News Sprachwissenschaftler: Twitter bedroht deutsche Sprache

Ja klar ist das egal. Es soll aber auch solche geben, die Menschen nach deren Bildung beurteilen. Und das wohl nicht zu wenig, wie es hier scheint. Ich werde auch gemobbt, weil ich nicht anständig mit anderen kommunizieren kann (auf Schreibbasis ist das ja noch okay)... Weil bei mir ein grosses Stück der Deutschen Sprache fehlt und zudem auch viel an Allgemeinwissen fehlt. Ich gebs zu, ich bin im Vergleich zu manch besseren Schülern recht niedrig gebildet und ich werde auch meistens deshalb verurteilt.

Die Frage die sich stellt: Muss es wirklich so weit gehen? D:
Dass das nicht alle betrifft, ist mir klar. ;)
 
Lunerio schrieb:
Manche von hier werden sich angesprochen fühlen: Wieso sind Menschen, die eine Sprache, sagen wir nur zu gute 50% beherrschen, dumm? Seid ihr auch solche, die diese von diese Menschen am liebsten 3 Kilometer abstand nehmen? Also ich persönlich finde es ziemlich frech von euch.
Ich kann auch nicht wirklich perfekt Deutsch sprechen bzw. schreiben. Überhaupt Grammatik und Wortschatz sind bei mir ungenügend (somit kommt von mir meistens grammatikalischen Mist raus und Sätze sind nicht komplett). Wollt ihr mich deshalb loswerden oder so? Den Anschein hat es!

Wie sich mache gleich auf überheblich tun... Grauenhaft!

Man sollte sich da lieber überlegen, wie diese Entwicklung gestoppt werden kann.

Mit der Überheblichkeit einiger Personen hier hast Du Recht.

Die von Dir beschriebenen Leute, die nicht perfekt deutsch sprechen, sind beileibe nicht dumm. Sie sind eher insoweit zu bemitleiden, als mindestens eine Instanz bei ihrer Erziehung Mist gebaut hat.

Dass 20% glatt als Analphabeten durchgehen würde, muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen...
 
Lunerio schrieb:
...Es soll aber auch solche geben, die Menschen nach deren Bildung beurteilen. Und das wohl nicht zu wenig, wie es hier scheint....Weil bei mir ein grosses Stück der Deutschen Sprache fehlt und zudem auch viel an Allgemeinwissen fehlt. Ich gebs zu, ich bin im Vergleich zu manch besseren Schülern recht niedrig gebildet und ich werde auch meistens deshalb verurteilt.

Die Frage die sich stellt: Muss es wirklich so weit gehen? ...

Also jemanden auf Grund seiner Bildung zu beurteilen halte ich für das normalste auf der Welt und auch völlig legitim. Schlimm wäre es jemand auf Grund seines guten/schlechten Aussehens, seines modischen Geschmacks oder seiner Reichtums/Armut oder seiner Herkunft zu beurteilen. Aber Bildung und Wissen ist ein sehr guter Beurteilungsgrund, denn das liegt in jedem individuell und beeinflussbar begründet und kann leicht verbessert werden.

Und wenn ich jemanden sehe/höre, der ein schlechtes Deutsch spricht prüfe ich erst mal, ob derjenige ein Muttersprachler ist - dann ist schlechtes Deutsch ein Zeichen niedriger Bildung - oder ob es ein Fremdsprachler ist, dann ist sogar schlechtes Deutsch ein Zeichen von Aus-/Bildung.

Tooommi schrieb:
...Dass 20% glatt als Analphabeten durchgehen würde, muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen...

... und ist quatsch.

Hier mal etwas mehr Info dazu.

http://de.wikipedia.org/wiki/Analphabetismus
 
Zuletzt bearbeitet:
Fu Manchu schrieb:
... und ist quatsch.

