Hallo alle zusammen
Hier mal ein Lehrer (Grundschule) und seine Sicht auf das Ganze:
@RedGunPanda: Auch Musik-, Kunst- und Sportunterricht sind wichtig für die Bildung (sowohl allgemein- als auch speziell), aber eine Diskussion darüber würde den Rahmen wohl sprengen. Diese sollten nicht abgeschafft werden, damit die Schüler und Schülerinnen (SuS) Informatikunterricht bekommen. Da könnte man auch wieder fragen, braucht man das alles, was man da lernt.
Aber natürlich hast auch du Recht, Medienbildung und generell ein geübter Umgang mit digitalen Medien ist in der heutigen Zeit unabdingbar. Lösung (wie ich sie auch versuche zu praktizieren) ist es, dass digitale Medien in den Musik- und Kunstunterricht integriert werden. Bei mir sollen die SuS dann halt in Musik (bin Musiklehrer) mit meiner Hilfe ein komplettes Musikvideo erstellen. Oder Referate können mit PowerPoint gestaltet werden. Und den Umgang mit den Programmen lernen sie dann (soweit das bei der beschi.... Ausstattung an unserer Schule möglich ist) im Unterricht.
Zum Rest:
Also ich kann hauptsächlich von meiner Schule reden, bin da auch mit einem Kollegen für alles was mit Computer zu tun hat zuständig. Die Ausstattung ist grauenhaft. Wir haben zwar jetzt unseren Computerraum ausgestattet mit 24 Rechnern, aber unser Server spinnt regelmäßig und wir können dann spontan die Computer nicht benutzen. Geplanter Unterricht wird dann lustig
Ehe die dafür zuständige IT-Firma dann das Problem gelöst hat, vergehen schon mal ein paar Tage. In der Zeit ist also nichts mit Computern. Tablets sind gefühlt aus dem vorletzten Jahrzehnt, uralte lahme Krücken. Und die hat nicht mal die Schule direkt bekommen, sondern das ging über ein extra Begabtenförderungsprogramm.
Internetleitung ist lahm, besonders, wenn man im Klassenverbund mal mit Streamingmedien arbeiten möchte.
Also insgesamt sehr bescheidene Ausstattung
Aber jetzt soll ja alles besser werden mit dem ach so tollen Digitalpakt. Kollege und ich stundenlang hingesetzt und ein Medienkonzept für unsere Schule geschrieben. Das muss jede Schule alleine machen. Der Träger möchte ja wissen, wofür man ein Computer oder ein Smartboard braucht. Naja gibt es ja wirklich 1000 Sachen, also reingeschrieben. Fragen uns nur wofür wir das jeder für uns machen sollten. Da ja die Antworten eigentlich bei allen Schulen sehr ähnlich sind. Aber unsere Bürokratie halt.
Und was ist rausgekommen? Also unseren Plan haben wir Anfang des Jahres relativ schnell abgegeben. Und passiert ist bis jetzt nichts. Überhaupt nichts. Und es gibt auch noch keine Termine. Schön, dass x Milliarden € zur Verfügung stehen, wenn sie nicht abgerufen werden. Aber ja, das liegt auch am Träger, der bei uns aber sehr lahm ist.
Für uns aber sehr frustrierend.
Zum Thema HomeSchooling, etc.:
Bitte hört auf damit, dass die Lehrer und Lehrerinnen in Coronazeiten faul rumgesessen haben. Das ist genau so eine Verallgemeinerung wie "Alle Handwerker saufen ohne Ende". Natürlich gab es auch Lehrer/innen, die nicht viel gemacht haben. Aber es gab auch viele, da war das genaue Gegenteil der Fall und die haben sich den Arsch aufgerissen. Und die große Mitte (dazu zähle ich mich ehrlicherweise), die ähnlich viel gearbeitet haben wie sonst halt auch, nur von den Aufgaben her etwas anders verteilt.
Wir haben direkt nach Schulschließungen uns über Skype getroffen, um weiteres zu besprechen. Am Anfang zu dritt (von 18 Kollegen), ein paar Tage später waren wir schon deutlich mehr. Was kam dann? Datenschutz! Dürfen wir eigentlich Skype nutzen? Dürfen wir über WhatsApp miteinander kommunizieren? Nein! Was sind die Alternativen? Keine Anweisung vom Schulamt. Naja versuchen wir mal Jitsi, soll ja DSGVO-komform sein. Aber wirklich wissen können wir da nicht, ich bin kein Datenschutzexperte und meine Kollegen auch nicht (im Übrigen, was wir dürfen und was nicht kam 3!!! Monate nach Lockdown...).
Dann haben wir uns für ein Pilotprojekt zum Thema Schulcloud angemeldet, das ich wieder in meiner Schule mitbetreue. Funktioniert aber bis heute nur sehr unzuverlässig, und Unzuverlässigkeit ist das schlimmste was du dabei haben kannst, weil nicht nur du, sondern auch die SuS, die damit arbeiten sollen, wahnsinnig werden.
Und so lässt sich das wahrscheinlich noch Stunden weiterführen. Es ist schön (und das meine ich ehrlich), wenn es Schulen gibt, die jetzt IPads bekommen, das ist aber wirklich nicht die Regel. Lange Rede kurzer Sinn, es gibt wirklich viele Lehrer/innen, die wollen mehr digital lernen, mit der momentanen Ausstattung ist dies aber leider kein Mehrwert und sehr fehleranfällig und darum wird es nicht viel gemacht.
Liebe Grüße
Orionus
p.s. Es soll irgendwann ja im Rahmen der Coronahilfen ein Dienstlaptop geben, aber da weiß auch wieder keiner wann wo und wie das alles vonstatten geht. Es waren glaub ich 500€/Leher/in dafür vorgesehen. Wobei auch nicht klar ist, was alles von den 500€ bezahlt werden soll (Support, Versicherung, Weiterbildung, usw.)Ich befürchte, dass zentral dann irgendwas angeschafft wird (300€-Laptop), den wir dann benutzen sollen. Und in einem Computerforum brauche ich ja nicht mit näher darauf einlassen, was für eine Gurke man für das Geld bekommt. Wenns so sein sollte, wird der direkt an die Schule gespendet. Wenn das mal geht, da ja nicht für die Schule angeschafft, sondern für die Lehrer/innen. Und fremde Geräte darf man ja nicht ins Netzwerk mit einbinden...