Smartin schrieb:
ich zitiere mich mal selbst (#190)
...
Und Freiheit ist nicht nur die Möglichkeit etwas zu tun, sondern auch die Entscheidung darüber, ob und wann man es machen kann/will.
Bsp. in 90% oder vielleicht noch mehr der Tage habe ich immer den gleichen Weg, mein Weg zur Arbeit und zurück, zum Supermarkt etc. Wenn alle anderen Wege für mich gesperrt wären und ich nur den einen Weg nehmen dürfte, wäre ich objektiv nicht in meiner Freiheit eingeschränkt (ich kann ja jeden Tag genau da hin, wo ich hin muss). Aber mal ehrlich würdest Du Dich in so einer Welt wohl fühlen? Ich nicht ...
Freiheitseinschränkungen gibt es jede Menge. Stichwort (militärischer) Flammenwerfer, Waffenbesitz, selbst banales Lagerfeuer an einem steinigen Flussufer ist hier verboten.
In deinem Beispiel wäre es aber eher passend wenn nicht die Wege gänzlich gesperrt wären, sondern eben auf den meisten eine höchstgeschwindigkeit gilt. Wer schneller reisen will muss dann Bahn oder Flugzeug nehmen. Oder suborbitalflug XD
Der Knackpunkt ist dass das Bedürfnis mit seinem Auto auf öffentlichen Straßen schneller als 180 zu fahren kein besonders wichtiges ist, aber die entstehenden Risiken dabei eventuell hoch genug sind um eine beschränkung zu rechtfertigen.
Ich bin mir durchaus bewusst dass die meisten Unfälle in Ortschaften oder auf Landstraßen passieren, aber bei Tempo 80-100 hat man bei heutiger Sicherheitstechnik wenigstens noch eine Chance. Bei 200+ doch eher nicht mehr solange das auto sich nicht nur auf freier strecke dreht und bis auf reichlich gummi und etwas Lack auf der Straße nicht viel passiert ist. Üblicher dürfte aber eher eine Kollision oder ein Überschlag sein und dort ist die Geschwindigkeit ziemlich bedeutsam.
Das ist mehr die Sache mit 'eigene Freiheit endet da wo die Freiheit anderer anfängt' mit einem entsprechenden übergangsraum.
In einer Welt wo jeder alles darf weil er Lust darauf hat, bzw einfach weil er es kann würde ich mich nicht wohl fühlen. Dafür sind die Menschen im allgemeinen einfach weder nett noch rücksichtsvoll genug.
So als banales Alltagsbeispiel, ich versuche nicht zu dicht (oder zu schnell) mit dem Fahrrad an älteren Leuten oder Kindern, oder unaufmerksam wirkenden vorbei zu fahren, selbst wenn die gerade auf dem Radweg oder der Straße laufen. Warum sollte ich für einige Sekunden oder Minuten mich und andere unnötig gefährden? Zumal ein Unfall erheblich mehr Zeit kosten würde als ich damit sparen könnte. Selbst wenn ein Fahrradunfall eher selten tödlich ist und meist nur leichte Verletzungen nach sich ziehen würde. Kleines bisschen Freiheitsverlust meinerseits gegen eventuell erheblichen Freiheitsgewinn der anderen.
Ist das etwas so anderes? Oder wäre es in Ordnung zu sagen "Ich habe es eben eilig, selbst schuld wenn die nicht ausweichen."? Ich würde vermuten dass sich die Meinung dazu drastisch ändern kann, je nachdem wie alt und wie viel man zu Fuß unterwegs ist
pao1o schrieb:
Bist Du wirklich der Meinung, dass ein Gefängnisaufenhalt angemessener ist als ein Führerscheinentzug?
Wenn derjenige dann regelmäßig ohne Fahrerlaubnis fährt ist das was anderes. Da sind wir doch aber nicht mehr im Bereich der "normalen" Geschwindigkeitsüberschreitung.
Ein Schwarzfahrer geht btw nur ins Gefängnis wenn er die Geldstrafe nicht zahlt (und wird bei uns in Berlin vorzeitig entlassen, weil die Gefängnisse voll sind).
Wir haben immer noch den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in Deutschland. Oben geäußerte Forderungen sind einfach nur polemisch. Dass harte Strafen nicht unbedingt zielführend sind kann man in den USA sehen.
Da hast du einen Punkt. Den Führerscheinentzug habe ich doch tatsächlich vergessen >.>
Radfahrer ohne Führerschein, da hab ich sowas nicht so auf dem Schirm ^^'
Also ja, damit ist der Gefängnisaufenthalt überflüssig bis jemand auch danach weitermacht, oder eben strafrechtlich relevanten Mist baut.
StGB § 315b und
StGB §315c zum Beispiel können und sollen denke ich mal auch direkt zu einer Freiheitsstrafe führen können.
Inwiefern reines zu schnell fahren darunter fallen kann geht zumindest nicht deutlich daraus hervor. Aber 315b 1.3 könnte das mit einschließen.
Ich zumindest würde das bei sehr hoher Geschwindigkeit bei unpassender Verkehrssituation oder schlecht einsehbarer Strecke genau prüfen. 180 ist noch grauzone, aber so ab 250 würde ich langsam davon ausgehen dass bei zwei Spuren jeder andere den man innerhalb von weniger als einigen Sekunden passiert einer zu viel ist, ebenso wie engere Kurven (ich denke es gibt durchaus Autobahnkurven die dann langsam eng werden was die Sicht angeht) und besonders Kuppen. Bei 300 sollte man schon wirklich gut sichtbar freie Bahn haben und nicht mit 180 km/h differenz an den Leuten auf der rechten Spur vorbeirauschen.
Aber keine Ahnung wie das tatsächlich gehandhabt wird. Knackpunkt ist dass es nicht reicht nur die eigene Situation im Straßenverkehr zu betrachten, sondern auch die Auswirkungen auf die anderen.