Hier mal etwas mehr Info dazu.

http://de.wikipedia.org/wiki/Analphabetismus

Dann hab ich den Satz doch falsch verstanden? Oder der Professor erzählt Quatsch? Hab den Satz mehrmals gelesen und mich über den Konjunktiv gewundert...
Naja 14% der Erwachsenen sind laut Link zumindest funktionale Analphabeten.
Und jetzt addier noch die Jugend von heute dazu. :rolleyes:
 
@ Cool Master

"Ach ja als ob es keine anderen Probleme in der Welt gibt... Da wollen sich mal eider eni paar Leute wichtig machen... "

Richtig heißt es: Ach ja, als ob es keine anderen Probleme in der Welt gäbe... Da wollen sich mal wieder ein paar Leute wichtig machen...

Klar, hier wird üblicherweise diskutiert, ob ATI oder nvidia Grafikkarten das bessere Bild haben, ob Spiel x einen besseren Multiplayermodus hat als Spiel y etc. - im Vergleich dazu ist die Feststellung, dass 20% der Jugendlichen Analphabeten sind, natürlich nebensächlich...

Herzlichen Glückwunsch!
 
Zuletzt bearbeitet:
Tooommi schrieb:
...Naja 14% der Erwachsenen sind laut Link zumindest funktionale Analphabeten.
Und jetzt addier noch die Jugend von heute dazu. :rolleyes:

Aha, und wenn ich jetzt die Jugendlichen hinzuaddiere, dann erhöht sich automatisch die Prozentzahl? Oder wird nicht eher ein neues Verhältnis gebildet aus Summe aller Erwachsenen und aller Jugendlichen und dann geschaut, wie hoch die Prozentzahl ist? Dann würde ich vermuten, kämen wir wieder bei ca. 14% an ;).
 
Als ich die "Jugend von heute" schrieb, meinte ich das schon so negativ konnotiert, dass, wenn diese Bevölkerungsgruppe erwachsen wird, sich die 14% nicht halten werden.

War das zu konfus von mir gedacht oder wolltest Du mich jetzt nicht verstehen? :p
 
Wer schonmal einen Azubi für einen ganz normalen Lehrberuf mit gutem Deutsch in Wort und Schrift, Grundrechenarten, Zahlenverständnis und vielleicht noch Basic-Englischkenntnissen gesucht hat, weiss wovon hier geredet wird. Hätte gedacht, der Anteil wäre >20%....
 
Fu Manchu schrieb:
Dann würde ich vermuten, kämen wir wieder bei ca. 14% an ;).

Also ich glaube schon, dass die Prozentzahl derzeit unter Jugendlichen höher ist als unter Erwachsenen. Ob es nun 20% bei den Jugendlichen sind weiß ich nicht.
Aber allein schon auf Grund des Migrationshintergrundes der bei den Jugendlichen prozentual höher liegt als bei den Erwachsenen bzw. der Gesamtbevölkerung ist das doch stark anzunehmen (Siehe Quelle unten: Circa doppelt so hoch).. Und das in dieser Bevölkerungsgruppe das Problem etwas größer ist, ist denke ich mal bekannt.

Ich habe jetzt so auf die schnelle nur ein paar 10 Jahre alte Zahlen gefunden:

In den letzten 20 Jahre stieg das Qualifikationsniveau generell an. Auffallend ist jedoch das weiterhin enorme Bildungsgefälle zwischen jungen Deutschen und ihren ausländischen Altersgenossen. Während junge Deutsche überwiegend den Realschulabschluss oder das Abitur vorweisen können, hat jeder zweite junge Ausländer einen Hauptschulabschluss. 10% der ausländischen Jugendlichen bleiben ohne Schulabschluss, aber nur 1% der Deutschen.


Quelle: http://www.sgbviii.de/S133.html
 
Ich denke diese Entwicklung hin zur ,,Fetzenliteratur'' ist nicht von der Hand zu weisen, wie negativ deren Konsequenzen aber wiederum sind kann meiner Meinung nach niemand wirklich beurteilen/prognostizieren. Solche Entwicklungen hat es schließlich früher auch schon gegeben (vgl. Zeit des Absolutismus in welcher Jeder der etwas von sich hielt mehr oder weniger französisch sprach).

