.
Ich hatte es schon vor ein paar Seiten geschrieben. Wenn man rein von den Programmen ausgeht, darf man normalerweise nur die Linke wählen. Kein anderes Programm ist so gründlich durchgerechnet und gerecht.
ICH lehne aber eine linke Innen und Außenpolitik kategorisch ab. MMn sollte der Staat uns als Bürger ein Grundgerüst und Halt geben. Nicht jedoch mir alles handeln aus der Hand nehmen. Als ob der Staat Wirtschaft besser kann als die Wirtschaft selber.
@mo schrieb:
Die Parteibindung ist heute bei weitem nicht mehr so stark wie früher. Das macht es nicht einfacher für die Politiker, ist aber ein Mehr an gelebter Demokratie als die ewig gleichen Nasen.
Das führt uns aber an einen sehr problematischen Punkt. Die Auffasung was Politik machen soll und was Bürger wollen unterscheidet sich heute schon extrem zwischen Land und Stadt.
Dem Stadtbewohner ist Umwelt und Wohnen sehr wichtig. Politik die darauf abzielt und z.B. Innenstädte Autofrei oder zu Tempo 30 Zonen macht, oder von 10 Mietwohnung müssen 6 Soziale-Bindungen haben. Solche politische Wegführungen kann der Landbewohner nicht nachvollziehen. Da stehen Einfamilienhäuser nebeneinander. Da ist der PKW das einzige Fortbewegungsmittel. ICH sehe jeden Tag Menschen an den Zapfsäulen die sich fragen wo der Preis enden soll. In der Stadt kommt diese Situation eher seltener vor.
Das keine Bindung also mehr besteht, kann wie ich oben ausgeführt habe sowohl positiv als auch negativ gesehen werden. Betrachtet auf den Wohnsitz (Stadt/Land) ist das Problem komplett.
Deshalb sag ich ja, man sollte die Grundüberzeugung wählen. Diese kann sich natürlich über die Jahre ändern, bleibt aber idR eher in einem Spektrum. Nehmen wir an Grün-Rot gewinnt die Wahl. Und in den ersten 2 Jahren wird 99% der Wahlprogramme umgesetz. Was kommt dann? Klar die Zukunft bringt uns immer neue Probleme und Herausforderungen, aber jede Partei steht für ein Grundprinzip und dessen sollte man sich klar sein. Auch wenn es immer schön als "Witz" herhalten muss: Die Grüne sind eine "Verbots"-Partei. Wer garantiert denn, dass die Grün-Rote Regierung nicht doch auf den Gedanken kommt und den CO2 Preis anhebt und den Verbrenner schon ab 2025 verbietet? (Werden sie nicht machen, aber rein fürs Beispiel).
Vom Grundtenor kann man das nicht kategorisch ausschließen, aber alleine diese Grundausrichtung lehne ich ab. Seine Wahlentscheidung also nur auf kurzfristige Versprechen runterzubrechen, darf sich nicht wundern wenn bei langfristigen Konzepten ganz andere Aussagen entwicklen.
@mo schrieb:
Eins nur dazu. Ja es ist niemals gut wenn eine Partei extrem lange die politische Richtung vorgibt. Demokratie lebt von seiner Vielfalt. JA dazu gehört das ganze Spektrum von Ganz links bis Ganz Rechts. Wie sollten wir wissen die CDU richtig einsortieren (mitte rechts) wenn z.B. die AFD nicht existieren würde? Wie weit wäre die CDU schon "abgedriftet". Wenn ich weiß was die AFD möchte, dann kann ich sagen "na da ist die CDU aber ganz schön links".
Gleichzeitig hat diese lange schwarze Ära uns immer konstant auf einen Weg gehalten. Das mag nicht für alle der richtige sein. Aber jeder wusste bei der CDU auf was er sich verlassen konnte, konstante Verwaltung. (sowohl positiv wie negativ gemeint). Aber machen wir uns nichts vor, wären die Nasen andere wenn die nächsten 16 Jahre Grün-Rot werden würde? Die Ewige-Bearbock? Ich lass das wirklich wertfrei stehen, rein als Gedankenbildnis. Ihr habt die Wahl.