Der Thread fährt sich gerade völlig gegen die Wand.
Ich hätte die Fragestellung auch interessant gefunden, hier geht es aber nur noch um ein "moralisches" Kräftemessen und die unterschiedlichen Auslegungen davon.
Was hindert irgend jemanden noch daran den "Moral" zerstörenden Hammer auf beiden Seiten zu schwingen? Nichts? Na wenn das so ist ...
An die Veganer/Vegetarier: ihr werdet keinen Fleischesser vom Gegenteil überzeugen wenn ihr eure Meinung aufdrückt.
=> Aversive Reaktion, "Schuldzuweisung", emotionale Distanz, Ausgrenzung (Aus dem Feld der "moralisch denkenden")
=> Denkfehler nach Beck
- Irrtum des Wandels (engl.: „fallacy of change“[3]) ...McKay, Rogers und McKay hätten zwischen 4 „Shoulds“ und 4 „blamers“ unterschieden und hätten den Irrtum des Wandels folgendermaßen beschrieben: Leute sollten sich für uns ändern, wenn wir Druck ausüben.[26]
Wenn ihr wirklich versucht eine Veränderung herbeizuführen, geht das nur nach den Regeln der Psychologie und Einsicht, aber nicht indem ihr jemanden mit Verweis auf höhere angeblich absolute Gründe ( Moral, Ethik, etc) zur Veränderung zwingen wollt.
Wart ihr alle von Geburt an vegan? Wenn ihr euch euer "altes Selbst" vorstellt als ihr noch Fleisch gegessen hattet, seht ihr dann einen "Unmoralischen schlechten Menschen" den es zu maßregeln gilt? Seid ihr durch Verbote und Druck auf eure Erkenntnisse gelangt denen ihr jetzt folgt? Hättet ihr ein Jahr vor eurem Wandel nicht genauso reagiert? Und sind sich alle Veganer/Vegetarier so einig wie es den Anschein macht oder fokussiert ihr euch in Wirklichkeit nicht einfach auf das Feindbild Fleischesser um andere Differenzen auszublenden und so ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen? War die Abkehr vom Fleischkonsum nicht in erster Linie ein emotionales Thema für euch, einfach weil ihr euch schlecht gefühlt habt dabei, und die sachlichen Überlegungen kamen als rationaler Überbau erst danach oben drauf? Ist dieser "Krieg" gegen Fleischesser wirklich rational oder nicht eher ideologisch motiviert, da wir alle ein moralisches Gedankenkonstrukt benötigen nach dem wir handeln und es gleichzeitig gegen andere Konstrukte legitimieren?
Kommt die Energie zur Motivation dafür womöglich aus der unzureichend gebildeten Fähigkeit sich emotional gegen das Übel der Welt innerlich abzugrenzen und "dagegen etwas tun zu müssen"?
Gerade der letzte Satz ist hier der härteste und erfordert die größte Selbstehrlichkeit damit man gegen einen selbstgewählten Missstand angehen kann, ohne es nur deshalb zu tun um das eigene Unwohlsein zu bekämpfen. Denn dies wäre wiederum eine Definition von "Mittel zum Zweck", also Tierleid beenden weil
Ich mich schlecht fühle, und damit nicht akzeptiertem Egoismus, den wir alle in uns haben.
An die Fleischesser: Sinn des Threads ist wie gesagt nicht Fleisch vs Nichtfleisch. Ihr müsst euch auch nicht rechtfertigen. Gleichermaßen stünde es aber der eigenen Weiterentwicklung aus
eigenen Überzeugungen und Einsichten heraus im Weg, wenn man "jetzt erst recht" das Gegenteil von dem tut was "der nervige Veganer dort von mir fordert" und sich einer tiefsten Selbstüberprüfung und optionalen Alternativen ohne Vorteils- oder Gesichtsverlust deshalb verschließt.
Einfach als Reaktion das Gegenteil vom Geforderten zu tun bedeutet nämlich nicht automatisch nach eigenem, freien Willen zu handeln, sondern lässt sich in manchen Punkten viel eher aus einer, in unserer aller Kindheit erlernten, Gegenreaktion ableiten.
Du darfst nicht rausgehen, du darfst heute kein Nintendo mehr spielen, du darfst nicht soviel trinken, du darfst die Musik nicht so laut machen, du musst alles aufessen, du musst mir zuhören, du musst tun was ich dir sage.....
Das Auflehnen dagegen kann uns selbst nach 80 Jähren noch ein Gefühl von Selbstbehauptung geben, einfach um einem Druck oder Verbot von ausserhalb zu widerstehen. (Manche würden sagen, wir widerstreben damit fortlaufend einer noch nicht aufgelösten Abhängigkeit von unseren Eltern). Wieso wir uns dessen nicht schon früher entledigen? Ganz einfach weil dieser Moment des Widerstands befriedigend ist, es uns auch oft geholfen hat und wir es vielleicht nicht anders kennen.
Das ist jedoch völlig unabhängig vom Sinngehalt der eigentlichen Überlegung, aus der fälschlicherweise ein Verbot abeleitet worden ist. (Nur weil ich den da nicht mag ist nicht alles falsch was er sagt, sondern viel eher wie er es fordert.)
So wie wir in vielem erst als Erwachsene die Hintergründe begreifen und selbst ableiten können (Winterreifen im Winter aufziehen ist sinnvoll, Beleidigen führt nur zu mehr Eskalation usw), so sehr beschränken wir uns selbst im Verständnis, wenn wir (bei abstrakten Themen) direkt ablehnend auf Forderungen reagieren ohne dessen Ursprung verstehen zu
wollen.
So, jetzt habe ich mich hoffentlich bei beiden Gruppen gleichermaßen unbeliebt gemacht.
Vielleicht erkennt der eine oder andere dadurch aber auch, dass es eine Mitte gibt und man sich von dort aus viel besser bewegen kann als in einem Tauziehen gegeneinander.
Jetzt bin ich doch sehr gespannt wer sich auf die anscheinend verlassene Mitte hier zubewegt.