,,mfg'' ( :D ) Dominik
 
FYI ich habe mit grammatikalisch falschen und mit rechtsschreibfelern durchzogenen Beiträgen/Statusmeldungen etc. np, imo ist das einfach ein Ausruck unserer ungeduldigen, gewinnorientierten Society, afaik wird das Phänomän auch in Zukunft stärker auftreten, can live with that.
Btw was mich jedoch wirklich stört sind diese dauernden Abk. und Anglizismen - ich meine lest euch mal auf FB das Status-Update eines Teenagers durch - ROFLMAO ich denk mir WTF??!
Aber insg. muss ich sagen Leutz, immer cool bleiben, geht mit der Zeit,
Peace-Out.
 
Zuletzt bearbeitet:
Twitter und Facebook bedrohen nicht nur die deutsche Sprache,sondern auch selbständiges Denken!:D
 
dfm666 schrieb:
@uniteduniverse - also ich halte das für keine gute idee. Laut einer Studie sind schon mehr als 14 Prozent der Erwerbsfähigen in Deutschland Funktionale Analphabeten.

Genau dagegen soll meine idee doch abhilfe schaffen ;) Wenn 14% analphabeten sind, dann sagt mir das eindeutig, was vom jetzigen schulsystem zu halten ist....
Ich sag nur learning by doing und das nicht erst wenn es schon zu spät ist, sondern schon in der grundschule und ab der 5. - 6. klasse wird dann nur noch literatur durchgewälzt... ;)

Es geht hier nicht darum, aus allen sprachwissenschaftler zu machen, die alle grammatikregeln benennen und disskutieren können, so wie es in der schule unnötigerweise beigebracht wird. Es geht darum vernünftige, ausgegliederte sätze zustande zu bringen und das kann man lernen indem man sich durch halbwegs niveauvolle literatur liest. Ich schätze mal selbst bushidos autobiografie wird zu 90% amtsdeutsch verwenden ;) da ist ja dann auch was für den "bushaltestellengammler" von heute was dabei.... (und schon wieder ein neues wort :D )

Ben-09 schrieb:
Dann mach mal als Handwerker oder Techniker einem potentiellen Kunden ein Angebot das nicht nur aus Zahlen besteht sondern auch beschreiben soll, was genau du vor hast. Und dann schau mal ob du den Auftrag bekommst wenn der kleine Text sprachlich gerade so über Grundschulniveau ist. Mal abgesehen davon, dass du gerade als Techniker wahrscheinlich auch einiges an Fachliteratur lesen (und verstehen) musst.

Aber teilweise ist es sicher schon so, dass z.Bsp. die Literatur die dort gelesen wird nicht sehr relevant für den Alltag ist.

Richtig! Dazu muss man ganze sätze formulieren können, siehe dazu was ich oben geschrieben habe... :)
 
1. Sprache wandelt sich! Gelücke => Glück | nichts => nix | ...
2. Wer glaubt, der Duden formt die Sprache (statt andersherum) bekommt 0 Punkte. (Grundverständnis nicht vorhanden)
3. Information in Schrift festgehalten ist ineffizient, wenn man weniger Buchstaben verwenden könnte um den gleichen Informationsgehalt wiederzugeben. Sowas nennt man im Allgemeinen verlustfreie Kompression.
Wer also mehr Informationen mit weniger Datenmenge (und weniger erforderlicher Zeit) übermitteln kann, wird das auch tun, es sei denn, man legt besonderen Wert auf eine bestimmte Form -wie etwa korrekte Rechtschreibung, Grammatik und vollständige Sätze. Da diese bestimmte Form meist nicht erforderlich ist verzichtet man -logischerweise- darauf.

Dass zuerst SMS und jetzt Twitter "Sprachkompression" erheblich fördern ist ja nicht neu.
Dass sich das auch auf die gesprochene Sprache umschlägt war abzusehen.
Was allerdings traurig ist, ist die Tatsache, dass trotz wesentlich mehr gelesener und geschriebener Worte die Leute oft nicht richtig sinnerfassend lesen können -zumindest dann, wenn der Satz nicht mehr nur aus einem Hauptsatz besteht.
Die von einigen erwähnte "Ghetto-Sprache" ist ein ganz anderes Kapitel (aber nicht weniger bedauerlich).
Letztlich reihe ich aber diese Abstumpfung der sprachlichen Fähigkeiten direkt unter der "allgemeinen Volksverdummung" ein, die man momentan beobachten kann. Siehe auch nickvergessers Beitrag: https://www.computerbase.de/forum/t...eutsche-sprache.1004614/page-11#post-11279134

