Seppuku schrieb:
Was ist denn die ganze Wahrheit
Ein Beispiel: Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gibt Broschüren mit dem Titel "So leben Milchkühe" heraus. Zielgruppe: "Das Heft im Taschenformat richtet sich an alle interessierten Bürger und kann gut in der Öffentlichkeitsarbeit der Landwirtschaft und in
allgemeinbildenden Schulen eingesetzt werden." Dort steht zum Beispiel:
https://www.ble-medienservice.de/0457-3-so-leben-milchkuehe.html
Hier und in der ganzen Broschüre wird die Trennung von Kuh und Kalb, die in so gut wie allen Milchbetrieben kurz nach der Geburt des Kalbes stattfindet, glatt unterschlagen. Es stimmt auch nicht, dass das Kalb quasi „seinen“ Teil der Milch bekommt und der Rest verkauft wird. Das Kalb bekommt im Normalfall nur ganz zu Beginn die so genannte „Biestmilch“, die die Kuh direkt nach der Kalbung bildet. Danach wird alle Milch verkauft – genau deshalb werden ja Kühe und Kälber getrennt.
Unterschlagen wird natürlich auch, dass die Milchmenge durch die Züchtung beeinflusst ist, und dass die Kühe nicht einfach so wieder trächtig werden, sondern durch gezielte künstliche Befruchtung, die genau zum wirtschaftlich sinnvollsten Zeitpunkt stattfindet. Stattdessen wird suggeriert, es handele sich bei all diesen Vorgängen um natürliche Prozesse.
Oder:
Hier wird der Mythos bedient, dass das Wohlbefinden der Tiere eine Bedingung für die erfolgreiche Produktion sei. Das ist falsch. In bestimmten Hinsichten ist natürlich zum Beispiel die Gesundheit der Tiere relevant, aber auch die ist nur ein Faktor ein einer umfassenden Kalkulation. So sind zum Beispiel Klauen- und Euterkrankheiten in der Milchwirtschaft weit verbreitet. Entscheidend ist, dass sie nicht den Schweregrad und die Verbreitung in einer Herde erreichen, dass sie wirtschaftlich problematisch werden. Je nach sonstigen Kosten können und müssen sie in gewissem Maß in Kauf genommen werden. Auch Kühe, die in Anbindehaltung sich nicht bewegen können, geben noch Milch. Das sind biologische Prozesse, die zudem durch Züchtung manipuliert wurden. Und was soll es überhaupt heißen, dass Kühe „gern Milch geben“?
Außerdem wird in der Broschüre vom Tierschutzgesetz und der Tierschutznutztierhaltungsverordnung geschwärmt, die den Umgang mit Tieren regeln würden. „Weiterhin gibt es Verordnungen zum Schutz von Tieren beim Transport sowie im Zusammenhang mit ihrer Schlachtung.“ Wie oft es zu Leiden beim Transport sowie zu Fehlbetäubungen und krassen Schmerzen bei der Schlachtung kommt – gut belegt u.a. durch Undercover-Aufnahmen aus den letzten Jahren -, wird natürlich nicht erwähnt. Auch nicht, dass „Milchkühe“ im Durchschnitt im Alter von weniger als sechs Jahren getötet werden, obwohl sie zwanzig Jahre alt werden können.
Die Broschüre stellt schließlich die Verantwortung der Verbraucher beim Einkauf heraus, ohne aber auf die Möglichkeit zu berücksichtigen, den Milchkonsum einzuschränken oder aufzugeben, und ohne die Alternativen in Form von pflanzlichen Milcharten aufzuzeigen.
Und das sind Dinge über die man informieren kann auch ganz ohne Schockbildern und Videos. Aber ab welchem Alter das angemessen ist, dass überlasse ich Pädagogen.
Seppuku schrieb:
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Erwartest du wirklich, dass jemand z.B. mit 5 Jahren in der Lage ist, die kompletten Konsequenzen für sein Handeln zu verstehen?
Nein, das erwarte ich von ihren Eltern. Und Kinder sollten das ebenfalls von ihnen erwarten und verlangen dürfen.
Wenn ein Kind also irgendwann sich den Konsequenzen des Konsums tierischer Produkte bewusst wird und beginnt Fragen zu stellen. Zum Beispiel warum die eigenen Eltern sich Trotz der bekannten negativen Folgen für Umwelt, Klima und den Tieren für den Konsum tierischer Produkte entschieden haben. Dann sollten sie sich darauf vorbereiten, dass die Antwort "Wegen des Geschmacks" keine zufriedenstellende Antwort ist.
Denn die Antwort des Kindes "Weil es Spaß macht" würden die Eltern wohl genauso wenig zufriedenstellen wenn es trotz besseren Wissens Mist gebaut hat.
Seppuku schrieb:
Ich denke ja schon, dass gerade bei kleinen Kindern die Eltern einen deutlich größeren Einfluss haben, als "die Gesellschaft". Ist zumindest bei unseren so und man beobachtet das auch bei anderen Familien.
Das ist anekdotisch. Belassen wir es dabei.
Seppuku schrieb:
Ich finde es genauso viel oder wenig diskussionswürdig einen Hund oder eine Katze in Gefangenschaft zu halten (und dann womöglich auch noch in einer Stadtwohnung), wie jedes andere Tier auch.
Da gibt es nur fundamentale Unterschiede in der Diskussion. Während man darüber nachdenkt ob der Hund im eigenen Bett schlafen darf, denkt man bei Kühen darüber nach wie man sie noch effizienter ausbeuten kann.
Seppuku schrieb:
Und ganz ehrlich: wenn ich die Eier von meiner Tante esse, die ich zusammen mit meinem Sohn aus den Nestern geholt habe, habe ich nicht einen Hauch eines schlechten Gewissens. Und das liegt definitiv nicht an der kognitiven Dissonanz.
Es sind immer die selben Ausreden um den eigenen Konsum für sich selbst zu legitimieren. Bei RML sind es nur Eier von geretteten Hühner, beim nächsten kommen die Eier vom "vertrauenswürdigen" Bauern von neben an und der nächste kauft nur die hochwertigen Eier aus Freilandhaltung von Hühner die von 60 auf 300 Eier im Jahr hochgezüchtet wurden im Supermarkt.
Übrigens: Durch den zuchtbedingten Zwang, so viele Eier zu legen, haben Hühner einen erhöhten Nährstoffbedarf. Durch die unnatürlich hohe Legeleistung „verbrauchen“ Hühner mehr Calcium, als sie über die Nahrung aufnehmen können. Um diesen Nährstoffmangel möglichst auszugleichen, sollten Halter den Hühnern deren eigene Eier zum Essen anbieten – und sie nicht selbst verzehren oder weitergeben.
Bei Hunden sind übrigens alle immer empört über die negativen gesundheitlichen Folgen von Qualzuchten. Ist halt nicht so offensichtlich wie beim Mops der keine Luft bekommt oder der Schäferhund mit Hüftdysplasie.
Untem Strich werden alle Hühner vom Menschen ausgebeutet. Mal mehr, mal weniger.