Pandora schrieb:
Vllt. sind diese 50% auch einfach nur alle zu anderen Plattformen abgewandert, soll ja angeblich kaum noch jemand FB nutzen
Die absolute Anzahl an Beiträgen ist ja egal, die geben hier Anteile von "Hatespeech" am gesamten Aufkommen an.
tomgit schrieb:
...nur um dann von Accuracy zu reden, was absolut keine Aussage über die Zuverlässigkeit ihrer Hate Post Detection zulässt, da einfach mal false negatives ignoriert werden. Wenn allein schon die Accuracy bei nur 97% liegt, und somit wohl 3% immerhin false positives sind, mag ich nicht wissen, wie hoch die Quote für false negatives ist.
3% false positive ist für sich genommen schon nicht wenig imho. Man müsste jetzt noch den Recall kennen (false negative rate dürfte bei einer Prävalenz von 0,05% wohl nicht so interessant sein), um das einordnen zu können, aber ich sag mal so: Einer Justiz, wo 3% der Verurteilten unschuldig sind, würde ich nicht besonders vertrauen. Zumal ...
Blutschlumpf schrieb:
Wenn sich aber nur 10% an FB wenden um fehlerhaft gelöschte Beiträge "freizugeben" (und der Rest es hinnimmt oder einfach was neu schreibt), wären knapp 24% der Löschungen Fehler.
... sich auch nicht jeder die Mühe machen wird, um seine Posts zu kämpfen - sofern hier nicht ein Bann im Raum steht. Wenn jemand in einer Diskussion meine (legitimen) Beiträge löscht, weil sie ihm nicht in den Kram passen, dann würde ich die Diskussion abbrechen. Das ist mir dann einfach zu blöd und den Aufwand der Wiederherstellung nicht wert.
Ansonsten schließe ich mich dem Tenor hier an: Die ganze Löscherei führt in die falsche Richtung. Seit ich im Internet unterwegs bin und die politische Komponente halbwegs verstehe, wird immer wieder versucht gegen "die Bösen" vorzugehen mit allerlei Gesetzen und Reglementierungen. Angefangen hat es für mich damals mit den KiPo-Stoppschildern und aktuell im NetzDG geendet. Dazu kommen immer wieder Bestreben für Klarnamenpflicht, Ausweispflicht, Verbot von Verschlüsselungen (im Politsprech nennt man das "Generalschlüssel", den natürlich nur die Guten haben aber nie die Bösen), usw. und in gewisser Weise auch die Urheberrechtsreform, weil man gegen die bösen Raubkopierer vorgehen muss. Noch nie ist da für mich was gutes bei rausgekommen. Im Nachhinein hat es sich aus meiner Sicht immer zum Schlechteren entwickelt und die Probleme eher angeheizt als gelöst.
Wenn ich als Staat einen Verschwörungstheoretiker, der gegen meine Zensur wettert, im Namen der politischen Korrektheit oder im Namen der "Wahrheit" mundtot mache, dann liefere ich ihm doch genau das, was er haben will. Jetzt kann er allen beweisen, dass er recht hat und bekommt noch mehr Anhänger (in anderen Kanälen). Wenn es hitzige Auseinandersetzungen gibt, dann bringt es nichts, wenn ich jedem ein Werkzeug in die Hand gebe, um andere zu denunzieren, damit sie gelöscht oder gesperrt werden. Ich überzeuge Leute doch nicht von einer Sache, indem ich ihnen den Mund verbiete und sage: "Mein Standpunkt ist der einzig Richtige und basta." Dann suchen sich die Leute ihr Ventil woanders, z.B. in einer Bubble oder es kommt zu physischer Gewalt. Ich verstehe ja, dass es viele Leute gibt, die wirklich objektiv Unsinn erzählen bzw. denen es nur um die Provokation geht. Und es fühlt sich falsch an, diese Leute einfach machen zu lassen und nichts zu unternehmen. Ich habe aber eher den Eindruck, dass der Deckel auf den kochenden Topf in Wirklichkeit kein Problem löst, sondern es unter der Oberfläche weiterbrodelt (Beleidigungen klammere ich mal aus, die können meinetwegen gerne alle weg). Wenn ich auf Twitter mal Postings zu Corona lese, dann sehe ich i.d.R. eines von drei Dingen: 1. Alle Leute sind völlig d'accord mit der Corona-Politik und fordern sogar noch mehr Restriktionen, Impfpflicht usw. 2. alle wettern gegen die Corona-Politik und sagen der ganze Scheiß soll gefälligst sofort aufhören oder 3. Beleidigungen bis unter die Gürtellinie, weil User aus den beiden anderen Bubbles aufeinander getroffen sind. ich bezweifle, dass mehr von der gleichen Medizin uns hier wirklich hilft.