@UnitedUniverse: Das korrekte Erlernen der Muttersprache (bezogen auf die sprachlichen Fähigkeiten) ist keine große Sache:
Grundlagen in der 1-3 Klasse, anschließend sollte der Schwerpunkt auf abwechselndes Lesen von hochwertiger Literatur (sprachlich anspruchsvolle Literatur, auch mit komplexeren Satzstellungen) und Verfassen von Texten liegen.
Das stupide Deklinieren ohne jeglichen Zusammenhang ist zB absolut sinnlos.
Stattdessen müsste man das Sprachverständnis fördern, damit die Leute endlich mal den Unterschied zwischen "Wen hat er geschlagen?" und "Wem hat er geschlagen?" zumindest heraushören!

MfG, Thomas
 
Zuletzt bearbeitet:
Also in deutscher Rechtschreibung und Grammatik schlecht zu sein scheint relativ leicht zu sein, ich kenne einen 38 jährigen Netzwerk Administrator einer größeren Firma und wenn man sich mit ihm über ICQ etc. unterhält läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Also hat das nix mit Migration oder ähnlichem zu tun. Was bei der deutschen "Sprache" wieder völlig anders ist. Dort ist es einfach so, das viele Einwanderer es bisher so gehandhabt haben das man der Landessprache meist aus dem Weg geht, man kauft bei den eigenen Landsleuten ein, trifft sich nur mit den eigenen Landsleuten oder arbeitet nur mit diesen. Diese Isolation führt dann zu Migranten die seit 30 Jahre hier leben und immer noch gebrochenes Deutsch sprechen können. Der Staat hat bisher eigendlich nur zugeguckt. Ich finde es diesbezüglich gut das man irgendwie als hier lebender die Deutsche Sprache können sollte, führt auch endlich dazu das diese isoliererei endlich aufhört und vielleicht werden wir dieses grauenvolle "kanakisch" irgendwann auch mal loß, denn das "Mundstuhl" Gelaber nervt wirklich.
 
Nightmare25 schrieb:

Naja... es hat schon mit der Migration zu tun, eben weil sich die Leute nicht integrieren.

Und ich widerspreche dir da einfach mal und sage, dass es nicht Aufgabe des Staates sein soll(te) dafür zu sorgen, dass jemand der 10-20-30 Jahre hier lebt die Sprache in Wort und Schrift beherrscht und auch an die Kinder weitergeben kann. Das ist in erster Linie die Schuld der Leute selbst. Ich bin zwar relativ liberal und politisch eher Mitte links wenn man so will... aber wer so integrationsresistent ist sollte sich vielleicht eine andere Bleibe suchen.
 
@Nightmare25: Um es in zwei Worte zu fassen: gescheiterte Integration.
Merkel hat ja schon vor Längerem zugegeben, dass MultiKulti gescheitert sei. Wenn selbst die Politiker es zugeben mit ihrer verzögerten Öffentlichkeitsreaktion, dann ist es definitiv so.
Wenn man in Österreich die Nachrichten auf DEM österreichischen Sender mittlerweile auch in türkisch sendet, dann ist das das genau Gegenteil von Integration und genau der Grund für das, was Du gepostet hast.
Ich bekomme mittlerweile vor allem einen erhöhte Blutdruck und das Verlagen wem an die Gurgel zu springen (^^) wenn irgendwer von funktionierender Integration spricht... sowas regt einfach auf.
Also stell Dich besser nicht auf eine Besserung der Situation ein!
Es gibt schließlich Gegenden, da muss man sich als dort eigentlich Heimischer in das Immigranten-Umfeld integrieren. :freak:

MfG, Thomas
 
MikeBe schrieb:
Da ist doch eher der Wunsch der Vater des Gedankens.
Das hätte ich doch gern etwas genauer veranschaulicht.
Auch interessant, wie du dich jetzt an jedem Rechtschreibfehler aufspielet. Und Mobiltelefon statt Handy - ich bitte dich (Das letzte Mal als ich das gehört habe, hatte es die NPD verlangt...). Ich bin kein Sprachwissenschaftler, aber anderes Beispiel: Nennst du ein Smartphone auch Mobiltelefon? Ein Grund der sprachlichen Entwicklung und der vielen Anglizismen liegt schlichtweg darin, dass das deutsche Vokabular dem englischen unterlegen ist. Das macht unsere Sprache ineffizienter, denn ein Smartphone hat neben einem gewöhnlichen Handy andere und neue Eigenschaften. Man kann sich demnach wesentlich differenzierter und präziser ausdrücken. Ja, du könntest es auch "Schlaues-Mobiltelefon" nennen, aber die Allgemeinheit verwendet nunmal den Begriff "Smartphone", sodass "Schlaues-Mobiltelefon" eher Verwirrung stiftet. Zudem sind engl. Begriffe normalerweise kürzer als deutsche, was der Informationsdichte eines Satzes zugute kommt.

jediric schrieb:
Gesellschaft, Integration, Erziehung, nicht Twitter.
Lieber sollte der jungen Generation beigebracht werden, was für Chancen diese in der Welt haben.
Motivation zur Selbsterkenntnis und Selbstförderung.
Sehr schön gesagt. DAS und nichts anderes ist derzeit das größte Problem, in unserer kranken Leistungsgesellschaft. Überall heißt es, die Jugend ist so schlecht, schneidet unterirdisch bei PISA ab, und die Handwerkskammern bekommen ja nur noch "Müll" ab.
So fördert man bestimmt das Selbstwertgefühl vor allem von Schülern mit Integrationsproblemen. Die Folge ist, dass wir in Akademikerkreisen Turbostudenten haben, welche glauben mit 23 (ja wer jetzt Abi macht und direkt danach studiert, kann seinen Master mit 23 machen) eine Abteilung leiten zu können und mehr davon haben den Stoff auswendig zu lernen, statt zu lernen wie man lernt und ein komplexes System versteht, und einen vollkommen perspektivlose Mitte, die gar nicht weiß, was sie mit ihrer wertlosen mittleren Reife in dieser Welt anfangen soll.
 
Mir lässt es wirklich keine Ruhe, dass hier weiterhin - ohne jegliche datenbasierte Quellenangabe! - von Analphabetenraten in Deutschlands jugendlichen Klassenzimmern in Größenordnungen um 15% ausgegangen wird. Das ist Blödsinn!
Wir erinnern uns: Es geht hier um den Vorwurf, dass Medien wie Twitter - die hauptsächlich von Jugendlichen genutzt werden - zu einer hohen Rate (funktionaler) Analphabeten beitragen. Gucken wir uns also genau diese beiden Aspekte an: Die Analphabetenrate unter Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen und die Nutzung von Twitter.

Analphabetenrate unter Jugendlichen
Mit Abstand am validesten sind die Zahlen der PISA-Erhebungen. PISA hat ein theoretisch fundiertes, mit Daten validiertes, reliables Kompetenzstufenmodell. Erhoben wurden 2009 die Kompetenzen der 15-Jährigen - die sind heute 17-18 Jahre alt und genau die "Zielgruppe" der News.
Das 2009er-PISA-Modell formuliert Lesekompetenz als die Fähigkeit, "geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen, über diese zu reflektieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen (engaging with written texts), um die eigenen Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiterzuentwickeln und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen."

das Modell geht aber noch viel weiter und gliedert die Kompetenz in Stufe 1-6, wovon die Basisstufe 1 noch einmal aufgeteilt ist:
Stufe 1b, niedrigste Stufe: Bei Aufgaben dieser Stufe muss in einem kurzen, syntaktischen einfachen Text aus einem gewohnten Kontext, dessen Form vertraut ist, z.B. in einer einfachen Liste oder Erzählung. eine einzige, explizit ausgedrückte Information lokalisiert werden, die leicht sichtbar ist. Der Text enthält in der Regel Hilfestellungen für den Leser, wie Wiederholungen, Bilder oder bekannte Symbole. Es gibt kaum konkurrierende Informationen. Bei Aufgaben vom Typ Kombinieren und Interpretieren müssen einfache Zusammenhänge zwischen benachbarten Informationsteilen hergestellt werden.
Stufe 1a, zweitniedrigste Stufe: Für Aufgaben dieser Stufe müssen in einem Text zu einem vertrauten Thema eine oder mehrere unabhängige, explizit ausgedrückte Informationen lokalisiert, das Hauptthema oder die Absicht des Autors erkannt oder ein einfacher Zusammenhang zwischen den im Text enthaltenen Informationen und allgemeinem Alltagswissen hergestellt werden. Die erforderlichen Informationen sind in der Regel leicht sichtbar, und es sind nur wenige bzw. keine konkurrierenden Informationen vorhanden. Der Leser wird explizit auf die entscheidenden Elemente in der Aufgabe und im Text hingewiesen.


Ich würde sagen, dass wer Stufe 1b erreicht hat, per definitionem kein funktionaler Analphabet ist.
Weniger als 2% der deutschen teilnehmenden Schüler erreichen nicht die Stufe 1b! Erhöhen wir unsere Anforderungen und verlangen von unseren Schülern das Erreichen der Stufe 1a, sind es immer noch weniger als 6% der Jugendlichen, die die Stufe nicht erreichen. Natürlich, 6% sind 6% zu viel - aber das ist weit entfernt von den angeblichen 15%.
Fazit: <2-6% - und keine 15 oder gar 20!

Quellen:
Allgemeine Pisa-Ergebnisse
Verteilung der Lesekompetenz-Stufen
PISA 2009 Lesekompetenzstufen-Modell



Twitternutzung
Hier finde ich es schwierig, an verlässliche Daten zu kommen, weil dank der rasanten Entwicklung restlos alle wissenschaftlichen Artikel aus peer-review Zeitschriften am Tag der Veröffentlichung hoffnungslos veraltet sind. Laut ziemlich aktuellen Zahlen der webevangelisten gibt es rund 500.000 "aktive" deutschsprachige Twitter-Accounts. Mit eingeschlossen sind da aber auch Accounts aus Österreich, der Schweiz, usw. Außerdem kamen die webevangelisten in einer etwas älteren Umfrage von Ende 2009 zu dem Ergebnis, dass die meisten deutschsprachigen Twitteraner hoch gebildet sind.
Am zuverlässigsten dürften noch die Zahlen der ARD-ZDF-Onlinestudie (2011) sein: Dort ist zu lesen, dass 3% der Deutschen Twitter zumindest gelegentlich nutzen. Schaut man sich nur die 14-17-Jährigen an, sind es 7%. Wie viele in dieser Teilgruppe wie häufig twittern oder tweets lesen, steht leider nicht in der Studie, aber in der Gesamt-Online-Bevölkerung nutzen zwei Drittel Twitter seltener als 1x pro Monat. Bei uns am Fachbereich läuft gerade eine Replikationsstudie, die das Nutzungsverhalten von Online-Usern (natürlich inkl. Twitter) detaillierter untersucht.
Fazit: Nur 7% der Jugendlichen nutzen Twitter überhaupt, und von denen wahrscheinlich grob zwei Drittel seltener als 1x pro Monat. Die meisten Nutzer sind hoch gebildet. Wer auf Basis dieser Datenlage ernsthaft behauptet, Twitter würde in Deutschland ein ernsthaftes Problem für die Sprache darstellen, hat imho nicht mehr alle Tassen im Schrank.


Unterm Strich bleibt, dass es in Deutschland unter Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen eine geringe Analphabetenrate gibt, eine leicht überdurchschnittliche Lesekompetenz im weltweiten Vergleich, und dass Twitter definitiv nicht schuld an den grob 5% jugendlichen funktionalen Analphabeten ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Achja, 20 % der Jugendlichen sind also Analphabeten? Interessant, wenn man weiß, dass 30% der Jugendlichen einen Migrationshintergrund haben (www.bji.de/bibs). Das soll beileibe nicht heißen, dass diese alle kein Deutsch können, aber den Einfluss derer, die die deutsche Sprache eben nicht gut beherrschen, würd ich mal als bedeutend größer bewerten, als den eines eines Satzfetzenmonsters wie Twitter.
 
Zurück
Oben